Titel | Star Ocean: First Departure R |
05. Dezember 2019 | |
Square Enix | |
05. Dezember 2019 | |
Square Enix | |
05. Dezember 2019 | |
Square Enix | |
System | PlayStation 4, Nintendo Switch |
Getestet für | Nintendo Switch |
Entwickler | Tri-Ace |
Genres | JRPG |
Texte |
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Vertonung |
Wenn es etwas gibt, was große Videospielfirmen am besten können, dann sich die kundenunfreundlichsten Marketingstrategien von der Konkurrenz abzuschauen. Ähnlich wie es andere japanische Firmen machen, zieht nun auch Square Enix immer stärker das Tempo in Sachen Switch-Portierungen an. Der neueste Streich: Star Ocean: First Departure R.
Dabei handelt es sich um die Neuauflage des Super-Famicom-Klassikers, die einst für Sonys PlayStation Portable erschienen und jetzt für Nintendo Switch und PlayStation 4 erhältlich ist.
Mit minimalen Neuerung soll der Blitz ein drittes Mal einschlagen. Eine Collection, zusammen mit dem PSP-Remake des zweiten Teils, hätte Fans sicher glücklicher gemacht, Investoren jedoch sicher nicht. Daran, dass der zweite und sicher auch der dritte Teil ebenfalls ihren Weg auf Nintendo Switch finden, besteht zumindest für mich kein Zweifel.
Alt für Geld
Nach diesem eher pessimistischen Einstieg muss ich klarstellen, dass die Star-Ocean-Reihe zu meinen persönlichen Favoriten der letzten Konsolengenerationen zählt. Auch wenn Story, Charaktere und Inszenierung nie über das übliche Maß hinausgewachsen sind, so konnten mich alle Teile mit ihrem süchtig machenden und motivierenden Kampfsystem fesseln.
Ähnlich beeindruckend waren und sind nach wie vor die vielen optionalen Tätigkeiten wie Kochen, Magie oder Synthese. Wenn man die Worte „alle Star-Ocean-Teile“ in den Mund nimmt, dann zählen die letzten beiden Ausflüge, einmal auf Smartphones und einmal in die maßlose Mittelmäßigkeit, definitiv nicht dazu.
Da Square Enix und Tri-ace aktuell keine weiteren Ausflüge ins unendliche Weltall wagen, ist so ein Port doch genau das Richtige, um die alte Magie wieder aufleben zu lassen. Auch wenn es mit dem ersten Teil eine sehr alte Magie ist und viele sicher die Tage zählen werden, bis die drei Nachfolger auf Nintendos Hybridkonsole erscheinen werden.
Sci-Fi auf Fantasy-Niveau
Während viele Spieler Star Ocean mit einer großen Weltraum-Odyssee inklusive einem Hauch Fantasy verbinden, so zeigt First Departure R doch, wie stark diese Fantasy-Wurzeln damals waren. Roddick, Millie und Dorne leben das typische Abenteurer-Leben im altbekannten JRPG-Dorf und beschützen ebendieses vor den geläufigen Banditen.
Als im Nachbardorf jedoch eine schreckliche Seuche ausbricht und jeden zu vernichten droht, machen sich unsere Helden auf die Suche nach den geheimen Zutaten für die Heilung. So weit, so generisch. Doch während dieser Quest wird schnell klar, dass sich das Spiel in eine ganz andere Richtung entwickelt. Dies geschieht dann, wenn Aliens vom Himmel fallen und den Helden erzählen, dass die Seuche nichts weiter ist als eine Massenvernichtungswaffe einer anderen Alien-Rasse.
Von hier an entwickelt sich das Abenteuer weiter und wird mit jeder Stunde mehr zu dem Star Ocean, das die Fans kennen und lieben. Auch wenn ein großer Teil der Handlung ausschließlich auf dem Heimatplaneten des Helden-Trios spielt. Die Story an sich ist angenehm zu verfolgen und hält die ein oder andere Wendung bereit, auch wenn die drei Protagonisten ein wenig zu blass bleiben und zu leger auf die gesamte Situation reagieren.
Japanisch²
Ein Grund, warum man trotzdem gern am Ball bleibt, ist die moderate Länge des JRPGs. Mit 20 bis 25 Stunden bleibt Star Ocean: First Departure R hinter vielen Kollegen zurück, aber so ist auch weniger Zeit für sinnloses Drumherum. Ein weiterer wichtiger Punkt, welcher der Story zugutekommt und dieses Spiel von der Konkurrenz abhebt, ist die komplette Synchronisation.
Zum Ende der Super-Famicom-Ära war die Technik weit genug fortgeschritten, um solch einen wichtigen Sprung zu gewährleisten. Mit dem PSP-Remake kam eine genretypische und passende englische Sprachausgabe hinzu. Mit dem Switch-Port wiederum hat es erneut eine neue Synchronisation ins Spiel geschafft. Dieses Mal aber erneut eine japanische.
Somit stehen dem Spieler drei durchaus gelungene Synchronisationen zur Auswahl, obwohl zwei davon eben japanisch sind. So ist dies kein unwillkommenes Update, aber auch keines, das wirklich notwendig ist. Und wo wir schon dabei sind, gilt dies auch für die zweite große Neuerung: die neuen Artworks der Hauptcharaktere von Katsumi Enami, der sich auch für das Original-Charakter-Design von vor 23 Jahren verantwortlich zeichnet.
Ein Sprung vorwärts und einer zur Seite
Die neuen Artworks sehen schick aus, bieten aber kaum einen Mehrwert. Besonders im Hinblick darauf, dass die aufwendigen Anime-Sequenzen noch die alten Designs bieten. Spielt man mit den neuen, dann ist die Dissonanz zwischen Spiel und Anime doch ein wenig zu groß.
Grafisch ist der Sprung von PSP auf Nintendo Switch nicht annähernd so groß wie der vorherige, zumal dieses Mal nur eine simple Aufskalierung durchgeführt wurde. Aber es wäre eine Lüge, zu behaupten, dass dieses Spiel nicht nach wie vor maßlos viel Charme versprüht.
Die vorgerenderten Hintergründe in den Städten und Dungeons sind zwar statisch, aber nichtsdestotrotz wunderschön gezeichnet und voller Details. Bereits in den ersten Stunden kommt ein starkes Nostalgie-Gefühl auf, welches JRPG-Fans der alten Schule das Herz erwärmt. Auch die Charakter-Sprites sehen in HD richtig gut aus und sorgen für mehr Motivation.
Die kahle Weltkarte, die mit dem PSP-Port komplett neu hinzukam, verstärkt das Nostalgie-Gefühl nur noch. Auch wenn sie nicht allzu viel zu bieten hat, so irrt man nie sinnlos umher oder hat lange Strecken zurückzulegen.
Square Enix? Ist jemand da?
Was natürlich auch mit der größten und mit Abstand wichtigsten Neuerung zusammenhängt – der Sprint-Funktion. Auch wenn die Laufwege in Star Ocean: First Departure R nicht so lang wie in manch anderen Spielen sind, so macht das schmerzhaft langsame Tempo diese doch zu einer Qual. Da war es nur sinnvoll, eine solche Option für das moderne Gemüt hinzuzufügen.
Warum, um alles in der Welt, man dafür jedoch dauerhaft die ZL-Taste gedrückt halten muss, ist ein echtes Mysterium. Es gibt kaum eine Szene, in der die erhöhte Laufgeschwindigkeit dem Spiel nicht zugutekommen würde. Weshalb man sich dann gegen eine tasten- und fingerschonende Alternative entschieden hat, wird wohl nie geklärt werden. So ist das Sprinten zugleich das beste und schlechteste Update.
Von der größten Stärke des Spiels hat man in weiser Voraussicht die Hände gelassen. Das serientypisch actionlastige Echtzeit-Kampfsystem macht nach wie vor vieles richtig. Die Kämpfe sind kurz, knackig und bieten je nach persönlicher Spielweise sehr viel Abwechslung.
Laut Pressemitteilung haben die Entwickler ein wenig am Balancing gearbeitet, um die Auseinandersetzungen ein wenig fordernder zu gestalten. Als jemand, der vor knapp zehn Jahren das PSP-Remake zuletzt gespielt hat, kann ich keinen großen Unterschied erkennen. Die Kämpfe sind nach wie vor sehr einfach und die 25 Spielstunden können ohne jegliches Game-Over bestritten werden.
Je mehr, desto besser
In der großen Arena kann man sich mit seinen frei wählbaren Charakteren bewegen. Will man jedoch einen Gegner angreifen, so spielt sich das Geschehen auf einer zweidimensionalen Ebene ab.
Versuchen also zwei Charaktere denselben Gegner anzugreifen, so geht dies am besten separiert auf beiden Seiten des gewünschten Zieles. Ein einfaches, aber effektives Prinzip. Die KI kommt zwar nicht immer ganz mit, doch mit genügend Feintuning im Menü kann man die Kämpfe wesentlich angenehmer gestalten.
Auch noch heute sieht die Action dabei sehr gut aus und macht richtig Spaß, zumal der Spieler auch sehr oft belohnt wird. Unter anderem mit Geld, Materialien und vielen Skill-Points, die es sinnvoll in die Entwicklung der vielen Charaktere zu investieren gilt. Hier überzeugt das Debüt der Star-Ocean-Reihe heute noch.
Die schiere Anzahl der Nebencharaktere und der Interaktionen mit diesen ist sehr beeindruckend für ein ehemaliges Super-Famicom-Spiel. Und je nach gewählten Interaktionen verändert sich auch der Verlauf der Geschichte (zumindest ein wenig), was den Wiederspielwert um ein Vielfaches erhöht. Will man wirklich alles sehen und jeden Charakter kennenlernen, so sind mehrere Durchgänge unumgänglich.
Einer flog übers Star-Ocean-Nest
Ja, Star Ocean: First Departure R macht Spaß! Das Spiel profitiert zweifelsohne von den HD-Texturen und der leider viel zu kurz gedachten Sprint-Funktion. Während die neuen Artworks, die neue japanische Synchronisation und das Balancing-Update nicht unwillkommen sind, hätten zum Beispiel eine Autosave-Funktion oder eine Geschwindigkeits-Option bei den Fans sicher einen größeren Gefallen gefunden.
So sehr die actionreichen Kämpfe und die wunderschön gezeichneten Gebiete fesseln, so ist es umso trauriger, dass man sich wieder dazu entschieden hat, Ports von wirklich alten Remaster oder Remakes einzeln für einen hohen Preis in den eShop bzw. den PlayStation Store zu packen. Die beiden PSP-Remakes des ersten und zweiten Teils als Collection anzubieten hätte viele Fans sehr glücklich gemacht und das Interesse an dieser wunderbaren Videospielreihe erhöht. So werden sicher nicht viele zugreifen, obwohl das Spiel durchaus einen Blick wert ist.
Story
Gameplay
Grafik
Sound
Sonstiges
Bildmaterial: Star Ocean: First Departure R, Square Enix / tri-Ace
Widerspricht sich das nicht ein wenig? Es klingt so, als wäre das mal wieder einer der unzähligen Ports der nachträglich auf der Switch zum überteuerten Preis erscheint. Aber hier handelt es sich ja um einen neuen Release der zeitgleich auf Switch und PlayStation 4 erscheint (auf Switch leider ohne Vorbesteller-Boni, die aber aufgrund der fehlenden Möglichkeiten der Switch nicht umsetzbar waren).
Das Review ist gut geschrieben, finde es aber teilweise etwas überkritisch. Die PSP-Remakes waren beide Vollpreistitel damals und muss sagen, die 20,99 Euro für ein etwas aufgemöbeltes Remaster finde ich nicht zu viel. Ist längst nicht so dreist wie das was Capcom mit Devil May Cry auf der Switch abzieht. Natürlich wäre ein Doppelpack schön gewesen, aktuell glaube ich aber, dass man nun erstmal wieder bekanntlich abwartet, ob sich überhaupt dieses Remaster gelohnt hat.
Habs überraschend in den deutschen eShop Charts der Digital Only Titel entdeckt. Bei der Masse am Ramsch, die da so angeboten wird doch recht überraschend, dass es einen Einstieg in die Charts geschafft hat. Dieser Erfolg war SaGa leider nicht vergönnt, obwohl jeder einzelne Titel davon mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Square Enix tut aber auch nicht viel, um diese Remasters mal zu bewerben damit sie sich vielleicht etwas von dem Krempel abheben, der wöchentlich die digitalen Stores so flutet. SaGa Scarlet Grace hatte bis kurz vor dem Release nicht einmal Screenshots oder ein Video bei der eShop Page.
Besonders bei Star Ocean bin ich recht froh, wenn man von der IP überhaupt noch was hört. Über die Preisgestaltung kann man halt immer debattieren. Denke, bei 15 Euro würden die Leute etwas mehr zugreifen, aber man kann halt immer auch auf einen Sale warten, weglaufen wirds ja nicht. Sehe, wenn sie im Sale sind, immer zahlreiche Square Enix Titel in den eShop Charts. Also komplett untergehen werden die Titel nicht, sonst hätte man das Remastern der älteren Titel schon längst aufgegeben. Wäre schön, wenn es Chrono Trigger mal auf Konsole schafft und man sich dann mal über Chrono Cross Gedanken macht.
Also ich hätte mir das Spiel jetzt schon für den Preis geholt wenn es deutsche Untertitel gehabt hätte, aber so ist mir das viel Teuer. Vielleicht für 10€ oder 15 € wenn ich mal richtig lust auf das Spiel bekomme. Dennoch ein sehr schöner Test, auch wenn ich erstmal auf ein Angebot warte.