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Im Test! Mugen Souls Z

TitelMugen Souls Z
Japan14. September 2023
Idea Factory
Nordamerika14. September 2023
Eastasiasoft
Europa14. September 2023
Eastasiasoft
SystemNintendo Switch
Getestet fürNintendo Switch
EntwicklerCompile Heart
GenresJRPG
Texte
Nordamerika
VertonungNordamerika Japan

Fast zehn Jahre mussten Fans der etwas anderen japanischen Videospielkultur darauf warten, Anime-Mädchen den Rücken zu schrubben. Mugen Souls Z erscheint ungeschnitten für Nintendo Switch und das ist auch so ziemlich das einzige Feature, das man erwarten kann. Grund zur Freude? Man weiß es nicht; mehr abgedrehte JRPGs für Nintendo Switch? Definitiv!

Mit Mugen Souls tritt Entwickler Compile Heart ganz offensichtlich in die Fußstapfen von Disgaea, bringt aber in puncto Kampfsystem den eigenen Touch mit ein. Bestimmt auch ein Grund, weswegen sich NIS America damals für das Publishing anbot, handelt es sich hier doch ganz augenscheinlich um geistige Geschwister. Für die ungeschnittene Version auf Nintendo Switch zeichnet sich allerdings nun Eastasiasoft verantwortlich.

Elden Ring Rectangle

Mugen Souls Z, in diesem Fall, ist das Sequel zu Mugen Souls und wirft hier alte bekannte Charaktere in eine neue Geschichte und möchte Spieler ebenso mit komplexem Kampfsystem und einem unmöglich hohen Level-Cap von 9999 an sich binden. Das und natürlich das besagte Abrubbeln der Anime-Mädchen sollen Mugen Souls Z zu einem bleibenden Erlebnis machen. Ob dies letztendlich gelingt, bleibt allerdings abzuwarten.

Der unangefochtene Gott ist zurück!

Lady Chou-Chou, die selbst ernannte, unangefochtene Göttin von sieben Welten ist zurück und stößt mit ihrer illustren Truppe auf einer interdimensionalen Reise auf weitere zwölf Welten, die es zu erobern gilt. Kaum entdeckt, wird ihr Raumschiff und gleichzeitige Behausung von Unbekannten angegriffen. Chou-Chou macht darauf ihrem Namen alle Ehre und verjagt die Eindringlinge ohne große Mühen.

Szenenwechsel auf eine der erwähnten Welten. Hier stößt die sogenannte Heldin Nao auf einen ungewöhnlichen Sarg, in dem eine ihr unbekannte Person schläft. Nach anfänglichen Gedächtnislücken entpuppt diese sich dann als ultimative Göttin der Welt und schließt sich der Heldin an. Ihr Ziel hierbei ist, die zwölf Welten wieder zusammenzuführen und die dazugehörigen zwölf ultimativen Götter in sich zu vereinen. Warum? Das weiß sie nicht so genau, aber was wäre ein JRPG auch ohne einen Protagonisten mit Amnesie.

Wie der Zufall es will, treffen die beiden kurze Zeit später auch auf Chou-Chou und ihren loyalen Sklaven Nummer 1, die relativ fix kurzen Prozess mit den beiden Reisenden machen. Chou-Chou macht die ultimative Göttin Syrma und Heldin Nao prompt zu ihren neuen Sklaven und verkündet, die zwölf Welten zu unterwerfen – ganz und gar nicht böse gemeint, natürlich. Besonderen Gefallen scheint Chou-Chou aber an Syrmas Sarg zu finden. Nach einigen Querelen wird sie prompt in diesen hineingezogen, was zur Folge hat, dass sie ihre unangefochtenen, unbeschreiblichen Kräfte verliert.

Zwölf Welten voller Narren

Neben der Kräfte verliert Chou-Chou ebenso einige Meter ihrer Körpergröße, was sie im weiteren Verlauf zur großen Lachnummer für jeden dahergelaufenen Charakter macht. Entschlossen, ihre Kräfte und vor allem ihren „ausgewachsenen“ Körper wiederzuerlangen, schließt sie sich Syrma an und das Abenteuer, die Kräfte der ultimativen Götter zu bündeln, nimmt seinen Lauf.

Im Laufe der Geschichte trifft die ungewöhnliche Truppe auf zahlreiche Bekannte und auch neue Gesichter. Das allerdings nur, wenn ihr Mugen Souls, also den Vorgänger, gespielt habt, ansonsten kommt man schnell mit haufenweise Charakteren in Berührung, die Chou-Chou in ihre Riege der Leibeigenen aufgenommen hat, aber neuen Spielern unbekannt sind. Das kann zwar teilweise recht verwirrend sein, sorgt aber dennoch für grenzwertig abgedrehte sowie unterhaltsame Dialoge und Situationen.

Auch wenn der Humor absolut Geschmackssache ist und nahezu jedes Anime-Klischee abgrast, sind die Interaktionen zwischen den Charakteren die Stärke von Mugen Souls Z, welche über eine flache Story, einfallslose Welten und unzählige Stunden Grind hinwegsehen lässt.

Achthundert Bazillionen Schaden

Die angesprochene Nähe zu Disgaea lässt bei einigen sicherlich schon die Alarmglocken läuten, denn wer Level 9999 und dementsprechend unnormal hohen Schaden erzielen möchte, der muss auch seinen Teil dazu beitragen. Grinding ist das Stichwort und das A und O in Mugen Souls Z. Eine Beschäftigung, für die man wohl geboren sein muss, vor allem, weil es hier so unglaublich anstrengend ist.

Für das Kampfsystem nimmt man viele Aspekte aus der Disgaea-Reihe und verbindet diese mit den rundenbasierten Kämpfen der neueren Neptunia-Teile. Im Detail sind das unter anderem Kristalle, die in den Kampfarenen verschiedene Statuseffekte hervorrufen, Link-Attacken und die Möglichkeit eigene Partymitglieder heranzuzüchten, gepaart mit der Räumlichkeit von Skills, die Entfernungen und Wirkungsbereiche mit einbezieht.

Als Bonus gibt man dem Ganzen noch eine gewisse Komplexität mit Spezialattacken, welche bestimmte Voraussetzungen verlangen; das Umwandeln von Gegnern in sogenannte Sklaven und das dazugehörige Sammeln dieser, um bestimmte Angriffe zu stärken, und, und, und. Bezieht man hier nun noch das Min-Maxing der Stats und die Möglichkeit Gegenstände und Skills ebenfalls aufzuleveln mit ein, ist Verwirrung garantiert. Da gehört schon eine gewisse Leidenschaft dazu.

PP goes up!

Ein wichtiger Bestandteil unter anderem der Kämpfe ist das Umwandeln von Gegnern in sogenannte Sklaven. Alles und jeden zum Sklaven zu machen ist Chou-Chous Ding und die ultimative Göttin Syrma, schusselig und gutmütig, wie sie ist, beugt sich den Vorlieben der Miniatur-Chou-Chou. Diese nutzt Syrma nämlich seit ihrer ungeplanten Verkleinerung als Transportmittel und unliebsamer Symbiont in den Haaren der Göttin.

Der Umwandlungsprozess läuft wie folgt ab: Gegner haben eine bestimmte Affinität zu gewissen Persönlichkeiten. Diese werden durch bestimmte Anime-Klischees abgedeckt. Sei es die Sadistin, das stille Mäuschen oder die obligatorische Hohlbirne, jeder Gegner hat seine bestimmten Vorlieben und Syrma kann ihre Persönlichkeit an diese anpassen. Ist der richtige Typ gewählt, so gilt es nun den Gegner mit bestimmten Posen zu bezirzen. Wir nennen es hier einmal Moefizierung.

Füllt man im Kampf nun eine Leiste, wird der Gegner zum Sklaven gemacht und dient von nun an als Multiplikator (PP) für bestimmte Attacken oder erhöht den Status des sogenannten G-Castles, welches Raumschiff, Behausung und auch Kampfmaschine in einem ist. Eine hohe Anzahl an Sklaven führt zudem dazu, dass die Werte der einzelnen Persönlichkeiten gesteigert werden. Das ist wichtig, denn auch die Welten können und müssen moefiziert werden.

Welten mit Persönlichkeit

Nein, nicht falsch verstehen. Die Welten haben in dem Sinne keine Persönlichkeit, sind also detail- und abwechslungsreich, ganz im Gegenteil. Die einzelnen Welten sind vom Aufbau her repetitiv, langweilig und keineswegs aufregend. Persönlichkeit haben sie nur, da sie wie ein Gegner an manchen Stellen ebenfalls moefiziert werden müssen.

Die Affinität der Welt zu befriedigen ist ein weiterer wichtiger Bestandteil von Mugen Souls Z. An bestimmten Punkten wird man dazu aufgefordert, bestimmte Dinge für die Welt zu erledigen. Das reicht von seltenen Gegenständen, über Kämpfe und eben auch die Moefizierung. Hier ist besonders ein ausreichendes Persönlichkeits-Level von Vorteil. Und hier schließt sich dann auch der Kreis, was das ganze Rumhampeln und Posieren zu einem nicht wegzudenkenden Bestandteil des Spiels macht.

Die einzelnen Welten zu befriedigen bringt einige Vorteile mit sich, ist aber auch zwingend notwendig, um in der Geschichte voranzuschreiten. Bringt man nämlich den Wert der Affinität auf 100 %, schaltet man entweder einen neuen Abschnitt oder sogar die nächste Welt in der Geschichte erst frei. Geht man über die 100 % hinaus, wird man mit verschiedenen Items und noch mehr tatkräftigen Sklaven belohnt.

Grenzensprengende Kampfzone

Auch wenn man die Hauptgeschichte mit obligatorischem Grinden abschließen kann, wird sich Mugen Souls Z erst vollends mit der Mugen Zone entfalten. Hier betritt man eine andere Dimension, die ausschließlich aus einer Kette an Kämpfen besteht. Das dient zum einen dem effizienten Aufleveln der Charaktere, zum anderen gibt es nach bestimmten Etappen eine Ruhezone, die mit verschiedenen hilfreichen Upgrades ausgestattet ist.

Die Ruhezonen in der Mugen Zone ermöglichen nämlich, das Level-Cap der einzelnen Charaktere zu erhöhen. Und wie schon öfter erwähnt, geht das tatsächlich bis zu einem Level von 9999. Falls man so versessen darauf ist, die ultimative Kampfmaschine zu erschaffen, kommt man also nicht an der Mugen Zone vorbei. Neben dem Level gibt es auch noch andere Stats, Jobs für die selbsterstellten Partymitglieder und anderes exklusiv in der Mugen Zone zu sehen.

Das wahre Ende des Spiels versteckt sich ebenso hinter Events in der Mugen Zone, also leider ist das Ganze nicht ausschließlich eine dedizierte Grind-Zone, sondern auch wichtig, wenn man einen zufriedenstellenden Abschluss der Handlung haben möchte. Das normale Ende nämlich gestaltet sich eher abrupt, um es gelinde auszudrücken.

Ungeschnittener Badespaß

Nun zum „besonderen“ Feature der neuen Version für Nintendo Switch. Aus eher unerfindlichen Gründen fühlte man sich damals auf PlayStation 3 verpflichtet, bestimmte Stellen im Spiel für die Veröffentlichung im Westen zu entfernen. Neben einigen Bildern war das vor allem ein „Minispiel“, was Spieler dazu befähigte, die weiblichen Charaktere im Badehaus einzuseifen.

Hinter dieser offensichtlich humoristisch anzüglichen Mechanik verbirgt man die Möglichkeit, temporäre Status-Boni zu erhalten, sofern man die richtige Seifen-Shampoo-Kombination auswählt. Einmal ausgewählt, bekommt man ein Bild der ausgewählten Person in expliziter Pose präsentiert, rubbelt den Schaum ab und massiert die Farbe aus den Klamotten, um schließlich zum Beispiel Intelligenz und Agilität zu erhöhen – wenn es doch nur so einfach wäre. Abstrus und ein bisschen unnötig, keine Frage. Unbedingt ein Fall fürs Schnittbrett? Auch nicht wirklich.

Neben dem nun ungeschnittenen Schweinkram liefert man ebenso den ganzen Extracontent, der damals auf PlayStation als DLC nachgeliefert wurde, praktisch im Hauptmenü zur detaillierten Auswahl. Der Umfang reicht hier von Kostümierung über Items, Geld und anderes, also alles, was das Spiel besonders für Neulinge erträglicher und auch einfacher macht. Mit Hilfe der Extrainhalte lässt sich also ein Großteil der nervigen Mechaniken umgehen und ermöglicht auch Ungeduldigen einen Blick auf das Ende.

Ein unbeschönigter Blick auf die nackten Tatsachen

Als bloßer Port eines Spiels für PlayStation 3 kann man wahrscheinlich nicht viel erwarten, aber die Optik ist nach wie vor altbacken und wird auch nicht zeitgemäßer, je später man sich für eine Portierung für aktuelle Plattformen entscheidet. Besonders die 3D-Umgebungen und Charaktermodelle sind so detailarm und lieblos, dass man diesen kaum etwas abgewinnen kann.

Klar gibt es die obligatorisch höhere Auflösung, aber dem subjektiven Empfinden nach haben wir es hier trotzdem einfach nur mit einem damals schon aus der Zeit gefallenen Budget-Titel zu tun. Fans von solchen Spielen wird das aber im Endeffekt keinen großen Abbruch tun, denn Hauptsache der Humor und die schlüpfrigen Anspielungen sind auf den Punkt. Charakter-Porträts und die angesprochenen Szenen sind nämlich auch dem Stil entsprechend gut umgesetzt.

Musikalisch orientiert man sich am großen Bruder Disgaea, mit Titeln, die einen gewissen Fahrstuhlmusikstil vermitteln. Aber auch mit pompösen, ulkigen Klängen kann man den Irrsinn der Spielwelt ausreichend gut einfangen und untermalen. Betrachtet man die Synchronisationen, so muss ich hier klar die japanische Variante empfehlen, da in der englischen Version große Textpassagen teilweise gar nicht eingesprochen wurden und Japanisch wohl die einzige Sprache ist, die quietschige, gestörte Charaktere in irgendeiner Weise authentisch darstellen kann.

Knüppel aus dem Sarg

Mugen Souls Z für Nintendo Switch ist ein wahrer Nischen-Titel, der letztlich nur für eine entsprechend kleine Klientel geeignet sein wird. Viel Grind, komplexe Spielmechaniken und lächerlicher Humor mit den typischen, anzüglichen Anspielungen. Eine breite Masse wird das letztlich nicht ansprechen, aber die, die sich angesprochen fühlen, umso mehr.

Ob Spieler tatsächlich nun fast zehn Jahre darauf gewartet haben, endlich Anime-Mädchen mit englischen Untertiteln ordentlich abzuschrubben, sei mal dahingestellt. Fakt ist: ein weiteres ungewöhnliches JRPG mehr für Nintendo Switch für die alte und neue Generation an Fans der etwas anderen Unterhaltung.

Allen, die sich trotz Zweifel an einen solchen Titel heranwagen wollen, denen sei der Zusatzinhalt ans Herz gelegt, denn damit lassen sich einige lästige Gameplay-Entscheidungen umgehen. Beide Mugen-Souls-Spiele sind ebenso als Doppelpack erhältlich.

 

Story

Flache Story mit einem Haufen gestörter Charaktere, die durchaus ein Schmunzeln auf die Lippen zaubern können.

Gameplay

Komplexe, grindige Spielmechaniken und viele Möglichkeiten für Status-Feintuning.

Grafik

3D pfui, 2D passabel und designtypisch gelungen.

Sound

Von ulkig über eintönig bis zu absurd. Englische Synchronisation nicht komplett.

Sonstiges

Neben der Hauptstory bleiben noch etliche Möglichkeiten noch mehr zu grinden und jegliche Level-Grenzen zu sprengen.

Bildmaterial: Mugen Souls Z, Eastasiasoft, Idea Factory, Compile Heart

1 Kommentar

  1. Habe damals die PS3-Versin gespielt und hatte damit viel Spaß (auch mit dem Vorgänger). Ob ich das nochmal brauche mit den DLCs und den nun nicht mehr fehlenden Inhalten, weiß ich nicht. Für die Sammlung wäre es aber eine Bereicherung.

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