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Im Test! Freedom Wars Remastered bietet nach 10 Jahren in Haft eine garantiert spaßige Zeit

Titel Freedom Wars Remastered
Japan 10. Januar 2025
Bandai Namco Entertainment Inc.
Nordamerika 10. Januar 2025
Bandai Namco Entertainment Inc.
Europa 10. Januar 2025
Bandai Namco Entertainment Inc.
System PlayStation 4/5, Nintendo Switch, PC
Getestet für PC (Steam)
Entwickler Dimps Corporation
Genres Action-RPG
Texte
Deutschland Nordamerika Japan
Vertonung Nordamerika Japan

Wer die Nachrichten auf JPGames in den letzten Monaten aufmerksam verfolgt hat, dem ist sicher aufgefallen, dass portables Gaming wieder deutlich mehr im Trend liegt. Nicht nur, dass Valves Steam Deck Handheld-PCs salonfähig gemacht hat, die Switch spricht von einem Verkaufserfolg nach dem anderen und sowohl Sony als auch Microsoft arbeiten intern an neuen portablen Geräten.

Besonders bei Sony weckt der Begriff Handheld schöne, aber auch traurige Erinnerungen. PSP und PS Vita haben vom Elektronikriesen nicht die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdient hätten. Aber unter japanophilen Videospiel-Fans genießen beide Konsolen einen wahren Kultstatus. Heute noch sind so einige Spiele auf den alten Plattformen gefangen. Von diesen Fesseln löst sich nun Dimps Freedom Wars, welches 2014 exklusiv für PS Vita erschien. Wie sich das Remaster nach über zehn Jahren schlägt, erfahrt ihr im Folgenden.

Fantasian HPU

Prison Wars

Wir schreiben das Jahr 102014. Die Oberfläche der Erde ist nicht mehr bewohnbar, kein so unrealistisches Setting, und die Menschheit ist gezwungen sich in den Untergrund zurückzuziehen. Es bilden sich separate Großstädte, welche um die mangelnden Ressourcen und somit um ihr Überleben kämpfen. Diese sogenannten Panoptiken müssen also unter schweren Umständen ihre Population schützen und das geht anscheinend nur mit Kontrolle und einem totalitären System.

„Verbrecher“ werden ohne einen Prozess als „Freiwillige“ rekrutiert und müssen ihre Haftstrafen von teils mehreren Millionen Jahren nicht in einer Zelle absitzen, sondern als Sklaven in gesichtslosen Schlachten gegen andere Panoptiken verbringen. Überleben sie, dann wird ihre Haftstrafe reduziert.

Sterben sie, dann verbrauchen sie wenigstens keine Ressourcen mehr. Ein guter Deal für das Panoptikum, vor allem wenn das Wort „Verbrecher“ sehr liberal gehandhabt wird. Zum einen wird die reine Beschuldigung eines Verbrechens als Schuldspruch gezählt und zum anderen ist die bloße Existenz ja bereits eine Ressourcenverschwendung. Somit wird es wohl nie an motivierten „Freiwilligen“ mangeln.

Anime-Power

In Freedom Wars Remastered schlüpft man in die Haut eines solchen Freiwilligen mit einer Haftstrafe von insgesamt einer Million Jahren. Aussehen und Geschlecht darf sich der Spieler dabei selbst aussuchen und das Remaster bietet im Gegensatz zum Original noch so einige weitere Anpassungsmöglichkeiten. Dennoch, über einen 08/15-Anime-Protagonisten wird es wohl in keinem Fall hinauslaufen.

An der Story selbst hat das Remaster nichts verändert. Diese wandert mit mal mehr, mal weniger überraschenden Wendungen in typischer Anime-Manier mit den gewohnt ausufernden und simplen Dialogen einher. Trotzdem, wer die Story noch nicht kennt, wird bis zum Ende dranbleiben, da man einfach wissen will, wie diese postapokalyptische Anime-Sci-Fi-Geschichte zu Ende geht.

Warum das Remaster hier dennoch einen gigantischen Sprung nach vorne macht, liegt an der neuen englischen Vertonung der Dialoge. Diese überzeugt auf Anime-Niveau und lädt auch Kenner des Originals noch einmal zum nächsten Durchgang ein.

Die gewohnt gute japanische Synchronisation aus dem Original bleibt natürlich weiterhin dabei. Und wie beim Original werden KI-Charaktere auch im Englischen von einer Text-zu-Sprache-Software vertont. Das passt inhaltlich und war für die Entwickler auch sicher eine große Geld- und Zeiteinsparung.

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Generell gibt es in Sachen Sound nicht viel zu meckern. Beide Sprachausgaben überzeugen, die Soundeffekte passen und der von Perkussion getriebene Soundtrack sorgt für die nötige Atmosphäre. Leider bleiben dabei nicht viele Melodien hängen. Trotzdem passt jeder Track zum dystopischen Setting und sorgt für die nötige beklommene Stimmung.

Auch optisch hat sich nicht allzu viel am ehemaligen PS-Vita-exklusiven Spiel getan. Die obligatorische Hochskalierung auf 4K ist selbstverständlich mit dabei, ebenso wie eine Anpassung der Bildrate auf 60 FPS. Letzteres ist in den actiongeladenen Kämpfen ein wahrer Segen, auch wenn man sich von dem Begriff „Remaster“ sicherlich ein wenig mehr erhofft hätte.

Sowohl das Panoptikum als auch die Missionsareale strotzen nicht gerade vor Detailvielfalt und generell schreit die Optik nach einem Spiel, das bereits so einige Generationen auf dem Buckel hat. Das generische Charakterdesign und die verschachtelten Menüs verstärken dieses Bild dann nur noch.

1. Mahnung

Das Gameplay findet missionsbasiert statt. Zwischen diesen Ausflügen finden die vielen languiden Storysequenzen und das nötige Micromanagement statt. Doch warum sollte man für einen totalitären Staat überhaupt Kopf und Kragen riskieren? Ganz einfach: Es geht in den Missionen darum, seine Mitmenschen in diesen schweren Zeiten zu schützen, bitter nötige Ressourcen zu sammeln und, am vielleicht wichtigsten, sein eigenes Strafmaß zu reduzieren.

Tatsächlich kann man mit genug Motivation die Million Jahre abarbeiten, was im Laufe der Story jedoch unrealistisch ist. Das ist eher etwas für das Endgame-Material. Nichtsdestotrotz sollte man hier schnell voranschreiten, denn mit einem reduzierten Strafmaß gehen essentielle Freiheiten einher.

Zu Beginn darf man nämlich nur eine kurze Distanz sprinten, nur mit bestimmten Personen reden und muss überall zu Fuß hin, denn sonst wird das Strafmaß erhöht. Nur wer sich zum Beispiel ein Recht auf Schnellreisen verdient, darf diese auch ohne Strafe benutzen. Eine interessante Kombination aus Gameplay und Worldbuilding. Leider sorgt das aber ebenfalls für einen sehr langsamen Einstieg.

Zum Glück halten die Missionen stets viele Belohnungen parat und das schnelle, actionreiche Kampfsystem macht dabei auch Spaß.

Stachelig

In Echtzeitkämpfen kombiniert man nicht nur starke und schwache Angriffe, sondern wechselt auch ständig zwischen Nah- und Fernkampfwaffen. Das sorgt für die nötige Abwechslung. Aber die wahre Stärke bleiben weiterhin die „Dornen“. Mit diesem Werkzeug kann man sich durch die Areale schwingen, sich Gegnern schnell nähern oder man zwingt sie damit in die Knie. Vom Missionsaufbau sowie den teils gigantischen Gegnern und den Dornen her, erinnert das alles schon stark an Capcoms Monster Hunter Rise.

Und wie bei dieser Reihe auch, nutzt man die vielen erbeuteten Ressourcen, um sein Equipment zwischen den Missionen aktuell zu halten, denn sonst wird die Herausforderung zu groß.

Am Grundgerüst des Kampfsystems hat sich also ebenfalls nichts verändert. Das Controller-Layout wurde optimiert und generell wirkt das Kämpfen flüssiger. Im direkten Vergleich mit aktuellen Actionspielen ist es jedoch weiterhin abgehackt und klobig. Die Motivation bleibt jedoch immer hoch.

Ab auf die Bank

„Nur noch eine Mission“ wird ein Gedanke, der einen bis in die frühen Morgenstunden wach halten kann. Besonders zu Beginn stellt einem das Story-Pacing dabei aber ein Bein. Die dialoglastigen Zwischensequenzen fühlen sich wie eine Ewigkeit an, ebenso wie die wiederholten Besuche im Panoptikum, in denen man sich zu Beginn, wie bereits erwähnt, nur langsam fortbewegen kann.

Neben den Storymissionen gibt es eine Vielzahl von Nebenmissionen, einen Online-Modus, der beim Reduzieren der Haftstrafe nicht wegzudenken ist, und ein ausgedehntes Crafting-System. An sich ist es nicht zu komplex, aber das verschachtelte Menüdesign kann hier für ordentlich Frustration sorgen.

Zu guter Letzt noch ein Blick auf die Steam-Deck-Performance. Da es sich hier um ein Mittelding aus Port und Remaster eines zehn Jahre alten Handheld-Spieles handelt, stellt es für Valves Pocket-PC kein Problem dar. Hohe grafische Einstellungen und 40 FPS sorgen dabei für das optimale Erlebnis. Leider scheinen die Ladezeiten auf allen Plattformen noch ein großes Problem zu sein.

Zehn Jahre Haft

Freedom Wars Remastered bietet im Vergleich zum zehn Jahre alten Original nicht viele Neuerungen. Auflösung und Bildrate wurden verbessert, neue Anpassungsmöglichkeiten für den Hauptcharakter wurden spendiert und das Kampfsystem spielt sich generell ein wenig flüssiger.

Das reicht aus, um eine spaßige Zeit zu garantieren. Nichtsdestotrotz merkt man an allen Ecken und Enden, dass es sich hier um ein altes PS-Vita-Spiel handelt. Ein gutes PS-Vita-Spiel, welches endlich seinem Plattformgefängnis entflohen ist, aber eben auch mit denselben Schwächen.

Die dystopische Anime-Story kommt nur langsam in Fahrt und wächst nie über den Genre-Standard hinaus, grafisch fehlt weiterhin die Finesse und die Menüs sind zum Teil eine wahre Katastrophe. Zum Glück trösten das merklich altbackene, aber dennoch spaßige Kampfsystem und die neue englische Synchronisation darüber hinweg.

 

Story

Postapokalyptische Geschichte mit interessanten Ideen und einigen spannenden Wendungen, aber sehr langsamer Start und meist nur durchschnittliche Anime-Kost.

Gameplay

Missionsbasiertes Abarbeiten der eigenen Haftstrafe. Actionreich, schnell, aber dennoch altbacken mit sinnvollen Gameplay-Elementen. Die größte Stärke von Freedom Wars Remastered.

Grafik

Eine hohe Auflösung und Bildrate reichen nicht aus, um die verstaubten Wurzeln des alten PS-Vita-Titels zu kaschieren. Hier wäre mehr drin gewesen.

Sound

Neue Anime-typische englische Sprachausgabe. Zusätzlich gibt es das gute japanische Original und den stets passenden Soundtrack sowie überzeugende Soundeffekte.

Sonstiges

Viele Nebenmissionen und ein elaboriertes Crafting-System halten bei Laune, ebenso wie die Online-Matches, die zum Abarbeiten der Haftstrafe unabdingbar sind.

Bildmaterial: Freedom Wars Remastered, Bandai Namco, Dimps

1 Kommentar

  1. Das ist definitiv ein Spiel, womit man viel Spaß haben kann und auf der Vita war es auch teilweise so. Habe da die Platin geholt und meine Strafe auf 0 Jahre runtergefarmt.

    Aber beim remaster stören mich einfach viel zu viele Dinge. Die Schrift und das komplette UI ist komplett für ein kleines handheld Display ausgelegt und auf einem großen Fernseher reicht es schon aus, 3 Gegenstände hintereinander aufzusammeln, damit man fast nichts mehr sehen kann. Auch die Kamera während der Kämpfe ist eine Vollkatastrophe und generell die Steuerung braucht eine gewisse Eingewöhnung und selbst dann passiert es für mich zu oft, selbst mit lock on, das falsche Körperteil zu treffen. Die KI ist sowohl unfassbar dumm als auch in manchen Situationen unfassbar unfair. Da sind quasi 8 Leute auf Quest und irgendwie kommen Situationen vor, wo man ganz alleine die aggro von 2 oder mehr Gegnern gleichzeitig hat und selbst nach dem Tod und Wiedereinstieg ändert sich da nichts dran.

    Einzig alleine das craften von Rüstungen hat man angepasst, und ja mir gefällt es, nicht mehr Stunden zu warten, aber da gab es beim Original auch Optionen diese Zeit zu verkürzen, deswegen war es auch nie wirklich schlimm. Mich stört eher wie unendlich lang und dumm die Items von den Namen her sind und dadurch das Finden der richtigen Missionen für das fehlende Material unnötig erschwert wird...

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