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Im Test! Azure Striker Gunvolt 2

Titel Azure Striker Gunvolt 2
Japan 25. August 2016
Idea Factory
Nordamerika 29. September
Idea Factory International
Europa 29. September
Inti Creates
System Nintendo 3DS
Getestet für Nintendo 3DS
Entwickler Inti Creates
Genres Action-Plattformer

Mit Mighty No. 9 haben Keiji Inafune und sein Studio Inti Creates es geschafft, das Internet auf einen würdigen Mega-Man-Nachfolger scharf zu machen. Leider ist der Titel nicht so geworden, wie es sich viele Fans erhofft hatten. Dabei ist mit Azure Striker Gunvolt ein wahrer Nachfolger schon längst auf Nintendo 3DS und Steam erhältlich. Der actiongeladene Titel orientiert sich zwar nur lose von der Aufmachung her an Mega Man, die Wurzeln kann man jedoch nicht verleugnen. Der Nachfolger, Azure Striker Gunvolt 2, tritt noch stärker in die Fußstapfen des blauen Bombers, aber auf gute Art und Weise. Wieso mich Azure Striker Gunvolt 2 begeistern konnte, möchte ich euch erklären.

Die Geschichte des bisher Nintendo 3DS-exklusiven Titels setzt nach den Ereignissen des ersten Teiles an. (Achtung, es folgen Spoiler für das Ende von Azure Striker Gunvolt!) Nachdem Gunvolt, von seinen Freunden GV genannt, die Sumeragi-Gruppe besiegen und die Menschheit retten konnte, hatte er sich wohl ein wenig Ruhe erhofft. Doch weitere Adepten, wie Menschen mit sogenannten Septimal-Kräften genannt werden, haben es auf die Menschheit abgesehen. Sie sehen die normale menschliche Rasse, welche keine Septimal-Kräfte besitzt, als unwürdig an und werden von jenen „Schwächlingen“ zudem noch schlecht behandelt. Die einzig logische Lösung also: Alle auslöschen! Gemeinsam mit Lumen, welche nach dem wahren Ende von Azure Striker Gunvolt im Körper des Protagonisten steckt, macht sich Gunvolt auf den Weg, dem Ganzen ein Ende zu setzen.

gv1Doch die Dinge laufen nicht ganz so, wie geplant, und Lumens Kräfte werden in sieben Teilen verstreut. Zudem taucht mit Copen ein alter Rivale auf, welcher Adepten als gefährliche Wesen sieht und ihre Vernichtung sucht. Außerdem hat die neue Gruppe, welche sich Eden schimpft, seine Schwester entführt. Nach der Rettung seiner Schwester bemerkt Copen, dass die ehemaligen Kräfte-Teile von Lumen seiner liebsten Verwandten dabei helfen, ihre unheilbare Krankheit zu lindern. Somit machen sich beide Protagonisten aus unterschiedlichen Gründen auf die Jagd nach den Lumen-Splittern, bis sie merken, dass ihre Schicksale unausweichlich miteinander verbunden sind.

Das Grundprinzip von Azure Striker Gunvolt ist es, Missionen zu erledigen, in denen ihr das Level durchquert, um am Ende gegen einen der feindlichen Adepten zu kämpfen. Das ganze Level ist dabei meist auf die Fähigkeiten des Gegners ausgerichtet. So ist die Stage des Eis-Gegners natürlich voll mit Eis und rutschigen Flächen. In welcher Reihenfolge ihr die Level bewältigt, ist euch überlassen. Sind alle verfügbaren Missionen erledigt, schaltet ihr die restlichen Gegenden und somit auch den Weg zum Ende des Spieles frei. Insgesamt wirkt es so, als gäbe es weniger Missionen als im Vorgänger, was aber an der Aufteilung auf zwei Charaktere liegt.

»Dadurch, dass man die Kugeln recht schnell wieder aufladen kann, ist der Durchgang mit Copen deutlich einfacher als mit Gunvolt.«

Nach dem Intro, in welchem ihr kurz die Gelegenheit bekommt, Gunvolt und Copen zu spielen, könnt ihr zwischen einem der beiden Charaktere auswählen. Wer den Vorgänger gespielt hat, wird sich wahrscheinlich, wie ich, erst einmal für die Story von Gunvolt entscheiden. Dieser spielt sich komplett wie im Vorgänger. Ihr besitzt eine Pistole, welche Gegnern wenig Schaden zufügt, aber sie markiert. Auf Knopfdruck könnt ihr dann euer Elektro-Feld aufbauen, welchen den markierten Gegnern dann ordentlich zusetzt.

Jeder Feind kann bis zu drei Mal markiert werden, was zu mehr Schaden führt. Doch ihr könnt das Elektro-Feld nicht die ganze Zeit nutzen, denn an der oberen Bildschirmhälfte gibt es eine Leiste, welche sich bei dem Benutzen des Feldes leert. Ist sie komplett leer, seid ihr schutzlos ausgeliefert und könnt nur begrenzt attackieren. Die Leiste selbst füllt sich von alleine auf, wenn ihr keine Fähigkeiten einsetzt, aber kann auch auf Knopfdruck von euch direkt aufgeladen werden. Eine Neuerung ist im Vergleich zum Vorgänger, dass Gunvolt bei einem Treffer von einem Feind nicht direkt Schaden nimmt, wenn er sein Feld gerade nicht nutzt. Dies war im ersten Teil eine Fähigkeit, welche ausgerüstet werden musste, wurde aber nun zum Standard gemacht. Wenn euch ein Feind trifft, weicht Gunvolt quasi von selbst aus, verliert aber ein wenig seiner Elektro-Anzeige. Ist diese also leer, beginnt ihr, Lebensenergie zu verlieren.

Im Laufe des Spieles schaltet Gunvolt dann neue Ausrüstungsteile frei. Beispielsweise erhaltet ihr neue Projektiltypen, mit denen ihr Feinde auf unterschiedliche Art und Weise markieren könnt. Diese können jederzeit in einem Level auf Knopfdruck oder über das Menü gewechselt werden. Auch neue Fähigkeiten, wie ein Doppelsprung und Ausrüstung, welche euch mehr Erfahrungspunkte gibt, könnt ihr erhalten. Erfahrungspunkte erhaltet ihr beim Kampf gegen Feind konstant. Bei einem Level-Up wird eure Lebensenergie komplett aufgeladen und auch ein klein wenig in der maximalen Belastung erhöht. Je mehr ihr levelt, desto mehr haltet ihr also aus.

Je mehr ihr mit Gunvolt spielt, desto mehr Spezialfähigkeiten erlernt ihr. Diese können auf dem unteren Bildschirm von euch platziert werden und nutzen die Anzeige im unteren Bildschirmbereich. Diese kommen wahrscheinlich vor allem in Bosskämpfen oft zum Einsatz. Beispielsweise gibt es da eine Heilfähigkeit oder einen bildschirmfüllenden Spezialangriff, welcher ordentlich Schaden anrichtet und somit bei normalen Feinden eher verschwendet ist. Die Bosskämpfe selbst sind da deutlich schwieriger und in drei Abschnitte unterteilt. Je mehr Energie ihr eurem Feind abzieht, desto schwierigere und heftigere Angriffe nutzt er. Aber mit der richtigen Taktik und dem nötigen Geschick sind auch die Bosse gut zu bewältigen.

gv2Wenn ihr euch dafür entscheidet, als Copen zu spielen, dann ist die Art und Weise des Ablaufes nicht anders. Allerdings spielt sich der Charakter ohne septimale Fähigkeiten ein wenig anders und deutlich flotter. Mit einem Dash-Angriff rempelt ihr einen Feind an, womit er dann markiert ist. Anschließend ballert ihr auf Knopfdruck zielsuchend auf den armen Tropf, welcher kurz davor markiert wurde. Der Unterschied liegt vor allem in der Stärke von Copens Pistole, welche auch ohne Markierung ordentlich Schaden macht und darin, dass die Markierung selbst schneller verschwindet, als es bei Gunvolt der Fall ist. Hinzu kommt, dass Copen ebenfalls eine Ausweich-Fähigkeit besitzt, diese jedoch auch genutzt werden kann, während ihr euren Feind unter Dauerbeschuss habt.

Dies ist bei Gunvolt nicht möglich, da er während des Brutzelns gegen Angriff anfällig ist. Jedoch kann auch Copen nicht unendlich oft attackiert werden. Am unteren Bildschirmrand seht ihr kleine Symbole, welche für Dash-Angriffe genutzt werden und sich immer dann aufladen, wenn ihr dies auf Knopfdruck wünscht. Aber auch wenn ihr attackiert werdet, wird dies für Ausweichen genutzt. Dadurch, dass man die Kugeln recht schnell wieder aufladen kann, ist der Durchgang mit Copen deutlich einfacher als mit Gunvolt. Denn wie bereits erwähnt könnt ihr auch attackiert werden, während ihr selbst euren Feind beballert, was für schnellere und somit letztlich einfachere Kämpfe sorgt.

Um dem Ganzen ein wenig mehr Mega-Man-Feeling zu verleihen, hat Inti Create dem guten Copen die Möglichkeit gegeben, die Fähigkeiten der Bosse zu übernehmen. Habt ihr einen feindlichen Adepten besiegt, erhaltet ihr einen neuen Angriff. Diesen könnt ihr jederzeit über den Touchscreen wechseln und damit ordentlich Schaden anrichten. Natürlich könnt ihr nicht einfach unendlich oft auf den Feind schießen, denn auch hierfür gibt es eine kleine Energieleiste, welche sich nach und nach von alleine auflädt. Es macht Spaß, mit den verschiedenen Angriffen zu experimentieren und zu sehen, welche Effekte sie auf die Feinde haben. Außerdem gibt es dem Spiel ein wenig mehr von dem besagten Mega-Man-Gefühl, das man aus den alten Spielen mit dem blauen Bomber noch kennt.

»Die Charaktere sind flüssig animiert und die teilweise bildschirmfüllenden Attacken der feindlichen Adepten sehen wirklich toll aus.«

Nachdem ihr eine Mission erfolgreich bewältigt habt, könnt ihr Materialien erhalten. Diese werden für das Erschaffen neuer Fähigkeiten oder Ausrüstungsgegenstände genutzt. Copen kann auf diese Weise beispielsweise neue Module für seinen Anzug basteln, was ihm diverse Boni und Fähigkeiten bringt. Bei Gunvolt sind es Accessoires, welche er ausrüsten und sich mit neuen Fähigkeiten verbessern kann. In den Level sind diverse Container versteckt, welche meist Lebensenergie enthalten, aber öfters auch mal eine Medaille. Je mehr Medaillen ihr in einer Stage gesammelt habt, desto mehr Materialien könnt ihr euch am Ende heraussuchen. Welche ihr erhaltet, ist je nach Level unterschiedlich und mehr oder weniger zufällig.

Die Story von Azure Striker Gunvolt 2 ist nicht sehr lang, auch wenn man beide Wege spielt. Man muss mit beiden Charakteren die Story beenden, um jeweils das wahre Ende für die Personen zu erhalten. Hierbei ist jedoch ein wenig nervig, dass man, um jeweils die richtigen Enden zu sehen, dasselbe Level insgesamt vier Mal spielen muss. Vier Mal denselben Boss bekämpfen. Uncool! Wer die Story durchgespielt hat, kann sich an den Challenges versuchen. Diese beinhalten beispielsweise, dass ihr in einer gewissen Zeit ein Level schaffen müsst oder einen gewissen Rank am Ende eines Mission haben. Wenn ihr die wahren Enden für einen Charakter erhalten habt, könnt ihr zudem den Runner Mode ausprobieren. In diesem müsst ihr unter bestimmten Bedingungen so schnell wie möglich ein Level beenden oder andere, knifflige Missionen schaffen. Sagen wir mal so: Hier trennt sich die Spreu vom Weizen und ihr müsst alles aus euch herausholen, um hier siegreich zu sein.

gv4Wer gern auf Highscore-Jagd geht und eine Herausforderung aus dem normalen Spiel selbst sucht, hat die Möglichkeit, vor einer Mission einen von drei Punkte-Modi zu wählen. Auf dem niedrigsten Modus verringert sich euch euer Highscore-Multiplikator nur dann, wenn ihr Lebensenergie verliert. Wenn ihr mithilfe der Fähigkeit der Charaktere automatisch ausweicht, geschieht nichts. Auf dem mittleren Grad dürft ihr nur drei Mal ausweichen, bevor der Multiplikator verloren geht. Im schwierigsten Modus geht er bei jeder feindlichen Berührung verloren, egal ob ihr dabei Schaden nehmt oder nicht. Auf diese Weise kann man auch gut trainieren, vor allem bei den Bossen, welche mit ihren Mustern doch recht schwierig sind.

Wer ein Fan von Sprite-Grafiken ist, dem dürfte Azure Striker Gunvolt 2 sehr gut gefallen. Die Charaktere sind flüssig animiert und die teilweise bildschirmfüllenden Attacken der feindlichen Adepten (oder auch von Gunvolt selbst) sehen wirklich toll aus. Der 3D-Effekt ist nun nicht unbedingt wichtig oder besonders toll, aber er ist vorhanden und wird unterstützt. Die Level sind recht abwechslungsreich, aber meist sehr futuristisch. Schön ist, dass die jeweiligen Stages vom Design her auf die Bosse angepasst sind. Musikalisch gibt es viele gute Tracks, aber nichts, was woran man sich in zehn Jahren voller Freude erinnert. Die Sprachausgabe ist komplett in japanischer Sprache vorhanden, während das Spiel komplett englische Texte bietet. Dies ist, wenn man die deutsche Lokalisierung des Vorgängers betrachtet, vielleicht auch besser so.

Ein würdiger Nachfolger

Azure Striker Gunvolt 2 macht alles richtig, was es als Nachfolger machen kann. Es baut, mehr oder weniger sinnvoll, auf der Story des Vorgängers auf, belässt einiges beim Alten und macht dabei aber auch genug neu, um das Spielerlebnis frisch und spaßig zu halten. Mit Copen als neuen spielbaren Charakter fühlt es sich schon fast wie ein ganz neues Spiel an. Ich hätte mir persönlich jedoch ein wenig mehr Charakterentwicklung gewünscht, besonders bei Copen, welcher einfach über das gesamte Spiel kein Stück entwickelt wird. Auch die neuen Figuren, welche als Sidekicks eingeführt wurden, hätten ruhig ein wenig mehr ausgearbeitet und sinnvoller genutzt werden können. Dennoch handelt es sich hierbei um einen sehr guten Action-Plattformer, welcher nie unfair und dennoch öfters mal herausfordernd ist. Wer den Vorgänger mochte, wird den Nachfolger noch mehr mögen. Alle anderen sollten erst den Erstling spielen, da ein Nachholen nach dem Spielen  des zweiten Teiles ein wenig schwieriger wird.

Story: Die Adepten-Gruppe Eden möchte die Menschheit auslöschen, außerdem trifft der Protagonist Gunvolt auf seinen ehemaligen Rivalen Copen

Gameplay: Zwei spielbare Charaktere, welche sich recht unterschiedlich spielen. Story recht flott durch, zahlreiche Herausforderungen und Speedrun-Modus halten bei Laune

Grafik: Tolle Sprite-Grafiken, abwechslungsreiche Stages. Schicke Animationen füllen bei Boss-Kämpfen den Bildschirm

Sound: Hübsche Tracks, aber nichts Herausragendes. Komplett japanische Synchronisierung
Sonstiges: amiibo-Support lässt euch gegen Shovel Knight antreten (verdammt harter Kampf) Komplett englische Texte

geschrieben von Eric