Seit einigen Tagen ist die Teaser-Demo zu Resident Evil 7 im PlayStation Store erhältlich. Seit einigen Tagen stoßt ihr dort (und bei Steam) auch auf Umbrella Corps, das allerdings 29,99 Euro mehr kostet. Umbrella Corps ist ein Team-Taktik-Shooter, der auf Resident-Evil-Maps ausgetragen wird und auch irgendwie einen Platz in der Resident-Evil-Zeitlinie hat. Dieser geschichtliche Hintergrund ist eigentlich total belanglos und das ist ehrlich gesagt auch total in Ordnung. Leider ist aber auch Umbrella Corps am Ende des Tages total belanglos. Und das ist natürlich nicht in Ordnung.
Umbrella Corps bietet eine überschaubare Anzahl an Spielmodi. Auf den Einzelspielermodus „Das Experiment“ hätten die Entwickler dabei getrost verzichten können. Wahrscheinlich hat es Capcom nur gut gemeint, aber die verschwendeten Ressourcen hätte man besser auf den Mehrspielermodus verwendet. Ohnehin will Umbrella Corps ein Online-Team-Shooter sein. In „Das Experiment“ fliegt man über Maps, ballert relativ aggressive Zombies ab und das war’s. Über die Ladebildschirme der etwa 20 Missionen wird eine Art „Geschichte“ erzählt. Selbst bei größter Langeweile kann man seine Zeit besser nutzen. Ich bin ganz ehrlich: Ich habe vier Missionen gespielt. Danach habe ich wieder in den Mehrspielermodus gewechselt, der zumindest zeitweise etwas bietet, das so ein bisschen in die Nähe von Spaß kommt.
Dieser mitunter aufkommende Spaß liegt aber weniger an Umbrella Corps selbst, sondern an dem Fakt, dass es von Natur aus Spaß macht, sich mit menschlichen Spielern zu messen. Blobby Volley macht ja auch Spaß. Umbrella Corps bietet zwei Online-Mehrspielermodi. Neben einem klassischen Deathmatch-Modus wartet auch ein Multi-Missions-Modus. Letzterer bietet eigentlich ein paar interessante Ansätze. Im Spiel 3-vs-3 gibt es per Zufall ausgewählte Siegvorgaben. In „Ziel-Jagd“ bringt beispielsweise nur der Abschuss eines bestimmten Spielers Punkte. In „DNA-Jagd“ rücken die menschlichen Spieler ganz in den Hintergrund. Hier müssen die Zombies erlegt werden, die sich überall auf den Maps rumtreiben. Das ist sehr einfach, so lange euer Jammer aktiv ist, der verhindert, dass Zombies euch wahrnehmen. Beschädigt wird er durch gegnerischen Beschuss. In „Sammeln“ sammelt ihr Aktentaschen und in „Dominieren“ sichert ihr einen Datenübertragungspunkt.
Letzten Endes werdet ihr euch aber vermutlich wie ich hauptsächlich im klassischen Deathmatch-Modus austoben. In drei Minuten gilt es, das gegnerische Team auszuschalten. Während des Countdowns vor dem Kampf gibt es ein Ringmenü, über das man dem Team eine Vorgehensweise vorschlagen kann. Frontaler Angriff, Hinterhalt, linke oder rechte Flanke? Interessant, aber letztlich egal.
Die taktische Raffinesse beschränkt sich meist auf die Entscheidung, ob man zusammen bleibt oder sich trennt. Auf den sehr kleinen Maps ist die Konfrontation mit dem Gegner ohnehin nur eine Frage von Sekunden. Auch das eigentlich ganz praktische I.C.O.N.-System, Emotes zur schnellen Verständigung innerhalb des Teams, kommt im Prinzip nicht zur Anwendung.
Auch auf allen anderen Gebieten ist der Mehrspielermodus leider größtenteils unausgegoren. Optisch sowieso, aber das ist nicht einmal der größte Minuspunkt. Das Deckungssystem will wichtig sein, ist aber so schwer zu handhaben und reagiert so schlecht, dass es eigentlich nicht nutzbar ist. Hinter welchen Gegenständen man tatsächlich Deckung beziehen kann, ist Glückssache. Und wie man aus dieser Deckung heil wieder entkommt ebenfalls. Es ist effektiver, einfach in Bewegung zu bleiben oder notfalls eben den Rückzug anzutreten. Auch sonst steuert sich Umbrella Corps irgendwie seltsam. Der Charakter gleitet förmlich über die Map, rennt in Hockstellung fast genauso schnell wie aufrecht und kriecht unnatürlich schnell. Die eigentlich coole Nahkampfwaffe ist auch schwer zu handeln. Wenn man weiß, welche Wege die Gegner einschlagen, weil man die Map schon kennt, sich dann hinter einer Wand versteckt und dabei Erfolg hat, grinst man kurz. Aber dann bleibt man in der nächsten Runde an irgendeiner Kiste hängen und wird erschossen. Umbrella Corps ist einfach rundherum unpolished.
Nach einer gespielten Runde „Best of three“ wird abgerechnet und man erhält Erfahrungspunkte. Steigt man im Level, gibt es Waffen und einen Haufen belangloser Gegenstände, die man bei unzähligen Costumization-Optionen verwenden kann. Drei Sticker, von denen man ingame kaum Kenntnis nimmt, passen allein auf den Helm. Noch mehr von diesem Kram bekommt man, wenn man die Deluxe Edition für 39,99 Euro gekauft hat. Darauf ist hoffentlich niemand reingefallen. Dann wartet man, bis die Lobby wieder voll wird oder endlich Freunde online sind, mit denen man Rocket League oder irgendeinen anderen kurzweiligen Online-Teamtitel spielen kann. Es macht wahrscheinlich sogar eine Weile Spaß, mit ihnen Umbrella Corps zu spielen. Aber dafür müsste eben jeder 29,99 Euro ausgeben.
Das liest sich vielleicht vernichtend. Umbrella Corps ist nicht vernichtend schlecht, aber es ist auf einem Gebiet und in einem Genre derart mittelmäßig, dass ich nicht weiß, wem ich es empfehlen soll. Denn für alle, die sich gerne online mit Freunden messen, gibt es unzählige bessere Alternativen. Selbst, wenn ich mich nur auf Team-Shooter oder Taktik-Shooter beschränken soll. Und ob ein paar Maps wie Umbrella Labs, das Dorf aus Resident Evil 4 oder die RPD-Polizeistation wirklich Resident-Evil-Fans hinter dem Ofen hervor locken, weiß ich auch nicht. Capcom wird Umbrella Corps in den kommenden Monaten mit kostenlosen Maps wie dem Herrenhaus aus Resident Evil und einem weiteren Spielmodus namens „Survivors“ ergänzen. Ich will nicht dafür garantieren, dass man in den Lobbys bis dahin noch viele Mitstreiter findet. Immerhin: Zum Launch war das möglich.
Den krönenden Abschluss bildet meine erste Spielstunde mit Umbrella Corps:



