Titel | Natsu-Mon! 20th Century Summer Kid |
28. Juli 2023 | |
Spike Chunsoft | |
6. August 2024 | |
Spike Chunsoft | |
6. August 2024 | |
Spike Chunsoft | |
System | Switch, Windows |
Getestet für | Switch |
Entwickler | Toybox, Millennium Kitchen |
Genres | Adventure |
Texte | |
Vertonung |
Sommerferienspiele sind das Markenzeichen von Kaz Ayabe. Auf die mehrteilige Serie Boku no Natsuyasumi (leider nie lokalisiert) folgte 2013 Attack of the Friday Monsters und zuletzt Shin chan: Meine Sommerferien mit dem Professor.
Natsu-Mon! fällt in dieselbe Kategorie – und versucht zugleich einige neue Dinge. Sommerferien auf dem Land im 20. Jahrhundert – das ist für viele Japaner eine nostalgische Erinnerung. In Natsu-Mon! spielt ihr den jungen Satoru, der die 31 Tage des Augusts in einem kleinen Dorf zwischen Bergen und Meer verbringt. Satorus Eltern führen einen Zirkus, der stets umherzieht. Zwar findet das Spiel an ein und derselben Location statt – durch den Zirkus gibt es aber recht viel Gesellschaft, denn die ganze (kleine) Truppe kommt im selben Gasthaus unter.
Der Ruf der Freiheit
Die Spielstruktur von Natsu-Mon! ist von Anfang an extrem frei. Jeden Tag könnt ihr so verbringen, wie ihr wollt. Zwar gibt es zeitlich begrenzte Events, doch auch die kann man theoretisch ignorieren.
Der größte Unterschied zu den bisherigen Spielen von Kaz Ayabe ist die offene Welt in 3D-Grafik. Statt auf handgezeichnete Hintergründe in Ghibli-Optik setzt Natsu-Mon! auf Polygone.
Das hat den Vorteil, dass alle Ecken der Welt des Spiels mit einer freien Kamera erkundet werden können. An Abwechslung mangelt es dabei nicht: Ob Dorf, Meer, kleine Insel, Fabrikgelände, Wald, entlegene Klippen oder hohe Berge – die Welt von Natsu-Mon! hält an jeder Ecke Geheimnisse bereit.
Boku no Natsuyasumi meets Breath of the Wild
Und überhaupt ist Erkundung großgeschrieben – dabei hat man sich offensichtlich auch an den neuen Zelda-Spielen orientiert. Häuser und Gebirgshänge können beklettert werden, später kann man auch gleiten – im Kampf gegen die eigene Ausdauer. Diese wiederum kann erhöht werden, indem man Aufgaben im Spiel abschließt.
So können Gipfel, die zu Beginn unerreichbar erscheinen, am Ende durchaus erklommen werden. Diese Mechanik passt gut zum Spiel. Sie gestaltet die Erkundung interaktiver und abwechslungsreicher und fördert das Gefühl von Progression.
Es fühlt sich toll an, die höchsten Orte des Spiels mit Ausdauer und Finesse zu erreichen und von dort auf die idyllische Region hinabzublicken.
Wie läuft ein Tag ab?
Jeder Tag im Spiel beginnt morgens und endet abends um 10 Uhr. Zwischen Frühstück und Abendessen kann man die Zeit komplett frei nutzen – und auch abends kann man die Region erkunden, auch wenn einige Orte wie das Meer nicht mehr zur Verfügung stehen.
Ein Tag im Spiel nimmt 30–40 Minuten in Anspruch, wobei man die Option hat, den Fortschritt der Zeit zu verlangsamen oder zu beschleunigen. Ein normaler Spieldurchgang sollte zwischen 15 und 30 Stunden in Anspruch nehmen.
Der Preis der offenen Welt
Leider sieht das Spiel nicht annähernd so hübsch aus, wie man es von Kaz Ayabe gewohnt ist. Die Charakterdesigns von HYOGONOSUKE haben viel Charme und auch die Geografie der Welt bietet Abwechslung.
Die Grafik jedoch ist ausbaufähig und vor allem aus der Ferne wirken Bodentexturen matschig und charakterlos. Auch die Performance leidet unter dem neuen Grafikformat. Wenn viele Charaktere in der Nähe sind, fällt die Framerate stellenweise signifikant.
In Innenräumen hingegen gibt es die bewährte statische Kamera und viele Details sind auszumachen. Ich begrüße es, dass mit Natsu-Mon! in puncto Erkundung neue Wege beschritten wurden, doch ich hoffe, dass der Weggang von den handgezeichneten 2D-Hintergründen hier nur eine Ausnahme war, denn sie fehlen schon sehr.
Ein ganz persönliches Journal
Ein besonderes Highlight ist das Tagebuch, das Satoru führt. Zu jedem Ereignis, jedem gefangenen Insekt und jedem Fisch gibt es ein handgemaltes Bild mit einem kleinen Beschreibungstext, dessen Länge man sich selbst aussuchen kann.
Am Ende des kleinen Abenteuers wird jeder Spieler also ein individuelles Tagebuch voller charmanter Zeichnungen besitzen. Apropos Insekten: Stolze 200 Exemplare kann man in der Spielwelt entdecken. Einige Arten kommen erst im Verlauf der 31 Tage hinzu, während andere nur an schwer zugänglichen Orten zu finden sind. Die Suche zieht sich durch das ganze Spiel.
Zum Vergleich: Ich hatte am Spielende 151 der 200 Arten entdeckt – und etwa zwei Drittel der sonstigen Events. Natsu-Mon! ist ein Spiel, das einen bewusst nur wenig an die Hand nimmt. Entsprechend kann man kaum erwarten, in einem Durchgang ohne Guide alle Entdeckungen zu machen. Doch das ist ja der Reiz des Ganzen: ganz ungezwungen die Sommerferien genießen und dabei einfach das tun, worauf man gerade Lust hat.
Ein organischer Mikrokosmos
Die vielen Figuren strotzen vor Charme. Neben der Zirkustruppe interagiert man auch mit allerlei Dorfbewohnern, von der Inhaberin des Gasthauses über einen Polizisten bis hin zu den Kindern vor Ort. Jede Figur hat dabei eine ganz eigene Persönlichkeit und die Dialoge sind voller Witz und Charme. Auch die Spielfigur selbst ist nicht auf den Mund gefallen und erlaubt sich im Umgang mit ihren Mitmenschen so einige Scherze oder schnippische Bemerkungen.
Trotzdem wirken die Dialoge zugleich sehr natürlich. Kinder sprechen wie Kinder und viele der Gesprächsthemen sind wie aus dem Alltag gegriffen. Auch darüber hinaus schafft es Natsu-Mon! sehr schön, einen organischen Mikrokosmos aufzubauen: Die Figuren haben ihre eigenen Tagesabläufe und stehen nicht bloß herum. Sie gehen ihren Tätigkeiten nach, interagieren miteinander, verschwinden zu bestimmten Uhrzeiten und tauchen dann irgendwann wieder auf.
Das alles wurde mit viel Liebe zum Detail umgesetzt und trägt sehr zur Lebendigkeit der Welt bei.
Die Klänge der Natur
Musikalisch ist Natsu-Mon! minimalistisch. Meist spielt gar keine Musik, was die Umgebungsgeräusche wie das Plätschern der Flüsse oder das Grillenzirpen stärker hervorhebt. Wenn dann zu besonderen Anlässen doch mal Musik spielt – etwa bei Regen oder einer nervenaufreibenden Kletterpartie –, lässt es diese Momente umso besonderer wirken.
Die japanische Vertonung trifft die Figuren alle sehr gut und bringt insbesondere die komischen Momente sehr charmant rüber. Auf eine englische Vertonung – und eine deutsche Lokalisierung im Allgemeinen – wurde allerdings verzichtet.
Manege frei
In der zweiten Spielhälfte findet täglich eine Aufführung des Zirkus statt, die ihr als Manager aktiv beeinflussen könnt. Ihr könnt die Art und Reihenfolge der Akte bestimmen, neue Kostüme und Geräte kaufen und sogar lokale Musiker für eine stimmigere Musikuntermalung anheuern.
Während anfängliche Vorführungen schrecklich schiefgehen und kaum ein Publikum finden, geht es mit der Zeit bergauf. Für all dies benötigt ihr jedoch sehr viel Geld. Das wiederum gibt es als Belohnung für das Sammeln von Plastikflaschen, Edelsteinen oder auch seltenen Insekten, Fossilien und Fischen. Letztere spendet ihr nämlich an das lokale Museum. Dort könnt ihr euch eure Funde übrigens auch in voller Pracht ansehen – und dabei noch ein wenig über sie lernen.
Ein echter japanischer Sommer
Darüber hinaus warten zu bestimmten Zeitpunkten sommertypische Events auf euch: ein Sommerfest mit zwei kleinen, aber feinen Minispielen, ein Schreinfest und natürlich viel Feuerwerk. Mit euren Freunden könnt ihr außerdem kleinen Detektivmissionen nachgehen, bei denen ihr zum Beispiel untersucht, wer die Schweine aus ihrer Umzäunung gelassen hat.
Natsu-Mon! hat also eine breite Fülle an Aktivitäten zu bieten, die die meiste Zeit des Spiels sehr gut zu unterhalten wissen. Lediglich in den letzten Tagen kann es sein, dass ihr die meisten davon erledigt habt – aber im Zweifelsfall lässt sich immer noch ein höherer Gipfel oder ein weiteres seltenes Insekt finden, um die restliche Zeit totzuschlagen.
Ein nostalgisches Sommerabenteuer
Story
Gameplay
Grafik
Sound
Sonstiges
Bildmaterial: Natsu-Mon! 20th Century Summer Kid, Spike Chunsoft, Toybox Inc., Millennium Kitchen
OK, das mit dem 3D ist tatsächlich ein Downer für mich, da warte ich auf den neuen Shin- Chan Teil.
Ich muss sagen, so schlecht finde ich den 3D-Stil mit den offenen Gebieten gar nicht. Ich kenne die Reihe ja auch nur durch das Spiel mit Shin-Chan, welches nach Super Mario RPG dann endlich mal in die Switch gelegt wird. Wobei ich solche handgezeichneten Hintergründe auch immer schöner finde, allerdings hat man da halt das Problem, dass die Möglichkeiten bei solchen eingegrenzten Gebieten dann eher begrenzt sind.
Das Review klingt aber doch nach einer sehr spaßigen Angelegenheit für zwischendurch. Etwas schade ist dann eher der völlige Wegfall einer Retail-Version (sofern ich nichts verpasst habe) und der steile Preis von 50 Euro, wenn man denn auch das DLC-Szenario noch spielen möchte. Somit eilt es hier nicht, allerdings wird auch bei Shin-Chan relativ selten der Preis gedrosselt und das auch nicht in einem Rahmen, der enorm attraktiv ist.
Aber vorgemerkt ist Natsu-Mon auf alle Fälle.
Natürlich freue ich mich wie ein Schneekönig über jedes Lokalisierte Spiel aus der Boku Reihe.
Aber Ja, rein Ästhetisch ist dieser Titel im Vergleich zu Teil 2 und 3 ein riesiger Rückschritt.
Und Shin-Chan war sowieso visuell das schönste Spiel des Jahres.