Auch Ni no Kuni II: Schicksal eines Königreichs war auf der Gamescom 2017 samt kleiner Präsentation und Anspielmöglichkeit vorhanden. Evan, der junge König von Ding Dong Bell, wird von einem übelmeinenden Bösewicht vom Thron verjagt. Er begibt sich nun auf die Reise zu den anderen Königreichen der Welt, um dort zu lernen, wie man denn nun genau König ist und was es da zu machen gilt. Außerdem entscheidet er sich dafür, einfach ein neues Königreich zu gründen, wenn ihm schon sein eigenes abgenommen wurde.
Eines der Königreiche ist von China inspiriert. Man merkt das deutlich an der Architektur der Gebäude. Der Herrscher dieses Reiches setzt eher auf Glück und wichtige Entscheidungen werden dem Zufall, beziehungsweise den Würfeln überlassen.
Ein komplett neu vorgestelltes Königreich ist Hydropolis, ein im Ozean gelegenes, auf Inseln angesiedeltes Königreich. Beherrscht wird es von der paranoiden Königin Nerea, die praktisch einen Orwellschen Überwachungsstaat aufgebaut hat (das sogar inklusive gigantischem Auge, das alles beobachten soll: Sauron lässt grüßen). Zum Glück gibt es Leander, den Diener von Nerea, der eher gutmütig ist und Evan aushelfen wird. Da jedes Königreich einen persönlichen Wächter hat, darf dieser auch in Hydropolis nicht fehlen: Brineskimmer, eine große Eidechse, stellt sich unserer Heldentruppe zwangsläufig in den Weg.
Evans Ambitionen ein eigenes Königreich zu gründen, wenn schon das eigene flöten gegangen ist, könnt ihr im Kingdom-Mode ausleben. Zuerst habt ihr ein Haus, das ihr zu einem Palast ausbauen könnt. Rundherum entwickelt sich die Siedlung weiter und wird immer größer. Sie wird nicht nur ein Standbild sein, sondern dreidimensional begehbar. Ihr bringt Leute dazu, sich in eurem Königreich anzusiedeln, indem ihr Side-Quests löst und diese damit überzeugt umzuziehen. Dabei kann sich am Ende euer Königreich von dem anderer Leute unterscheiden, basierend auf euren Entscheidungen. Selbst wenn ihr alle Side-Quests machen wollt, könnte es sein, dass ihr bei Beendigung einer dann eine andere Side-Quest nicht mehr machen könnt. Auch müsst ihr überlegen, ob ihr eher Soldaten zur Verteidigung eures Reiches organisiert oder in andere nützliche Jobs investiert.
Soldaten zur Verteidigung werdet ihr bei den Skirmishes brauchen, denn die anderen Königreiche und Völker sind nicht gerade glücklich darüber, dass da plötzlich ein neues Königreich erscheint. Da ist es verlockend, dieses anzugreifen und einzunehmen. Verteidigen tut ihr euch damit auf einer eigenen Karte. Wir steuern Evan, der von unterschiedlichen Einheiten umringt ist (Schwertkämpfer, Bogenschützen, Axtkämpfer). Ihr könnt die Ausrichtung der Leute ändern, damit die Schwertkämpfer zum Beispiel vorne laufen. Bei Kontakt mit den Feinden auf der Karte geht es sofort in Echtzeit in einen Kampf über. Dabei kommt das Stein-Schere-Papier-Prinzip zum Tragen. Je nachdem, wen ihr rekrutiert habt, habt ihr dann besondere Attacken wie einen Luftangriff auf Gegner oder komplette Heilung zur Verfügung.
In unserem Anspielversuch haben wir zuerst ins Gras gebissen, da wir das System nicht so ganz verstanden hatten. Hat man es aber einmal raus, dann kann man gut durch das Tutorial-Level kommen. Das heißt, das Spiel ist durchaus taktisch und bei vollkommen falscher Bedienung sieht man auch schon schnell ein Game Over.
Außerdem sind wir auf der Weltkarte herumgelaufen, haben zahlreiche Monster besiegt und einem Endboss in einer Höhle den Garaus gemacht, um unsere Freundin und Gruppenmitglied zu retten. Auffallend dabei war die Leere der Welt in Bezug auf Gegner. Diese waren spärlich platziert und selbst wenn sie einen entdeckt haben, konnte man relativ leicht vor ihnen davonlaufen. Es müsste möglich sein, in dieser Demo allen Gegnern einfach komplett auszuweichen. Im Kampf selbst wird eher Hack ’n‘ Slay benutzt, mit dem gelegentlichen Ausführen von Spezialangriffen. Dabei helfen kleine Kameraden, bei denen wir spezielle Angriffe oder Boni (beispielsweise mehr Abwehr) aktivieren können.
Die Kämpfe waren durchaus alle leicht, was mit Demo-Zwecken zu tun haben könnte oder weil es am Anfang des Spiels war. Negativ aufgefallen ist, dass einmal ein Charakter in einer Cutscene so stand, dass er die Sicht blockiert hat und dass die KI der Mitstreiter scheinbar darauf ausgelegt ist, dumm rumzustehen. Als wir nämlich einen Gegner wehrlos geprügelt hatten und nur noch ein paar Schläge zum Tod fehlten, lief die KI von Roland zum Gegner und Roland… hat abgeblockt und ist rumgestanden. Anstatt einfach den Gegner zu töten, blockt Roland gegen einen Angriff, der nicht kommen kann, weil der Gegner gerade handlungsunfähig ist. Das war etwas befremdlich.
Die Synchronisation ist wieder mit britischem Akzent und kann sich durchaus hören lassen, obwohl es nicht lippensynchron war und etwas holprig rüberkam, wenn Charaktere miteinander gesprochen haben. In der von uns gespielten Demo waren die Dialoge aber mehr als banal. „Rette deine Freundin vor den bösen Leuten!“, „Wir sind die bösen Leute und bringen euch jetzt um!“ und so weiter. Tiefgang hat in den Dialogen komplett gefehlt.
Alles in allem scheint Ni no Kuni II: Schicksal eines Königreichs mehr von Ni no Kuni zu sein, obwohl ich persönlich noch nicht so warm werden konnte damit. Die Dialoge waren wie gesagt banal und mir fehlte eine gewisse Magie, die im ersten Teil noch vorhanden war. Der Skirmish-Modus ist noch eine große Unbekannte: hier kommt es stark darauf an, wie oft dieser genutzt wird und wie schwer es wird. Ein Königreich zu bauen scheint vielversprechend, vor allem, wenn diesmal Entscheidungen wirklich Gewicht haben. Vielleicht liegt es auch daran, dass mir Evan etwas unsympathisch ist im Moment und es einfach zu sehr vor JRPG-Konventionen trieft, die schon dutzendmal in anderen Spielen vorkamen. Im Sinne von: das ist nicht neu, sondern mehr vom Alten, was damals gut angekommen ist, wobei jedoch Änderungen hier und da vorgenommen wurden.
Ni no Kuni II: Schicksal eines Königreichs erscheint am 19. Januar 2018.