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Im Test! JoJo’s Bizarre Adventure: Eyes of Heaven

Ich hatte mich oft gefragt, wieso Bandai Namco das PlayStation-3-Beat-‚em-up JoJo’s Bizarre Adventure: All Star Battle in Deutschland veröffentlicht hat, mit deutschen Texten. Der Manga existiert hier nicht, die Serie ist nahezu unbekannt. Das Spiel landete letztendlich für fünf Euro auf dem Krabbeltisch, was schade ist, da es sich um ein gutes Kampfspiel handelt. Mittlerweile ist die JoJo’s-Bizarre-Adventure-Reihe dank diverser Streaming-Plattformen immerhin in Anime-Form hierzulande erhältlich, was Bandai Namco wohl dazu brachte, den Hardcore-Fans auch die neueste Videospiel-Umsetzung für PlayStation 4 zu bringen, wenn auch nicht in deutscher Sprache und nur digital.

Ein bizarres Abenteuer

JoJo’s Bizarre Adventure Eyes of Heaven (31)In JoJo’s Bizarre Adventure: Eyes of Heaven gibt es einen Story-Modus, welcher eine komplett neue Story erzählt. Diese dient größtenteils als Aufhänger, um alle JoJo-Charaktere irgendwie aufeinanderprallen zu lassen. Es beginnt damit, dass Jotaro Kujo, der Hauptcharakter von JoJo Part 3, seinen Erzfeind Dio Brando besiegt. Im Manga endet danach eigentlich alles, doch nicht in diesem Spiel: Denn plötzlich tauchen eigentlich tot geglaubte Charaktere wieder auf und greifen Jotaro und seine Freunde an. Wie sich herausstellt, wurden diese von einer unbekannten Figur, welche nur „The Noble One“ genannt wird, wiederbelebt und kontrolliert. Wie aus dem Nichts taucht dann ein Charakter aus dem ersten JoJo-Act, Robert. E. Speedwagon, auf und erklärt, dass The Noble One zahlreiche Anomalien in verschiedenen Zeit-Ären verursacht hat. Um dieses Problem zu lösen, müssen die neun Teile einer heiligen Leiche gefunden werden.

Das Spaßigste an der Story liegt darin, dass nun Charaktere aufeinander treffen, welche sich so nun nie gesehen hätten. Lustige Gespräche und besondere Anspielungen gibt es da zuhauf. Diese versteht man aber nur, wenn man den Manga oder den Anime kennt. Generell versteht man als Neueinsteiger wahrscheinlich meistens nur Bahnhof und wird zudem bezüglich zahlreicher Story-Wendungen der Serie gespoilert, da es quasi immer direkt am Ende des jeweiligen Parts ansetzt.

»Das Spaßigste an der Story liegt darin, dass nun Charaktere aufeinander treffen, welche sich so nun nie gesehen hätten.«

Im Laufe des Story-Modus kämpft ihr also gegen zahlreiche Feinde, welche sich euch dann oft anschließen und künftig als spielbare Charaktere freigeschaltet sind. Jedes Mal, wenn ihr einen Kampf beendet habt, sammelt ihr Erfahrungspunkte und levelt somit auf, um dann neue Angriffe und Boni freischalten zu können. Warum man dieses System eingebaut hat, ist mir jedoch wirklich nicht erklärbar. Wenn man einen neuen Kämpfer freigeschaltet hat, dann möchte man diesen auch direkt in voller Gänze ausprobieren und nicht erst leveln müssen, um dann die eigentlich wichtigen Angriffe zu lernen. Noch paradoxer ist dann, dass man im normalen VS-Modus des Spieles sowieso von Anfang an alle Charaktere spielen kann und dort auch direkt alle Angriffe nutzbar sind. Wozu also so eine Barriere einbauen, um dem Spieler nach und nach alle Angriffe zu geben, erschließt sich mir nicht. Dann doch lieber ein Level-System, in dem man einfach stärker wird oder Ähnliches, aber Abilities und Angriffe zurückzuhalten ist dann einfach ein wenig nervig.

Im Story-Modus des Spieles gibt es neben den Kämpfen noch den Erkundungs-Modus, in welchem ihr zwischen den Prügeleien über die Stages wandern und mit den anderen Figuren reden könnt. Dies ist für JoJo-Fans dann wieder besonders interessant, da oftmals Referenzen und Witze aus der Reihe gemacht werden, alle anderen dürfte dies aber kaum interessieren. Ansonsten könnt ihr hier zusätzliche Kämpfe starten, um die nervigen Level-ups zu erhalten, die ihr für weitere Angriffe braucht. Neben den Prügeleien gibt es noch diverse „Minispiele“, so müsst ihr mehrere Zombie-Feinde besiegen oder eine Runde Poker spielen. Das lockert das sonst recht strikt ablaufende Schema deutlich auf und bringt Abwechslung hinein.

ORA ORA ORA ORA!

JoJo-EoH-Jon-Joe-Battle-PVNun zu den Kämpfen selbst: Anders als im Vorgänger, welcher sich mehr an traditionellen Kampfspielen orientierte, bewegt ihr euch in einer frei begehbaren 3D-Map. Dies passt gut zu JoJo, da auf diese Weise die zahlreichen, verschiedenen Fähigkeiten der Charaktere gut zum Einsatz kommen. So gibt es in der Serie auch diverse Fernkämpfer, welche den Nahkampf scheuen und dies lässt sich auf diese Weise sehr gut umsetzen. Neben dem von euch gespielten Charakter steht euch ein CPU-Kämpfer zur Seite, während euer Gegner-Team ebenfalls aus zwei Figuren besteht. Besiegt ihr einen der CPU-Feinde, erhält der andere einen kleinen Power-Schub. Den erhaltet ihr auch, falls euer Kamerad fällt. Absoluter Unsinn ist jedoch, dass ihr den kompletten Kampf verliert, falls euer eigener Charakter fällt.

Anstatt euch die Kontrolle über euren Kameraden zu geben, ist die Schlacht einfach beendet und ihr dürft das Ganze von vorn beginnen. Das frustriert vor allem deswegen, weil euer CPU-Kamerad manchmal absolut nutzlos zu sein scheint. Manchmal steht er zu Kampfbeginn für mehrere Sekunden einfach nur rum, während ihr von zwei Seiten vom CPU bearbeitet werdet. Gerade im Kampf gegen Feinde auf einem höheren Schwierigkeitsgrad nervt das einfach nur.

Allgemein funktioniert das Kämpfen nicht immer so gut, wie ich es mir persönlich wünschen würde. Ihr könnt einen von den beiden Gegnern anvisieren, was meistens ganz gut klappt, oftmals wechselt aber das Ziel einfach auf etwas Anderes, was ihr gar nicht attackieren wollt. Jeder Charakter hat drei Energie-Leisten und wenn eine davon aufgebraucht ist, geht der Feind erst einmal zu Boden und ist somit unantastbar. Ich verstehe, dass dies ein Mechanismus ist, um One-Shot-Kombos zu verhindern, aber es zieht die Kämpfe auch einfach nur unnötig in die Länge und macht manche Nebenmissionen im Story-Modus sinnlos schwer. Diese bestehen nämlich manchmal daraus, eine bestimmte Kombo-Zahl zu erhalten, was schwer ist, wenn der Feind mitten in der Kombo zu Boden geht und somit den Angriff unterbricht.

»Neben dem von euch gespielten Charakter steht euch ein CPU-Kämpfer zur Seite, während euer Gegner-Team ebenfalls aus zwei Figuren besteht.«

Was auch nicht ganz verständlich ist, sind die Dual-Heat-Attacken, welche jeder Charakter einsetzen kann. Hierfür muss man, so habe ich es zumindest bisher verstanden, die Dual Combos einsetzen. Um diese zu machen, posen eure Charaktere kurz, dann habt ihr einen gewissen Zeitraum, in welchem ihr eure Feinde mit einer dicken Kombo bombardieren müsst. Dass dies nicht immer gut klappt, erwähnte ich ja eben schon. Habt ihr das aber geschafft, haut ihr mit einem ordentlichen Schluss-Kombo-Angriff zu und ihr sammelt Punkte für die Dual-Heat-Attacke. Bei diesen handelt es sich um die stärksten Angriffe der Charaktere und es gibt auch oft diverse Effekte, basierend auf den Fähigkeiten der Figuren. Nur leider wird nicht wirklich im Spiel erklärt, was man nun genau für eine Dual-Heat-Attacke machen muss. Immerhin sehr spaßig ist aber: Bestimmte Charaktere können eine gemeinsame Dual-Heat-Attacke durchführen, welche anders als der Angriff ist, den die Charaktere sonst haben. Fans von JoJo freuen sich dann zum Beispiel darüber, dass Dio mit seinem Sohn einen gemeinsamen Angriff hat oder Ähnliches.

Die Namen der Spezial-Angriffe hätte man besser wählen können. Denn hierbei handelt es sich meist mehr um Zitate aus der Serie als um Beschreibungen für die Angriffe. Sicherlich können JoJo-Fans oft ableiten, was passiert, aber selbst dann wird nicht immer klar, was eigentlich passiert. Immerhin gibt die Move-Liste Aufklärung darüber, was alle einzelnen Angriffe bewirken. Es ist also nahezu unumgänglich, dort immer hineinzuschauen, sobald ihr einen neuen Charakter spielt. Ein einfaches „Drauflosspielen“ ist somit also eher schwer.

JoJo's Eyes of Heaven_02Genau dies funktioniert übrigens auch nicht im VS-Modus mit einem Freund, denn das Spiel besitzt keinen lokalen Multiplayer. Im Online-Modus könnt ihr euch in zwei verschiedenen Modi mit anderen Spielern messen. Entweder spielt ihr ein 1-vs-1, was bedeutet, dass euer Partner von der CPU gesteuert wird. Oder ihr kämpft ein 2-vs-2, in welchem vier Spieler miteinander spielen können. In der Theorie klingt das sogar recht spaßig, das Problem ist nur, dass ich nie auf andere Spieler gestoßen bin. Innerhalb von zwei Wochen habe ich immer wieder versucht, Leute zu finden und habe mehrere Minuten lang einen Raum eröffnet, aber nie wen gefunden. Immerhin könnt ihr mit Freunden, die das Spiel auch besitzen, private Räume eröffnen.

In all den Kämpfen, die ihr absolviert, sammelt ihr Geld, welches im internen Shop ausgegeben werden kann. Hier können neue Kostüme oder Victory-Posen gekauft werden. Letztere können von euch selbst arrangiert und mit verschiedenen Sound-Effekt-Wörtern verziert werden. Eine absolut unnötige, aber erstaunlich spaßige Spielerei. Auch Items für den Story-Modus könnt ihr erwerben.

JoJo’s Bizarre Adventure: Eyes of Heaven schafft es, den Zeichenstil vom Mangaka Hirohiko Araki nahezu perfekt in Bewegung zu setzen. Es macht viel Spaß, die zahlreichen Charaktere und Fähigkeiten in Aktion zu sehen, die Animationen sind zudem sehr gut. Wirklich umhauen kann der visuelle Aspekt den Spieler aber nicht, zumindest nicht als PlayStation-4-Titel.

Wirklich bemerkenswert ist, dass alle aus dem Anime bekannten Sprecher ihre Rollen in gewohnt toller Art und Weise sprechen. Auch die Figuren, welche bisher nicht in einer animierten Form vorgekommen sind, werden von ihren Sprechern gut verkörpert. Was den musikalischen Aspekt angeht, nun, sagen wir so: Den Kampf-Ladebildschirm seht ihr oft und ihr werdet sehr oft die dort vorkommende Melodie hören. Und ich war schon beim zweiten Mal genervt. Ansonsten ist es eher ein gemütliches Geplänkel im Hintergrund, nichts, was wirklich auffällt.

»Generell muss man sagen, dass nur diejenigen, welche die Serie kennen, wirklich Spaß an dem Titel haben dürften.«

Als mittlerweile jemand, der die Reihe fast komplett gelesen hat und ein großer Fan ist, habe ich mich natürlich auf JoJo’s Bizarre Adventure: Eyes of Heaven gefreut, wurde aber letztendlich ein wenig enttäuscht. Das Kampfsystem versucht mehr zu sein, als es ist und das Aufleveln im Story-Modus nervt mich persönlich sehr. Aber dennoch konnte ich Spaß mit dem Titel haben, alleine schon wegen der zahlreichen, spielbaren Charaktere. Der Story-Modus unterhält mit seiner Story und den verschiedenen Interaktionen der Figuren gerade Fans sicher sehr. Generell muss man sagen, dass nur diejenigen, welche die Serie kennen, wirklich Spaß an dem Titel haben dürften. Wer noch nie JoJo gelesen oder gesehen hat, der wird auch nicht über das nicht ganz so tolle Kampfsystem hinwegsehen können. Und dies ist ja bei einem Beat ‚em up eigentlich das Wichtigste.

Story: „The Noble One“ sorgt dafür, dass zahlreiche JoJo-Charaktere aus verschiedenen Zeit-Epochen aufeinander treffen und dieser kann nur durch das Sammeln der Teile einer heiligen Leiche besiegt werden.

Gameplay: 2-vs-2-Kämpfe in einer 3D-Umgebung, zahlreiche spielbare Charaktere. Leidet unter dem „wir müssen besonders sein“-Syndrom, schafft es aber leider nicht, dies umzusetzen.

Grafik: Stil des Mangas quasi perfekt umgesetzt, tolle Animationen, aber nichts Weltbewegendes.

Sound: Nervige Ladebildschirm-Musik. Ansonsten mittelmäßiges Gedudel im Hintergrund.

Sonstiges: Kein lokaler Multiplayer, dafür bis zu vier Spieler online, viele freischaltbare Kostüme, man kann die Victory-Posen der Charaktere bearbeiten.

getestet von Eric