Jahr | 2015 |
Animation | Production I.G |
Publisher | Kazé |
Release | 30.09.2016 |
Genres | Komödie, Krieg, Historische Fantasy |
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Mittelalter, Hexen, Kirche, Krieg? Maria the Virgin Witch ist vermutlich der einzige Anime der letzten Zeit, der alle vier Themen unter einen Hut bringt. Wie der Titel bereits andeutet, ist die Protagonistin eine jungfräuliche Hexe. Doch wie lange noch? Aktuell wird die 12-teilige Serie aus dem Haus Production I.G von Kazé in Deutschland veröffentlicht und wir haben einen Blick auf die Blu-ray-Veröffentlichung der ersten vier Folgen geworfen!
Über Maria the Virgin Witch
Folgendermaßen beschreibt Kazé die Geschichte:
„Frankreich im Hundertjährigen Krieg: Maria ist eine noch sehr junge, aber schon mächtige Hexe, die nicht viel vom Krieg hält. Nur zu gern vertreibt sie mit ihrer Hexerei die Truppen vom Schlachtfeld oder lässt ihren Sukkubus Artemis in den Nächten vor einer Schlacht ganze Verführungsarbeit an den Heerführern leisten. Doch ihr Treiben ist Erzengel Michael ein gewaltiger Dorn im Auge – da könnte ja jeder kommen, Gott spielen und die natürliche Ordnung stören. Marias Strafe folgt auf dem Fuße und nur durch die beherzte Fürsprache ihres Verehrers Josef bleibt ihre Zauberkraft erhalten. Jedoch darf Maria von nun an weder in der Öffentlichkeit zaubern noch ihre Jungfräulichkeit verlieren. Denn sonst ist sie die längste Zeit eine Hexe gewesen…“
Zentrale Inhalte der Serie, die auf der dreiteiligen Manga-Vorlage von Masayuki Ishikawa basiert, sind Auseinandersetzung mit der Sexualität, Kirche, Religion und der Rolle der Frau im historischen Kontext.
Das Animationsstudio Production I.G, bekannt für zahlreiche zeitlose Hit-Titel wie Ghost in the Shell und Psycho-Pass, hat bei der Umsetzung viel Zeit und Liebe in die Details gesteckt. So werden einige historische Ereignisse erstaunlich akkurat dargestellt – von den künstlerischen Freiheiten und Fantasie-Elementen, die den Anime auszeichnen, mal abgesehen. Aber prinzipiell wirkt das Setting optisch wie auch inhaltlich glaubwürdig und hätte die Serie eine bodenständigere Richtung eingeschlagen, hätte man daraus sicherlich auch hervorragend eine ernste, historische Serie im Stil von Lady Oscar (Die Rose von Versailles) machen können.
Die Animationsarbeit von Production I.G ist, wie für das Studio gewohnt, sehr ordentlich. Was visuell am meisten hervorsticht, sind die Hintergründe, die im Vergleich zu den Hauptcharakterdesigns realistischer sind. Für die Musik ist Masato Kouda (Wild ARMs 4, Wild ARMs 5, Arpeggio of Blue Steel) verantwortlich, der grundsätzlich einen guten Job macht. Manche Stücke verwenden Gesang und Chöre, aber insgesamt ist die Musik leider dennoch weniger auffällig als sie sein könnte.
Maria the Virgin Witch hat ein bisschen etwas von allem: Es gibt viel Humor, insbesondere Witze um Marias Unschuld und Jungfräulichkeit. Es gibt anzügliche Momente und nackte Haut, jedoch ohne exzessiven Fanservice. Es gibt große Schlachten zwischen Engländern und Franzosen und hitzige Kämpfe zwischen Hexen und Engeln. Die Rolle der Kirche wird sowohl im Positiven als auch im Negativen beleuchtet. Es gibt ruhige Momente, in denen Maria sich mit ihren Mitmenschen oder ihrer Gefühlswelt auseinandersetzt, und einige traurige Flashbacks.
Dieser Mischmasch ist zugleich die Stärke als auch die Schwäche der Serie. Die Stärke deshalb, weil immer etwas passiert. Weil verschiedene Zielgruppen gut von dem Anime unterhalten werden können, ohne dass viel Langeweile aufkommt. Die Handlung ist permanent in Bewegung und selbst die ruhigen Momente sind wichtig für ihren Fortschritt.
Eine Schwäche ist es deshalb, weil die Serie nicht so recht weiß, worauf sie sich wirklich konzentrieren möchte. Für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Sexualität, das die Serie ja deutlich unverblümter behandelt als die meisten Animes, stehen die Witze um Marias Unerfahrenheit und ihre Scham zu sehr im Vordergrund und eine erwachsene Behandlung dieser Aspekte des Erwachsenwerdens wird vermieden. Ähnliches kann man auch über andere Aspekte der Serie sagen: Sie beschäftigt sich nicht genug mit den Details des Hundertjährigen Krieges, um als historische Serie interessant zu werden, und bleibt nicht ernsthaft genug, damit die emotionalen Momente der Serie wirklich berührend sind.
Maria the Virgin Witch ist also eine Serie mit sehr großem Potenzial, die aber zu viele Dinge gleichzeitig sein will und am Ende deshalb in keinem Bereich richtig aufgeht.
Die deutsche Umsetzung
Synchronstudio | GlobaLoc |
Synchronregie | Stefan Weihrauch |
Maria | Leonie Dubuc |
Josef | Ricardo Richter |
Artemis | Claudia Gáldy |
Ezechiel | Maria Hönig |
Michael | Jesco Wirthgen |
Maria the Virgin Witch hat grundsätzlich ein solides Aufgebot an deutschen Sprechern. Die Vertonung wurde in Berlin bei der GlobaLoc in Auftrag gegeben, die die Sprachaufnahmen unter der Regie von Stefan Weihrauch umsetzten. Maria wurde mit Leonie Dubuc besetzt. Die Sprecherin hat im Anime-Bereich bereits einige andere Rollen übernommen und macht in den meisten Situationen einen soliden Job, kann jedoch in den herausfordernden Szenen nicht immer ganz überzeugen. Ricardo Richter schlüpfte in die Rolle von Josef und leistet gute Arbeit, wie man es von ihm gewohnt ist.
Insgesamt sticht die deutsche Vertonung kaum hervor, weder auf positive noch auf negative Weise. Einige dramatische Momente wirken etwas lauwarm und einige energische Momente hätten etwas lebendiger sein können. Die meiste Zeit bewegt sich die Vertonung aber im soliden Mittelfeld ohne nennenswerte Höhen und Tiefen.
An der Lokalisierung ist nichts auszusetzen, sie kann als gelungen bezeichnet werden. Da das Setting ohnehin europäisch ist, enthält sie auch keine kulturell bedingten Nuancen, die normalerweise nur schwer lokalisiert werden können. Das Skript ist sprachlich gelungen und klingt die meiste Zeit über natürlich. Auch die Untertitel im üblichen Weiß mit schwarzem Rand überzeugen – eine Folge enthält einen Interpunktionsfehler, aber das ist verkraftbar.
Bonusmaterial enthält die Veröffentlichung keines. Im Hauptmenü gibt es allerdings die Option, sich die Credits anzuschauen, die im Anime selbst ja nur auf Japanisch angezeigt werden – ein positiver Trend bei deutschen Veröffentlichungen, auch wenn bei Maria the Virgin Witch leider die Credits für die deutsche Umsetzung fehlen.
Also großes Bonbon liegt der Veröffentlichung der gesamte erste Manga-Band bei, der ebenfalls von Kazé in Deutschland vertrieben wird. Weitere Extras sind ein 45-seitiges Booklet, das zusätzliche Informationen über die Geschichte, das Setting, die Charaktere und die Produktion enthält, und eine stabile Postkarte.
Unterm Strich ist die deutsche Umsetzung der Serie durchaus gelungen, wenn auch kein Höhepunkt.
Fazit
Maria the Virgin Witch ist eine Serie, die vieles sein will, aber in keinem Bereich so richtig aufgeht. Es gibt eine Menge interessante Ansätze, die jedoch durch die Präsentation der Serie zu sehr verwässern oder zu wenig ernst genommen werden. Am Ende bleibt ein unterhaltsames Werk mit schön umgesetztem Setting, das jedoch viel mehr hätte sein können.
Die deutsche Umsetzung ist im Großen und Ganzen ordentlich, wenn auch kein Höhepunkt – lobend sind jedoch die attraktiven Extras hervorzuheben.
Technische Daten & Extras
- Episoden: 1-4 (von 12)
- Laufzeit: 100 Minuten
- Bild: 1080p High Definition , Bildformat 16:9
- Audio: Japanisch (DTS-HD Master Audio 2.0), Deutsch (DTS-HD Master Audio 2.0)
- Untertitel: Deutsch (weiße Schrift, schwarzer Rand)
- Bonusmaterial: –
- Extras: Manga Bd. 1, Booklet
- Altersfreigabe: ab 16