Wer hätte das gedacht? Da bringt Herausgeber PQube doch tatsächlich den fanservicelastigen Rail-Shooter Gal*Gun: Double Peace komplett unzensiert in den Westen und dann auch noch Retail und mit einer tollen Limited Edition. Dass der Vorgänger komplett ignoriert wurde, macht dabei auch nicht viel aus, weil man kein Vorwissen braucht. In Gal*Gun: Double Peace werdet ihr einmal mehr ungewollt zum beliebtesten Typen der Schule und dürft euch mit den weiblichen Schülern herumschlagen, dieses Mal auf PlayStation Vita und PlayStation 4. Bleibt nur die Frage, ob die kreative und verrückt klingende Idee sich auch gut in Aktion macht oder ob es nur wieder so ein Titel ist, der mit reichlich Fanservice lockt, aber letztendlich null taugt. Findet es in unserem Test zur PlayStation-4-Version heraus!
Ein Oberschüler in Liebesnot
Von einem Engel ein wenig Hilfe in Sachen Liebe zu bekommen klingt eigentlich gar nicht so schlecht, allerdings ist besagter Engel noch in der Ausbildung und vermasselt seine Prüfung gewaltig. Soll heißen: Das Ziel in Form eines normalen Oberschülers namens Houdai Kudoki wird von einer gewaltigen Ladung Cupid-Pfeilen getroffen und dadurch mal eben zum begehrtesten Jungen der gesamten Schule.
Was im ersten Moment nach einem wahren Segen klingt, stellt sich schnell als Fluch heraus, denn wenn Houdai nicht bis zum Ende des Tages seine wahre Liebe findet, wird er dazu verdammt sein, den Rest seines Lebens einsam und alleine zu verbringen. So weit soll es natürlich nicht kommen! Um die Sache wieder geradezubiegen greift besagter Engel Houdai unter die Arme und versucht zusammen mit ihm, seine Herzensdame zu erobern. Leider sind die beiden Mädels, die für die Stelle in Frage kommen, etwas spezieller und völlig unberührt von der Wirkung der Liebespfeile. Da sie Houdai von sich aus zu mögen scheinen, sollte die Sache trotzdem schnell gelaufen sein. Dies möchte man zumindest denken, aber aus unerklärlichen Gründen haben beide ihr Herz verschlossen und Houdai muss nun der Ursache auf den Grund gehen.
Sollte man die Handlung von Gal*Gun: Double Peace beschreiben, so wäre „total durchgeknallt“ wahrscheinlich genau die richtige Bezeichnung und entsprechend versucht sich das Spiel auch kein Stück ernst zu nehmen. Engel, Dämonen und Dämonenjäger werden allesamt mit in das Geschehen geworfen, so als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Dazu gesellen sich allerhand amüsante Dialoge, die oftmals pervers oder mit einem zweideutigen Humor daherkommen und auch mal das ein oder andere Werk auf die Schippe nehmen. So verrückt die Prämisse auch scheinen mag, so findet man gerade in den Gesprächen des Story-Modes beste Unterhaltung, die wirklich Spaß bringt.
Natürlich ist das Finden seiner wahren Liebe nicht das einzige Problem, mit dem Houdai zu kämpfen hat, denn durch seine neu dazugewonnene Beliebtheit wird er auf Schritt und Tritt von sämtlichen Mädchen seiner Schule verfolgt und bedrängt, was ein Weiterkommen so gut wie unmöglich macht. Wie schafft man also Abhilfe vor einer verrückten Liebesmeute? Man macht sich die Kräfte des Engels zunutze und feuert ein paar Pheromon-Schüsse auf sie ab, um sie in Ekstase zu versetzen und sie sich so vom Leib zu halten.
Ein etwas anderer Shooter
Genau so schaut die Spielmechanik in Gal*Gun: Double Peace aus. Beginnt ihr über das Menü mit dem Story-Mode, werdet ihr durch eine Anzahl an Episoden und damit zusammenhängende Stages geschickt, um eines der verschiedenen Enden zu erreichen. Jede Stage ist ein anderer Teil der Schule, durch den Houdai sich kämpfen muss. Am besten vergleichbar ist das Gameplay mit einem Rail-Shooter. Gespielt wird aus der Ego-Perspektive, wobei ihr als Spieler weitgehend keinen Einfluss auf die benutzte Route habt, da diese automatisch abgelaufen wird.
Dafür habt ihr vollen Zugriff auf die Kamera und die nützlichen Pheromon-Schüsse, um euch den Weg freizuhalten. Alle Schülerinnen und auch Lehrerinnen, die euch entdecken, werden sogleich auf euch zugestürmt kommen und euch das Leben erschweren. Wer jetzt zum Schluss kommt, dass Houdai sich damit nicht in direkter Gefahr befindet, weil es ja nur Frauen sind, der unterschätzt die Kraft der Liebe gewaltig. Denn es wird versucht, Houdai auf den unterschiedlichsten Wegen zu erobern und alles wirkt sich negativ auf seine Gesundheit aus. Schafft es jemand, zu nah an euch heranzukommen, wird die Chance sofort ausgenutzt und ihr mit Liebesbriefen oder einer Kussattacke begrüßt, aber auch Damen in weiter Entfernung sind nicht unbewaffnet. Ein Liebesgeständnis, das sich zu soliden japanischen Schriftzeichen formt und auf euch zugeflogen kommt, stellt sich als eine sehr effektive Waffe heraus. Zum Glück schaffen Pheromon-Schüsse Abhilfe gegen all dies und wer ein guter Schütze ist, kann seine Verehrer sogar mit einem Schlag niederstrecken. Jede Art von Gegner hat nämlich eine andere Schwachstelle, die mithilfe der Zoom-Funktion aufgedeckt werden kann.
Allerdings hat der Zoom auch noch einen anderen Nutzen: Ihr erhaltet dadurch die Gabe, durch Dinge hindurchzusehen und könnt versteckte Gegenstände oder auch Mädels ausmachen, die auf euch lauern. Als kleiner Zusatz wird auch noch die Kleidung von allen Charakteren leicht durchscheinend, sodass ihr einen Blick auf die Unterwäsche erhaschen könnt.
Geratet ihr einmal in Bedrängnis, weil ihr von allen Seiten belagert werdet, verschafft der Doki-Doki-Modus Abhilfe. Hierbei sucht ihr euch bis zu drei Verehrerinnen aus, um sie in einem Mini-Spiel durch gezieltes Betatschen zum Höhepunkt zu bringen. Alles was sonst noch so auf dem Bildschirm sichtbar war, bevor der Modus gestartet wurde, wird als Resultat gleich mit beeinflusst und niedergestreckt.
Auch Gal*Gun: Double Peace kommt nicht ohne Boss-Kämpfe aus und diese sind genauso kreativ und fanservicelastig wie der Rest des Spieles. So müsst ihr zum Beispiel eure Auserwählte aus den Fängen eines fiesen Tentakelmonsters retten und dabei euer Leben riskieren. Außerdem werdet ihr auf weitere, etwas speziellere Mini-Spiele stoßen, die sogar den Einsatz des Touchpanels des PlayStation-4-Controllers erfordern und euch die wichtigeren Charaktere des Spieles in erotischen Posen präsentieren. Wer mehrere Runden hinter sich hat, merkt schnell, dass gerade die Touch-Abschnitte ganz schön in die Finger gehen.
Funktionieren tut das Gameplay leider nicht immer so gut wie gedacht, da die Steuerung etwas wackelig daher kommt. Wer ungeübt oder nicht ganz auf das Spiel konzentriert ist, verfehlt leicht einmal sein Ziel oder verpasst dadurch Gegenstände oder andere Extras einzusammeln. Für einen Perfect Score werdet ihr euch also oftmals dazu gezwungen sehen, die gleiche Stage mehrfach zu wiederholen. Zumindest gibt es eine Retry-Funktion, von der man gleich Gebrauch machen kann, sobald ein Fehler unterlaufen ist. Des Weiteren wird auf Dauer ein wenig die Abwechslung fehlen, da Level-Design und Mädels sich gerne wiederholen. Letzteres sogar mehrfach innerhalb einer Stage.
Habt ihr eine Stage erfolgreich abgeschlossen, wird eure Leistung nach Zeit, Schaden und Zielgenauigkeit bewertet und eine Anzahl an Engelsfedern ausgezahlt. Diese lassen sich im Schulladen gegen allerhand nützliche Upgrades und Ausrüstung eintauschen, damit Houdai gegen alles gewappnet ist. Dazu zählen nicht nur das Aufstocken der Gesundheitsleiste oder das Verstärken des Pheromon-Schusses, sondern auch kreativere Dinge wie eine Unterhose aus Stahl, die euren empfindlichen Bereich vor grausamen Tritten schützt. Zusätzliche Federn gibt es beim erfolgreichen Erledigen von Nebenaufgaben. Vor einem jeden Level könnt ihr auf euer Smartphone zugreifen und euch die Problemchen der Charaktere anhören. Die im Messenger-Stil gehaltenen Dialoge sind dabei sehr witzig gestaltet und verlangen von euch mitunter sehr schräge Dinge. Darunter fallen auch Geistsichtungen oder das Finden eines Schlüpfers und einer Zeitmaschine.
Schräg, bunt und schlüpfrig
Gal*Gun: Double Peace präsentiert sich in einem farbenfrohen Anime-Stil. Wirklich gezeichnete Bilder kommen allerdings nur stellenweise im Spiel zum Zuge. Weitgehend wird auf 3D-Modelle zurückgegriffen, die ganz niedlich mit anzusehen sind. Während die dargestellten Emotionen und Bewegungen nicht unbedingt negativ auffallen, merkt man leider schnell, dass die Charakter-Modelle leicht pixelig erscheinen und sich längst nicht auf dem technischen Stand von PlayStation 4 befinden. Sie erinnern eher an Modelle aus einem PlayStation-3-Spiel. Dazu gesellen sich matschige Texturen und den Gegenden fehlt oftmals die Liebe zum Detail. So gibt es zwar genug Stages zum Erkunden, aber optisch sind diese wirklich keine Augenweide.
Während die PlayStation-4-Version so gut wie keine technischen Probleme zu verzeichnen hat und sich einwandfrei spielen lässt, sieht es mit der PlayStation-Vita-Version nicht ganz so gut aus. Hier stehen Ruckler und sehr lange Ladezeiten an der Tagesordnung und mindern den Spielspaß enorm. Schon alleine beim Starten des Spieles können gerne einmal ein bis zwei Minuten verstreichen, bis sich etwas tut.
Im musikalischen Bereich hat Gal*Gun: Double Peace leider nichts zu bieten. Der Soundtrack ist einfach nur Mittel zum Zweck und kommt mit keinerlei lohnenswerten Tracks daher. Dazu kommt, dass man oftmals mit ein- und derselben Hintergrundmusik konfrontiert wird, die man irgendwann einfach nicht mehr ertragen kann. Dafür kann sich die japanische Synchronisation hören lassen. Schade, dass der Hauptcharakter stimmenlos ist, aber überraschend kommt es nicht.
Houdai wird fast ausschließlich mittels Silhouette dargestellt und ihr könnt seine Persönlichkeit und damit seine Parameter zu Beginn selbst bestimmen. Er besitzt ein Aussehen, aber wird auf Bildern meist von hinten gezeigt. Gerade durch die Benutzung der Ego-Perspektive in Dialogen und beim Gameplay selbst wird deutlich, dass ihr euch in den Protagonisten hineinversetzen sollt. Auch werden euch während der Story des Öfteren Entscheidungen über den Weg laufen, die bei richtiger Wahl die Zuneigung eurer ausgewählten Freundin steigern. Solltet ihr es nicht schaffen, bis zum Ende ihr Herz bis zu 100% zu füllen, erreicht ihr nicht das wahre Ende. Wer zu schlecht abschneidet, darf sich sogar über ein herrliches Bad End freuen.
Ein Durchgang wird an die drei bis vier Stunden Zeit in Anspruch nehmen und da jede Route, bis auf einige Stages, komplett anders daher kommt, ist genug Wiederspielwert vorhanden. Zuerst werden euch dabei nur zwei Routen zur Verfügung stehen, aber das ändert sich, sobald ihr das erste Ende erreicht habt. Wer komplett durch ist mit der Handlung, kann sich zudem am Score-Attack-Mode versuchen oder nimmt sich eine der Sammelaufgaben vor. Es gibt eine große Anzahl an unterschiedlichen weiblichen Charakteren, allesamt mit eigener Persönlichkeit und es besteht die Möglichkeit, ihre Profile auszufüllen oder neue Outfits zu finden. Auch bei den wichtigen Charakteren kann die Kleidung geändert werden. Als Extra gibt es zudem einen Galerie-Modus, in dem ihr euch alle freigeschalteten Bilder aus dem Story-Mode noch einmal ansehen könnt. Schade nur, dass es keine Möglichkeit gibt, gegen einen weiteren Spieler anzutreten.
Als gänzlich gelungen lässt sich die Lokalisierung allerdings nicht bezeichnen. Zum einen wurde sich dazu entschieden, überall im Spiel verteilt japanische Begriffe beizubehalten. Wenn man bedenkt, wer hier in erster Linie die Käuferschaft sein wird, ist es gar nicht so schlimm, zumal es sogar zu den Dialogen und der lockeren Atmosphäre passt, aber es liest sich etwas seltsam. Es ist die Art von Übersetzung, die man normalerweise eher in Mangas vorfindet mit Begriffen wie „onii-chan“ oder „kawaii“. Während in besagten Büchern gerne noch eine Erklärung beisteht, wird es hier einfach hingenommen, dass man solche Begriffe kennt. Dazu kommt, dass nicht alles untertitelt wurde und deswegen den meisten Spielern ein wenig was entgehen wird. Davon einmal abgesehen ist die Übersetzung der Gespräche recht amüsant gestaltet und bringt Spaß zu lesen.
Fazit
Gal*Gun: Double Peace ist ein wirklich durchgeknallter, fanservicelastiger Rail-Shooter, der überraschend gut funktioniert. Zwar ist die Steuerung nicht ganz optimal und es wird eine Weile dauern, bis man sich damit zurecht findet, aber das beeinflusst den Spielspaß nicht unbedingt negativ. Gerade die kreativen Ideen und die schräge Handlung machen das Spiel zu einem lustigen Zeitvertreib für zwischendurch. Aber auch nur dann, wenn ihr an einem etwas spezielleren, perversen Humor gefallen findet und euch von dem hohen Fanserviceanteil nicht gestört fühlt. Eine allgemeine Empfehlung auszusprechen ist leider so gut wie unmöglich, da es nur eine kleine Zielgruppe gibt, die diesen Titel ansprechend finden wird. Alle, die zu besagter Zielgruppe gehören oder Interesse haben, sich jedoch nicht sicher sind, ob das Spiel etwas taugt, können hier bedenkenlos zugreifen. Solange ihr euch für die PlayStation-4-Version entscheidet, denn vom Kauf der PlayStation-Vita-Version wird an dieser Stelle, aufgrund von größeren, technischen Problemen wie sehr langen Ladezeiten und Rucklern, abgeraten.
Gal*Gun: Double Peace bietet lediglich englische Bildschirmtexte und eine japanische Synchronisation an.
Story: Kreative und verrückte Handlung, die witzig zu lesen ist. Solange man nicht versucht, den Sinn darin zu verstehen oder etwas Ernsthaftes erwartet, wird man bestens unterhalten.
Gameplay: Vergleichbar mit einem Rail-Shooter. Ihr bewegt euch automatisch durch die Stages und müsst euch liebestolle Schülerinnen mit Pheromon-Schüssen vom Hals halten, inklusive Bosskämpfe und Mini-Spiele. Steuerung ist etwas wackelig und gebraucht Eingewöhnung.
Grafik: Matschige Texturen und eher lahmes Level-Design, die 3D-Modelle der Figuren sind zwar gut gestaltet, aber leicht pixelig und nicht auf PlayStation-4-Niveau.
Sound: Belangloser Soundtrack, der nur als Mittel zum Zweck dient. Tracks werden gerne so oft gespielt, dass sie anfangen zu nerven. Gute japanische Synchronisation.
Sonstiges: Zwei Schwierigkeitsgrade, mehrere Sammelaufgaben, Galerie als Extra, unterschiedliche Routen und Enden, nicht alles ist Englisch untertitelt.