Noch bis Ende Mai wird das 30-jährige Bestehen der Dragon-Quest-Reihe gefeiert. In Japan soll der neueste Ableger, Dragon Quest XI, der krönende Abschluss sein. Hierzulande dürfen wir uns erst einmal mit Dragon Quest Heroes II vergnügen. Für langjährige Vollblut-Fans ist dies vielleicht nicht ganz das, was man sich als Jubiläum vorstellt, doch wir können euch schon jetzt sagen: Auch das Warten auf den zweiten Ableger des Hack’n’Slash-RPG-Abenteuers mit Meditschi lohnt sich! Wir durften das Spiel vorab direkt bei Square Enix in Hamburg anspielen und das Ganze lief ganz schön schleimig ab! Vorab sei noch gesagt: Wir wollen und wir dürfen gewisse Dinge, die den ein oder anderen Plot spoilern könnten, nicht verraten, doch das sollte selbstverständlich sein. Daher werden wir die Geschichte nur grob anschleimen und uns insbesondere mit den neuen Features anglibbern, matscht euch also auf etwas gefasst!
Das Spiel beginnt, wie auch schon beim ersten Teil, mit der Auswahl eures Charakters. Wollt ihr den eher draufgängerischen Raphael oder aber seine gütige Cousine Resa spielen? Nachdem ihr euch entschieden habt, geht alles wie von allein weiter. Es gibt ein paar wirklich sehr schön aufgemachte Sequenzen, die eure Hauptcharaktere grob vorstellen, hier und da einen Schwenker in die friedvolle Umgebung und von jetzt auf gleich gibt es einen Knall – einen, der die Welt in Angst und Schrecken versetzt. Monster greifen an, Bewohner flüchten und ihr müsst erst einmal für ihre Sicherheit sorgen, daher muss das Wiedersehen von Cousin und Cousine erst einmal warten.
Wenn der erste Angriff überstanden ist und ihr eurem Rivalen in dem Moment ins Auge gesehen habt, ist aufgrund der aktuellen Ereignisse erst mal Zeit, die eigenen Kampfkünste aufzufrischen. Daher erwartet euch auch hier ein kurzes und knackiges Tutorial in Sachen Angriff und Verteidigung, geführt von Oberst Feldklebel Meditschi, denn nur er weiß, worauf es im Gefecht anklumpt. Auch hier werden wir wieder mit den bereits aus dem ersten Ableger vertrauten Elementen bekanntgemacht: Leichte und schwere Angriffe und die Kombination aus beidem, darüber hinaus der Konzentrationsbalken, der, sobald dieser gefüllt und aktiviert worden ist, uns für kurze Zeit Immun gegen sämtliche Schäden und stärker macht, gefolgt von einem brachialen Schlussangriff, der immensen Schaden auf alle Gegner auswirkt, die vor euch stehen. Im Übrigen könnt ihr euch auch hier wieder entscheiden, ob ihr die leichte oder doch eher die fortgeschrittenere Steuerung wählt.
Doch viel mehr Zeit bleibt uns nicht, denn der König wartet auf einen Statusbericht der Helden, die soeben noch das Tor der Stadt gegen die belagernden Monster verteidigten. Die Menschen sind verwirrt und wollen eine Erklärung, es gibt Missverständnisse zu klären und genau darum müsst ihr euch nach Konkordia begeben, dem Hauptsitz aller sieben Königreiche, die es im Spiel zu erforschen gibt. Begleitet werdet ihr dabei von vielen verschiedenen Charakteren aus sämtlichen Dragon-Quest-Spielen, die ihr nach und nach im Laufe der Geschichte treffen werdet, wie zum Beispiel den tapferen Waffenhändler Torneko aus Dragon Quest IV.
Mich hat es aber viel mehr in den Fingern geglibbert, wie die Welt nun aufgebaut ist, denn immerhin haben wir hier nun eine richtige und offene Spielwelt. Dragon Quest Heroes: Der Weltenbaum und der Tyrann aus der Tiefe war noch sehr einfach geschlickt, was das Design der Karten anging. Ihr hattet eure Mission, habt diese gestartet und befandet euch prompt in einer doch eher klein gestalteten Umgebung wieder und habt den Gegnern den Garaus gemacht. In Dragon Quest Heroes II ist es zwar, was es die Missionen an sich angeht, ziemlich gleich, doch können wir uns nun wirklich drumherum völlig frei bewegen.
Um dem Ganzen mal eine Vorstellung geben zu können: In Dynasty-Warriors-Spielen hattet ihr ein Level gestartet, welches auf einer relativ großen Karte stattfand. Was die Größe dieser Karten angeht, so kann man diese nun so ziemlich mit den Umgebungen von Dragon Quest Heroes II vergleichen. Wir haben hier also nicht nur deutlich bemerkbar größere Gebiete, sondern können diese auch ganz nach unserem Belieben beinahe völlig frei erkunden, ohne, dass wir an eine (zeitlich begrenzte) Mission gebunden sind und nur plump unsere Aufgabe erfüllen, wenn wir wollen. Dass das logischerweise trotzdem durchaus zwischendurch aufgrund der Geschichte unterbrochen werden muss, sollte klar sein. Dennoch ist dieses Tunnel-Verfahren, bei dem wir von einem Gebiet in das nächste, oder aber auch eine Stadt wechseln, ein einfacher, aber großer Fortschritt im Vergleich zum ersten Dragon Quest Heroes und hebt den Spielspaß deutlich an.
Daher ist es auch möglich, die Händler aufzusuchen, wann immer man das möchte. Neue Gegenstände kommen jedoch noch immer abhängig vom Fortschritt der Kampagne erst hinzu. Wem der Weg auf seiner Erkundungstour dann doch zu lang ist, um Handel zu betreiben, kann sich mit Teleportationssteinen hier- und dorthin teleportieren. Diese sind überall auf der Welt verteilt und müssen erst gefunden werden, ehe man sie aktivieren und im Anschluss benutzen kann. Etwas ähnliches gab es auch schon im ersten Heroes-Spiel, war aber eben nur an die Missionskarte gebunden, da es dort noch keine offene Welt gab. Trotzdem sollte man die Gelegenheit der langen Wege nutzen, denn ihr sammelt immerhin Geld, könntet vielleicht nützliche Zutaten für den Alchemiekessel oder Nebenaufgaben finden und durchaus die eine oder andere Schatztruhe.
Im Kampf selbst seid ihr natürlich nicht unbedingt an die Hauptcharaktere gebunden, ihr könnt auch hier nach Belieben wechseln und euch somit die Fähigkeiten der Mitreisenden zu Nutze machen. Doch falls ihr an eurer Figur einfach hängt, dürft ihr erstmals nun auch eure Klasse wechseln. Der einzige Nachteil dabei: Ihr startet wieder bei Level 1, aber das kennt man auch aus anderen RPG-Spielen. Sollte man wirklich zu faul sein, strikt normal Erfahrungspunkte zu sammeln, ist der neue Online-Multiplayer-Koop-Modus die wohl beste Alternative, denn dort sammelt ihr als Helfer doppelt so viel Erfahrung als auf den gewöhnlichen Streifzügen durch die offene Welt.
Bei dem neu implementierten Online-Multiplayer-Koop-Modus können bis zu vier Spieler aus aller Welt zusammen spielen. In der Taverne des Spiels gibt es einige Möglichkeiten, wie man diesen Modus angeht. Möchte man nur mit Freunden spielen, ist das kein Problem. Eröffnet eine Lobby und setzt einfach eine Geheimzahl fest. Ist es euch gleich, mit wem ihr spielt, könnt ihr die Suche auch international starten. Das Besondere ist: Ihr könnt auf der Suche nach einer Lobby für einen Dungeon euch weiterhin zum Beispiel mit dem Verteilen von euren noch offenstehenden Talentpunkten beschäftigen. Vielleicht aber solltet ihr doch noch schnell vorher zum Händler, um die eingeschleimte Ausrüstung zu verbessern. Ihr seid nicht an ein Menü gebunden und könnt trotzdem weiterspielen. Einzig allein ein Story-Kampf kann nicht unterbrochen werden.
Und wo wir schon dabei sind: Solltet ihr in der Story an einem schwierigen Bossgegner einfach festsitzen, könnt ihr euch ebenfalls über das Netzwerk in der Taverne Hilfe herbeiholen. Es müssen nicht unbedingt noch drei weitere menschliche Spieler sein, die offenen Plätze werden weiterhin mit der KI belegt. Das ist ein Feature, was ziemlich vorteilhaft ist, da besonders im ersten Dragon-Quest-Heroes-Spiel nicht selten die KI einfach mal nur herumstand, anstatt sich wirklich dem Kampf zu widmen. Dieses nervenaufreibende Treiben sollte mit anderen echten Spielern eigentlich nicht passieren. Außerdem könnt ihr euch mit vorgefertigten Nachrichten auch grob verständigen, auch wenn ein richtiger Chat natürlich mehr von Vorteil gewesen wäre, besonders, da man zusammenarbeiten muss.
Wer fremde Menschen nicht mag, kann alternativ Gebrauch von den Monstermünzen machen. Die gab es schon früher, doch konnte man bisher Monster nur damit beschwören, sodass sie an der Seite des Helden gekämpft oder diesen unterstützt haben – bis sie starben. Nun kann man sich aber in das Monster, von dem man die Münze aufgesammelt hat, auch verwandeln. Tötet ihr beispielsweise einen Golem und dieser lässt zufällig eine Monstermünze fallen, könnt ihr euch in eben jenen verwandeln und sogar seine Fähigkeiten einsetzen. Das hält jedoch nicht ewig, denn eine Zeitleiste zeigt an, wie lange ihr in etwa noch in dieser Monsterform umherwandert. Nicht in alle Monster kann man sich verwandeln oder kämpfen bis zum Umfallen an der Seite des Helden, können jedoch einmalig eingesetzt werden. Die Felsenbombe zum Beispiel wird zwar auch beschworen, ist jedoch mehr eine Art einmaliges Item, indem sie einen sehr starken Reichweitenangriff einsetzt und danach sofort verschwindet. Insgesamt sind die neuen Features der Monstermünze sehr nützlich, leider empfand ich die Zeit der Verwandlung ein wenig zu kurz.
Zu kurz kommt jedoch erneut nicht die Menge an Dragon-Quest-Charme, die euch auch in Dragon Quest Heroes II erwarten wird. Es ist, als sei die Serie für gute Spin-Off-Spiele neben den Hauptablegern gemacht, da die Mischung der verschiedenen Genres immer übereinstimmt, ohne von etwas zu viel zu haben. Wir haben die übliche Dudel-Musik, die bunte Vielfalt an Monstern und Charakteren, sehr schön und niedlich inszenierte Zwischensequenzen sowie das Gefühl eines vollwertigen Rollenspiels mit actiongeladenen Hack’n’Slash-Elementen. Die Geschichte ist, wie eh und je bei Dragon Quest, sehr einfach gestrickt und mit Action vollgepackt. Was die Optik angeht, sollte man jedoch keine bis kaum eine Veränderung erwarten, nicht zuletzt deswegen, da die Ankündigung des zweiten Teils sehr schnell nach der Veröffentlichung des Erstlings kam.
Dragon Quest Heroes II machte in der Anspielsession alles besser als sein Vorgänger, doch ob das auch bis zum Ende durchhält, bleibt abzuwarten. Was man erwarten kann, sind 20 Charaktere, von denen 16 aus den altbekannten Hauptablegern der Dragon-Quest-Reihe stammen, sowie englische und japanische Vertonungen mit deutschen Untertiteln. Die letzte Frage, die am Ende des Tages bleibt und jeder für sich entscheiden muss: Kann das Spin-Off Dragon Quest Heroes II am Ende mehr Lust auf die Serie machen, besonders jetzt, wo Dragon Quest XI in Japan schon vor der Tür steht? Ich würde behaupten, man sollte jede Chance nutzen, Dragon Quest im Westen noch populärer zu machen. Wer mit Dragon Quest Heroes: Der Weltenbaum und der Tyrann aus der Tiefe zufrieden war, kann hier bedenkenlos zuschleimen!
Vielen Dank an Square Enix für die Einladung zum Preview-Event von Dragon Quest Heroes II!