„Waaas, du hast Wind Waker noch nicht gespielt?!“ – so prasselte es in meiner Twitter-Timeline nach meinem Geständnis auf mich ein. „Unbedingt nachholen„, riet man mir, bevor eine kleine Diskussion darüber entbrannte, welches das beste Zelda-Spiel aller Zeiten sei. Ich tat es, ich holte es nach. Denn mit The Legend of Zelda: The Wind Waker HD für die Nintendo Wii U gibt man mir den besten Anlass!
Das HD-Remake ist also für mich keine Remake-Erfahrung, sondern eine Ersterfahrung. Kein Beinbruch, denn Wind Waker ist über zehn Jahre alt. Alt genug – einige Leser dürften da gerade in der Grundschule gewesen sein. Und selbst wenn sie schon älter waren, den GameCube hat damals bekanntlich auch der ein oder andere ausgelassen.
Ich stürze mich also ins Abenteuer, das mich zunächst auf eine träumerische kleine Insel verschlägt, die gar nicht abenteuerlich anmutet. Ich lerne mehr über eine alte Legende und einen grüngekleideten Helden. In dessen Erinnerung bekommen Jugendliche noch heute an ihrem Ehrentag ein grünes Gewandt überreicht. Schnell bekomme ich Gelegenheit, in das traditionsreiche Outfit hineinzuwachsen, denn meine Schwester wird von einem riesigen Vogel erst in den Wald verschleppt und schließlich entführt. Noch auf der kleinen Insel lerne ich in Windeseile die ersten Schwerttechniken. Weil es sich hier um ein recht altes Nintendo-Spiel handelt, fallen die Einführungskurse angenehm knackig aus.
Als zufällig ein Möchtegern-Piratenschiff anlegt, nehme ich die Gelegenheit wahr und begebe mich auf die Suche meiner Schwester. Das erste Mal spüre ich den Wind in den Segeln, ein Gefühl der Freiheit, dem ich trotz ausgedehnter Meeresfahrten in den nächsten 25 bis 35 Stunden nicht überdrüssig werde.
Vorab schon habe ich gehört, dass ich in Zelda: Wind Waker HD sehr viel Zeit auf dem Meer zubringen werde. Ich hatte die Befürchtung, dass mich das langweilen wird. Aber Wind Waker HD lebt davon. In 7 x 7 Felder ist das Meer aufgeteilt. Und jedes Feld beherbergt nicht nur eine – mal große, mal kleine – Insel, sondern auch Fische, Gegner und Minispiele.
Rechenkünstler wissen schnell: 49 Inseln wollen bereist werden. Und bei jeder kleinen Insel hat man das großartige Gefühl, der Erste zu sein. Zelda: Wind Waker HD gibt mir eine ganz seltsame Stimmung, die ich glaubte, irgendwo in meinen kindlichen N64-Zeiten liegen gelassen zu haben. Es ist schwer zu beschreiben, aber in diesem Moment bin ich froh, Wind Waker nicht in meiner Jugend gespielt zu haben. Denn so kann ich es jetzt das erste Mal erleben.
Als ich mit fortgeschrittener Spielzeit meinen eigenes Schiff, den Roten Leuenkönig erhalte und mir dazu ein Segel ersteigere, mit dem ich schneller reisen kann, bin ich endgültig frei. Das Segel zur Schnellreise ist übrigens eine Neuerung in Wind Waker HD. Spielt man nicht aufmerksam genug, kann man es verpassen. Dann ist man auf die Windrichtung angewiesen, die man mittels Taktstock und Musik ändert, und segelt weitaus langsamer. Das neue Segel scheint mir eine absolut sinnvolle und notwendige Ergänzung zu sein.
Nach und nach bereise ich Inseln. Manche sind klein und auf fast jeder Insel gibt es eine unerreichbare Stelle und natürlich ein Geheimnis. Viele Inseln werde ich später wieder besuchen müssen, denn mit meiner derzeitigen Ausrüstung ist noch nichts zu holen. Auf größeren Insel warten seltsame Völker darauf, dass ich sie kennenlerne. Und nach und nach rutsche ich in die Dungeons und tiefer in die Geschichte. Zwischendurch bleibt aber immer genug Zeit, Insel zu erkunden und Minispiele zu spielen. Die paar Minuten wird das entführte Schwesterherz wohl haben.
Die Dungeons sind in typischer Zelda-Manier gestaltet. Anfangs überschaubar und mit einfachen Rätseln, später größer und mit durchaus knackigeren Rätseln. Frustrierend wird es sicherlich nie, dafür sorgen auch die Monster, die wie so oft nur Makulatur sind. Nur selten wird es hektisch. Herzteile sammeln ist nicht nötig, zum Überleben reichen die Herzteile, die man zufällig findet und die man von Endbossen erhält. Die Endbosse sehen super aus, und das ist offenbar auch ihre Hauptaufgabe. Mit der richtigen Taktik sind sie schnell besiegt. Und trotzdem macht es immer Spaß, selbst gegen die unterlegensten Gegner zu kämpfen.
Im Inventar befinden sich neben einigen altbekannte und verdienten Items der langjährigen Abenteuer auch einige neue Gegenstände. Zuerst natürlich der bereits angesprochene Taktstock, der sozusagen die Ocarina ersetzt. Er öffnet Türen, kann die Windrichtung ändern oder lässt uns in den Geiste von Möwen schlüpfen.
Neu ist ein Blatt, mit dem man kurze Zeit schweben kann. Unglaublich, welche Möglichkeiten diese kleine Flugeinlage eröffnet. In speziellen und späteren Dungeons sind Link außerdem Begleiter zur Seite gestellt, ohne deren Hilfe man viele Rätsel nicht lösen kann. Eine erfrischende Abwechslung zum „Dungeon-Item“, obwohl die Begleiter letztlich im Prinzip genau das sind. Allerdings haben sie im Gegensatz zu Gegenständen eine eigene Geschichte!
Besonders die letzten beiden Dungeons machen so richtig Spaß, sind aber auch ein wenig fordernd. Als ich mich dann dem vermeintlich letztem Dungeon nähern, überraschen mich die Entwickler plötzlich mit einer Triforce-Suche. Was sich ein wenig wie eine künstliche Streckung anhört, soll wohl auch genau das sein. Ich werde quer über die riesige Karte geschickt, muss Rubine sammeln was das Zeug hält und Fundorte der Triforce-Splitter herausfinden. Eine Karte führt zur nächsten Karte. Ein kleiner Schandfleck, der mich fast vergessen lässt, wie viele unbeschwerte Stunden ich auch dem Ozean zugebracht habe. Als Nebenquest hätte das Spaß gemacht, aber mit Zwang unterlegt gibt es einen bitteren Beigeschmack. Ein Glück, dass Nintendo diesen Schandfleck deutlich entschärft hat. Statt acht müssen nur noch drei Triforce-Splitter aufwendig gesucht werden, die anderen gibt’s fast nebenbei. Im Original muss das für ungeduldige Links eine Qual gewesen sein.
Optisch zeigt sich Wind Waker im damals umstrittenen Cel-Shading Look. Dieser Grafikstil passt wunderbar zum Spiel und ist überhaupt kein Rückschritt zu realistischer Optik. Im Gegenteil, durch die Comicgrafik kann Link so viele Emotionen zeigen, wie es vielleicht selbst aktuelle Videospiele nicht schaffen.
Ansonsten besticht Wind Waker HD natürlich mit schärferen Texturen und satteren Farben als das Original. Der direkte, gespielte Vergleich fehlt mir, aber für die HD-Version gilt, das Wind Waker einfach toll aussieht. 1080p Auflösung und 60 fps zollen allerdings in einigen wenigen Situationen ihren Tribut und es kommt zu leichten Rucklern. Überschaubar, aber man muss es erwähnen.
Drei große Neuerungen sind damit bereits angesprochen worden. Das Schnellreise-Segel, die entschärfte Triforce-Suche und natürlich die HD-Optik. Ansonsten beschränkt sich Nintendo auf das Nötigste. Gesteuert wird mit Wii U GamePad oder Pro Controller. Zelda: Wind Waker HD kann zudem nur mit dem GamePad und ohne TV gespielt werden. Dann muss man allerdings in die Tiefen des Menüs eintauchen. Beim Spielen am TV dient das GamePad als Inventarverwaltung. Die offensichtlichste Nutzung des Geräts.
Viel mehr Aufwand hat man nicht betrieben, stattdessen wurde ein Feature namens Tingle Tuner sogar weggelassen. Einst konnte man so eine Verbindung zum GameBoy Advance herstellen und gemeinsam mit einem Freund auf Schatzsuche gehen. Tingle gibt es natürlich trotzdem noch. Er überreicht uns nun die Flaschenpost als Ersatz. Mit ihr kann man Nachrichten an andere Links senden, welche die dann im Spiel finden. Bereits vorab ausgiebig vorgestellt wurde der Hero Mode. Hier findet man keine Herzen mehr in der Landschaft und Gegner richten doppelten Schaden an.
Wind Waker HD ist großartig
Es ist schwer, Zelda: Wind Waker HD zu bewerten. Ganz sicher muss schon das Original für viele Fans ein großartiges Spiel gewesen sein. Wind Waker HD ist nicht weniger großartig. Viele Stunden lang fühle ich mich wie ein großer Abenteurer. Erst ganz zum Ende des Spiels bekommt diese Erfahrung einen kleinen Dämpfer durch die Triforce-Suche, die Nintendo im HD-Remake allerdings deutlich entschärft hat.
Die sinnvollste Änderung neben der HD-Optik ist wohl das Schnellreise-Segel. Eine kleine, aber feine Änderung, die zeigt, dass Nintendo mit dem HD-Remake nichts neu machen wollte, sondern lediglich die kleinen Schnitzer des tollen Originals flicken wollte. Die Comic-Grafik macht Wind Waker zeitlos.
GameCube-Verschmäher haben ihre zweite Chance. Welch Ironie des Schicksals, dass auch die Wii U (bislang) nicht zu den Kassenschlagern gehört und Wind Waker HD manchem Videospieler eventuell ein zweites Mal entgeht. Ich hoffe, das passiert euch nicht.
Story: Nicht episch, aber fesselnd genug für ein Zelda.
Gameplay: Hier gibt es im Prinzip keine Punktabzüge!
Grafik: Die Cel-Shading Optik passt wunderbar in die Wind Waker Welt.
Sound: Ein Mix aus bekannten und neuen Melodien; irgendwo zwischen perfekt und unauffällig.
Sonstiges: Die Änderungen des Remakes beschränken sich auf das Nötigste. Was getan wurde, ist durch und durch sinnvoll. Die HD-Optik weiß zu überzeugen.