Titel | Kandagawa Jet Girls |
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16. Januar 2020 |
Marvelous | |
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25. August 2020 |
XSEED Games | |
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25. August 2020 |
Marvelous Europe | |
System | PlayStation 4, PC |
Getestet für | PlayStation 4 |
Entwickler | Honey∞Parade Games |
Genres | Racing |
Texte |
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Vertonung | ![]() |
Gegen Ende letzten Jahres startete in Japan der Anime „Kandagawa Jet Girls“, dessen Ursprung in den Händen des Senran-Kagura-Produzenten Kenichiro Takaki liegt. Kurz nach Jahresbeginn endete die Serie, wurde aber nur knapp eine Woche später mit einer Videospiel-Umsetzung beglückt. Diese ist nun auch hierzulande digital für PlayStation 4 und PCs erhältlich. Aber taugt dieses Multimedia-Projekt überhaupt etwas?
Ein Dutzend feuchter Mädels
Wenn ihr den Story-Modus des Spiels startet, erlebt ihr zu Beginn die Geschichte von Rin Namiki und Misa Aoi. Rin ist erst kürzlich nach Japan gezogen, um ihren Traum zu verwirklichen – eine erfolgreiche Jet-Racing-Fahrerin zu werden. Was für ein Zufall also, dass ihre durch die Schule zugeteilte Mitbewohnerin ebenfalls eine ehemalige Fahrerin ist! Nach kurzer Resistenz seitens Misa, wieder auf einen Jet zu steigen, bilden die beiden ein Team und haben ein Ziel: den Kandagawa Cup zu gewinnen.
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Hierbei handelt es sich um ein großes Turnier, in dem verschiedene Schulen im Jet Racing gegeneinander antreten. Interessanterweise gibt es da scheinbar nur weibliche Racer. Entweder habe ich es nicht mitbekommen oder das Spiel liefert keinerlei Grund dafür, warum es keine männlichen Fahrer gibt. Letztendlich ist das aber auch egal, denn das Spiel macht nicht unbedingt ein Geheimnis darum, dass es einfach nur süße Mädels in Bikinis zeigen möchte.
Nachdem ihr die Story von Rin und Misa ein wenig gespielt oder sogar beendet habt, schaltet ihr weitere Jet-Pärchen frei, deren Geschichte ihr dann nachspielen könnt. Wirklich spannende Geschichten kommen dabei nicht unbedingt herum, es ist eher größtenteils ziemliches Alltags-Geplänkel. Mich persönlich stört das nicht unbedingt, aber wer hier auf irgendeine Form von interessanten Gesprächen oder tiefgründigen kafkaesken Erlebnissen hofft, der sollte diese Erwartungen direkt über Board werfen.
Spritzige Abenteuer auf dem Wasser
Wie es die Story und der Name des Spiels schon erahnen lassen, handelt es sich bei Kandagawa Jet Girls um ein Racing-Game. In einem kurzen Tutorial werden euch alle Möglichkeiten nahegelegt. In jedem Match befinden sich zwei Mädels auf dem Jet. Eine steuert die Maschine, die andere ballert auf die anderen Fahrer.
Das Fahren der Maschinen wirkt anfangs ziemlich schwierig und ungenau, hat man jedoch einmal die Steuerung genauer studiert, sind auch scharfe U-Kurven kein Problem mehr. Einfach die Nase senken und vom Gas gehen, schon klappt der scharfe Drift um die Kurve. Ähnlich wie in der Mario-Kart-Reihe, könnt ihr beim Driften einen kleinen Boost aufbauen. Je länger ihr driftet, desto größer der Boost.
Auf der Strecke findet ihr häufig Item-Boxen. Deren Inhalt ist immer zufällig und gibt euch diverse Waffen mit unterschiedlichen Reichweiten, Stärken und Munitionsvorräten. Habt ihr eine Waffe angefangen abzufeuern und werdet dabei unterbrochen oder brecht den Angriff selbst ab, verschwindet diese direkt. Die Auswahl der Waffen ist dabei recht unterschiedlich. Eine Bazooka beispielsweise kann nur eine Rakete abfeuern, bricht aber direkt den Schild des Getroffenen. Ist ein Schild getroffen, bleibt der Betroffene kurz stehen und hat eine verringerte Grundgeschwindigkeit. Habt ihr gerade keine Waffe aus einer Item-Box, könnt ihr eine normale Waffe nutzen, die zwar unendlich Munition hat, aber regelmäßig nachgeladen werden muss und nicht besonders stark ist.
Eine Leiste, sie alle zu knechten
Ein wichtiger Aspekt der Rennen in Kandagawa Jet Girls ist die Leiste im unteren rechten Bildschirmbereich. Diese füllt sich durch diverse Dinge wie Driften, Überholen, Action-Tricks oder bloßes Fahren auf. Der Nutzen der Leiste ist entweder euch auf Knopfdruck einen heftigen Geschwindigkeitsschub zu geben, welcher allerdings logischerweise einen Teil der Leiste verbraucht, oder ihr wartet, bis sie komplett gefüllt ist. Ist die Anzeige voll, könnt ihr einen temporär durchgängig nutzbaren Boost verwenden, um die anderen Fahrer einzuholen oder Abstand zu gewinnen.
Besitzt ihr allerdings eine der Waffen aus den Item-Boxen, dann verändert sich eure Spezialfähigkeit. So könnt ihr einen starken Schild für kurze Zeit nutzen, zielsuchende Raketen verwenden oder, und das ist wohl die stärkste Fähigkeit im Spiel, einfach von allen anderen vor euch liegenden Fahrern den Schild brechen. Interessanterweise funktioniert Letzteres auch, wenn ihr auf Platz 1 seid, denn dann zerstört ihr einfach die Schilde aller Fahrer hinter euch. Dies ist besonders für die Missionen im Spiel hilfreich.
Jeder Story-Abschnitt gibt euch drei kleine Missionen, welche ihr erfüllen könnt, um ein neues Bonus-Kleidungsstück freizuschalten. Diese Aufgaben sind meist nicht besonders schwer, oft müsst ihr einfach eine gewisse Anzahl an Ballons auf der Strecke zerschießen, eine gewisse Geschwindigkeit erreichen oder keine Waffen-Items einsetzen. Nervig ist die „Blast everyone at once“-Aufgabe, bei welcher ihr alle Feinde mit einem Schlag erwischen müsst. Das ist nach Beginn eines Rennens nahezu unmöglich, aber mit der vorhin beschriebenen Fähigkeit, vom ersten Platz aus alle Feinde zu treffen, dann auch kein Problem mehr.
Viel Auswahl bei Klamotten, aber irgendwie auch nicht
Jeder Charakter kommt mit einem Schuloutfit und einem Rennoutfit daher. Im Clubroom könnt ihr diese dann umziehen, deren Haare umgestalten und umfärben oder die Jet-Maschinen verbessern. Im Shop sind dann die im Story-Modus freigeschalteten neuen Kleidungsstücke und Maschinenteile mithilfe der Ingame-Währung erwerbbar.
Leider ist die Vielfalt bei manchen der freigeschalteten Bikinis nicht besonders hoch. Es gibt ein paar besondere Outfits, zum Beispiel die japanischen Bikini, ein Krankenschwester-Outfit oder den Hochzeits-Bikini. Diese Outfits sind leider eine Ausnahme, denn größtenteils schaltet ihr einfach nur immer wieder den gleichen normalen Bikini, Bikini mit Shirt und einen Badeanzug frei… aber eben mit anderem Muster. Das ist ganz nett, nimmt aber einfach schnell die Freude beim Freischalten. Ein wenig mehr Vielfalt im Spiel wäre da schön gewesen und nicht erst zum Release per DLC.
Generell ist das Spiel nicht besonders umfangreich. Man sitzt ein kleines Weilchen am Story-Modus, aber die Rennen sind so einfach, dass man da regelrecht durchfliegt und die Missionen stellen auch nie wirklich ein Problem dar (zumindest nicht mit dem oben genannten Trick). Ist der Story-Modus durch, bleiben euch normale Rennen gegen die CPU, ein Time-Attack-Modus oder der Online-Modus. Dort habe ich mich am Release-Tag schwergetan, andere Spieler zu finden. Ihr könnt normale Rennen oder Ranked-Rennen fahren. Einstellungsmöglichkeiten habt ihr bei Letzterem aber nicht, abgesehen von Fahrerinnen und Jet.
Minispiele als Grind
Während ihr die Story spielt, erhaltet ihr immer am Ende ein wenig Ingame-Währung. Dies reicht leider nicht einmal ansatzweise aus, um die ganzen neuen Kostüme in allen Farben oder die neuen Maschinen-Teile zum Ausbau eures Jets zu kaufen. Dafür könnt ihr euch dann in einem der vier Minispiele austoben. Diese geben nämlich ordentlich viel Geld.
Im ersten Minispiel müsst ihr die auf dem Bildschirm angegebenen Tasten in der richtigen Reihenfolge drücken, damit die junge Dame ordentlich ihren Jet schrubbt. Das zweite Minispiel gibt euch einen Besen in die Hand, denn dort müsst ihr eine sehr sehr lange Straße putzen. Wischt die Pfützen auf und weicht den Verkehrshütchen aus, um eine hohe Punktzahl zu erlangen.
Bei den letzten beiden Spielen handelt es sich zum einen um ein Laufband, auf dem euer Charakter auf schnellen Knopfdruck Herzchen einfangen muss. Das andere ist das wohl lukrativste und angenehmste der Minispiele, denn dort müsst ihr Tricks der Charaktere ausführen. Hierbei handelt es sich um Tricks, welche sie nach Absprung von einer Rampe ausführen können. Dabei haben einige Pärchen einen speziellen Move, welcher von einer süßen Animation und diversen Boni wie höherer Geschwindigkeit oder kurzer Unbesiegbarkeit begleitet wird. Das Problem an den Mini-Spielen ist, dass ihr diese immer und immer wieder machen müsst, um euch die Dinge leisten zu können, die ihr gern haben wollt. Das wird schnell eintönig und öde.
Überraschend guter Soundtrack, hübsche Mädels inklusive
Mit den grafischen Aspekten kann Kandagawa Jet Girls nun nicht unbedingt punkten, hässlich ist das Spiel aber auch nicht. Es ist farbenfroh, die Umgebungen sind mit vielen Objekten gefüllt und das Wasser sieht ganz nett aus. Die Mädels sind sehr schön animiert, vor allem an unterschiedlichen Stellen kommen die Animationen besonders gut zur Geltung. Um es mal jugendfreundlich auszudrücken.
Tatsächlich hat mich der Soundtrack ein wenig überrascht, da es dort ein paar echt gute Tracks gibt. Nicht unbedingt jeder Song ist ein Hit, manches Gedudel nervt, aber gerade die Charakter-Themes für die Mädels sind unter anderem echt gut. Besonders das Theme von dem „Hell’s Kitchen“-Team hat es mir angetan, da die beiden ein Idol-Paar sind und einen dementsprechend poppigen Song haben.
Alles irgendwie nur so „ok“
Ich hatte mit Kandagawa Jet Girls durchaus Spaß. Ich habe mir sogar die Platin-Trophäe geholt, was aber zugegeben nicht besonders schwer ist. Leider hat der Titel nicht wirklich irgendwelche Merkmale, die ihn herausstechen lassen. Als Rennspiel ist er nun nicht besonders überragend und erst nach zahlreichen Maschinen-Upgrades kommt ein ordentliches Geschwindigkeitsgefühl auf. Als Fun-Racer funktioniert er auch nicht, aufgrund fehlendem lokalen Multiplayer-Modus.
Die Geschichte im Spiel ist, wie bereits erwähnt, zu großen Teilen recht belanglos und kann somit auch keinen großen Pluspunkt für den Titel rausholen. Viel Content bietet er nicht. Die paar Kostüme, die er hat, sind schön, aber für meinen Geschmack sind es viel zu wenige. Sobald die Story durch ist, verschwindet man in den Online-Modus… vorausgesetzt, ihr findet dort jemanden. Wer Lust auf Highscore-Jagd hat, wird wahrscheinlich im Time-Attack-Modus ein wenig Zeit verbringen, aber auf Dauer wird auch das nicht sehr motivierend sein.
Fans der Senran-Kagura-Reihe werden zudem wahrscheinlich davon enttäuscht sein, dass Kandagawa Jet Girls abgesehen von den Bikinis und schön animierten Körperteilen nicht viel in Richtung „Erotik“ zu bieten hat. Während der Anime absolut nicht mit Reizen geizt, werden Fans von Senran Kagura erotische Posen oder das Zerstören von Kleidung im Spiel sehr wahrscheinlich vermissen. Mir fiel es nun nicht negativ auf, aber es fehlt halt dennoch irgendwie dieses spezielle Etwas bei dieser Art von Spiel. Immerhin gibt es Ryona und Ryobi als Bonus-Charaktere, der Rest der Senran-Kagura-Mädels ist als DLC bereits verfügbar. Übrigens: Feuchte oder perverse Grabbeleien wie in Senran Kagura gibt es in der Umkleide übrigens nicht.
Ein kurzweiliges, spritziges Vergnügen ohne großen Knall
Story
Gameplay
Grafik
Sound
Sonstiges
Bildmaterial: Kandagawa Jet Girls, Marvelous, XSEED / Honey∞Parade Games
Danke Sony.