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Angespielt! Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes

Hildi sei Dank, da ist es nun also endlich. Also fast. Bevor Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes ganz offiziell am 23. April 2024 erscheinen wird, konnte ich als Backer bereits in die „Backer Beta“ reinschnuppern, die der Entwickler Rabbit & Bear Studios vor wenigen Tagen veröffentlicht hat. Hier lest ihr also einen ersten Eindruck aus einer Version, an der noch gefeilt werden darf.

Leider stößt man nämlich früh auf Schönheitsfehler und mehr, als es mir lieb ist, fühlt es sich doch etwas „Low Budget“ an, was teilweise an der Präsentation, den Menüs oder der Minimap mit klobigen Icons liegt. Dabei hatte man auf Kickstarter eine der erfolgreichsten Kampagnen feiern dürfen und ca. vier Millionen Euro eingenommen – vielleicht für ein ambitioniertes JRPG doch zu wenig.

DBZ HPU

Was lange backt, wird also gar nicht gut?

Nein. Das alles liest sich viel härter, als es tatsächlich ist. Viele der jetzt störenden Punkte könnten in der fertigen Fassung nicht mehr enthalten sein und können vermutlich auch leicht mit Patches behoben werden – es handelt sich hier immerhin um eine Beta, das darf man nicht vergessen.

Ansprechen werde ich daher alles Negative, bei dem ich davon überzeugt bin, dass es auch an Tag eins enthalten sein wird. Das „Low-Budget-Gefühl“ wird man zwar nicht lösen können, aber es steckt sehr viel Gutes in Eiyuden, sodass es auf lange Sicht vermutlich diese Schwächen ausgleichen kann.

Da das erst einmal geklärt ist, kommen wir also zu den tollen Themen: Hildi. Hildi wird tatsächlich schon in den ersten wenigen Spielminuten Teil der Truppe – ein blonder Engel, der die Gruppe heilen kann, was keiner der anderen zu Beginn spielbaren Charaktere auch nur ansatzweise als Fähigkeit besitzt.

Die anderen wirken völlig hilflos neben ihr und auch wenn es Heilkräuter gibt, wäre die Geschichte ohne Hildi schnell zu Ende. Nein, Spaß beiseite, alles um Hildi ist ein reiner, interner Running Gag, den ich unterbringen musste. Sie ist aber wirklich in den ersten Minuten spielbar und nur eines der sechs Mitglieder auf eurer ersten Mission.

Nicht lang schnacken, magische Runenlinsen schnappen

Eiyuden gibt hier also etwas mehr Gas als andere Genrevertreter, schließlich gilt es auch mindestens die namensgebenden hundert Helden im Laufe des Abenteuers einzusammeln. Eine Stärke merkt man somit direkt: das Pacing. Man hat das Gefühl, genug über die frühen Mitstreiter zu wissen, ohne dass einem ausufernd jedes Detail beschrieben wird. Man lernt sie eher während der Reise kennen und bricht direkt auf. Die Gespräche sind eher kurz und auf den Punkt. Charaktere sagen also nicht etwas, nur um etwas gesagt zu haben – perfekt!

Die Einführung der Geschichte ist für meinen Geschmack auch optimal. Es geht zunächst nicht um irgendeine Katastrophe, die es abzuwenden gilt, es herrscht nicht direkt Krieg und man wird nicht mit mehreren Fraktionen überschüttet. Es gibt keine Textwüsten im Startmenü zu lesen, um der Story folgen zu können.

Nein, es geht erzählerisch gemächlich los und euer Held Nowa tritt zunächst einem Wachtrupp bei – eure ersten Helden. Die kommen zwar nicht ohne die typischen Klischees aus, aber es passt hier dennoch gut. Was sehr dabei hilft, ist, dass der Humor stimmt und die sehr quirlige Lian alles etwas auflockern darf, aber auch nicht völlig überspitzt ist oder schlimmer: nervt.

Dazu sprudelt das erste Dörfchen nur so vor Leben und es gibt eine Menge NPCs, die auch schön individuell gestaltet sind. Im Hintergrund werden Reisfelder bestellt, weiter vorne spielen Kinder mit Fußbällen, zwei andere spielen neben dem Stall mit einer Art Beyblade und eine ganze Schar an Soldaten und Gefolge des Reichs hat hier ein Camp aufgeschlagen. Mit jedem kann man sprechen, selbst mit den Tieren. Die Dialoge haben hier zwar kein „The Legend of Heroes“-Niveau und sind meist eher Einzeiler, aber die lebendige Umgebung trägt sehr zur Stimmung bei.

Dafür muss man an anderer Stelle auf Detailfülle verzichten. Auf der einen Seite hat man also diese detailverliebten 2D-Charaktere und auf der anderen Seite 3D-Objekte der Umgebung, die leider zu detailarm gestaltet sind. Mein angesprochenes Low-Budget-Gefühl.

Es sind leider auch nur sehr wenige Gebäude betretbar, die Treppe in den 2. Stock eines Hauses ist nicht begehbar, ohne dass das ersichtlich ist, und es fehlt hier insgesamt etwas an Tiefe.

Man darf auch mit absolut nichts interagieren, was für mich immer ein Minuspunkt ist: Ein Klavier, um diesem ein paar Klänge herauszukitzeln? Leider nein. Ein paar Heiltränke einer Kommode entlocken? Hier nicht. Das wird bedauerlicherweise schnell dafür sorgen, dass man sich nicht mehr genau umgucken wird und alles zur Requisite verkommt. So schade.

Ohrenschmaus und Abkürzungsgraus

Absolut fantastisch sind auf alle Fälle die japanischen Sprecher – aber wie sollte es auch anders sein –, sodass es bedauerlich ist, dass situationsabhängige Gespräche der Gruppe nur in Textform und sprichwörtlich am Rande ablaufen. Diese kann man doch sehr leicht verpassen.

Ich hatte mich dazu entschieden, den deutschen Texten eine Chance zu geben. Fazit: Kann man machen. Es gibt schon ein paar Schnitzer in den Menütexten, die jedoch leicht behoben werden können. Störender sind die Abkürzungen zahlreicher Wörter innerhalb der Beschreibungen zu Fähigkeiten, die an Oblivion erinnern. Es liest sich einfach nicht gut, wenn sechs Wörter abgekürzt werden müssen. Autsch. Astrein sind die deutschen Texte glücklicherweise in den Dialogen. Da gibt es nichts als Lob von meiner Seite.

Häufige Abkürzungen wie bei dieser Fähigkeit sind in Menüs leider keine Seltenheit.

Wie es der Zufall so will …

Ich muss zugeben, ich habe Eiyuden auf Kickstarter nur unterstützt und mich dann gar nicht groß weiter zum Spiel informiert. Daher war ich doch sehr überrascht, dass die Kämpfe per Zufall stattfinden. Zum Glück ist aber die Häufigkeit der Kämpfe angenehm niedrig.

Falls auch bei euch Suikoden ein paar Tage her ist, dann ein kurzer Auffrischungskurs zum Kampfsystem: Klar, es ist rundenbasiert, aber man legt zunächst jede einzelne Aktion seiner Charaktere fest – in der Spitze also sechs Aktionen –, bestätigt das alles nochmal und schaut sich dann erst das Spektakel an. Auf einem altbekannten Zeitstrahl sieht man auch, wann der Gegner und wann man selbst an der Reihe ist. Hier sind also zunächst viele Eingaben nötig, bis etwas passiert.

Um dem entgegenzuwirken, hat Rabbit & Bear auch einen automatischen Kampfmodus eingebaut. Diesen kann man dann auch noch nach eigenen Strategien pro Gruppenmitglied(!) verfeinern. So können alle ohne Begrenzung frei kämpfen, es kann aber auch auf den Einsatz von Gegenständen oder – um MP zu sparen – auf Magie verzichtet werden. Man wird später sogar noch individuelle Angriffsfolgen hinterlegen können, was sich jetzt schon aus dem Menü erschließen lässt – super, denn das wird man definitiv viel nutzen.

Da die frühen Gegner noch keine ernste Bedrohung darstellen, wird man zweifellos vom automatischen Modus Gebrauch machen, zumindest ging es mir so. Ob mit oder ohne Auto-Modus, man muss sich aber durchaus heilen und sollte auf die Gesundheit seiner Helden achten. Wer im Kampf stirbt, verpasst wichtige Erfahrungspunkte.

Das Kampfsystem war in den ersten Stunden auf alle Fälle eher zweckdienlich, aber wird sich noch öffnen. Man hat zunächst wenige Spezialfähigkeiten und Teamattacken erhält man erst, wenn sich die Teammitglieder besser kennen. In manchen Bosskämpfen gibt es außerdem sogenannte Gimmicks, auf die ich gespannt bin. Das begrenzte sich nämlich in einem ersten Bosskampf auf das rechtzeitige Verstecken hinter einem Felsen. Da geht sicher noch mehr.

Ein Ausblick

Ich mag die bisherigen Charaktere – und das nicht nur wegen Hildi. Mir gefällt das Pacing und dass man das Abenteuer schnell beginnt, trotz und vor allem mit den vielen Teammitgliedern. Die eigentliche Story bahnt sich gerade erst an und auch das weiß ich sehr zu schätzen. Ich mag es, wenn sich die gesamte Geschichte nicht direkt um den Protagonisten dreht. Es brodelt im Hintergrund und ich bin gespannt, worauf es hinausläuft. Der Humor, der durchblitzt, ist gut und punktuell richtig gesetzt.

Ich hoffe, dass man viele der Kinderkrankheiten der Beta im fertigen Spiel nicht mehr antrifft. Rabbit & Bear Studios sammeln auch schon fleißig Feedback der Beta-Tester, um hoffentlich die auffälligsten Schnitzer noch in den Griff zu bekommen. Das meiste sind glücklicherweise nur kleine Grafikfehler oder fehlende Features, die einem das Leben erleichtern könnten.

Es steckt sehr viel Gutes in Eiyuden, was leider leicht von der schmalen Präsentation und den geringen Interaktionsmöglichkeiten überschattet wird. Hier wäre definitiv noch etwas mehr möglich gewesen. Das Kampfsystem darf gerne noch taktischer werden, aber hier habe ich einfach noch zu wenig gesehen, um das richtig beurteilen zu können.

Auf mehr Spielstunden gerechnet wird Eiyuden die genannten Schwächen ausbügeln können, wenn die Story überzeugt, wenn auch die anderen Charaktere super sind und wenn das Pacing weiterhin auf dem Niveau der ersten Stunden bleibt.

Es wird auch eine Basis geben, in der sich die Helden zusammenfinden werden. Da steckt sehr viel Potenzial drin, das ich noch gar nicht sehen konnte. Wie man weitere Helden anwirbt, ist mir auch noch nicht klar und kann auf kreative Weise gelöst werden. Dann gibt es ja auch noch JRPG-typisch das Angeln und hoffentlich weitere Minispiele. Ich bin selbst sehr gespannt und warte nun die offizielle Veröffentlichung ab.

Bildmaterial: Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes, 505 Games, Rabbit & Bear Studios