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Im Test! Fantasy Hero: Unsigned Legacy

Die Welt des PlayStation Stores ist wahrlich eine große. Mit jedem Jahr wächst das Aufgebot an Spielen und Diensten weiter. Wie soll man da noch den Überblick behalten? Stöbert man ein bisschen in den Archiven, so trifft man auf eine Vielzahl von Spieletiteln. Auf jene, die man besonders gut kennt, aber auch auf andere, von denen man noch nie was gehört hat. Eben einen dieser eher unbekannteren Titel haben wir uns jetzt näher betrachtet. Es handelt sich um Fantasy Hero: Unsigned Legacy, welches bereits Anfang Dezember im US-Store veröffentlicht wurde und im ersten Quartal des nächsten Jahres auch bei uns zu finden sein wird.

Auch wenn es sich bei diesem Spiel um eine kleine Produktion handelt, die für einen geringen Preis zu kaufen ist, so haben solche Spiele mehr als nur oft bewiesen, dass sie ihr Geld wert sind. Ob dieses PlayStation-Vita-Spiel auch in diese Kategorie fällt wird sich erst zeigen.

In wenig spektakulären Cutscenes wird die klischeehafte Story erzählt.
In wenig spektakulären Cutscenes wird die klischeehafte Story erzählt.

Die Geschichte von Fantasy Hero: Unsigned Legacy könnte in ihrer Grundform kaum simpler sein. Die Menschen auf der Erde leben in einem idyllischen Frieden und jeder geht seinem Beruf und seiner Leidenschaft nach, bis plötzlich aus heiterem Himmel Aliens aus dem Weltraum landen und den Großteil der Menschheit ohne Gnade vernichten. Nur wenige haben diesen schicksalhaften Tag überlebt und jene, die es geschafft haben, leben in ständiger Angst in Höhlen und anderen Verstecken. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch diese den sogenannten Decoders zum Opfer fallen. Hier fängt nun die Reise der kleinen Heldengruppe an, welche sich die Aufgabe gestellt hat, mit ihren einzigartigen Techniken und Fähigkeiten die Welt vor den schrecklichen Decoders zu beschützen und auch zu befreien.

So weit so gut. Es folgen zwar noch weitere Wendungen, doch diese sind mehr als nur vorhersehbar und der Grundriss der Geschichte bleibt eben dieser. So spektakulär er auch klingen mag, so unspektakulär wurde das gesamte Geschehen umgesetzt. Auch wenn jeder Charakter seine eigene Persönlichkeit hat und jeder von ihnen eigene schöne Momente mit dem Spieler teilt, so handelt es sich um nichts anderes als reine Klischees, die aus jedem anderen japanischen Spiel oder Anime übernommen wurden. Wir haben den naiven jungen Helden, der jedem seine Stärke beweisen muss, die sich rührend sorgende Schwester, den breiten, tiefstimmigen Muskelprotz, der versucht den Helden auf die richtige Bahn zu führen, und die antisoziale Technikerin, die in ihrer ganz eigenen Welt zu leben scheint.

In den Dialogen verhält es sich ebenso und nach einer Weile klickt man sich nur noch durch diese, um schnell wieder zum Gameplay zu kommen. Die Cutscenes sind kaum Cutscenes, sodass auch diese schnell übersprungen werden, um zum eigentlichen Spiel zu gelangen.

Leider hilft die Grafik dem Geschehen auch nicht viel weiter. Bei Fantasy Hero: Unsigned Legacy vermischt sich normale 3D-Grafik mit einem Hauch Cel-Shading, das sich in den Charakteren verbirgt. Diese wirken dadurch stark verniedlicht. Das Design an sich passt auch zu ihnen und sieht, besonders beim Kämpfen gut aus, aber in Sachen Mimik und Gestik wird in den Zwischensequenzen kaum was geboten. Auch das Design der Feinde reicht von unglaublich niedlich bis monströs. Hier haben die Entwickler einige Gedanken investiert. Leider reichte das Budget nur für wenige Designs. Hat man einige wenige Missionen hinter sich gebracht, merkt man, dass dieselben Monsterdesigns wieder auftauchen, nur in einer anderen Farbe. Dies geschieht in viel zu kurzen Abständen, sodass man das Gefühl hat, ständig gegen dieselben Feinde zu kämpfen, nur dass die HP-Anzeige dieser mit zunehmender Spielzeit auch viel größer wird.

Audiovisuell hat das Spiel einige Stärken und viele Schwächen.
Audiovisuell hat das Spiel einige Stärken und viele Schwächen.

Das Umgebungsdesign leidet an demselben Problem. Das bisschen an Umgebung, was geboten wird, sieht schön aus, bis man auch hier erkennt, dass sich alles wiederholt. Nicht nur, dass man nur vier Areale außerhalb des Dorfes besuchen kann, in diesen Arealen werden die Areale auch oft mehrmals verwendet.

Dennoch wird das Bild stets scharf und mit knalligen Farben dargestellt. Was dazu führt, dass man, auch wenn man jeden einzelnen Ort wie seine Westentasche kennt, wieder dort hin und Monster verkloppen will. Selten kommt es hierbei jedoch zu Rucklern und Slowdowns, die das Spielgeschehen dahingehend negativ beeinflussen, dass es zum Game Over kommt. Speziell in den späteren Missionen ist dies frustrierend, da man ohne Weiteres 30 bis 60 Minuten an einer Mission sitzen kann und keine Kontrollpunkte existieren. Stirbt man also in der 59. Minute, muss man die komplette Mission von vorne anfangen. Zum Glück gehen dabei weder gefundene Items noch ein Teil der Erfahrungspunkte verloren. Frustrierend bleibt es dennoch.

Beim Sound spiegelt sich dagegen ein etwas anderes Bild ab. Startet man das Abenteuer, fällt sofort die schöne Musik auf, die wahres Ohrwurm-Potential hat. Je weiter man kommt, desto mehr solcher kleinen Perlen werden es, was eine wirklich positive Überraschung ist und gleich motiviert, weiter zu spielen. Leider sind diese Titel nicht so häufig, wie man sie sich vielleicht gewünscht hätte und auch die Musik fällt dem kleinen Budget zum Opfer, denn auch diese wiederholt sich einfach viel zu oft. Trotzdem bleibt die Musik als positiver Punkt, der Fantasy Hero: Unsigned Legacy doch zu etwas Besonderem macht.

Kreativlosigkeit in Sachen Design kann man den Entwicklern auf keinen Fall vorwerfen.
Kreativlosigkeit in Sachen Design kann man den Entwicklern auf keinen Fall vorwerfen.

Nun zu einem der größten Stärken, die Synchronisation. Zunächst wagt man es nicht zu glauben, aber das Spiel ist komplett synchronisiert und das unter anderem in bester Japan-Manier. Zur Verfügung stehen von Anfang an japanische und englische Sprachausgabe und multilinguale Texte. Es braucht nicht lange, bis man merkt, dass hier absolut alles richtig gemacht wurde. Beide Sprachen wurden schön vertont und wie so oft, legen sich die Japaner ein Stück weit mehr ins Zeug. Selbstverständlich passt die japanische Synchronisation auch optisch besser zum aus Japan stammenden Action-Titel.

Nun zum Löwenanteil, dem Gameplay. Hier entfaltet sich die volle Stärke von Fantasy Hero: Unsigned Legacy und auch, wenn es viele Baustellen gibt, an denen noch ordentlich zu schleifen wäre, so macht das Kampfsystem, speziell mit realen Kameraden einen Heidenspaß. Bevor es in die erste Mission geht, darf man sich zunächst einen der vier Hauptcharaktere aussuchen. Dies wirkt sich zwar nicht großartig auf die Story aus, aber dafür umso mehr auf das Gameplay. Jeder Charakter hat eine spezifische Waffe, die sich in Art und Umgang von denen der anderen stark unterscheidet. Man hat die Auswahl zwischen einem Langschwert, zwei Pistolen, einem Hilfsroboter und Panzerfäusten – und hier sind wirklich Fäuste aus Panzer gemeint.

Entscheidet man sich für das Langschwert, so hat man den guten Mittelweg gewählt. Bei dieser Waffe sind Parameter wie Stärke, Reichweite und Geschwindigkeit im guten Bereich. Wählt man hingegen die Pistolen, so besitzt man eine große Reichweite, dafür sind die Angriffe wesentlich schwächer. Die anderen beiden Waffen konzentrieren sich vor allem auf den Schaden, der den Feinden zugefügt wird. Alle Kämpfer auszuprobieren und ihren persönlichen Stil zu perfektionieren macht Spaß und braucht auch eine gewisse Zeit. Zu schade, dass diese Zeit drastisch verkürzt wird, da das gesamte Hauptspiel nur aus insgesamt neun Missionen besteht. Die ersten Missionen dauern dabei keine paar Minuten. Somit hat man die Geschichte viel zu schnell durchgespielt. Es werden zwar noch 14 Neben- und DLC-Missionen geboten, aber erstere unterscheiden sich kaum von den Hauptmissionen und letztere sind den Aufpreis nun wirklich kaum wert.

Das Gameplay ist spaßig und im Multiplayer gleich doppelt so viel.
Das Gameplay ist spaßig und im Multiplayer gleich doppelt so viel.

Sehr abwechslungsreich sind die Missionen auch nicht. Mission annehmen, Dorf verlassen, Monster töten oder Item finden und dabei Monster töten oder jemanden Beschützen und dabei Monster töten. Zum Glück macht das Monstertöten Spaß. Das Kampfsystem ist schnell und je nach Wunsch auch fordernd, denn man kann zu Beginn jeder Mission die Stärke der Feinde anpassen. Selbstverständlich verändern sich dadurch die Belohnungen und Erfahrungspunkte. Beim Spiel handelt es sich um ein so genanntes Hack’n’Slash-Action-RPG und dabei setzen die Entwickler auf ein gewohntes Kampfsystem. Mit einem normalen Angriff oder einer Spezialattacke kann man den Gegnern zusetzen. Viele Kombinationen gibt es dabei leider nicht. Die verschiedenen Spezialattacken lassen sich auf das Steuerkreuz und die Aktionstasten setzten.

Drückt man nun die rechte Schultertaste, so kann man die zugeordneten Spezialangriffe ganz einfach nutzen. Dieses simple Kampfsystem ist sofort zugänglich und macht ab der ersten Sekunde Spaß. Hat man dann Mitspieler über das Internet zu seinen Missionen eingeladen, macht das Spiel gleich doppelt so viel Spaß. Zusammen kann man auch die härtesten Missionen auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad bestehen. Leider liegt das unter anderem auch an der KI der Feinde. Diese ist praktisch nicht vorhanden. Stumpf laufen die Monster hinterher und kündigen ihre Angriffe Sekunden vorher an. Hat man es mit einem normalen Gegner zu tun, so kann man ohne Probleme auch die längste HP-Leiste ohne Probleme dezimieren. Aber oftmals sind es sehr viele Gegner, die jeweils auf andere Angriffe setzen. In diesen Situationen muss man dann doch mit etwas Geschick und Strategie vorgehen. Das Kampfsystem ist und bleibt jedoch zu simpel.

Abseits des Kämpfens gibt es kaum etwas zu erkunden und nur wenig zu tun. Ganze drei Personen bewohnen das Dorf, zwei Händler und eine nette Dame, welche sich um die Online-Konnektivität kümmert. Bei einem der Händler kann man Waffen modifizieren. Dieser Zusatz ist doch sehr umfangreich ausgefallen und die Verbesserungen motivieren ungemein zum Weiterspielen, um die besten Waffen und Items zu finden, die nötig sind, um diese zu verbessern. Leider ist das Skillsystem weniger ausführlich ausgefallen.

jpg_siegel_durchschnittJa, Fantasy Hero: Unsigned Legacy hat viele Fehler. Höchst offensichtlich hat es den Entwicklern an Budget gefehlt, um das Potential vollkommen auszunutzen. Die Story ist kaum der Rede wert, die Grafik ist durchschnittlich bis solide, die Technik bröckelt ein wenig und Repetition ist wohl der größte negative Aspekt. Nichtsdestotrotz kann man einige spaßige Stunden mit dem Spiel verbringen. Die vier wählbaren Klassen bringen ein bisschen Würze ins Geschehen und im Multiplayer kommt wahres Teamgefühl auf. Für den geringen Preis von 14,99 US-Dollar kann man auf jeden Fall einen Blick auf dieses Spiel werfen, aber eine wahre PlayStation-Store- oder Vita-Perle ist es leider nicht.

Story: Simple Geschichte voller klischeehafter Charaktere und vorhersehbaren Wendungen.

Grafik: Solide Grafik mit schönem Charakterdesign. Hinzu kommen sich oft wiederholende Areale und Monsterdesigns sowie Ruckler und Slowdowns.

Sound: Überraschend schöner, jedoch zu klein ausgefallener Soundtrack. Tolle japanische Sprachausgabe.

Gameplay: Spaßiges, vielleicht aber zu simples Kampfsystem, dass im Multiplayer erst sein volles Potential entfaltet, aber von einer schrecklichen KI geplagt wird.

Sonstiges: Einen einzigen Durchlauf hat man in wenigen Stunden geschafft. Dank der verschiedenen Klassen kommt aber die dringend benötigte Vielfalt ins Spiel. Neun Missionen und 14 Nebenmissionen sind leider nicht genug. Sonst gibt es kaum etwas zu tun.