Titel | Emio – Der lächelnde Mann: Famicom Detective Club |
29. August 2024 | |
Nintendo | |
29. August 2024 | |
Nintendo | |
29. August 2024 | |
Nintendo | |
System | Nintendo Switch |
Getestet für | Nintendo Switch |
Entwickler | Nintendo, MAGES. |
Genres | Adventure |
Texte | |
Vertonung |
Was war das vor drei Jahren doch für eine Überraschung, als Nintendo kurzerhand frische Neuauflagen der beiden „Famicom Detective Club“-Spiele aus den späten 80er Jahren veröffentlichte. Die ersten Fingerübungen der Branchengröße Yoshio Sakamoto waren bis dato nämlich Japan-exklusives Nischenprogramm, mit dem allenfalls besonders findige Fans etwas anfangen konnten.
In Zusammenarbeit mit Entwickler MAGES. vor allem audiovisuell ordentlich aufgebohrt, kamen die „Filmkrimis zum Selberlösen“ über 30 Jahre später wohl auch bei einem größeren Publikum noch ganz gut an. Immerhin tat sich Sakamoto mit demselben Team gleich nochmal zusammen – und zwar für ein brandneues „Famicom Detective Club“-Spiel.
Mit einem nebulös-schaurigen Teaser erstmals angedeutet, sorgte „Emio“ Anfang Juli 2024 für wilde Spekulationen, die von plausibel bis absurd reichten. Wer eine lange Schnitzeljagd erwartete, wurde aber leider enttäuscht. Nintendo-typisch fiel die Enthüllung nämlich wieder gewohnt nüchtern, wenngleich spannend und sicher für viele unerwartet aus.
Im Rahmen einer Videobotschaft verkündete Sakamoto die Rückkehr des Famicom Detective Club – und zwar in Form von „Emio – Der lächelnde Mann“. Wir sind der urbanen Legende auf die Spur gegangen. Wie uns der neueste Fall der Detektei Utsugi gefallen hat, lest Ihr im folgenden Test.
Wenn urbane Legenden wahr werden
Den Startschuss für Eure Ermittlungen gibt der tragische Todesfall eines Mittelschülers, dessen strangulierte Leiche in der Nähe eines Pumpwerks gefunden wird. Besonders kurios: Über seinen Kopf ist eine Tüte mit lächelndem Gesicht gestülpt. Das erinnert nicht von ungefähr an eine finstere urbane Legende, die in der Umgebung seit Jahren ein Thema zu sein scheint.
Ihr schlüpft einmal mehr in die Rollen der Nachwuchsdetektive des Detektivbüros Utsugi –den Protagonisten benennt Ihr, im Gegensatz zu seiner Partnerin Ayumi, selbst. Seid Ihr mit den Remakes von 2021 vertraut, fühlt Ihr Euch gleich zu Hause, knüpft „Emio“ doch an die bisherigen Erlebnisse der jungen Ermittler an.
Keine Sorge: Solltet Ihr bis dato keine Berührungspunkte mit der Serie gehabt haben, ist das kein Beinbruch. Der Titel spielt hier und da mal knapp auf vergangene Ereignisse an – für Euer Verständnis sind diese Verweise aber nicht relevant.
Auch spielerisch präsentiert sich „Emio“ ganz im Stile seiner Vorläufer. Ihr lasst die Ermittlungen über weiteste Strecken im Zuge von Gesprächen voranschreiten, die Euch einen überschaubaren Handlungsspielraum lassen. So befragt Ihr Euer Gegenüber zu kontextabhängigen Themen, denkt über Hinweise nach, untersucht die Umgebung und schlagt gewissenhaft Infos in Eurem Notizbuch nach, das sich mit der Zeit zuverlässig füllt.
Die Vorgänger kämpften in diesem Kontext gern mal mit dem Umstand, dass es zuweilen undurchsichtig wurde, welche Aktion das Spiel gerade von Euch erwartet, um ein festgefahrenes Gespräch wieder ins Rollen zu bringen. So penetrant wie etwa in „The Missing Heir“ gestaltet sich das Problem hier zwar nicht, trotzdem werdet Ihr auch im Fall „Emio“ nicht um die ein oder andere Trial-and-Error-Passage herumkommen.
Detektiv auf dem Blatt
Generell bemüht sich „Emio“ spielerisch nicht sonderlich, sich von seinen über 30 Jahre alten Vorgängern abzusetzen. Ein Umstand, den man wahlweise als befremdlich altbacken oder aber nostalgisch charmant empfinden kann. Ich fand mich häufig zwischen den Stühlen wieder, immerzu aber mit einer Tendenz zu letzterem Empfinden.
Das liegt vor allem daran, weil mich die Geschichte um frische und Jahrzehnte-alte Mordfälle, die mit einer alten Schauergeschichte verwoben scheinen, über weite Strecken zu fesseln wusste. Aber Vorsicht: Erwartet kein actionreiches Fest voller Hochspannung – „Emio“ geht es zweifelsohne gemächlich an. Hier freut Ihr Euch über jedes unscheinbare Detail, das den Nebel um Euren Fall weiter lichtet.
Oder aber Ihr langweilt Euch hin und wieder im Verlauf der rund sieben- bis achtstündigen Handlung. Hier lohnt vorab entsprechend ein Blick in die dreiteilige Demo-Version. Habt Ihr nach den ersten drei Kapiteln noch Lust, weiter zu ermitteln, stehen die Chancen nicht schlecht, dass Euch „Emio“ bis zum Ende unterhält. Droht Ihr hingegen bereits hier einzunicken, wird Euch wohl auch der weitere Fall nur mit Mühe am Ball halten.
Ich für meinen Teil habe es genossen, regelmäßig das Notizbuch aufzuschlagen und meine neuen Erkenntnisse zu kombinieren. Das tut Ihr – gemeinsam mit Eurer Partnerin Ayumi – sogar ganz regelmäßig, um den Abend ausklingen zu lassen. Ihr beantwortet Fragen, deutet auf den passenden Hinweis in Euren Notizen oder tippt auch mal händisch die passende Antwort ein.
Das fühlt sich alles nochmal ein Stück sinniger mit dem Spielerlebnis verwoben an als noch in den Vorgängern, ist dann aber auch das höchste der Gefühle, was tatsächliche Kopfarbeit angeht. Ihr werdet nie – wie etwa in einem „Ace Attorney“ – gefordert, Eure grauen Zellen arg zu bemühen. Die meiste Zeit ist und bleibt auch das neue Famicom Detective Club ein Krimi zum Lesen und weniger eines, bei dem Ihr satt miträtselt.
Famicom Detective Club durch und durch
Trotzdem: Es lohnt sich am Ball zu bleiben. Der Fall unterhält und überzeugt vor allem mit seinem Ende, von dem Sakamoto im Vorfeld erklärte, Spieler könnten es als kontrovers empfinden. Als „kontrovers“ würde ich das Ende weniger beschreiben als vielmehr passend und rund. Und ein spannender Kniff – den ich Euch an dieser Stelle vorenthalte – macht es gar ziemlich erinnerungswürdig.
Außerdem reichen die Charaktere von liebenswert bis interessant und während sich der Humor gern an gängigen Anime-Gepflogenheiten bedient, entlockte er mir doch regelmäßig ein ehrliches Lachen. Das geht vor allem auf das Konto der hervorragenden – ausschließlich japanischen – Sprecherriege, die einen tollen Job macht. Sowohl in den dramatischen als auch leichtherzigen Momenten liefert der Cast zuverlässig ab.
Übrigens: Solltet Ihr bei den Neuauflagen der ersten beiden Spiele bedauert haben, dass sie lediglich englische Texte boten, gibt es Grund zur Freude. „Emio“ liefert gelungene deutschsprachige Bildschirmtexte – Sprachbarrieren sollten Euch also keine erwarten.
Wie schon die hübschen Remakes von 2021 setzt natürlich auch „Emio“ auf eine aufwändige audiovisuelle Präsentation. Die detailverliebten Charaktermodelle wirken immerzu plastisch und lebendig – unaufdringliche Animationen machen es möglich. Auch die musikalische Untermalung gefällt mit Klängen, die die nostalgische Serienstimmung gelungen auffangen. Schön also, dass Famicom Detective Club auch 2024 die audiovisuelle Messlatte für Visual Novels wieder erfreulich hoch setzt. Die Formel steht offenbar, weiteren Ablegern steht damit nichts im Wege.
Gelungener Nachschub für Nintendo-Detektive
Mit „Emio – Der lächelnde Mann“ haben sicher die wenigsten gerechnet. Klar, die Renaissance der ersten beiden „Famicom Detective Club“-Spiele machte eine Fortführung der Reihe zumindest denkbar. Aber hattet Ihr tatsächlich einen gänzlich neuen Ableger auf Eurem Bingozettel? Nun, falls ja, dürft Ihr Euch freuen. Insbesondere, wenn Ihr bereits Spaß mit den hübschen Neuauflagen von 2021 hattet, knüpft „Emio“ doch nicht nur audiovisuell, sondern ebenso spielerisch an seine Vorgänger an.
Ein zweischneidiges Schwert, wie sich im Test herausstellt. Zum einen lockt der brandneue Fall nämlich mit einer durchaus fesselnden Geschichte, liebenswerten und interessanten Charakteren und audiovisuellem Augen- und Ohrenschmaus. Spielerisch seid Ihr aber allenfalls wieder auf dem Blatt Detektiv, verbringt Ihr doch die meiste Zeit mit Lesen, anstatt selbst zu rätseln. Entsprechend mutet „Emio“ zuweilen selbst als Neuauflage eines vergessenen NES-Abenteuers an – das muss natürlich gefallen.
Fans schlagen bedenkenlos zu. Vor dem Hintergrund, dass Ihr für das neue Spiel aber quasi denselben Preis zahlen müsst, der Euch 2021 gleich zwei Fälle einbrachte, lohnt sich vorab – gerade für Serienneulinge – ein Blick in die umfangreiche Demo.
Bildmaterial: Emio – Der lächelnde Mann: Famicom Detective Club, Nintendo
Es spielt sich also eher wie eine Visual Novel, als ein richtiges Rätsel-Abenteuer. Das stört mich überhaupt nicht ^^"
Und dass eine fesselnden Geschichte, liebenswerten und interessante Charaktere und auch audiovisuell einiges geboten wird, klingt doch sehr gut!
Ich werde mir aber Zeit lassen, bis ich die beiden Remakes gespielt habe.
Ich habe da nie was anderes erwartet. Die FDC Spiele sind viel mehr so aufgebaut wie zum Beispiel die Murder Mysteries von 07th Expansion, also Higurashi, Umineko oder Ciconia. Obwohl man dahinter Interaktivität erwartet, sind es klassische Visual Novels ohne irgendwelche Abzweigungen. Wobei man da in FDC sogar noch mehr machen kann.
Aber wenn das der einzige wirkliche Kritikpunkt ist, klingt das schon mal sehr gut, was da so im Review steht. Bin an sich überrascht, dass Emio von der Presse doch so positiv aufgenommen wurde (Metacritic 77, Open Critic 78). Das Spiel soll ja, wie auch hier schon angemerkt haben, im Epilog oder irgendwo noch einen besonderen Twist haben.
Das einzige, wozu ich nirgends was zu gefunden habe ist was zum Thema Spielzeit. Wenn das Review hier damit schließt, dass man bei den Remakes praktisch für den gleichen Preis zwei Fälle bekommen hat, gehe ich wieder von um die 10 Stunden aus? Ich hatte ja letztens geschrieben, die Reihe darf nicht zu lang sein, dachte mir aber, 15-20 Stunden sollten es schon sein, besonders The Missing Heir hat dann alles doch ein bisschen zu schnell zu Ende gebracht.
Ich erwähne es im Test kurz – Emio ist in etwa so lang wie die beiden Vorgänger, ich brauchte etwa 7-8 Stunden. Bis zu 10 Stunden sind realistisch, wenn man jede Dialogzeile in Normaltempo durchlaufen lässt.