SWI Test TOP

Im Test! Urban Myth Dissolution Center ist eine exzellente Mystery-Adventure-Novel

Titel Urban Myth Dissolution Center
Japan 13. Februar 2025
Shueisha Games
Nordamerika 12. Februar 2025
Shueisha Games
Europa 12. Februar 2025
Shueisha Games
System PlayStation 5, Nintendo Switch, PCs
Getestet für Nintendo Switch
Entwickler Hakaba Bunko
Genres Mystery Adventure
Texte
Deutschland Nordamerika Japan
Vertonung

Urban Myth Dissolution Center ist ein Adventure-Mystery-Titel vom japanischen Indie-Entwickler Hakaba Bunko, der einigen wenigen wahrscheinlich durch die kurzweilige „Makoto Wakaido’s Case Files“-Reihe bekannt ist. Mit Hilfe von Publisher Shueisha Games entstand Urban Myth Dissolution Center, das in der Basis einen ähnlichen Stil wie die Case-Files-Reihe an den Tag legt, allerdings mit mehr Umfang und hübscheren Pixelarts.

Auch Urban Myth Dissolution Center bietet episodische Mystery-Abenteuer, die verschiedene urbane Mythen, Verschwörungstheorien und Gerüchte thematisieren. Spielerisch könnte man den Titel als Visual-Novel-Adventure ähnlich einem Ace Attorney einordnen, wobei es gilt, bestimmte Fälle durch das Sammeln von Informationen aufzudecken.

Fantasian HPU

Betrachtet man die vorherigen Projekte des Indie-Studios Hakaba Bunko, so merkt man bei Urban Myth Dissolution Center definitiv einen kräftigen Sprung nach vorne, was höchstwahrscheinlich an der Zusammenarbeit mit Shueisha Games liegen dürfte. Doch schauen wir uns einmal an, was das Spiel zu bieten hat.

Der Geisterblick

Urban Myth Dissolution Center beginnt mit der Studentin Azami Fukurai, die plötzlich in der Lage ist, schemenhafte Geistererscheinungen wahrzunehmen. Beunruhigt von diesem Zustand begibt sie sich zum Zentrum zur Eliminierung urbaner Legenden, in der Hoffnung, man könne ihr helfen. Kaum dort angekommen, trifft sie auch schon auf den Zentrumsleiter, der scheinbar schon ein ganz genaues Bild von dem Mädchen zu haben scheint. Ohne viel zu verraten, lässt sich Azami schließlich darauf ein, für das Zentrum zu arbeiten, welches einen ganz besonderen Nutzen in ihren ungewöhnlichen Kräften sieht.

Die Geschichte in Urban Myth Dissolution Center spielt sich grob episodisch ab. Es gibt jeweils einen Fall, der vom Zentrum genau unter die Lupe genommen wird. Allerdings gibt es auch noch eine umfassende Geschichte, die sich nach und nach erst offenbart und zu einem fulminanten Ende führt. Die einzelnen Storys sind hierbei recht interessant geschrieben, was einen durchaus zum Weiterspielen motiviert. Auch die Charaktere sind vielschichtig und warten mit einigen Überraschungen auf.

Ein großer Bestandteil der Geschichte ist ebenso die Analyse von sozialen Medien. Die Umsetzung dieser Twitter-ähnlichen Plattform ist hier wirklich sehr gut gelungen. Die Threads sind gefüllt mit abstrusen Kommentaren, exzentrischen Personen und einem Haufen Hass und Verschwörungstheorien. Die detailverliebte Darbietung des Themas und den Umfang muss man hier besonders positiv hervorheben.

Am Handy versauert

Den Part mit der Social-Media-Analyse schauen wir uns auch noch einmal gameplaytechnisch an, da dieser ebenfalls eine große Rolle spielt. Zu jedem Fall muss man sich zunächst ein Bild von der sogenannten Anomalie machen. Gibt es Gerüchte zu dem Fall, Hinweise oder weitere Informationen? Steckt vielleicht eine urbane Legende dahinter? All diesen Informationen jagt man zunächst in sozialen Medien hinterher.

Im Grunde genommen liest man sich also durch einige Threads und diskutiert die Kommentare mit Azamis Kollegin. Hierbei findet man zwar schon einige Hinweise auf den Fall, aber besonders Ausschau sollte man nach möglichen Suchbegriffen halten, die Azami mit ihrem Geisterblick erkennen kann. Hat man passende Suchbegriffe gefunden, muss man diese nur noch sinnvoll kombinieren und weiterlesen.

Ab und an erfährt man in der Analyse auch Dinge, die erst viel später von Interesse sind, daher sollte man sich ausreichend Zeit mit der Analyse nehmen, um auch Notizen abseits des aktuellen Falls zu sammeln. Ebenso lassen sich aber auch Gerüchte und Theorien unabhängig vom Spiel finden, die allerdings dennoch im Notizbuch ihren Platz finden als Trivia. Nur um hier nochmal die Liebe zum Detail hervorzuheben. Spielerisch ist das Ganze jedoch auch absolut spaßig und eine gute Abwechslung zum nächsten großen Teil des Spiels.

Bestimmung und Eliminierung

Nach der ausgiebigen Voranalyse begibt man sich zum Tatort beziehungsweise zu der betroffenen Person, die mit einer Anomalie in ihrem Leben zu kämpfen hat. Hier findet nun der nächste große Spielabschnitt statt, in dem man die Umgebung gründlich untersucht und mit den Betroffenen und Zeugen spricht. Hier geht es besonders darum, die nötigen Trigger zu finden, um bestimmte Personen zum Reden zu bringen. Auch der Geisterblick ist hier wieder unabdingbar.

Azami macht sich fast zu jedem Hinweis eine Notiz auf ihrem Block, was allmählich dann zu einer Mindmap heranwächst, die die Zusammenhänge von Personen und Geschehnissen visualisiert. Hat man genug Hinweise gesammelt, gilt es, eine Hypothese aufzustellen. Das gestaltet sich in Form eines Lückentextes, den man mit verschiedenen vorgegebenen Wörtern oder Phrasen ergänzen muss. Wer hier nicht wirklich weiterweiß, kann auch jederzeit einen Blick auf den Notizblock werfen oder sich einfach so lange durchklicken, bis das Richtige dabei herauskommt. Wirklich fatale Fehler kann man hier nicht machen.

Zu Beginn des Falls muss man mit wenigen Informationen die Anomalie bestimmen. Diese ist meist einer urbanen Legende zugeordnet und lässt sich ebenso über das Lückensystem anhand von mehreren Fragen bestimmen. Am Schluss des Falls gilt es, diese Anomalie zu eliminieren. Gameplaytechnisch geht es auch hier dann in die gleiche Richtung, was dann in der Konklusion den jeweiligen Fall auch beendet. Das Gameplay ist also auch hier eher simpel. Dennoch versprechen die Geschichten zu den Fällen und die kurzen, angenehmen Anstrengungen der Hirnsynapsen unaufgeregten Spielspaß bis zum Ende.

Pixelart vom Feinsten

Neben der gut geschriebenen Geschichte und unterhaltsamem Gameplay kann Urban Myth Dissolution Center für mich auch bei der Grafik punkten. Die pixeligen Figuren in den normalen Spielabschnitten sind zwar im Großen und Ganzen detail- und farbarm gehalten, jedoch springen die schönen Pixelarts der Charakterprofile und Szenen stark ins Auge. Auch wenn das alles kein grafisches Meisterwerk ist, versprühen diese doch sehr viel Charme und bringen Leben in die Geschichte.

Das grafische Design wird von einem atmosphärischen Soundtrack abgerundet. Das Sounddesign umfasst hier typische Synthie-Videospielmusik, die zwar in den einzelnen Abschnitten für die nötige Stimmung sorgen kann, allerdings leider oft wiederholt wird. Das Hauptthema zum Spiel, gesungen von Kanna Katata, findet sich am Ende jeder Episode wieder und dient als psychologischer Marker, dass man einen Abschnitt erledigt hat. Der Spieler wird somit zum „Pawlow’schen Hund“ und baut so eine Verbindung zum Lied auf.

Um Urban Myth Dissolution Center hat man eine große Marketingkampagne gebildet. So hatte das Spiel eine sichtbare Präsenz auf der Tokyo Game Show und bekommt neben dem Release des Soundtracks auch noch einen Manga spendiert. Der Manga umfasst eine zusätzliche Episode, die nicht im Spiel behandelt wird, und dient wohl ebenfalls als Teil der Werbetrommel, die Shueisha zumindest in Japan gerührt hat.

Eine exzellente Mystery-Adventure-Novel

Urban Myth Dissolution Center weiß mit seiner gut geschriebenen Geschichte und seinen Charakteren zu überzeugen. Die einzelnen Episoden motivieren das Mysterium um das große Ganze zu entschlüsseln und zum Ende wird man dann doch noch einmal überrascht. Die Rätsel sind unaufgeregt und unkompliziert umgesetzt, was trotz fehlendem Bestrafungssystem für Falschantworten durchaus ohne Probleme durch das Spiel motivieren kann.

Besonders hervorheben muss ich aber die Umsetzung der Social-Media-Analyse, die sehr detailverliebt und fast schon realitätsnah umgesetzt wurde. Die abstrusen Kommentare und okkulten Verschwörungstheorien sollte man sich nicht entgehen lassen. Für Fans von Visual Novels mit Mystery-Fokus und Adventure-Abschnitten ist Urban Myth Dissolution Center eine klare Empfehlung.

 

Story

Okkulte urbane Legenden, verwoben in einer sehr gut geschriebenen Story und vielschichtigen Charakteren.

Gameplay

Adventure-Parts mit Hinweissuche und zahlreichen Dialogen. Die Analyse von sozialen Medien ist neben dem simplen Gameplay aber auch anderweitig interessant.

Grafik

Simpelste Pixelfiguren treffen auf lebendig designte Pixelarts für Charakterprofile und Szenen.

Sound

Synthie-Sounds mit gehörig Atmosphäre. Auf Dauer aber leicht repetitiv.

Bildmaterial: Urban Myth Dissolution Center, Shueisha Games, Hakaba Bunko

1 Kommentar

  1. Sehr schön! Bestärkt mich nur, mit meinem Kauf gestern alles richtig gemacht zu haben. Hatte den Titel schon wirklich lange im Blick und auf verschiedenen Wishlisten, aber nachdem auch die ersten Reviews durchweg positiv ausfielen, habe ich den Veröffentlichungsrabatt gleich noch genutzt. Und ja ,alle im Test hervorgehoben positiven Eigenschaften, sprechen mich doch sehr an. Werde denke ich meinen Spaß mit haben. Danke für den Test!

An dieser Stelle siehst du nur die letzten 5 Kommentare. Besuche das Forum um die komplette Diskussion zu diesem Thema zu sehen.