PC Test

Im Test! Dynasty Warriors: Origins ist ein Spektakel für Musou-Fans und ein guter Einstieg für Neulinge

Titel Dynasty Warriors: Origins
Japan 17. Januar 2025
KOEI TECMO GAMES CO. LTD.
Nordamerika 17. Januar 2025
KOEI TECMO GAMES CO. LTD.
Europa 17. Januar 2025
KOEI TECMO GAMES CO. LTD.
System PlayStation 5, Xbox Series, PC
Getestet für PC (Steam)
Entwickler Omega Force
Genres Musou
Texte
Deutschland Nordamerika Japan
Vertonung Nordamerika Japan

Es gab tatsächlich mal Zeiten, in denen mindestens alle vier Wochen ein neues Musou-Spiel angekündigt wurde. Neben klassischen Marken wie Dynasty Warriors konnte sich kaum eine berühmte IP dem Sirenengesang dieses Genres entziehen. Dragon Quest, One Piece und sogar Zelda landeten alle bei den Profis von Omega Force auf dem Stapel. Doch mit der Zeit nahm die Anzahl und oft die Qualität dieser offensichtlich einfacher zu entwickelnden Titel ab.

Mit Dynasty Warriors 9 und einer neuen offenen Welt griff man dann stark daneben und enttäuschte Fans und Presse zugleich. Eine bessere Zeit für eine Neuauflage könnte es kaum geben und wie schreitet man am besten in die Zukunft? Indem man einen Blick in die Vergangenheit wirft.

Ein Neuanfang

Dynasty Warriors: Origins erzählt, wie es der Name bereits vermuten lässt, eine Geschichte, die noch vor den anderen Ablegern spielt. Genauer gesagt wird hier das chinesische Kulturgut „Romance of the Three Kingdoms“ einmal mehr in ein Videospielkorsett gepackt.

Und wie bei all den anderen Adaptionen dieses Roman-Klassikers stehen Verrat, Loyalität, Taktik und Krieg im Vordergrund. Am prominentesten bleibt jedoch weiterhin die große Schwierigkeit sich die Dutzenden chinesischen Namen, Orte und Fraktionen richtig zu merken.

Um die komplexe Erzählung ein wenig zugänglicher zu machen, schlüpft man in die Rolle des Wanderers. Ein zunächst passiver, außenstehender Schwertkämpfer mit Amnesie, ein wohlbekanntes Klischee. Doch dadurch fällt es dem Spieler deutlich einfacher der Geschichte und ihren vielen Charakteren und Wendungen zu folgen. Ein großes Plus.

Steh mir Modell

Was ebenfalls dabei hilft, sind die vielzähligen, teilweise vorgerenderten Zwischensequenzen, in denen die beeindruckenden Charaktermodelle ihre simplen Dialoge von sich geben. Je länger die Geschichte dauert, desto weniger kann man ihr aber folgen. Unzählige Machtkämpfe werden von ungewohnt klingenden Menschen und Gruppierungen ausgetragen, sodass man öfters auch mal im Menü einige Informationen nachlesen muss.

Ich empfehle jedem, die japanische oder sogar die chinesische Tonspur auszuwählen. Grund hierfür sind die oftmals unpassenden und unheimlich simplen englischen Dialoge, die trotz motivierter Synchronsprecher einfach weder optisch noch inhaltlich zu dieser Erzählung passen.

Das führt oft sogar zu ungewollt komischen Momenten. Die vielen Dialog-Optionen, die man als stummer Protagonist auswählen kann, wirken auch unpassend und bekommen oftmals keine adäquate Antwort spendiert. Es wirkt alles zu ungenau, zu klobig und dadurch sehr unrealistisch. Eine fremde Sprachausgabe sorgt hier für wesentlich mehr Immersion.

Überraschung

Was bei den vielen Zwischensequenzen sehr positiv auffällt, ist jedoch der starke Soundtrack. Oft setzt er die nötigen Akzente und spielt sich in den Vordergrund, was man von einem solchen Spiel eigentlich nicht erwarten würde. Und der kräftige Kontrast zu den gewohnt rockigen Kompositionen während der Schlachten sorgt dann für das gewisse Etwas, wodurch der Soundtrack einem im Gedächtnis bleibt.

Generell ist die Soundkulisse eine große Stärke von Dynasty Warriors: Origins. Die motivierenden Rufe der Kollegen, die Angstschreie der feindlichen Soldaten und das Knistern und Knabbern der Waffen, hier ist viel Arbeit und Präzision hineingeflossen.

Selbes kann man glücklicherweise auch von der Optik behaupten. Noch nie sah ein Musou-Spiel und vor allem die Dynasty-Warriors-Reihe so gut aus. Angefangen bei den extrem detaillierten Charaktermodellen, die einen sehr plastischen Eindruck erzeugen, bis hin zu den diversen Szenerien, in denen man sich wiederfindet. Hier hat man definitiv auf die Fans gehört. Statt einer halbgaren, detailarmen, offenen Welt bietet dieses Spiel zusätzlich eine farbenfrohe Weltkarte, die man frei erkunden kann. Das sieht nicht nur gut aus, es weckt auch die absolut richtigen nostalgischen Gefühle.

Große Welt, ganz klein

Von hier aus kann man in Menü-basierten Städten einkaufen, Haupt- und Nebenmissionen angehen und sich mit diversen NPCs treffen. Trotz der überschaubaren Ausdehnung der Karte entsteht dennoch ein viel besseres Gefühl für den Maßstab des alten China als bei einer lieblosen offenen Welt. Und auch wenn es keine frei begehbaren Städte gibt, freut man sich doch über jedes Item, das man auf der Karte findet.

Am optisch beeindruckendsten sind und bleiben jedoch die brachialen Schlachten, in denen man sich mal mit, mal ohne große Armee im Rücken den Feinden stellt. Dank der modernen Hardware werden so viele Gegner wie noch nie zeitgleich auf einem Bildschirm dargestellt, was das endlose Metzeln nur noch befriedigender macht. Die großen Schlachtfelder und die Menschenmassen, die sich darauf befinden, sorgen für ein Gefühl, als würde man sich inmitten eines epischen Krieges befinden, und so ist es auch.

Es gibt kaum ein aufregenderes Gefühl, als hoch zu Ross neben einer befreundeten Armee auf den Gegner zuzusprinten, sich vom Pferd zu schwingen und mit einer gigantischen Axt hunderte von Soldaten zu erlegen. Gepaart mit den präzisen und kraftvollen Sound- sowie Grafikeffekten entsteht so ein fantastisches Bild. Genauso habe ich es mir immer vorgestellt, als ich vor unzähligen Jahren Dynasty Warriors noch auf meiner PlayStation 2 gespielt habe.

Besser

Audiovisuell also in die Moderne geholt stellt sich nun die Frage, wie sich Dynasty Warriors: Origins spielt. Ganz einfach: wie ein Dynasty-Warriors-Spiel, nur wesentlich besser.

Als Wanderer vereint man nicht nur den Spieler selbst mit der Geschichte, sondern auch alle bekannten Charaktere und ihre Kampfstile. Wo man anfangs nur mit einem Schwert durch die Meute schnetzelt, werden im Laufe der Geschichte die altbekannten Waffenarten freigespielt. Der Kampfstil ändert sich also je nach ausgerüsteter Waffe. So wird ordentlich Vielfalt geboten. Fäuste, Schwerter, Speere, es ist alles da, was das Kriegerherz begehrt.

Experimentieren lohnt sich dabei. Nicht nur, dass man mehr Vielfalt und Abwechslung in das Spiel bringt, das Level des Wanderers hängt auch maßgeblich vom Waffen-Level ab. Und da zu Beginn jede neue Waffe nur wenige Erfahrungspunkte benötigt um im Level aufzusteigen, erhält man schnell fürstliche Belohnungen. Dadurch ist man stets motiviert neue Ausrüstung auszuprobieren, eine wirklich tolle Idee.

Wie gewohnt besitzt jede der Waffenarten starke und schwache Angriffe, die zu verheerenden Kombinationen verbunden werden können, ebenso wie multiple Spezialangriffe. Zusätzlich gibt es noch Fertigkeiten, die von jeder Waffenart ausgerüstet werden können, sowie die altbekannten Musou-Attacken, die niemals aufhören werden mich zu beeindrucken.

Zeit für ein Duell (mal wieder)

Was Dynasty Warriors: Origins jetzt so besonders macht, sind nicht die Kämpfe gegen die gigantischen Horden an Feinden, das ist ja bereits bekannt. Vielmehr sind es die Kämpfe gegen die feindlichen Kapitäne und Anführer. Man hat nämlich erstmals den Akzent auf diese Kämpfe gesetzt um sie von den typischen Schnetzeleien zu unterscheiden.

Plötzlich muss man ausweichen, teilweise auch perfekt, oder parieren, um die eigenen Leisten zu erhöhen und die gegnerischen Schilde zu brechen. Dabei ist das Timing großzügig, aber immer sehr befriedigend zu treffen. Wenn man nicht aufpasst, bedeutet das auch schnell Game over. Diese neue Herausforderung sorgt für deutlich mehr Nervenkitzel.

Im Verlauf der Geschichte schaltet man zusätzlich noch eine Duell-Option frei, so dass man inmitten der Gegnerhorden einen 1-vs.-1-Showdown austrägt. Der Ausgang dieser Duelle hat einen großen Einfluss auf den Ausgang der Schlacht und genau so muss es sein. Kombiniert man das alles nun mit dem tollen Soundtrack, den wuchtigen Soundeffekten und der tollen Optik, dann hat man ein Rezept für eine großartige Zeit.

Die Moral von der Geschicht

Aus den alten Teilen wurde das Moralsystem wieder mitgenommen. Erfüllt man gewisse Konditionen während der Schlachten, steigt oder sinkt die Moral der eigenen Armee, was ebenfalls einen wesentlichen Einfluss auf den Ausgang der Schlacht hat. Man muss also wirklich planen, wie man vorgeht, und das macht man in der Kampfvorbereitung vor jeder großen Mission.

Auch hier wird viel Abwechslung geboten, denn es geht nicht nur immer darum bestimmte Feinde zu besiegen oder Territorien zu erobern, manchmal gilt es auch die Moral der Gegner zu brechen, indem man einen brachialen Kombinationsangriff mit den Kollegen vollführt oder Zangentaktiken ausführt.

Man zieht auch nicht immer allein in die Schlacht. In vielen relevanten Missionen wird man von einem bekannten Gesicht der Dynasty-Warriors-Reihe begleitet. Diese KI-gesteuerten Charaktere sind meistens deutlich stärker als der Wanderer und können unter Umständen auch kurzzeitig gespielt werden. Da merkt man dann plötzlich diesen gigantischen Unterschied, lernt neue Waffenarten kennen und kann einen Musou-Angriff starten, der das halbe Schlachtfeld zum Beben bringt.

Darf ich?

Neben den Hauptmissionen werden multiple, oben bereits erwähnte Nebenmissionen geboten, die unendliche Male wiederholt werden können. Das ist zwar repetitiv, bei den vielen verschiedenen Waffen und Möglichkeiten zum Aufleveln ist die Option zumindest sehr willkommen. Die Belohnungen können sich meistens auch sehen lassen. Erfahrungspunkte für den Wanderer und sein Ross sowie sinnvolle Items und Accessoires stehen auf der Tagesordnung.

Als weiterer Anreiz, mal etwas Neues auszuprobieren, stehen einem die Charakter-spezifischen Missionen zur Verfügung. Auf der Weltkarte trifft man oft die bekannten Dynasty-Warriors-Charaktere, die jeweils drei Missionen anbieten. Zum Beispiel „Besiege 100 Gegner mit der starken Attacke des Speers“.

So wird man immer dazu getrieben neue Sachen auszuprobieren und die Belohnungen lohnen sich wirklich. Denn es winken viele Fertigkeitspunkte, die in die multiplen Skilltrees investiert werden können. Zu guter Letzt gibt es noch ein rudimentäres Accessoire-Crafting, welches zwischendurch für einen kleinen Endorphin-Kick sorgt.

Technisch gibt es nichts außer Lob. Hier läuft fast alles flüssig und sieht fantastisch aus. Selbst einen speziellen Steam-Deck-Modus gibt es, was bei Neuerscheinungen bei weitem keine Selbstverständlichkeit ist. Ganz große Klasse. Und auch wenn die Framerate auf der Weltkarte ein wenig einbricht, so ist das dennoch ein technisch sauberes Spiel, das einfach nicht aufhört Spaß zu machen.

Roaring Reboot

Was für eine Überraschung! Nach langer Zeit der Musou-Abstinenz hat mich der Sirenengesang von epischen Schlachten, denen ich mich als Ein-Mann-Armee stelle, wieder erreicht. Und Dynasty Warriors: Origins hat dabei alle meine Erwartungen übertroffen.

Mit ein paar sinnvollen Ideen wie einem außenstehenden singulären Protagonisten, der Konzentration auch auf 1-vs.-1-Matches und intelligenten Synergien aus Gameplay und Progression hat man ein fantastisches Gesamtpaket geschnürt. Dazu dann noch das hochqualitative audiovisuelle Spektakel und man hat nicht nur das vielleicht beste Musou-, sondern ein generell verdammt gutes Videospiel.

Auch wenn die Geschichte oftmals schwer zu verfolgen ist, die Charaktere nur wenig Raum bekommen und die englische Synchronisation und Dialoge einige Fragen aufwerfen, kam die bei diesem Genre oft eintretende Repetition nie auf. Das ist eine wirklich beeindruckende Leistung.

 

Story

„Romance of Three Kingdoms“ mit einer zusätzlich mystischen Komponente und einem blanden Protagonisten mit Amnesie. Gut durchdacht mit vielen überzeugenden Zwischensequenzen, aber das schwere Quellmaterial und die englische Lokalisation lassen zu wünschen übrig.

Gameplay

Durchdachtes Musou-Reboot mit Vielfalt, Langzeitmotivation und tatsächlich auch Herausforderung. Endlich steigt das Genre in neue Sphären auf.

Grafik

Ein Fest für die Sinne. Detaillierte Charaktermodelle, schöne und vielfältige Arenen und eine Nostalgie erweckende Weltkarte sorgen für ein abgerundetes Bild.

Sound

Überzeugender und abwechslungsreicher Soundtrack für alle Situationen. Dazu gewohnt passende chinesische und japanische Sprachausgabe sowie wuchtige Soundeffekte.

Sonstiges

Ausgedehnter Storymodus mit vielen zusätzlichen Missionen in und um das Schlachtfeld. Motivierende Progressionssysteme, die einen sehr lange bei Laune halten.

Bildmaterial: Dynasty Warriors: Origins, Koei Tecmo, Omega Force

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