Das Thema Spiele-Selbstzensur ist gerade in Japan ein heikles, zu dem nun „Resident Evil“-Schöpfer Shinji Mikami klare Worte fand. Im Gespräch mit Game*Spark erklärte Mikami seine Unzufriedenheit über Japans strenges Bewertungssystem für Videospiele.
Mikami erklärt, dass die Unterschiede zwischen dem Bewertungssystem in Japan und jenen im Ausland dazu führen, dass er und sein Partner Suda51 Anpassungen am anstehenden gemeinsamen Projekt Shadows of the Damned: Hella Remastered vornehmen müssten. So wie schon 2011 auch am Original. Man müsse also zwei unterschiedliche Versionen veröffentlichen.
Regeln von Leuten, die keine Spiele spielen
Wir erinnern uns: Um in Japan auf Konsolen veröffentlicht zu werden, müssen Spiele eine Bewertung von Japans CERO-Kommission (Computer Entertainment Rating Organization) erhalten. Insbesondere Spiele mit Inhalten ab 18 Jahren kommen an dieser Bewertungsinstanz nicht vorbei. Lediglich PC-Veröffentlichungen via Steam entgehen der leidigen Prozedur – eine CERO-Bewertung für solche Veröffentlichungen ist nicht verpflichtend.
„Ich empfinde das als ein merkwürdiges System, denn Spiele werden letztendlich durch Regeln eingeschränkt, die von Leuten gemacht wurden, die keine Spiele spielen, und so wird denjenigen der Spaß verdorben, die sie spielen wollen“, erklärt Mikami mit klaren Worten.
Suda51 stimmt zu: „Wir haben keine andere Wahl, als uns im Rahmen unserer Arbeit mit auferlegten regionalen Beschränkungen auseinanderzusetzen, aber ich frage mich immer, was die Spieler denken werden. Es ist zum Beispiel ein bisschen traurig, wenn die Leute sagen: ‚Ich kaufe die PC-Version auf Steam, weil ich unzensiert spielen will‘, obwohl unser Spiel [Shadows of the Damned: Hella Remastered] auf verschiedenen Plattformen erhältlich ist. Für wen sind diese Beschränkungen? Ich habe das Gefühl, dass sie nicht für die Kunden sind, die die Spiele spielen.“
Mikami über ein prägendes Beispiel
Mikami denkt an ein prägendes Beispiel zurück – EAs Dead Space von 2008. „Es konnte aufgrund der [CERO-]Beschränkungen nicht in Japan veröffentlicht werden und diejenigen, die es spielen wollten, hatten keine andere Wahl, als eine Kopie im Ausland aufzutreiben“, erinnert Mikami.
Damals hatte Mikami die Gelegenheit, mit den Entwicklern des Spiels zu sprechen. „Das hat mich so bewegt, dass ich mich noch heute daran erinnere – einer der Leute dort war in Tränen aufgelöst und sagte: ‚Wir können das Spiel in Japan nicht verkaufen, obwohl wir so hart gearbeitet haben …'“
Stichwort „Dead Space“: Auch die Neuauflage von 2023 eckte mit der CERO an und konnte allenfalls über Umwege in Japan gespielt werden. The Callisto Protocol wurde gar gänzlich eingestampft.
via Automaton Media, Bildmaterial: Shadows of the Damned: Hella Remastered, Grasshopper Manufacture