von Lobo
Ni No Kuni ist in vielen Läden bereits ausverkauft und auch die Wizard Edition zum Spiel ist in sämtlichen Onlinemarkthäusern vergriffen. Bevor ihr diesen Artikel fehlinterpretiert: Mir ist die allgemeine Haltung Reklamerummeln und hohen Verkaufszahlen gegenüber egal, denn ich halte den aktuellen Hype um Ni No Kuni für lange überfällig – und wichtig.
Das Thema mit dem Hype kommt immer wieder auf und betrifft nicht nur ein Spiel wie Ni No Kuni. Ein weiteres Beispiel für „überhypte“ Titel stellt The Walking Dead von Telltale dar. Im verganenen Jahr erschien das Spiel mit fünf Episoden, welche man sich online über Steam, PlayStation Network oder Xbox Live herunterladen konnte. Das Erfolgsrezept war in diesem Fall relativ einfach: Man nehme sich die Lizenz für eine erfolgreiche Comic- und Fernsehserie, mache daraus ein Spiel und lässt Gamer auf der ganzen Welt durch die Zeitverzögerung, die durch das Warten einer neuen Epsiode entsteht, diskutieren. Das macht ein Spiel nicht unbedingt schlecht. Im Fall von The Walking Dead haben wir sogar einen der besten Lizenztitel der vergangenen Jahre, der nicht nur das Genre des Point-and-click Adventures zu neuem Glanz verhelfen konnte, sondern auch den Ruf von herunterladbaren Spielen und Inhalten aufpoliert hat.
Der bittere Nachgeschmack, der mit dem Wort Hype einhergeht, sorgt immer wieder für Diskussionsbedarf. Auf Twitter und anderen Plattformen lese ich immer wieder Kommentare wie: „Ist das Spiel echt so gut? Glaube der Hype ist unberechtigt“, oder „Boah, mir geht der Hype um XYZ so auf die Nerven. Spielt XYZ doch alleine in eurem Keller!“. Dabei fällt den meisten Leuten, die solche Dinge schreiben, eine Sache nicht auf. Sie sind zu dem geworden, das sie nie werden wollten: Zum alles verabscheuenden Hipster.
Die Grundeinstellung, ein Spiel nicht zu spielen, weil es beliebt ist, bleibt mir ein Rätsel. Vielleicht erhofft sich der ein oder andere für seine rebellische Einstellung innerhalb seines Twitter- und Facebooknetzwerkes, gelobt zu werden. Vielleicht fehlt es manchen aber auch einfach an genug Objektivität. Hat so jemand gerade seine eigene Meinung in die Welt posaunt, oder doch nur einen weiteren coolen Satz in seiner Timeline eingebaut? Hat ein Spiel wie The Walking Dead oder Ni No Kuni nicht zumindest ein Anspielen verdient, bevor man sich der kleinen Prozentzahl an übereifrigen Zweiflern anschließt? Und Hölle, wo bleibt die faire Bewertung? Vielleicht gehe ich als Rezensent Spiele mit etwas mehr Abstand an, als jemand der nur aus der puren Freude heraus konsumiert, doch halte ich den Spruch „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“ auch hier für angemessen.
Dabei vergessen viele, wie wichtig so ein Hype sein kann. Wann wurde zuletzt ein Japano-Rollenspiel derart gefeiert, dass selbst die Öffentlich-Rechtlichen berichten und selbst Videospielmagazine, die sich lieber an gerngelesenen Call of Duty-Artikeln die Finger wund tippen, auch von Ni No Kuni begeistert sind? Hierbei geht es auch gar nicht um das Spiel an sich, sondern um das, was das Spiel ebnet. Nämlich weitere Chancen auf Lokalisierungen zu japanischen Videospielen, die es aufgrund ihres Nischendaseins im Westen schon immer schwer hatten.
Eine Lokalisierung zu Persona 2 Eternal Punishment für die PSP wird wahrscheinlich an den schwachen Umsatzzahlen des Vorgängers scheitern, während sich alte Fans von Persona 4 wahrscheinlich gerade aufregen, dass der vierte Teil der Reihe immer beliebter wird und damit zum Hype „verkümmert“. Anstatt sich also über die Beliebtheit eines einzelnen Titels zu freuen, geht es vielen gegen den Strich, dass ihr achso geliebtes Spiel vielen anderen gefällt und somit, wahrscheinlich, uninteressant für sie wird. Gegen den Strom zu schwimmen, nur um sich gegen einen Hype aufzulehnen, ist genau so stupide, wie der Kampf gegen Windmühlen.
Dennoch geht es scheinbar langsam bergauf. Tales of Graces f erschien letztes Jahr in unseren Läden, was schon fast an ein kleines Wunder grenzt. Und Tales of Xillia wurde bereits auch für dieses Jahr angekündigt. Wenn dann auch noch Tales of Xillia 2 zu uns herüberschwappt, weil sich der erste Teil gut genug verkauft hat, steht einer Zukunft mit akzeptableren Releasedates doch fast nichts mehr im Wege. Pokémon X & Y sollen weltweit am selben Tag erscheinen, damit sich alle Fans gleichermaßen auf ein neues Abenteuer freuen dürfen. Also, wenn das mal nicht fair ist. Ich zumindest hoffe, dass zeitgleiche weltweite Veröffentlichungen zu japanischen Videospielen keine Seltenheit bleiben. Vielleicht hilft ja der ein oder andere Hype dabei.
von Lobo
Das war erst der siebente Teil unserer Kolumnen-Serie. Wollt ihr eine Kolumne auf jpgames.de veröffentlichen und eure Meinung zu einem aktuellen Thema zur Diskussion stellen? Oder einfach nur loswerden? Gern! Meldet euch bei tony@jpgames.de!