Titel | Shadows of Adam |
Release | 23. Februar 2017 |
Something Classic | |
System | PC, Mac, Linux |
Getestet für | PC |
Entwickler | Something Classic |
Genres | JRPG, Indie |
Viele Indie-RPGs, deren Entwicklung in den letzten Jahren erfolgreich per Crowdfunding finanziert wurde, sollen in diesem Jahr endlich erscheinen. Lang erwartete Titel wie Shiness, Soul Saga, Cosmic Star Heroine und CrossCode werden alle nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Nun erschienen ist Shadows of Adam, ein rundenbasiertes RPG mit bemerkenswerter Pixelgrafik, das vom Charme an SNES-RPGs wie Final Fantasy V und Final Fantasy VI erinnert. Was ist letztlich dabei herausgekommen? Wir haben Shadows of Adam gespielt und geben euch einen Einblick!
Ein Blick in die Vergangenheit
Die Geschichte des Spiels ist simpel: Vor langer Zeit hat sich in der Welt eine Katastrophe ereignet, und nun deutet sich an, dass sich dies wiederholen könnte. Die Hauptfiguren Kellan und Asrael stammen aus einem Dorf namens Adam, das sie jedoch verlassen müssen, da Asrael die als unheilvoll angesehene Kraft der Magie erlangt hat und Kellan nach seinem Vater suchen will, von dem er nicht weiß, ob er ihn liebt oder hasst.
Das Konzept ist nicht besonders originell und will es auch gar nicht sein, ist aber ganz gut umgesetzt. Beispielsweise ist die Rolle der Magie intelligent in die Hintergrundgeschichte der Welt eingewoben. Bemerkenswerter als die Geschichte sind jedoch die Charakterinteraktionen: Die Dialoge sind sehr charmant und mit viel Witz geschrieben worden. Shadows of Adam nimmt sich, ähnlich wie Final Fantasy V, auch nicht jederzeit ernst und einige NPCs sorgen für lustige Momente.
Die Vergangenheit und Beweggründe aller Charaktere werden in Form von Flashbacks enthüllt, wodurch sich nach und nach die Puzzlestücke zusammenfügen. Auf diese Weise wächst die aus insgesamt vier Personen bestehende Gruppe nach und nach ans Herz, auch wenn die Handlung keine wirklichen Höhepunkte bietet. Das Ende ist leider enttäuschend kurz und kann nicht so recht überzeugen.
Spannende Kämpfe und knackige Rätsel
Das Spiel verwendet ein rundenbasiertes Kampfsystem mit einer besonderen Eigenschaft: Alle Fähigkeiten kosten AP. Jeder Charakter hat 100 AP, von denen pro Runde 15 AP wiederhergestellt werden. Entsprechend muss man klug haushalten und kann nicht wahllos immer die stärksten Fähigkeiten verwenden.
Den Entwicklern war es wichtig, dass alle Fähigkeiten, die man beherrscht, bis zum Ende des Spiels nützlich bleiben, und das gelingt tatsächlich. Jede Fähigkeit ist einzigartig, es gibt keine Steigerungsformen wie Feuer-Feura-Feuga in Final Fantasy. Neue Fähigkeiten lernt man beim Levelanstieg und dementsprechend sind komplexere Strategien möglich, je weiter man im Spiel voranschreitet, während ältere Fähigkeiten nicht zuletzt wegen der geringeren AP-Kosten weiterhin Einsatz finden.
Es gibt keine Zufallskämpfe, die Gegner sieht man alle vorher auf der Map. Den meisten Kämpfen kann man allerdings nicht entgehen, jedoch ist die Zahl der Kämpfe nicht zu hoch angesetzt. Bis man ein Gebiet verlässt, respawnen die Gegner nicht. Dass alle Kämpfe also quasi geskriptet sind, ist ein wenig schade, verträgt sich aber immerhin gut mit dem Kampfsystem selbst.
Die Kämpfe sind überdurchschnittlich fordernd. Normale Gegner können gefährlich werden, aber richtig zäh sind einige Bossgegner. Unfair ist kein Kampf, aber gelegentlich muss man sich schon Gedanken machen, wie man kämpfen soll. Insbesondere gegen Ende des Spiels macht das Spaß, da man dort viele Möglichkeiten für starke Kombos hat.
Jeder Dungeon, von denen fast alle toll umgesetzt sind, hat ein eigenes Thema und in den meisten beschäftigt man sich nicht nur mit Kämpfen, sondern auch mit Rätseln. In einem Minendungeon muss man beispielsweise geschickt Schalter für das Schienennetz umlegen, um mit der Lore zum Ziel zu kommen, und in vielen Dungeons warten Logikrätsel mit verschiebbaren Gegenständen auf. All diese Rätsel sind einfach zu verstehen, aber teilweise sehr fordernd. So kann es durchaus vorkommen, dass man zehn Minuten oder länger an der Lösung sitzt. Oft sind die Rätsel so clever designt, dass der Spieler zunächst in die Irre geführt wird, aber durch nochmaliges Nachdenken dann einen Lösungsansatz findet. Fast alle Rätsel machen Spaß, auch wenn zwei, drei weitere Rätseltypen durchaus geholfen hätten, noch mehr Abwechslung ins Spiel zu bringen.
Ein großer Teil des Spiels ist linear. Wenn man gegen Ende ein Flugschiff bekommt und frei die Welt bereisen kann, gibt es einige optionale Nebenaufgaben zu erledigen, darunter auch ein ganzer Dungeon, der die stärksten Gegner und kniffligsten Rätsel, aber auch einige der besten Ausrüstungsgegenstände im Spiel enthält.
Die Musik des Spiels trägt viel zur Atmosphäre bei. Sie prägt sich nicht besonders ein, ist aber dennoch gelungen. Ein ganz besonderes Lob gebührt der fabelhaften Pixelgrafik: Die ist nicht nur künstlerisch auf einem sehr hohen Niveau, sondern verwendet auch eine ungewöhnliche Farbpalette, die Shadows of Adam von anderen 16-Bit-Spiele, ob neu oder alt, abgrenzt. Dem Pixler sind einige beeindruckende Kunstwerke gelungen und auch die Ausdrucksstärke der Figuren durch verschiedene Posen und Gesichtsanimationen ist hervorzuheben. Lediglich die Kampfanimationen sind recht unspektakulär.
Ein paar Makel hat Shadows of Adam: Wegen der geskripteten Kämpfe kann man sich nur bedingt aussuchen, wann und wie viel man kämpfen will, und die Soundkulisse ist zudem relativ mager. Einige kleine technische Probleme treten auf, zum Beispiel kommt es zu einem Shadowing-Effekt, wenn die Benachrichtigung für ein Steam-Achievement aufploppt, der sich durch kurzes Minimieren beheben lässt. Das Spiel enthält auch noch einige Bugs, die in den meisten Fällen das Spielerlebnis jedoch nur marginal beeinträchtigen dürften und nach und nach von den Entwicklern behoben werden.
Retro-Spiel ohne unnötiges Fett
Story: Klassisch und charmant. Reißt niemals vom Hocker, kann aber durch Humor und Retro-Charme punkten.
Gameplay: Gut durchdachte, schnelle Kämpfe, die bis zum Ende fordern. Gutes Dungeondesign mit ebenfalls fordernden Rätseln.
Sound: Gelungener Soundtrack, der jedoch nicht allzu memorabel ist, aber relativ wenig Soundeffekte und Hintergrundgeräusche.
Grafik: Wunderschöne Pixelgrafik mit viel Liebe zum Detail und einer einzigartigen Farbpalette, die sich locker mit aufwändigeren Spielen messen kann.
Sonstiges: 10 bis 15 Stunden Spielzeit, englische Bildschirmtexte, Steam-Achievements und Trading Cards.