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Im Test! Higurashi When They Cry Hou: Himatsubushi

Wir sind inmitten des Herbstes, die Tage werden kürzer, die Nächte länger. Ist es nicht diese Zeit, die zum Gruseln, aber auch zum Reflektieren anregt? Ganz passend veröffentlicht MangaGamer, auch über Steam, das letzte Frage-Kapitel Higurashi When They Cry Hou – Ch.4 Himatsubushi. Welchen Eindruck es hinterlassen hat, erfahrt es hier.

Im Gegensatz zu den vorigen Teilen der Reihe, geht Himatsubushi eigene Wege, was die Erzählweise betrifft. Während Leser vorher in der regulären Handlung stets die Perspektive des mehr oder minder pubertären Keiichi Maebara vorgesetzt bekommen haben, übernimmt nun Polizist Mamoru Akasaka diese Rolle. Grund hierfür ist insbesondere, dass die Handlung fünf Jahre vor den Ereignissen der vorherigen drei Handlungsbögen ihren Platz einnimmt.

Die Einwohner außer Rand und Band.
Die Einwohner außer Rand und Band.

Ein schrecklicher Vorfall hat sich in Tokyo ereignet. Der Enkel des Ministers für Bauunternehmen wurde entführt. Aufgrund starken Widerstands bei einem Dammbau, der einen künstlichen See erzeugen soll, aber auch das Örtchen Hinamizawa soll dabei geflutet werden. Vage Vermutungen legen nahe, dass die Demonstranten des Dorfes in den Vorfall involviert sind. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass das Verbrechen tatsächlich in Hinamizawa seinen Ursprung hat, wird der junge Polizist Mamoru Akasaka dorthin entsandt. Zwar steht seiner Frau die Geburt des ersten gemeinsamen Kindes bevor, doch Akasaka willigt ein, den Fall diskret zu lösen und den Entführten nach Hause zu bringen.

Bei seinen Ermittlungen lernt Akasaka den örtlichen Ermittler Ooishi kennen. Dieser klärt ihn über den Konflikt zwischen den Dorfbewohnern und den Bauarbeitern am Damm und die Komplikationen, die die Lage mit sich bringt, auf. Akasaka möchte sich ein eigenes Bild machen. Er kann sich nur schwer vorstellen, dass die Bewohner des Dorfes den Jungen in Gewahrsam haben.

Als Tourist getarnt, macht sich Akasaka ins Wespennest auf, um mehr über Hinamizawa und seine Einwohner in Erfahrung zu bringen. Dort angekommen, begegnet er der jungen Rika Furude, die gleich nach seiner Ankunft auf ihn aufmerksam wird und sich von ihm angezogen fühlt. Während seiner Besichtigung entwickelt Akasaka ein Verständnis für die Einwohner und sympathisiert mit ihnen. Erst als er bei einem Gespräch unter vier Augen eine gänzlich andere Seite an Rika entdeckt, gerät er in einen Zwiespalt – hin- und hergerissen zwischen Vertrauen und Verdacht.

»Lohnenswert sind einige neue Fakten zu Hinamizawa und der Ausgang des Kapitels, die Lust darauf machen, nach möglichen Lösungen der Mysterien zu suchen.«

Hierbei handelt es sich um eine Kinetic Novel, eine Unterart der Visual Novel mit einem vorgeschriebenen Handlungsweg. Durch den Fokus auf Sound und Musik wird bei dieser Reihe auch oft von einer Sound Novel gesprochen. Ursprünglich war Himatsubushi als Bonuskapitel angedacht und so wirkt es auch. Das Szenario ist wesentlich kürzer, etwa die halbe Länge eines der vorherigen Szenarien, und dies macht sich auch beim Preis bemerkbar, der etwas niedriger angesetzt ist. Diese Tatsache bedeutet jedoch nicht, dass Himatsubushi unnötig oder ein kleines Schmankerl ist, vielmehr ist es ein kleiner Schlüssel, der die Tür zu allerlei Theorien öffnet.

Noch nie war man hautnah dabei, bei den Ereignissen, die die Tragödien der folgenden Jahre letztlich auslösen. Auch wird hier mit Rika Furude das letzte Mädchen des Quartetts der weiblichen Hauptcharaktere beleuchtet. Alleine hierfür lohnt sich bereits mehr als ein Blick, Rikas Hintergrund ist reich an Tiefe und Mystik, was die Themen der Reihe nochmals unterstreicht. Die Geschichte um Akasaka und die Entführung ist nicht uninteressant, wenngleich auch nicht unbedingt spannend oder fernab Genre-Standards. Lohnenswert sind vielmehr einige neue Fakten zu Hinamizawa und der Ausgang des Kapitels, die Lust darauf machen, nach möglichen Lösungen der Mysterien zu suchen, worauf auch das Nachwort zum Schluss eingeht.

Harmlos oder...?
Harmlos oder…?

Grafisch und akustisch bleibt alles beim Alten. Qualitativ ausreichende, aber nicht hervorragende Charakterporträts treffen auf Hintergründe, die mehr abstrakt als alles andere sind. Auffällig ist, dass viele Figuren diesmal ohne Porträt dargestellt werden. Die Musikauswahl ist nahezu vollständig recycelt, erfüllt jedoch durchaus auch ihren Zweck. Der Filter, der die Musik jedoch künstlich veraltet, zehrt mit der Zeit doch ein wenig an der Qualität.

Higurashi When They Cry Hou – Ch.4 Himatsubushi ist der letzte Handlungsbogen der Frage-Kapitel. Einige Aspekte sind besser, andere stagnieren sehr, und doch handelt es sich bei dieser ursprünglichen Nebengeschichte um die Erzählung, die am reifsten ist. Voller Erwartungen sind wir schon jetzt bereits auf die Antwort-Kapitel!

Story: Erwachsener, aber nicht ohne Preis.

Gameplay: Kinetic Novel mit Fokus auf Sound.

Grafik: Mittelmäßige Porträts, schwache Hintergründe.

Sound: Musik erfüllt ihren Zweck, aber künstlich schlechter gemacht.