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Im Test! Gran Turismo 6

Die PlayStation 3 nähert sich langsam aber sicher ihrem Lebenszyklusende, doch Sony kann sich glücklich schätzen, dass noch einige Highlights für diese Konsole erscheinen. Dazu zählt auch Gran Turismo 6, das überraschenderweise nicht für die neuere PlayStation 4 erscheint. Ob das Spiel eine lohnenswerte Anschaffung oder nur ein glorifiziertes Update ist, erfahrt ihr in unserem Test.

Von 0 auf 100

Gran Turismo 6 und die PlayStation – das ist eine Liebesgeschichte, wie man sie sich nur vorstellen kann. Für Sony waren die Spiele der Gran Turismo-Reihe, vom japanischen Studio Polyphony Digital, wichtige Demonstrationen der grafischen Kapazitäten ihrer Konsolen. Als Gran Turismo 1 im Jahre 1998 für die PlayStation 1 erschien, gab es zuvor kaum ein Spiel, das besser aussah. Man merkt also, dass Gran Turismo so stark mit der Marke PlayStation verknüpft ist wie kaum ein anderer Titel.

Ganz am Ende des Jahres 2013, in dem auch die PlayStation 4 erschienen ist, feiert Polyphony Digital mit einem weiteren Teil der GT-Reihe das Ende der PlayStation 3 und das 15-jährige Jubiläum des „Real Driving Simulator“. Die Entwickler haben viel Content aus dem Vorgänger übernommen und erweitert, so dass der gesamte Umfang mittlerweile ziemlich groß ist. Insgesamt gibt es zum Release sieben neue Strecken, die dadurch auffallen, dass sie sich sehr unterscheiden. Zu den neuen Strecken gehört zum Beispiel der „Goodwood Hillclimb“. Diese Strecke wurde dem britischen Goodwood Festival of Speed nachempfunden.

Für Fans des Motorsports mag dies durch die Authentizität der virtuellen Kopie spannend sein, doch der Verlauf der Strecke ist sehr simpel und weniger atemberaubend. Viel spannender hingegen ist die Strecke „Matterhorn“. In der Umgebung der Alpen darf man hier auf Asphalt mit sehr starken Steigungen und Gefällen seine Wagen fahren. Neben dem sehr prickelnden Streckenverlauf zeichnet sich die Strecke durch eine schöne Optik aus, die einem Lust auf die Alpen macht. Insgesamt kommt der Titel auf 37 Strecken, eine sehr hohe Anzahl für einen Simulator. Zudem bieten Strecken nun auch Tag/Nacht-Zyklen. Aus der Abenddämmerung in die Nacht durch die Alpen zu fahren sieht einfach grandios aus.

Am wichtigsten sind aber natürlich die Autos selbst. Polyphony Digital hat nach eigenen Angaben etwa 1.200 Autos in Gran Turismo 6 reingesteckt. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Zwölfhundert! Allerdings sollte man sich nicht zu früh freuen. Wie schon im Vorgänger sind nicht alle Karren auf der selben Qualitätsstufe. Einige Boliden sind sehr hochauflösend und sogar das Innenleben wurde Polygon für Polygon dem Original nachempfunden. Das ist jedoch nicht bei allen Autos so, denn einige wurden sichtbar mit weniger Liebe für Details designt. Für Fahrzeug-Enthusiasten ist es dennoch atemberaubend, aus wie vielen Epochen und Ecken der Welt Fahrzeuge den Weg in das Spiel gefunden haben. Tüftler dürfen natürlich wieder unzählige Feintuning-Einstellungen nach eigenem Belieben ändern um die Wagen an die eigenen Fahrgewohnheiten anzupassen und die maximale Leistung aus den Karren zu ziehen.

Um das 15-jährige Jubiläum zu feiern, haben die Entwickler eine neue Serie mit dem Namen „Vision GT“ gestartet. Polyphony hat viele Autohersteller angesprochen, welche nun ein exklusives Auto designen, das es nur in GT6 zu fahren gibt. Zum Release ist allerdings nur der „Mercedes Benz AMG Vision“ verfügbar, welcher durch sein futuristisches Design besticht. Man darf gespannt sein, was für Wagen die anderen Hersteller für das Spiel designt haben.

Die Einzelspieler-Kampagne gestaltet sich ähnlich wie bei den Vorgängern, wurde jedoch ein wenig verändert. Man fährt wieder in Wettbewerben mit bestimmten Einschränkungen, um bessere Wagen und weiterführende Rennen freizuschalten. Nun werden allerdings Sterne gesammelt, die man in Rennen, aber auch in Rennmissionen, erspielen darf. Bei solchen Missionen soll der Spieler in einem bestimmten Wagen eine vorgegeben Rennsituation meistern. Zudem gibt es auch „Coffee-Breaks“, bei denen man lustigere Ziele verfolgen darf, wie das gezielte Umwerfen von Hütchen.

Zudem ist es wieder möglich auch online gegen Freunde Rennen zu fahren. Zum ersten Mal in der Geschichte der Reihe ist es nun möglich, In-Game-Währung mit echtem Geld zu kaufen. Somit muss man für den teuersten Wagen im Spiel etwa 150€ blechen. Allerdings bleibt einem natürlich die Alternative, die Währung zu „erspielen“. Polyphony Digital hat in diesem Feld das Spiel nicht so designt, dass es praktisch unmöglich ist, die teuren Wagen zu erspielen.

Natürlich ist es zeitintensiv, die besten Boliden freizuschalten, doch dafür sind die Glücksgefühle umso größer, wenn man dann endlich mal mit dem Mercedes GT Vision ein paar Runden drehen darf. Falls man jedoch besonders ungeduldig ist, hat man die Option, die Autos mit echtem Geld freizuschalten. Doch es bleibt fraglich, welche Menschen dies tun werden. Keine normale Privatperson bezahlt 150€ für ein virtuelles Auto. Allerdings sei auch gesagt, dass die meisten Wagen für einem Preis von etwa 1€ erkauft werden können.

Mehr Schein als Sein?

Die Marke Gran Turismo steht vor allem für ein schickes Design. Kein anderes Spiel legt so viel Wert auf elegante Präsentation. Jeder Menü-Bildschirm ist ein Kunstwerk für sich. Besonders im Foto-Modus kann man sich an den Designs vieler Wagen ergötzen. Doch wie viel Spaß macht das Fahren an sich? Leider gestaltet sich das eigentliche Hauptevent eines Rennspiels in diesem Fall ein wenig unspektakulär. Zuerst einmal soll bemerkt werden, dass das Handling der Autos sehr präzise nachempfunden wurde. Fast jeder Wagen hat ein eigenes Handling, was vor allem mit einem Lenkrad als Controller bemerkbar werden sollte.

Der Spieler muss sich an seinen Wagen anpassen um die schnellsten Zeiten auf der Strecke zu erreichen. So macht es also besonders viel Spaß, im Zeitrennen beste Rundenzeiten zu erreichen. Leider gilt dies nicht für die Rennen gegen die KI. Die gegnerischen Fahren agieren nicht agil, sondern fahren starr. Besonders ärgerlich ist, dass die KI langsamer fährt, wenn der Spieler weiter hinten liegt. Das Spiel soll doch die Realität widerspiegeln! Zudem fehlt in Gran Turismo 6 wieder ein richtiges Schadenmodell. Zwar können die Autos oberflächlich Schaden nehmen, doch ein echtes Schadenmodell wie beim direkten Konkurrenten „Forza“ fehlt. Wer also nach einem spaßigen Multiplayer-Rennspiel sucht, ist hier fehl am Platz.

Wie schon erwähnt wurde ist die grafische Präsentation des Spiels an sich sehr elegant. Doch an einigen Stellen macht das Spiel einen unfertigen Eindruck. So fallen einem während eines Rennens öfters die verpixelten Bäume auf. Es kann nicht sein, dass im Jahre 2013 die Bäume den Entwicklern Schwierigkeiten bereiten. Merkwürdig ist weiterhin ein Interlacing-Effekt, der den sonst guten grafischen Eindruck mindert. Im Vergleich zum Vorgänger konnten die Entwickler insgesamt das grafische Niveau nochmals ein wenig erhöhen. Besonders fallen einem die neuen, schönen Rendering-Effekte auf, die leider zu leichten Framerate-Einbrüchen führen. Sonst läuft das Spiel stabil auf einer Auflösung von 1080p.

Automobil-Experten werden sich über die authentischen Motorensounds vieler Karren freuen. Die Entwickler um Kazunori Yamauchi haben viel Wert auf den richtigen Sound der Wagen gelegt. Zudem wurde dem Spiel ein sehr umfangreicher Soundtrack spendiert. Aktuelle Interpreten wie Nine Inch Nails, CHVRCHES oder Boyz Noize unterlegen die Rennen im Spiel. Es wurden also nicht nur unauffällige Standard-Stücke eingebaut, denn die Produzenten haben anscheinend darauf wert gelegt, hippe und moderne Musik im Spiel zu implementieren. Daumen hoch!

Fazit

Es bleibt fraglich, ob es eine gute Idee war, Gran Turismo 6 für die PlayStation 3 zu veröffentlichen. Zwar bietet der sechste Teil der traditionsreichen Reihe viele neue Strecken und Autos, doch viel mehr als ein Content-Update mit einer erneuerten Engine ist das Spiel nicht.

Fans der Reihe werden nicht darum herumkommen, sich diesen Titel anzuschaffen. Wer jedoch schon vorher nichts mit Gran Turismo 5 anfangen konnte, der wird auch mit dem sechsten Teil keinen Spaß haben. Es ist jedoch erstaunlich, mit was für einer Grazie Polyphony Digital es schafft, ein stilhaftes Rennspiel zu kreieren.

Wir freuen uns trotzdem schon auf das nächste Gran Turismo für die PlayStation 4!

Story: Nicht vorhanden. Zumindest gibt es im Spiel viel Text zu den Geschichten der verschiedenen Wagen.

Grafik: Viele der Autos sind aufgrund des liebevollen Designs schön anzusehen, das gleiche gilt für die Strecken. Aber nicht alles ist auf Top-Niveau.

Sound: Authentische Motorensounds und ein moderner Soundtrack hinterlassen einen guten Eindruck.

Gameplay: Realistisches Handling mit viel Finesse prägen das Gameplay. Aufgrund der starren KI gestalten sich die Rennen leider eher langweilig.

Sonstiges: Ein großer Umfang sorgt für lang anhaltende Unterhaltung, zudem gibt es einige interessante Spielmodi und einen Online-Modus.

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