Titel | Shin Megami Tensei IV: Apocalypse (Shin Megami Tensei IV Final) |
10. Februar 2016 | |
Atlus | |
20. September 2016 | |
Atlus | |
2. Dezember 2016 | |
Deep Silver | |
System | Nintendo 3DS |
Getestet für | Nintendo 3DS |
Entwickler | Atlus |
Genres | JRPG |
Ihr erinnert euch vielleicht noch mit Schrecken an die lange Odyssey von Shin Megami Tensei IV, die der Titel in Europa erfahren musste. Nach der Ankündigung für die Veröffentlichung hörten wir mehrere Monate nichts mehr über das Videospiel und letztendlich erschien es nur digital im Nintendo eShop.
Mit Shin Megami Tensei IV: Apocalypse sieht es glücklicherweise ganz anders aus. Als Publisher übernahm Deep Silver das Projekt. Zwar mussten wir auch hier einige Wochen auf ein Veröffentlichungsdatum warten, aber seit dem 2. Dezember ist das Videospiel im Handel erhältlich. Anders als Shin Megami Tensei IV wurde diesem Teil eine Retailversion spendiert.
Der vierte Teil der Hauptserie hat uns damals begeistert, aber wie sieht es mit diesem Ableger aus? Auch wenn der Name es vermuten lässt, Shin Megami Tensei IV: Apocalypse ist keine einfache Erweiterung, sondern ein eigenständiger Titel, der die Geschichte fortsetzt. Es ist nicht erforderlich, den Vorgänger zu kennen, dennoch lohnt sich ein Blick auf diesen. Beginnt ihr mit Apocalypse, wird euch der Ausgang der neutralen Route gespoilert. Sofern ihr dieses Spiel noch selbst genießen wollt, solltet ihr warten, bis ihr mit Apocalypse beginnt.
Doch wie spielt sich der Nachfolger von Shin Megami Tensei IV? Wir haben uns abermals mit den Dämonen verbündet, um Tokio vor dem sicheren Untergang zu bewahren. Erwartet euch ein apokalyptisches Abenteuer oder ein vernichtendes Desaster?
Alles beginnt mit einem Game Over
Nanashi und seine Jugendfreundin Asahi arbeiten hart daran, ihre Karrieren als Hunter zu beginnen. Sie leben mit vielen anderen Menschen in einem unterirdischen Distrikt in Kinshicho. Die Menschen mussten sich unter die Erdoberfläche zurückziehen. Dämonen durchstreifen Tokio und ein Platz an der Sonne bleibt ihnen durch die Engel verwehrt. Gemeinsam mit den erfahrenen Huntern Nikkari und Manabu erledigen die beiden Jugendlichen ihre ersten Aufträge, bis die Gruppe eines Tages auf einen mächtigen Dämon trifft.
Nanashi muss erleben, wie bekannte Leute sterben und als er selbst jemanden schützen möchte, wird er dabei getötet. Seine Geschichte endet an dieser Stelle allerdings noch nicht, ansonsten wäre das Spiel ein sehr kurzes JRPG. In einer anderen Welt trifft er auf Dagda. Dieser Dämon gewährt dem Helden eine neue Chance und schenkt ihm ungeahnte Kräfte, allerdings muss Nanashi als Gegenleistung seine Marionette werden. Um das Leben seiner Freundin zu schützen, entschließt er sich, diesen Handel einzugehen und kann mit seinen neu erworbenen Fähigkeiten den Dämon in die Flucht schlagen.
Ab sofort ist Nanashi nicht mehr er selbst, denn es fließen dämonische Kräfte durch seinen Körper. Er beginnt, die Befehle Dagdas auszuführen, doch was hat dieser Dämon vor? Er erweckt eine böse Kraft, die den Menschen ebenfalls Schaden zufügen will. Die letzten Überlebenden von Tokio müssen sich nun gegen drei verschiedene Fraktionen behaupten. Im Gegensatz zu ihren Feinden sind die Menschen schwächer und von der Anzahl her unterlegen. Wird die Menschheit untergehen oder gelingt es ihnen, die Apokalypse aufzuhalten?
Devise im Kampf: Bitte lächeln
Das Kampfsystem sollte euch bekannt sein, wenn ihr bereits einen Teil der Serie Shin Megami Tensei oder Persona gespielt habt. Rundenbasiert gebt ihr die Befehle für eure Gruppe ein, die aus Nanashi und drei Dämonen besteht. Gelingt es euch, die Schwachstelle eines Feindes zu treffen, sei es ein elementarer Schaden oder durch eine physische Attacke, gewinnt ihr einen weiteren Zug für die aktuelle Runde. Maximal könnt ihr jeden Zug einmal verdoppeln, wenn ihr die richtige Strategie anwendet und dadurch die Runde der Gegner hinauszögern.
Habt ihr einen Feind bereits einmal getroffen, könnt ihr entweder seine Beschreibung ansehen, um eine Schwachstelle zu entdecken, oder ihr achtet einfach auf die Anzeige, wenn ihr eine Fähigkeit ausgesucht habt. Vor der Betätigung erfahrt ihr, welchen Effekt diese auf die Dämonen oder Engel, die sich euch in den Weg stellen, ausüben wird. Nutzt ihr stattdessen eine Technik, gegen die ein Gegner resistent ist, verliert ihr selber einen Zug.
Auch kritische Treffer schenken einen Zug, ein Fehlschlag reduziert wiederum die Leiste für die Aktivitäten innerhalb einer Runde. Diese Regeln gelten für beide Seiten. Die Funktion „Smirk“ (Grinsen) wurde schon in Shin Megami Tensei IV verwendet. Für den aktuellen Teil wurde die Option erweitert. Greift ihr den Feind bereits auf der Karte mit der Waffe an, erlangt ihr einen Vorteil im Kampf und erhöht die Chance, dass eure Gruppenmitglieder grinsen.
Kritische Treffer können ebenfalls ein Grinsen auslösen. Ist diese Figur dann erneut am Zug, wird sie einen kritischen Schlag auslösen. Neu ist, dass einige Fähigkeiten einen anderen Effekt auslösen, wenn die ausführende Einheit grinst. Zudem schützt das Grinsen davor, dass eine eigene Schwäche in der Runde ausgenutzt wird.
Zaubersprüche, die zu den Elementen Dunkel oder Licht gehören, wie Mudon und Hama, werden in diesem Zustand mit hoher Wahrscheinlichkeit einen tödlichen Effekt auslösen. Im Normalfall richten sie in diesem Teil nur einen Teilschaden an. Jede Fähigkeit wird im Kampfmenü beschrieben und wenn sie einen zweiten Effekt besitzt, wird dieser angezeigt.
Mit der gemeinsamen Kraft der Partner
Der Held ist nicht allein mit seinen Dämonen unterwegs, denn verschiedene Figuren unterstützen ihn als Partner. Ihr selbst könnt diese Charaktere nicht steuern, sondern nur entscheiden, von wem Nanashi im Kampf begleitet wird. Außerhalb der Gefechte könnt ihr diese Auswahl jederzeit verändern.
Ein Partner greift immer dann ein, wenn eure Gruppe ihre Züge komplett ausgeführt hat. Je nach Person wird eure Lebensenergie geheilt, negative Statusveränderungen verhindert oder der Helfer wirkt selbst einen Zauber. Die Unterstützung wird von einer intelligenten KI gesteuert, die euch nicht im Stich lässt. Stirbt der aktive Partner in einer Schlacht, wird er nach ein paar Runden automatisch wiederbelebt.
Interessant ist eine Anzeige auf der rechten Seite, die sich immer dann um einen Balken füllt, wenn ein Partner seine Aktion ausgeführt hat. Ist die Leiste komplett gefüllt, wird am Ende eurer Runde der Feind übersprungen und alle Partner agieren gleichzeitig. Nachdem sie euch, falls notwendig, geheilt und gestärkt haben, lösen sie mehrere Treffer aus. Je mehr Partner euch zustehen, desto vernichtender ist diese Attacke für eure Gegner. Im Laufe der Geschichte trefft ihr verschiedene Personen, die eure Gruppe begleiten, später entscheidet ihr euch, ob ihr die Leute mitnehmen wollt oder lieber in einem kleinen Team kämpft.
Schnappt euch die Dämonen
Eure direkten Mitstreiter, die aus dämonischen Wesen, Gottheiten und Engeln bestehen, müsst ihr aktiv in euer Team holen. Wie gewohnt, sprecht ihr in einem Kampf eure Gegner an. Je nach Art tauchen unterschiedliche Dialoge auf, in denen ihr eine Entscheidung treffen müsst. Gefällt einem Feind eure Antwort, will er in den meisten Fällen noch Macca (die Währung in dieser Serie), Lebensenergie oder verschiedene Gegenstände. Ist er euch nach den zahlreichen Geschenken wohlgesonnen, wird er sich eurem Team anschließen und euch ab sofort begleiten. In wenigen Fällen betteln die Monster um ihr Leben, wobei sie sich euch schneller anschließen, sofern es euer Wunsch ist.
Trainiert ihr die Dämonen, erlernen sie neue Fähigkeiten. Der Bestand an Begleitern ist begrenzt. Benötigt ihr neue Plätze für neue Mitstreiter, ist es eine gute Idee, Dämonen miteinander zu fusionieren. Bei einer normalen Fusion werden zwei Dämonen zusammengefügt, bei einer speziellen Form werden mehrere von ihnen verwendet. Bequem ruft ihr jederzeit im Menü die Kathedrale auf, in der Mido euch zu Diensten ist. Je nach Belieben sucht ihr alle Dämonen aus, die ihr erstellen könnt, oder sucht gezielt nach Arten. Der neue Mitkämpfer kann die Fertigkeiten seiner „Eltern“ übernehmen, je nachdem, wie viele freie Slots euch zur Verfügung stehen.
Die Beschwörung der Dämonen läuft in diesem Teil über eine App, die sich auf einem Smartphone befindet. Mit jeder neuen Stufe, die ihr erreicht, erhaltet ihr Punkte, mit welchen ihr neue Apps laden könnt. Sie erlauben euch, weitere Slots für Fähigkeiten anzunehmen, erleichtern die Gespräche mit den Gegnern oder erhöhen die Resistenz gegen Gift, das sich in manchen Gegenden befindet. Es lohnt sich, eure Mitstreiter zu trainieren, bis sie alle Fähigkeiten erlernt haben. In diesem Zustand flüstern sie euch einmal ihre Techniken zu, die ihr bei Bedarf in eure Slots überschreiben könnt. Kenner der Serie dürfen sich über sehr individuelle Fähigkeiten der Dämonen freuen.
Eine doppelte Fähigkeit verstärkt die bisherige Fertigkeit immer um einen Punkt bis zu seiner maximalen Grenze. Somit werden Zaubersprüche stärker und benötigen auch weniger Magiepunkte. Erhöht sich Nanashis Level, weist ihr die Punkte auf die verschiedenen Parameter zu.
Das Ziel direkt vor Augen
Die unterirdischen Bezirke sollten euch aus dem Vorgänger geläufig sein, wenn ihr diesen bereits gespielt habt. Dennoch wurde eine große Verbesserung eingebaut. Die Weltkarte ist beschriftet und wurde mit verschiedenen Markierungen versehen. Wenn euch der Zielort für einen Auftrag genannt wurde, wird dieser nun mit einer roten Flagge versehen, sodass die Orientierung in diesem Teil viel einfacher fällt.
Zwischen den Bezirken reist ihr mit Terminals, die euch ein wenig Laufarbeit abnehmen. Die Missionen holt ihr euch nicht mehr in der Bar für die Hunter ab, sondern alle Quests werden direkt auf das Smartphone eingespielt. Eine Meldung weist euch daraufhin, wenn neue Missionen angekommen sind, die ihr annehmen könnt. Die Aufträge werden unterteilt. Neben der Hauptgeschichte könnt ihr Herausforderungen annehmen, die nicht unbedingt erfüllt werden müssen, aber euch hilfreiche Boni bringen. Hierbei müsst ihr einen Bereich eines Dämons besuchen oder bestimmte Objekte besorgen. Die Feinde, die mit solchen Aufträgen im Zusammenhang stehen, werden euch auf der Karte angezeigt.
Um Geld zu verdienen sammelt ihr Relikte, die immer sichtbar gekennzeichnet sind. Nach einiger Zeit regenerieren sich die Quellen, sodass euch niemals die Währung ausgehen kann. Eine Neuerung sind besondere Schatztruhen und Wände, die aus Gespenstern bestehen. Navarre, einer eurer Partner, erhält im Laufe der Geschichte einen besonderen Dolch. Dieser wird an Ladepunkten mit Energie gefüllt, die mit jedem Schritt aufgebraucht wird. Eine Anzeige zeigt euch die verbleibende Zeit an, die ihr habt, um den Schatz oder die Wand zu erreichen.
Schon wie sein Vorgänger ist Shin Megami Tensei IV: Apocalypse grafisch ein Meisterwerk für Nintendo 3DS. Alle Gebiete sind mit zahlreichen Details gefüllt, die über 450 verschiedenen Arten von Dämonen besitzen alle ihr individuelles Aussehen. Im Vergleich zu Shin Megami Tensei IV hat man die Labyrinthe stark überarbeitet. Diese sind nun größer, aber dank der Karte behaltet ihr immer einen guten Überblick. Gibt es einen wichtigen Punkt, macht euch eine Markierung darauf aufmerksam.
Die Gespräche werden in 2D präsentiert, wobei die Figuren sehr detailliert gezeichnet sind. Nur die NPCs, die sehr klein dargestellt werden, wiederholen sich mit der Zeit. Der Stil ist passend zum Thema ziemlich düster gehalten. Ihr findet immer wieder Blutlachen, zerfallene Gebäude und brodelnde Giftquellen. Ein besonderes Augenmerk solltet ihr auf das Wasser werfen. Die Effekte kommen in diesem Videospiel sehr schön zur Geltung.
Der Soundtrack unterstützt die hoffnungslose Situation der Menschen mit düsteren Klängen, welche die Atmosphäre unterstreichen. Je nachdem, ob ihr normale Gegner oder einen Boss bekämpft, erwartet euch eine andere, dynamische Kampfmusik. Ein großes Lob geht an die englische Tonspur. Alle wichtigen Events sind synchronisiert, wobei der Held keine eigene Stimme besitzt. Alle Sprecher arbeiten mit einer hervorragenden Qualität.
Das Finale der Apokalypse?
Habt ihr bereits Shin Megami Tensei IV gespielt und das neutrale Ende gesehen, solltet ihr euch diesen Titel kaufen. Die Geschichte ist wie immer packend gestaltet und bietet viele überraschende Wendungen. Im Vergleich zum Vorgänger nimmt die Handlung auch schneller Fahrt auf. Neben Nanashi haben auch die Partner einen festen Platz in der Erzählung und einige von ihnen machen eine große Entwicklung durch. Allerdings ist das Abenteuer nicht für zarte Personen gedacht, denn ihr müsst euch auf Blut und viele tote Menschen vorbereiten.
Wenn ihr Shin Megami Tensei IV noch nicht kennt, würde ich euch dieses Spiel zuerst ans Herz legen. Die Handlung des aktuellen Teiles baut auf dem neutralen Ende auf und verrät euch alles aus dieser Route, sodass der Vorgänger keine große Spannung mehr bieten wird. Entschließt ihr euch dennoch, mit Apocalypse anzufangen, dann müsst ihr euch keine Sorgen über das Verständnis machen. In der Handlung werden alle wichtigen Details erklärt und ein Kompendium dient zum Nachschlagen von bestimmten Begriffen und Personen.
Für Nintendo 3DS gehören beide SMT-IV-Spiele mit zu den besten JRPGs. Euch erwartet neben einer reifen Geschichte ein süchtig machendes Kampfsystem, eine wunderbare Grafik und ein genialer Soundtrack. Wenn ihr euch nicht scheut, einen Abstecher in eine Welt zu machen, die wirklich kurz vor ihrem Untergang steht, solltet ihr unbedingt einen Blick auf den Titel werfen. Möchtet ihr euch nicht mit der Fusion von Dämonen beschäftigen, erleichtert euch das Spielsystem die Auswahl und schlägt immer die Begleiter vor, die ihr erstellen solltet.
Zudem bietet das Spiel drei Schwierigkeitsgrade an (inklusive den DLCs sind es fünf), die außerhalb der Gefechte jederzeit gewechselt werden können. So können Anfänger und Veteranen das Spielgefühl genießen. Es ist nicht neu, dass die Schwierigkeitsstufe in dieser Serie hoch angesetzt ist und selbst „Normal“ wird euch mit vielen Bosskämpfen eine wahre Herausforderung bieten. Praktisch ist die Funktion, dass der Spielstand jederzeit außerhalb der Kämpfe gesichert werden kann. Sollte Nanashis Team sterben, belebt Dagda ihn, auf euren Wunsch, wieder. Allerdings stehen dem Dämon nicht in allen Verliesen diese Kräfte zur Verfügung. Wenn ihr euch traut, die Menschen in Tokio zu beschützen, erwartet euch ein sagenhaftes JRPG mit einer Spielzeit von 50 bis 60 Stunden.
Story: Baut auf dem neutralen Ende aus Shin Megami Tensei IV auf, daher sind Vorkenntnisse praktisch, aber nicht notwendig. Die Handlung wird sehr packend erzählt, besteht aus überraschenden Wendungen und zeigt einen schnelleren Fortschritt als der Vorgänger.
Gameplay: Ein rundenbasiertes Rollenspiel, in dem man die Anzahl an Zügen in einer Runde beeinflussen kann. Greift ihr strategisch die Schwächen der Gegner an, werdet ihr dafür belohnt. Neu ist das Partner-System, wobei nicht spielbare Figuren in den Kampf eingreifen.
Grafik: Für Nintendo 3DS sieht der Titel bombastisch aus, die Gegenden sind mit vielen Details versehen. Im Gegensatz zum Vorgänger sind die Labyrinthe noch größer, aber dank der überarbeiteten Karte übersichtlicher gehalten.
Sound: Die düsteren Klänge unterstreichen die apokalyptische Atmosphäre. Je nachdem, ob ihr gegen normale Gegner oder einen Boss kämpft, unterscheidet sich die Kampfmusik, die dynamisch und auch episch klingen kann.
Sonstiges: Unterstützung von StreetPass, Übernahme des Speicherstandes aus Shin Megami Tensei IV schaltet diverse Belohnungen frei, neben verschiedenen Enden sorgt ein New Game Plus für die Fusion von ganz besonderen Dämonen.