Mit jeder Menge Dampf, Eisen und Schweiß müssen sich patriotische Agenten in Codename S.T.E.A.M. gegen eine übermächtige Alienrasse behaupten, welche die Erde für ihre Invasionspläne auserkoren hat. Ob der neue Nintendo-3DS-Titel ein heißer Kandidat für eure Sammlung ist oder ob es sich bei Steam nur um einen weiteren generischen Strategietitel handelt, soll euch der folgende Test verraten.
Überfall während der Tea Time!
Codename S.T.E.A.M. entführt euch in die viktorianische Zeitepoche und zunächst nach London. Für Londoner Verhältnisse ist es ein typischer Tag. Ein trüber Nebel legt sich über die Themse und auch so könnte man sagen, dass man keine andere Wetterlage aus London gewohnt ist. Währenddessen rauschen die Luftschiffe über die Dächer der Stadt und in den Medien wird eine Glorie auf die Dampftechnologie gesungen, die in der heutigen Eröffnung der neuartigen, dampfbetriebenen Brücke gipfeln soll.
Henry, ein aufstrebender Sicherheitschef, rüstet sich derweil für die Eröffnung der Brücke und der Bewachung der Königin, als plötzlich im wahrsten Sinne des Wortes, die Decke über ihm einstürzt. Als er mit einem Dröhnen in seinem Kopf erwacht, kann er seinen Augen nicht trauen. Brennende Luftschiffe stürzen in die Themse überall herrscht Chaos und Zerstörung, aber von den Verursachern ist zunächst nichts zu sehen. Währenddessen hört unser Held über Funk nur noch die Schmerzensschreie seines Teams. Tatenlos muss er zuhören, wie ein Mitglied nach dem anderen offenbar niedergemetzelt wird. In seiner Fassungslosigkeit merkt er nicht, wie sich von hinten ein furchtbares Monster an ihn heranschleicht und ihn von hinten attackiert…
„Auch Abe mischt mit!“
Nach dieser kurzen Einleitung findet ihr euch sogleich in der ersten Einführungsmission wieder. Schritt für Schritt werden euch hier und in den nachfolgenden Missionen die Feinheiten des Kampfes näher gebracht. Neuigkeiten über Gegnertypen oder andere spielentscheidende Mechaniken, werden euch in Form von grünen Informationstafeln näher gebracht. Es ist dem geneigten Spieler anzuraten, diese Hinweise zu lesen, da neben neuen Informationen auch euer Steamvorrat teilweise aufgefrischt wird, und Dampf werdet ihr brauchen, wenn Ihr euch im Kampf gegen die Alieninvasion behaupten wollt.
Natürlich müsst ihr euch nicht alleine gegen die Aggressoren entgegenstellen. Im Verlauf der Kampagne gesellen sich immer mehr Agenten zu euch, bis zu zwölf Recken, die euch mit ihren besonderen Fähigkeiten unterstützen, denn schließlich kann man nie genügend Schlagkraft besitzen. Der Pool an Charakteren zeichnet sich neben ihren Fähigkeiten und ihren Waffen auch durch ihre Persönlichkeit aus. So werden entweder typische amerikanische Klischees bedient, oder man trifft auf besondere Namen oder Persönlichkeiten welche die damalige Literatur -und Zeitgeschichte ausmachten. Hier wären zum Beispiel die beiden Haupthelden John und Henry zu erwähnen, deren beider Namen sich auf den amerikanischen Volkshelden John Henry beziehen. Auch der ehrliche Abe spielt eine nicht unwesentliche Rolle in Codename S.T.E.A.M.. Als euer Kommandant steht er euch mit Rat und Tat zur Seite und sollte ihm doch mal der Kragen platzen, schwingt er sich selbst in seinen riesigen Mech und verdrischt im Alleingang die Alienbrut.
Zwischen all den Kämpfen könnt ihr euch in eurer Basis zwischenzeitlich ausruhen, eure Ausrüstung ändern und Informationen über die Welt, deren Charaktere und eure Widersacher einholen. Darüber hinaus gibt es auch eine StreetPass-Rangliste. Hier könnt ihr euch mit anderen vergleichen und Geldpreise abräumen, solange ihr in der Rangliste am oberen Ende verweilt. Abseits der Kampagne könnt ihr euch im Versusmodus beweisen und euch mit anderen Spielern messen, dies passiert entweder lokal oder online.
Habt ihr euch diesbezüglich entschieden, bleibt euch noch die Wahl, ob ihr euch lieber in einem freien Duell oder in im Turniermodus die Köpfe einschlagen wollt. Im freien Modus könnt ihr zwischen verschiedenen Modi wählen. So steht euch das klassische Deathmach genauso zur Verfügung wie die etwas kuriosen Modi wie das A.B.E.-Duell oder die Medailienjagd. Nachdem Ihr euch für einen der drei Modi entschieden habt, sucht die Lobby nach geeigneten Gegnern und sobald diese gefunden worden, könnt ihr euch in üblicher Manier gegen menschliche Spieler messen.
Im Turniermodus hingegen kämpft ihr, wie es sich für ein Turnier gehört, um den ersten Platz. Auch hier wird euch überlassen, ob ihr lieber privaten oder doch lieber an öffentlichen Turnieren wie dem derzeitig von Nintendo ausgerichteten Turnier teilnehmen wollt. Es steht euch allerdings auch frei, eigene Turniere zu erstellen, um dann gegen andere Spieler spielen zu können. Wofür man sich auch entscheidet – mit dem Onlinemodus kann man bei gegebener Verbindung seinen Spaß haben.
Druck im Kessel und die Waffe im Anschlag
Bevor man jedoch dem Abschaum ordentlich Dampf machen kann, muss man vor jeder Mission sein Team zusammenstellen. Bis zu vier Recken können euch dabei im Kampf gegen die Invasoren unterstützen. Nachdem ihr eure Helden gewählt und sie mit Boiler sowie Sekundärwaffen ausgestattet habt, geht es auch schon los. Bei dem Kampfsystem handelt es sich hierbei in erster Linie um ein klassisches rundenbasiertes Zugsystem.
Ihr bewegt eure Einheiten dabei wahlweise über die Karte. Der Steamvorrat zeigt euch in Form eines Rasters an, wie weit ihr euch bewegen könnt. Der Vorteil ist: solltet ihr euch mal gegen eine Laufroute entscheiden, könnt ihr den Weg zurückgehen und so euren Dampfvorrat wieder auffüllen, es sei allerdings zu beachten, dass nach einer Aktion dies nicht mehr möglich ist. Nicht nur das Bewegen an sich lässt eure Dampfanzeige zusammenschrumpfen, auch Kampfaktionen verbrauchen Dampf. Dementsprechend ist darauf zu achten, wie weit ihr gehen wollt und wie viel Dampf ihr für Aktionen nutzen möchtet.
Es ist auch ratsam, sich einen gewissen Vorrat für die Runde des Gegners aufzusparen, da man so in der Lage ist, Konterangriffe auszuführen, sobald sich ein Gegner in euren Schussradius bewegt. Der Spieler wird hier zum taktieren motiviert, da man abwägen muss, ob sich ein Angriff oder ein tiefer Vorstoß in Feindesgebiet überhaupt lohnt. Übereilte Züge können euch so einiges Kosten und enden nicht unbedingt selten in dem Neustart der Mission. So ganz ohne Unterstützung müsst ihr euch allerdings nicht durch die Horden metzeln. Vereinzelt findet ihr neben den bereits erwähnten Infopanels, die eure Aktionsleiste wieder auffüllen, auch noch andere nette Kleinigkeiten. So könnt ihr kleine Medipacks und Dampfkartuschen aufsammeln, Sprengfässer in die Luft jagen, euren Spielstand an bestimmten Säulen speichern und euer Team gleichzeitig vollständig heilen oder wiederbeleben.
„Dampf ist Kraft“
Wie bereits erwähnt, besitzen eure Agenten auch einzigartige Fähigkeiten und Waffen. So habt ihr zum Beispiel den typischen Pionier, der zwar schwach im Angriff ist, dafür aber über einen großen Bewegungsradius verfügt, eine Heilerin, die eure Wunden pflegt, oder aber einen Berserker, der mit Inbrunst in die feindlichen Horden springt. Neben eben jener individuellen Hauptwaffe könnt ihr jedem Charakter noch eine für die Mission geeignete Nebenwaffe aushändigen, mit der ihr eure Schlagkraft noch weiter ausbauen könnt. Sollte es dennoch einmal eng werden, kann jeder Agent einmal in der Mission seine Spezialfähigkeit einsetzen, um das Blatt zu euren Gunsten zu wenden. Sollte jedoch keine Aktion fruchten und eure Reihen werden trotzdem von den Außerirdischen nach und nach dezimiert, könnt ihr entweder den Spielstand auf der Karte laden, den Sektor neu starten oder zurück in eure Basis kehren, um euer Team neu anzupassen.
Neben diesen doch für den Kampf essentiellen Gegenständen können fleißige Spieler auch noch Münzen und Zahnräder aufsammeln. Erstere werden von Gegnern und Gegenständen wie Kisten hinterlassen, letztere hingegen sind vereinzelt an bestimmten Kartenpositionen gut versteckt. Sowohl die Zahnräder als auch die harte Währung braucht ihr dringend, um euer Arsenal an Sekundärwaffen und Boilern aufzuwerten. So werdet ihr nicht umher kommen, eine Karte bis in den letzten Winkel zu durchsuchen oder die Mission mehrmals zu spielen, um alle Zahnräder zu erhalten.
Das Gute daran ist, dass viele der Karten auf unterschiedliche Art und Weise gespielt werden können. Das liegt vor allem an dem gut durchdachten Aufbau der Karten. Die Kämpfe gegen die Aliens können sich über mehrere Ebenen erstrecken und reduzieren sich nicht nur auf Mann-gegen-Mann-Scharmützel. Vereinzelt lassen sich Kanonen, Panzer oder ähnliche Gerätschaften besetzen, mit denen man seinen Gegnern ordentlich Dampf machen kann. Es ist aber auch möglich, sich bis zu einem gewissen Grad an den Gegnern vorbei zu schleichen. Wie ihr eine Karte lösen wollt, wird euch überlassen.
Entweder rennt ihr einfach bis zur grünen Zielmarkierung durch, was mit Risiken verbunden ist, aber immer noch die einfachste Methode ist, durch die Level zu kommen – oder ihr bevorzugt die langsame Methode, zieht eure Einheiten Zug um Zug langsam voran und sammelt alles ein, was nicht niet- und nagelfest ist. Bei letzterer Methode verliert man allerdings oft mal die Übersicht über das Kampfgeschehen und da wären wir auch schon bei der Kamera. Hier kann man nicht wirklich etwas Gutes sagen, doch zuerst die Fakten. Die Kamera ist hinter den Charakteren zentriert, demnach verfolgt man die Charaktere aus der Third-Person-Perspektive. Steuern lässt sich die Kamera über den unteren Bildschirm mittels des Stifts.
Dabei reduziert sich das Ganze auf das Sichtfelds des Charakters, großartig zoomen oder die Perspektive verändern ist hierbei nicht möglich. Die mangelnde Übersicht und das Fehlen einer Übersichtskarte, führt auf vielen Karten dazu, dass man – wie bereits erwähnt – die Übersicht verliert und somit die Situation sowie die Truppenstärke des Gegners nicht wirklich einschätzen kann. Dies erschwert das Absolvieren der Karten ein wenig und kann unter Umständen frustrierend sein, wenn man gleichzeitig mit immer wiederkehrenden Gegnern rechnen muss, welche euch im schlimmsten Fall einkesseln und letztendlich überrennen. Hierbei soll allerdings gesagt sein, dass die Übersicht mit einem Circlepad besser sein soll, dies konnte in diesem Bericht aber nicht getestet werden.
Grafik – Panel für Panel
„Comicstyle – bunt & kantig“
Wie man bereits im Intro unschwer erkennen kann, spielt sich die Geschichte in Form eines Comics ab. Panel für Panel wird die Geschichte erzählt und Gespräche mit den typischen Textblasen unterlegt. Kräftige Farben, scharfe und grobe Kanten zeichnen das Design des Spiels aus. Das mag nicht jedermanns Geschmack sein aber es passt wiederum erstaunlich gut im Gesamtkonzept. Auch soundtechnisch gibt es wenig zu meckern. Heroische Musik unterstreicht euren Feldzug gegen die Invasion der Aliens und markige Soundeffekte unterstreichen eure Kämpfe, unterstrichen durch comichafte Schriftzüge, welche den ruppigen Schlagabtausch unterstreichen. Die rockigen Stücke passen zu dem Steampunk-Setting und unterstreichen gut die recht ruppigen Kämpfe gegen die Außerirdischen.
Fazit:
Codename S.T.E.A.M. ist ein interessantes rundenbasiertes Strategiespiel mit intelligentem Leveldesign, welches euch für gut 20 bis 25 Stunden unterhalten wird. Leider fehlt im Spiel eine Übersichtskarte, welche das Kampfgeschehen besser offenlegt. Damit könnte man leben, hätte man mit der Third-Person-Kamera mehr Möglichkeiten. So ist es teilweise frustrierend, wenn man nicht weiß, wie viele Gegner hinter der nächsten Ecke lauern. Zwölf interessante Charaktere erwarten euch mit ihren teilweise etwas bizarren beziehungsweise patriotischen Fähigkeiten. Darüber hinaus könnt ihr euch mittels Amiibo-Figuren die Helden aus Fire Emblem in die eigenen Reihen holen. Codename S.T.E.A.M. ist ein gutes Strategiespiel mit dem einen oder anderen Schönheitsfehler, weiß aber durch das Kampfsystem, die Welt und deren Charaktere zu begeistern.
Story: Stark überzogene Geschichte, gespickt mit typischen Wortwitzen, die nicht immer zünden. Viele Charaktere aus der Historie Amerikas und der amerikanischen Literatur enthalten.
Gameplay: Vielschichtige, rundenbasierte Keilerei über mehrere Ebenen hinweg. kämpft jedoch mit Übersichtsproblemen und mangelhaften Kameraführung.
Grafik: Comichaft, zeichnet sich durch kräftige Farben und scharfe Kanten aus.
Sound: Rockige Melodien, die sich gut in die Steampunk-Welt einfügen.
Sonstiges: Amiibo-Support, Multiplayermodus gegen andere Teams, Streetpass-Ranking