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Im Test! Atelier Ryza 3: Alchemist of the End & the Secret Key

TitelAtelier Ryza 3: Alchemist of the End & the Secret Key
Japan23. März 2023
Koei Tecmo
Nordamerika24. März 2023
Koei Tecmo
Europa24. März 2023
Koei Tecmo
SystemPlayStation 4, PlayStation 5, Nintendo Switch, PCs
Getestet fürPlayStation 4
EntwicklerGust
GenresRPG
Texte
Nordamerika 
VertonungJapan

Teil drei der Atelier-Reihe um Protagonistin Reisalin Stout, kurz Ryza, steht in den Startlöchern. Der eher unerwartete Erfolg des Erstlings sorgte letztendlich dafür, dass wir nun bereits zum dritten mal in Ryzas Fußstapfen weitere Abenteuer bestreiten können.

Entwicklerstudio Gust hat es sich ebenso wiedermal zum Ziel gemacht, die Ryza-Spiele um weitere Verbesserungen zu erweitern. Das ständige Höher, Schneller und Weiter kann aber auch schnell nach hinten losgehen, wenn man sich übernimmt. Man darf gespannt sein, ob es Gust gelungen ist, dem Erfolgskonzept Ryza noch einmal ein Krönchen aufzusetzen.

Auch wenn die Atelier-Reihe schon eine ganze Weile Spiele hervorbringt, konnte sich Ryza letztendlich zu ihrer Zeit von den restlichen Titeln absetzen. Obligatorisch müsste hier nun wieder ein Absatz folgen, wie Schenkel das Atelier-Franchise retteten und schließlich das Publikum verbreitern konnten; und wahrscheinlich folgt so ein Absatz auch im Laufe dieses Textes, aber das sparen wir uns für diesmal auf – auch wenn das nun auch schon wieder zu spät ist, wie mir gerade auffällt …

Zurück auf die Insel

Die Handlung knüpft ein Jahr nach Teil zwei an. Ryza ist als Alchemistin für alle Fälle im Einsatz und frönt dem entspannten Rasenbodener Lebensstil auf Kurken Island. Mit ihren alten Kameraden Bos und Tao sorgt sie für Ordnung auf dem verschlafenen Inselchen und für gewöhnlich hielten sich Abenteuer eher in Grenzen.

Als nun eines Tages ein neues Erdbeben die Insel erschüttert und urplötzlich eine neue Inselgruppe aus dem Nichts auftaucht, fackelt Ryza nicht lange, trommelt ihre restlichen Kameraden zusammen und macht sich bereit für ein neues Abenteuer. Auch diesmal bietet Atelier Ryza einen seichten, unaufgeregten Plot, der mit relativ simplen und offenen Aufgaben viel Freiraum für die eigentlichen Aktivitäten des Spiels lässt.

Da Atelier Ryza 3: Alchemist of the End & the Secret Key wohl vorerst der Abschluss der zusammenhängenden Geschichte ist, bietet das Spiel ein großes Aufgebot an Charakteren der Vorgänger. Alle werden sich früher oder später der Truppe um Ryza anschließen. Interessant sind hier immer die kleinen Veränderungen und Entwicklungen der einzelnen Figuren, die ein kleines Stück Teilhabe an deren Leben mitgeben und sie uns auch über die Jahre ans Herz wachsen ließen.

Ein Atelier? Was soll der Geiz

In puncto Erforschen hat man für Atelier Ryza 3: Alchemist of the End & the Secret Key einiges versucht draufzulegen. Neben den alten Gebieten gibt es nun mehrere weitere Regionen von ungefähr gleicher Größe. Beschweren kann man sich über den Umfang nicht, allerdings hapert es etwas an der Umsetzung. Zumindest wenn man sich die PlayStation-4-Version anschaut, die für diesen Test hergehalten hat.

Das Hauptproblem ist hier, dass die einzelnen Bereiche nun nahtlos zusammenhängen. Ryza wagt sich also quasi aufs Open-World-Parkett und zumindest für ältere Hardware war das keine wirklich gute Entscheidung. Hier und da ruckelt es stark und auch die damals hervorstechenden Hintergründe wirken leider nun nicht mehr so detailliert und atmosphärisch dicht. Übersteuernde Lichteffekte und schwammige Texturen bilden hier die Landschaft und rauben etwas den Charme, den Atelier Ryza in den Vorgängern ausgemacht hat.

Nichtsdestotrotz gibt es Unmengen an zu erforschenden Arealen, Materialien und die üblichen putzig gestalteten Monster, die mit ihren großen Äuglein eine Tracht Prügel einfordern. Die Größe und gerade die Einteilung in mehrere Regionen verlangen zudem auch nach weiteren Ateliers. Ryza und ihre Freunde können also in den verschiedenen Regionen neue Stützpunkte errichten, die obendrein unterschiedliche Boni mit sich bringen.

Die Schlüssel zum Sieg

»Das Kampfsystem funktioniert nach wie vor noch recht gut und geht leicht von der Hand. Es gibt zusätzliche Neuerungen, die das Kampfgeschehen auffrischen sollen.«

Auch in Atelier Ryza 3: Alchemist of the End & the Secret Key setzt man wieder auf ein actionreiches Kampfsystem. Das funktioniert auch nach wie vor noch recht gut und geht leicht von der Hand. Normale Attacken, Spezialfähigkeiten und Item-Nutzung lassen sich in Angriffsketten kombinieren, um Kämpfe zu einem positiven Ende zu führen. Neben dem grundlegenden Aufbau gibt es aber auch hier wieder einige zusätzliche Neuerungen, die das Kampfgeschehen auffrischen sollen.

Mit Atelier Ryza 3 setzt man auf das im Titel genannte Konzept der magischen Schlüssel. Schüssel verschiedener Varianten lassen sich hier von Gegnern gewinnen und im Kampf als Buffs, beim Erkunden, als ausrüstbarer Gegenstand oder im Synthetisierungsprozess nutzen. Die Art des Schlüssels ist hier randomisiert und lässt sich nur grob vorhersagen. Landmarks auf der Karte können ebenfalls zur Schlüsselgewinnung genutzt werden.

Verschiedene Schlüssel-Boni können nun manche langwierige Kämpfe enorm verkürzen und somit angenehmer gestalten. Leider kann das mitunter schnell zur Regel werden, denn zum einen scheint die Gegnerdichte in manchen Bereichen enorm angestiegen zu sein und zum anderen entpuppen sich einige Gegner als wahrhafte Schwämme, was Lebenspunkte betrifft. Der Einsatz von Schlüsseln ist also des Öfteren mehr als empfohlen, wenn man nicht sowieso lieber den zahlreichen Kämpfen von vornherein aus dem Weg geht.

Dezentrale Quests mit Überraschungseffekt

Üblicherweise waren Quests in Atelier-Spielen über zentrale Aushänge abzufragen, was natürlich immer wieder voraussetzte, dass man dort von Zeit zu Zeit vorbeischauen und gegebenenfalls neue Aufträge abholen und fertige einlösen musste. In Atelier Ryza 3: Alchemist of the End & the Secret Key wird dieses alte Prinzip überarbeitet. Zwar gibt es natürlich immer noch Quests, allerdings sind diese nun auf verschiedenste NPCs auf der Karte verteilt.

Jeder, der ein Problem hat, schreit es Ryza und Konsorten einfach beim Vorbeigehen ins Gesicht. Das schafft zwar etwas Abwechslung zu dem ewigen Abklappern der gleichen Orte, bringt aber auch eigene leicht nervige Problemchen mit sich. Anstatt immer den gleichen Ort aufzusuchen, ist man nun gezwungen immer mal wieder mehrere Karten auf neue Quests zu kontrollieren. Beides hat seine Vor- und Nachteile, aber unbedingt besser ist die neue Umsetzung nicht wirklich.

»Neben den üblichen Nebenaufgaben, wie Monster töten und Gegenstände herstellen, kommen diesmal auch noch andere Arten von Quests hinzu.«

Neben den üblichen Nebenaufgaben, wie Monster töten und Gegenstände herstellen, kommen diesmal auch noch andere Arten von Quests hinzu. Besonders zu erwähnen wären hier die Random Quests, die beim Erkunden immer mal wieder aufploppen und Erfahrungspunkte, Geld oder hochwertige Materialien als unerwartete Belohnungen bieten können. Dazu gibt es noch die World Quests, welche die Umgebung nachhaltig verändern können und somit weitere Möglichkeiten, aber vor allem auch ein wenig Abwechslung zu den normalen, stumpfen Arbeitsaufträgen bieten.

Alchemie weiterhin der Hauptbestandteil

»Das Synthetisieren von allerlei Gegenständen, Ausrüstungsteilen oder Heilobjekten bietet alle Freiheiten, sich stundenlang mit der Herstellung des perfekten Items zu beschäftigen.«

Mit dem Drumherum aus dem Weg, geht es nun um die tatsächliche Basis eines Atelier-Spiels. Atelier Ryza 3: Alchemist of the End & the Secret Key bleibt hier als guter metaphorischer Schuster bei seinen Leisten und kann auf voller Linie abliefern. Das Synthetisieren von allerlei Gegenständen, Ausrüstungsteilen oder Heilobjekten bietet alle Freiheiten, sich stundenlang mit der Herstellung des perfekten Items zu beschäftigen.

Besonders spielen hier die frei erkundbaren, weitläufigen Areale mit rein, die schon sehr früh im Spiel Zugang zu zahlreichen Materialien ermöglichen. Witzigerweise ist Atelier Ryza 3 hier sogar das erste Atelier-Spiel, in dem ich den nahezu bodenlosen Container randvoll bekommen habe – tatsächlich etwas, das ich bis dato für nahezu unmöglich gehalten habe.

Der schier unendliche Zugang zu besten Materialien verschafft einem dazu noch die Möglichkeit, weiter die verschiedenen Mechaniken des Spiels auszuprobieren. Material-Duplikation, die Entwicklung von Shops und auch etlicher anderer Schabernack ist nun vollkommen ohne Sorge um die kostbaren Materialien möglich. Dieses Zusammenspiel ist in meinen Augen auch der größte Pluspunkt von Atelier Ryza 3: Alchemist of the End & the Secret Key, was den Titel sehr wohl wieder zu einem besonderen Atelier-Teil macht.

Abstriche für die Open World

Wie schon erwähnt, hat man in Atelier Ryza 3: Alchemist of the End & the Secret Key die vielen kleinen, durch Ladezeiten getrennten Gebiete zu einem großen erkundbaren Areal zusammengefasst. Das drückt nicht nur die Performance, besonders auf alten Konsolen, in den Keller, sondern auch etwas die zuvor runde grafische Umsetzung der Umgebungen.

»Dass gerade Atelier mich einmal technisch überholt, hätte ich jetzt nicht unbedingt erwartet – Ich werde einfach alt.«

Klar sollte man davon ausgehen, dass man auch bei Gust langsam im Hier und Jetzt lebt und fortan primär für die aktuelle Generation entwickelt. Warum allerdings dann halbgare Umsetzungen für die anderen Konsolen und nicht auch einfach den Schritt in Richtung Exklusivität gehen? Dass gerade Atelier mich einmal technisch überholt, hätte ich jetzt nicht unbedingt erwartet – Ich werde einfach alt.

Prinzipiell kann man aber sagen, dass die Vorgänger hier einen besseren Job geleistet haben, wenn man die Gesamtumsetzung heranzieht. Abgesehen von diesem Dämpfer sind allerdings die Charakterdesigns wieder einmal auf den Punkt und können auch abseits von prallen Schenkeln durchaus überzeugen. Musikalisch gibt es allerdings wieder mal eher wenig, was in Erinnerung bleibt. Entspannte Klänge führen durch die unaufgeregte Handlung, ohne mit zu vielen Akzenten vom Wesentlichen abzulenken.

Ein krönender Abschluss?

Ich gebe mich geschlagen, Atelier Ryza 3: Alchemist of the End & the Secret Key hat mich auf technischer Ebene im Regen zurückgelassen. Dass eine PlayStation 4 nun schon nicht mehr ausreicht, um ein ruckelfreies Atelier genießen zu können, lässt mich leicht schockiert zurück. Allerdings kann der Inhalt ohne Frage überzeugen.

Die neuen grenzenlosen Areale bieten alles, was ein Hobby-Alchemist sich wünschen kann. Materialien en masse verschaffen nicht nur ungeahnte Freiheiten beim Synthetisieren, sondern auch endlich die Möglichkeit sorgenfrei andere Gameplay-Mechaniken auszuprobieren. Tatsächlich kann man das fast schon auf die gleiche Stufe wie die Abschaffung des Zeitlimits stellen, denn nie konnte man ungestörter experimentieren.

Es bleibt abzuwarten, ob wir Ryza das letzte Mal zu Gesicht bekommen haben, denn der Erfolg der Spiele spricht letztlich für sich. Auch wenn die Reise nun zwangsläufig wohl eher ausschließlich auf der aktuellen Konsolengeneration ihren Weg genommen hat, konnten mich die technischen Abstriche nicht von dem süchtig machenden Spielprinzip wegbekommen.

 

Story

Nach längerer Abstinenz ist Ryza wieder bereit für ein unaufgeregtes Abenteuer mit ihren Freunden.

Gameplay

Erkunden, Sammeln, Synthetisieren. Das Prinzip ist klar und nach wie vor absolut süchtig machend.

Grafik

Grafische Abstriche zu Gunsten einer offeneren Welt. Die Testversion für PlayStation 4 zeigt leider der alten Generation die Grenzen auf.

Sound

Mehr vom Altbekannten. Passend, aber man hätte sich auch mal wieder mehr trauen können.

Sonstiges

Zahlreiche vormalige Gameplay-Mechaniken, für die man sonst zu geizig war, stehen nun dank der enormen Masse an Materialien frei zur Verfügung.

Bildmaterial: Atelier Ryza 3: Alchemist of the End & the Secret Key, Koei Tecmo, Gust