Jahr | 2015 |
Animation | P.A. Works |
Publisher | peppermint anime |
Release | 30.09.2016 |
Genres | Alltag, Komödie, Tragödie |
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Charlotte ist das Produkt einer Zusammenarbeit, die es im Animebereich auf sehr ähnliche Weise schon einmal gab: Das für seine primär im Nakige-Genre angesiedelten Visual Novels bekannte Entwicklerstudio KEY plante, eine Geschichte zu schreiben, die als Original-Animeserie umgesetzt werden sollte. Das aus der Feder von Jun Maeda stammende Skript wurde letztlich vom Animationsstudio P.A. Works, dessen bisherige Arbeit die Entscheidungsträger beeindruckt hatte, unter dem Titel Angel Beats! umgesetzt. Jun Maeda schrieb auch die Musik für die Animeserie.
Die Entstehungsgeschichte von Charlotte ist im Kern exakt dieselbe: Jun Maeda lieferte die Geschichte und Musik, P.A. Works animierte. Angel Beats! war seinerzeit ein Hit und begeisterte zahlreiche Anime-Fans, auch wenn dem allgemeinen Tenor nach die Geschichte und insbesondere die Zahl der Charaktere zu groß für eine würdige Umsetzung in nur 13 Episoden waren. Aktuell wird die Handlung als 6-teilige Visual-Novel-Serie von KEY neu interpretiert.
Anders als der Klappentext behauptet, basiert Charlotte wie Angel Beats! übrigens nicht auf einem Videospiel. Peppermint anime bringt Charlotte aktuell nach Deutschland. Wir sagen euch, was die Serie taugt und wie die deutsche Umsetzung geworden ist.
Über Charlotte
Folgendermaßen beschreibt peppermint die Geschichte:
„Yuu Otosaka gehört zu einer kleinen Gruppe Jugendlicher, die mit übernatürlichen Kräften ausgestattet sind. Als Schüler benutzt er diese, um in Tests zu schummeln oder sich andere Vorteile im Schulalltag zu verschaffen. Eines Tages gabelt ihn jedoch ein seltsames und mit einer Videokamera bewaffnetes Mädchen namens Nao Tomori auf. Sie vertritt eine Interessensgruppe, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Existenz der Jugendlichen mit übernatürlichen Kräften vor der Öffentlichkeit geheim zu halten. Kurzerhand rekrutiert sie Yuu und begibt sich mit ihm und weiteren Mitschülern auf abenteuerliche Missionen. Dabei kommen sie auch einer großen Lücke in den Erinnerungen von Yuu immer näher…“
Charlotte folgt vom Aufbau her der typischen Jun-Maeda-Formel: Die erste Hälfte ist humorlastig, alltäglich und eher unbekümmert, während die zweite Hälfte ernst, wendungsreich und tragisch ist.
Die ersten sechs Folgen sind tatsächlich überwiegend Schul-Komödie. Der Humor ist eine Mischung aus Slapstick, absurden Situationen und den Maeda-typischen, verrückten Ideen. Er wird die einen sehr zum Lachen bringen und anderen zumindest hin und wieder ein Schmunzeln abgewinnen können. Die Hauptcharaktere sind alle sehr unterschiedlich – teils Stereotypen, teils Persönlichkeiten, die man nicht so recht in eine Schublade stecken kann.
Der Protagonist Yuu wirkt zunächst ausgesprochen arrogant und selbstgerecht, entwickelt sich aber schnell zu einem hilfsbereiten Menschen, der seine Mitmenschen unterstützen will. Die das Cover zierende, wichtigste weibliche Figur, Nao Tomori, zeigt generell nur verhaltene Emotionen, kommt aber im Verlauf der Serie mehr aus sich heraus. Das Schul-Idol Yusa Nishimori alias Yusarin und Yuus kleine Schwester Ayumi spalten die Zuschauerschaft: Manche empfinden sie als liebenswert, andere hingegen als ausgesprochen nervig.
In der ersten Hälfte hat Charlotte wirklich keine herausstechenden Merkmale. Danach ändert sich aber alles, die Serie wird ernster, düsterer, trauriger und vor allen Dingen spannender. Es gibt einige Enthüllungen, die selbst mit dieser Art von Geschichte vertraute Zuschauer überraschen werden, und gerade das Ende ist in gewisser Weise ausgesprochen unkonventionell. Wer auf emotionale Momente hofft, sollte definitiv nicht vor Folge 7 aussteigen.
Allerdings gibt es auch einige Punkte, die man am späteren Verlauf der Geschichte kritisieren kann. In einigen Momenten treffen Charaktere nicht ganz nachvollziehbare Entscheidungen, wenn eine andere Wahl doch offensichtlich sinnvoller gewesen wäre. Man bekommt bisweilen das Gefühl, dass einige Momente nur konzipiert wurden, um auf eine gewisse Wendung hinzuarbeiten, aber im Detail nicht so ganz durchdacht sind. Auch von den typischen Handlungslücken, die Zeitreisen mit sich bringen, bleibt Charlotte wie so viele andere Animes nicht verschont. Es bedarf also definitiv viel Suspension of Disbelief, damit man nicht zwischendurch aus der Handlung herausgerissen wird.
Generell solide ist die Animation, die von Anfang bis Ende überzeugt. P.A. Works hat zum Beispiel mit Nagi no Asukara und Hanasaku Iroha ein paar visuell beeindruckendere Werke erschaffen, aber auch Charlotte kann sich sehen lassen. Insbesondere die Hintergründe sind teilweise sehr schön. Für die Musik verdient Jun Maeda großes Lob: Sowohl Opening, Ending als auch die Hintergrundmusik und die gesungenen Stücke innerhalb der Serie können überzeugen und untermalen besonders die bewegenden Momente des Animes ausgezeichnet.
Die deutsche Veröffentlichung
Synchronstudio | Oxygen Sound Studios |
Synchronregie | Rieke Werner |
Yuu Otosaka | Sebastian Kluckert |
Nao Tomori | Meri Dogan |
Joujirou Takajou | Bastian Sierich |
Yusa Nishimori | Jodie Blank |
Ayumi Otosaka | Linda Fölster |
Mit der deutschen Vertonung hat peppermint anime die Oxygen Sound Studios unter der Dialogregie von Rieke Werner beauftragt. Sebastian Kluckert (u.a. Makoto Isshiki in Love, Chunibyo & Other Delusions) übernahm die Rolle des Protagonisten, während Meri Dogan (u.a. Haru Onodera in Nisekoi:) Nao Tomori vertonte. Beide Sprecher erbringen gute Leistungen. Die Stimmen selbst unterscheiden sich merklich von der japanischen Vertonung, passen aber trotzdem zu den Figuren. Anders hingegen sieht es bei Ayumi und Yusarin aus, die im Deutschen von Sprecherinnen vertont wurden, die merklich zu alt klingen. Beide verstellen ihre Stimmen auch etwas zu künstlich, was allerdings auch schon im Japanischen der Fall war, dort aber etwas weniger befremdlich wirkt. Die hohen Stimmen der beiden in der japanischen Vertonung haben jedoch deutlich größeres Potential, auf den Zuschauer nervig zu wirken. Die anderen Charaktere wurden alle zufriedenstellend bis sehr gut vertont. Japanische Begriffe werden hin und wieder nicht ganz korrekt ausgesprochen – das Baseball-Stadion Koushien wird beispielsweise Koshien (mit kurzem „O“) genannt –, aber das sind nur Kleinigkeiten.
Die Lokalisierung und das Synchronskript sind prinzipiell gelungen. Gelegentlich wurden japanische Begriffe wie der Name einer Schule eingedeutscht, allerdings immer mit so viel Bedacht, dass es nicht unpassend wirkt. An den Untertiteln ist kaum etwas auszusetzen, sie sind sprachlich sehr gut und das Timing ist makellos. In der ersten Folge wurde eine Zeile jedoch vergessen. Die erste Auslieferung der Serie enthielt einen Fehler, durch den die Tonspur an bestimmten Stellen um circa eine halbe Sekunde verschoben war. Es wurden jedoch Ersatzdiscs an Kunden und Händler verschickt, die diesen Fehler nicht mehr enthalten.
Ausgeliefert wird die Blu-ray-Fassung von Charlotte Vol. 1 im Amaray-Case mit Wendecover und zusätzlicher Papphülle mit aufgedrucktem FSK-Siegel. Extras gibt es keine und das Bonusmaterial besteht lediglich aus dem Clean Opening (d.h. dem Opening-Video ohne Credits). Mit einem beigelegten Code können sich Fans die Folgen ohne zusätzliche Kosten auf peppermints Video-on-Demand-Plattform AKIBA PASS ansehen oder diesen Code an jemand anderen weitergeben. Für sieben Folgen ist der Preis von etwa 40€ für den deutschen Markt etwas günstiger als der Durchschnitt.