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Im Test! Like a Dragon: Infinite Wealth

TitelLike a Dragon: Infinite Wealth
Japan26. Januar 2024
SEGA
Nordamerika26. Januar 2024
SEGA
Europa26. Januar 2024
SEGA
SystemPlayStation 4, 5, Windows, Xbox One, Xbox Series X/S
Getestet fürPlayStation 5
EntwicklerRyu Ga Gotoku Studio
GenresJRPG
Texte
Deutschland Nordamerika Japan
Vertonung Nordamerika Japan

Das war vielleicht ein gelungener Aprilscherz, als Yakuza 7 als Rollenspiel statt Action gezeigt wurde. Und dann wurde es Wirklichkeit und die meisten Fans waren begeistert von diesem frischen Wind. Nun sind wir bei Yakuza 8 angekommen, einem weiteren Abenteuer mit Ichiban Kasuga, und wieder ist es ein Rollenspiel. Diesmal ist der Zauber des Neuen verflogen und Yakuza 8 (oder Like a Dragon 8) muss uns mit seinen eigenen Stärken und Schwächen überzeugen oder einen faden Beigeschmack hinterlassen.

Was ist nun geworden aus dieser Pizza Hawaii? Stören sich die Leute an der Ananas oder ist es eine gelungene Mischung, dass unsere japanischen Helden auf die amerikanische Kultur treffen? Kurz gesagt: Ihr bekommt wie immer exzellente Gameplay-Qualität serviert. Leider wird diese auch durch ein paar Schatten getrübt.

Hawayama …

Ich möchte zur Story nur so viel sagen, dass Kasuga diesmal einen Grund hat Japan zu verlassen und seine Abenteuer auf Hawaii erlebt. Ich finde es immer schade, wenn kleine oder größere Überraschungen in einem Test verraten werden. Dabei ist es mir auch egal, ob diese gleich am Anfang kommen oder durch Trailer, die nicht jeder angesehen haben muss, schon längst bekannt sind. Auch gefällt einer Person eine gewisse Entwicklung oder ein Ende, einer anderen nicht. Darum konzentriere ich mich auf das Wichtigste: dass das Spiel in Hawaii stattfindet, wird viel zu wenig ausgenutzt.

Ja, Hawaii ist zwar ein US-Bundesstaat, aber hat ursprünglich asiatische Bewohner (hauptsächlich von der Besiedelung der pazifischen Inseln durch die Bevölkerungswanderung über die Philippinen, Indonesien, usw.). Auch haben sich einige Japaner dort angesiedelt, stimmt. Aber wie schafft es Kasuga, in fast jeder einzelnen Quest Japanern zu begegnen oder aber US-Amerikanern (seien diese Ureinwohner von Hawaii oder Festland-Amerikaner), die perfekt Japanisch beherrschen? Bevor jetzt gesagt wird, dass das Spiel sonst nicht funktionieren würde: Ja, es wäre etwas schwierig. Aber eine der ersten Szenen auf Hawaii macht deutlich, dass Kasuga kaum Englisch beherrscht und relativ hilflos in der Kommunikation auf Hawaii ist.

Leider kommt es meist nur in Kämpfen zu einem Kultur-Clash.

Also entweder hat er innerhalb von 24 Stunden Englisch auf Muttersprachen-Niveau gelernt (und vergisst es selektiv wieder), oder aber alle US-Amerikaner, die Hawaii betreten, dürfen dies nur mit JLPT-N1-Zertifikat (das höchste Level eines Japanisch-Sprachtests). Man hätte es als Questreihe einbauen können, in der Kasuga langsam mehr Englisch lernt, um dann mit mehr Leuten kommunizieren zu können und so sein soziales Netzwerk, Quests und weitere Möglichkeiten erweitert. Das ist aber nicht passiert. Ich habe sogar einmal mitten im Spiel vergessen, dass das Spiel auf Hawaii stattfindet … ich dachte, wir wären in Japan, bis mich die hohe Anzahl an westlichen „Ausländern“ wieder zurück in die Realität geholt hat. Es mag wie Rumreiten auf einer Kleinigkeit wirken, aber hier wurde eine große Chance verpasst, diesen Kulturschock im Spiel einzubauen.

… oder doch Yokowaii?

Damit aber nicht genug. Erinnert ihr euch an die Schule in Yakuza 7, die in Yokohama war? Hier konnte Ichiban bei Tests über Allgemeinwissen, Sport und vielem mehr seine Fähigkeiten verbessern. Ratet mal, wo eine weitere Zweigstelle dieser Schule, inklusive der NPCs, die ihr in Yokohama kennengelernt habt, ist? Hawaii. Erinnert ihr euch noch an den Sujimon-Professor, der Monster erforscht hat? Was für ein Zufall, er ist auf einmal auch auf Hawaii. Sowie einige andere Leute, die Kasuga kennt, und die auf einmal alle Urlaub oder Arbeit auf Hawaii haben. Und dort sitzt ein Typ und spielt Shogi, das berühmte westliche Brettspiel (wer weiß schon in den USA, was dieses „Schach“ ist). Zum Glück gibt es auch viele Mahjongg-Spielstätten auf Hawaii und typische japanische Karaoke-Bars und … ihr wisst, worauf ich hinaus will.

Bevor es jedoch nach Hawaii geht, verbringen wir einige Stunden in Yokohama mit wenig Gameplay und langen Szenen, geschätzt ein Verhältnis von 20:80. Der Anfang ist schleppend langsam und erinnert mehr an einen Film als an ein Videospiel. Hier hätte das Pacing verbessert werden sollen.

Zum Glück: Typisches Yakuza-Gameplay!

»Das, was Yakuza 8 gut macht, macht es wirklich gut (wie immer): das Gameplay.«

Das, was Yakuza 8 gut macht, macht es wirklich gut (wie immer): das Gameplay. Die Kämpfe gehen genauso flüssig von der Hand wie in Yakuza 7 und die Gegner sind erneut ein herrlicher, verrückter und bunter Haufen. Die Positionierung des Protagonisten und der Gegner ist hier wichtig, da man Gegner in eine gewisse Richtung schleudern kann. Trifft man dabei andere Gegner, nehmen diese auch Schaden. Außerdem schmerzen Angriffe von hinten sehr und mit diesen (und gewissen Spezialtechniken) kann die Deckung von Gegnern durchbrochen werden. Zum Glück gibt es für sehr einfache Gegner die Option, per Tastendruck alle besiegen zu lassen, damit man sich nicht mit dem Kampf plagen muss.

Ich werde nur einige wenige Dinge beschreiben, die man in Yakuza 8 tun kann, denn man kann kaum ein paar Schritte gehen, ohne unterhalten zu werden. Sei es Items aufheben (Koffer, Kräuter, Kokosnüsse von Bäumen, Karten, Geld, Müll, …), Leute begrüßen für eine Social-Media-App (mehr als 200!), schwimmen gehen, Gespräche mit seinen Freunden führen oder die wie immer gut bis sehr gut geschriebenen Sidequests erledigen. Als ein Beispiel der großen, neuen Sidequests seien hier die Sujimon erwähnt: Pokémon-ähnliche Monster, die man wieder wie damals in Yakuza 7 sammeln kann. Aber diesmal sammelt man sie nicht nur, man wird zu einem Trainer und lässt seine Sujimon gegen andere Trainer kämpfen, kreuzt sie, füttert sie und fängt sie in freier Wildbahn. Wenn das wie ein Mini-Pokémon in Yakuza 8 klingt, dann ist das absolut korrekt, denn es ist eines. Es macht süchtig und dabei mag ich Pokémon nicht einmal!

Auch hervorzuheben ist eine Dating-App, die überaus witzige Treffen von Ichiban mit seinem Herzblatt hat, aber auch für Yakuza typische, reale Videos von sexy angezogenen Frauen bietet. Was aber hier wiederum seltsam ist, ist, dass das Spiel ganz klar zeigt, dass diese App am Handy ist. Kasuga benutzt sein Handy dafür, er fragt die Frauen am Handy um ein Date und er sieht die Antwort dort. Wieso also um alles in der Welt ist diese App nicht auf Kasugas Smartphone und wieso muss ich zu einer Frau mit Laptop in einem Café gehen, um meine Mobiltelefon-App nutzen zu können? Wieso redet die erste Frau im realen Video Chinesisch? Versteht Kasuga das jetzt auf einmal auch noch, neben Englisch?

Die deutschesbrTexte

Ich habe mich in der Überschrift nicht verschrieben, wünschte aber so sehr, dass es der Fall wäre. Die Qualitätskontrolle der deutschen Texte hat ganz klar versagt. Die Übersetzung der Texte ist gut, ohne Frage. Ich mag den Wortwitz der deutschen Namen für Sujimon-Gegner. Aber die Texte sind stellenweise so voll von Fehlern, dass hier entweder eine Übersetzungs-KI Amok gelaufen ist oder jemand unter Zeitdruck die Übersetzung gemacht und dabei das Korrekturlesen vergessen hat. Nach den ersten vier Kapiteln habe ich mehr als 100 Mal „br“ mitten zwischen zwei Wörtern gesehen. „br“, wenn es richtig als Befehl genutzt wird, erzeugt einen Sprung des Texts in die nächste Zeile. Aber wenn man die Sonderzeichen vergisst, steht „br“ einfach mitten zwischen zwei Wörtern.

Das verkraftet man einmal, wundert sich und lacht. Beim zweiten und dritten Mal denkt man sich, okay, es gibt viele Texte im Spiel, da passiert das. Beim mehr als 100. Mal ist es nur noch ein schlechter Witz. Zusätzlich (!) dazu kommt es relativ regelmäßig vor, dass ein Wort einfach falsch geschrieben ist oder absolut nicht passt oder fehlt oder der Text in einem Minispiel nicht in die Textbox passt und abgeschnitten ist. Wenn ich, als nicht-professioneller Konsument des Spiels, mittlerweile eine Liste von gefühlt über 200 Fehlern machen könnte, dann hat eine professionelle Qualitätskontrolle geschlafen.

Wir haben derzeit keine Information, ob diese Fehler mit einem Patch bereinigt werden. Aber falls nicht oder falls es nicht bis zum Launch passiert, stellt euch bei den deutschen Texten auf einiges Stirnrunzeln ein. Es ist weit weg von unleserlich, 99 % der Texte sind super! Aber die restlichen 1 % tun weh und sind die größte Häufung an Fehlern, die ich je in einem Spiel gesehen habe. Ich habe die englische Version nicht getestet, sonst müsste ich meine gesamten Spielstunden erneut durchkämmen, worauf ich wenig Lust habe.

 

Yakuza Hawaii

Und wie schmeckt sie nun, die Yakuza-Pizza mit Ananas? Wer Like a Dragon (und Yakuza) liebt, wird auch Like a Dragon: Infinite Wealth lieben. Es ist ein Yakuza, was soll man da noch mehr dazu sagen? Wer sich gewünscht hätte, dass Hawaii besser integriert wird und man etwas Spannendes macht mit diesem Kultur-Clash, wird enttäuscht. Wer auf astreine deutsche Texte pocht, wirdbrschwer enttäuscht. Like a Dragon: Infinite Wealth führt die Yakuza-Tradition von astreiner Unterhaltung weiter und verletzt sich nur manchmal an Muschelschalen und zerbrochenen Glasflaschen am Strand.

 

Story

Beginnt sehr langsam und langweilig, nimmt aber dann stark an Fahrt auf.

Gameplay

Yakuza. Das sollte als Info reichen. Okay, zahlreiche Möglichkeiten sich zu unterhalten.

Grafik

Detailverliebte Umgebungen und kreative Gegner.

Sound

Japanische Sprachausgabe für Liebhaber der aufgehenden Sonne, sonst hauptsächlich Stadt- oder Straßengeräusche.

Sonstiges

Hawaii als Setting kaum ausgenutzt, die deutschen Texte sind teilweise voll mit Fehlern.

Bildmaterial: Like a Dragon: Infinite Wealth, SEGA, Ryu Ga Gotoku Studio