Im Sommer 2014 gab MangaGamer bekannt, dass sie das Otome Ozmafia!! in den Westen bringen werden. Hierbei handelt es sich um Poni-Pachets erstes Projekt, woran lediglich zwei Leute gearbeitet haben. Kein leichtes Vorhaben, welches mit einigen Verschiebungen zu kämpfen hatte und selbst als es endlich in Japan erhältlich war für PCs, wirkte es wie ein unfertiges Produkt. Genau diese Version hat sich MangaGamer gesichert und Ende letzten Monat als digitalen Download-Titel sowohl auf ihrer Webseite als auch auf Steam veröffentlicht.
Zu ihrem Pech kündigte Dramatic Create in der Zwischenzeit eine PlayStation-Vita-Version des Spieles an, die Anfang 2015 in Japan erschien. Diese Version nahm sich nicht nur einigen der nervigen Probleme des Originals an, sondern packte auch noch viele Verbesserungen und eine vollständige Sprachausgabe dazu. Als man sich danach bei MangaGamer erkundigte, meinten diese, dass sie sich weiterhin auf die PC-Version konzentrieren würden. Bleibt die Frage, ob Ozmafia!! auch ohne die Verbesserungen genug Spaß bringt und ob Romanze und Handlung darüber hinwegsehen lassen. Wie es genau damit aussieht, erfahrt ihr in unserem Test!
Eine etwas andere Mafiageschichte
Heldin Fuka wird von einem geheimnisvollen Mann durch eine ihr gänzlich unbekannte Stadt gejagt, bis sie der Oz Famiglia in die Arme stolpert und von dieser gerettet wird. Da Fuka sich an nichts erinnert, nehmen die drei jungen Männer der Oz Famiglia sie erst einmal bei sich auf und geben ihr eine Unterkunft.
Die Stadt, in der Fuka gelandet ist, wird von der Mafia beherrscht. Jede Famiglia orientiert sich hierbei an einem anderen Märchen. Neben der Oz Famiglia, mitsamt menschlich gewordenen Löwen, Vogelscheuche und Blechmann, wird man auf eine männliche Version des Rotkäppchens und einen weiblichen gestiefelten Kater treffen. Auch Robin Hood, Heidi und das Mädchen mit den Schwefelhölzern sind mit von der Partie.
Da sich die Famiglias regelmäßig bekriegen und Fuka die Wahl offen steht, auf welche Seite sie sich letztendlich schlägt, macht Ozmafia!! anfänglich den Eindruck einer recht spannenden Handlung. Leider verschwindet dieser Gedanke schnell, zumal das Spiel sich manchmal nicht so recht entscheiden kann, was nun eine wichtige Rolle spielt und sich sogar selbst widerspricht. Als gut geschrieben lässt es sich leider in den meisten Fällen nicht bezeichnen und da hilft auch nicht die Ausrede, dass nur zwei Personen am Spiel gearbeitet haben. Es wirkt einfach durcheinander und nicht gut durchdacht. Besonders die Entwicklung der romantischen Beziehung entsteht oftmals viel zu abrupt und ist nicht nachvollziehbar. Dazu kommt, dass einigen der interessant wirkenden Nebencharaktere nur wenig Beachtung geschenkt wird. Da hätte man sie gleich ganz raus lassen können.
Trotzdem schafft es Ozmafia!!, zumindest einige Pluspunkte zu sammeln, wenn es um humorvolle Unterhaltungen und die Charaktere an sich geht. Figuren bringen nötigen Schwung in das Geschehen und schnell entsteht daraus ein ganzer Dialog, der zum Schmunzeln einlädt. Auch Fuka selbst, die übrigens durchgehend als strohdumm dargestellt wird, trägt ungewollt ihren Teil dazu bei. Gerade dadurch wirken die meisten Charaktere sympathisch und man möchte gerne mehr über sie erfahren. Legt man in erster Linie Wert auf diesen Aspekt, wird es auch nicht wirklich stören, dass das Spiel aus vielen kleinen Szenen zusammengesetzt ist, die gerne mal von nichtssagender Natur sind und zusammenhanglos wirken. Leider geht Ozmafia!! nicht genug auf die wirklich interessanten Themen ein und wichtige Information kommen nur nach und nach ans Licht. Nach mehrmaligem Durchspielen und auch in bereits gelesenen Routen können in einem neuen Durchlauf weitere Szenen auftauchen.
Apropos Routen, davon hat Ozmafia!! mehr als genug zur Auswahl stehen. Die wohl wichtigste Rolle nehmen hierbei die drei jungen Männer der Oz Famiglia ein, deren Routen fast doppelt so lang sind wie diejenigen von anderen Charakteren. Das liegt auch mit daran, dass das Thema Fremdgehen groß geschrieben wird. Normalerweise würde man Zuneigungspunkte bei einem Charakter seiner Wahl sammeln, allerdings besteht bei den drei Oz-Routen die Möglichkeit, sich mittendrin für einen der anderen beiden Jungs zu entscheiden und seinen eigentlichen Freund zu betrügen. Die Idee an sich ist sehr interessant, allerdings hapert es bei der Umsetzung, was vor allem Fuka in ein negatives Licht rückt.
Nicht alle Routen sind zufriedenstellend und sie behandeln zum Teil sehr fragwürdige Themen, die dazu noch viel zu schnell oder falsch abgehandelt werden. Robin Hood hat zum Beispiel eine tragische Hintergrundgeschichte, wobei Fuka eigentlich keinen Platz hat, aber trotzdem wird eine romantische Beziehung hineingezwungen. Zwei andere Charaktere hingegen bekommen gar keine romantische Route, sondern werden von Fuka nur als Freunde angesehen. Dazu zählt auch Pashet, die weibliche Version des gestiefelten Katers. Eine andere Route driftet gänzlich in Prostitution ab, inklusive Vergewaltigung, und es wird alles einfach so hingenommen. Was man sich dabei gedacht hat, bleibt ein Rätsel, denn es wird wirklich nicht gut präsentiert und schockiert eher. Weitgehend ist es übrigens egal, mit welchem Charakter man anfängt, aber es ist ratsam, Robin Hood vor Hamelin zu machen und Soh bis ganz zum Schluss aufzubewahren.
Der Weg zu einem der Enden ist nicht immer leicht, schon alleine, weil es keine Übersicht gibt, wie viel Zuneigung man mit einem Charakter hat. Zwar gibt das Spiel kleinere Hinweise und es ertönt ein Klingeln nach einer richtigen Entscheidung, aber oftmals gilt es erst einmal herauszufinden, welche der viel zu vielen Entscheidungen überhaupt von Bedeutung sind. Da bleibt es nicht aus, jedes Mal zu speichern und alle Auswahlmöglichkeiten durchzuprobieren, ehe man weiterlesen kann. Ab einen bestimmten Punkt muss man zudem alle falschen Antwortmöglichkeiten nehmen, um das jeweils andere Ende zu sehen. Ist die Zuneigung trotzdem noch zu hoch, wird man immer wieder auf demselben Weg landen…
Bunte Märchenstadt
Eines der besten Dinge an Ozmafia!! ist auf jeden Fall das Artwork der sehr talentierten Zeichnerin Satoi. Sie ist übrigens in erster Linie für ihre Arbeit an Diabolik Lovers bekannt und hat zuletzt das Charakterdesign für das Otome Nil Admirari beigesteuert. Ihre Bilder haben einen feinen, hübschen Stil, der nur selten Fehler aufweist, und auch in Sachen Design kann sie vollauf überzeugen. Farblich ist das Spiel in einen hellen, freundlichen Ton getaucht, der in Richtung Pastell und Aquarell geht. Leider gibt es viel zu wenige Event-Bilder zu bewundern…
Gespräche sind in einem sehr einfachen Stil gehalten, ohne Animationen. Das heißt, es werden bis zu zwei Charaktere auf dem Bildschirm gezeigt. Die Heldin Fuka, aus deren Sicht man spielt, wird am unteren linken Bildschirmrand dargestellt. Auch unwichtigere Nebencharaktere haben kein komplettes Artwork. Da Fukas Bild nicht durchgehend gezeigt wird, kommen die Textboxen manchmal etwas leer herüber, zumal der Text selbst etwas nach rechts verschoben ist.
Beim Soundtrack fallen in erster Linie die beiden gesungenen Lieder auf, die für das Opening und Ending verwendet werden. Diese wurden nämlich von der kanadischen Band Article One aufgenommen und sind demnach komplett in Englisch gehalten. Das Opening-Lied ist übrigens eines der Sorte, bei welcher akute Ohrwurm-Gefahr besteht, ob man es will oder nicht. Gerne werden für den Rest des Spieles instrumentale Variationen des Liedes verwendet, aber ansonsten gibt es nicht wirklich viel zur Musik zu sagen. Sagen wir es mal so, sie erfüllt ihren Dienst.
Leider wird man nicht durchgehend die japanischen Stimmen zu hören bekommen, da die Sprachausgabe nur an die 75 Prozent ausmacht. Dies geschah übrigens nicht aus Kostengründen, sondern weil Entwickler Poni-Pachet ein wenig zu voreilig war mit den Aufnahmen. Als alles fertig war, wurden nämlich noch weitere Dialoge und Szenen dem Spiel hinzugefügt, die ohne Stimmen auskommen müssen. In Aktion wirkt es ziemlich seltsam, weil Charaktere plötzlich aufhören zu sprechen, nur um wenige Zeilen später wieder damit anzufangen. Übrigens ist Fuka ein besonderer Fall. Normalerweise hat sie, wie bei Otome-Heldinnen üblich, keine Stimme, aber man wird sie trotzdem im Spiel sprechen hören. Mehr dazu wird an dieser Stelle allerdings nicht verraten.
Das Spiel bietet neben einer Skip-Funktion auch eine Auto-Funktion und einen Dialogverlauf an. Wünschenswert wäre es gewesen, zu früheren Zeitpunkten eines Gespräches zurückkehren zu können, gerade wegen den vielen Entscheidungen. Eine Möglichkeit, sich Szenen noch einmal anzusehen, gibt es leider auch nicht. Zumindest bietet man als Extra eine Galerie mit allen Event-Bildern an. Ganz niedlich ist es, wie man von den Charakteren begrüßt wird, sobald man Ozmafia!! startet. Je nach Tageszeit gibt es unterschiedliche Sätze zu hören. Das Spiel merkt sich, welche Routen man zuletzt beendet hat und man hört in erster Linie den damit in Zusammenhang stehenden Charakter. Leider ist das Ganze nicht Englisch untertitelt.
Bei der langen Zeit, die MangaGamer dafür gebraucht hat, um das Spiel zu lokalisieren (fast zwei Jahre), möchte man meinen, dass sich entsprechend viel Mühe mit der Übersetzung gegeben wurde, aber dies ist nicht der Fall. Es treten nicht nur kleinere Fehler auf, die auch die Übersetzung an sich betreffen (aus orangenem Haar wird zum Beispiel rotes Haar), sondern man stolpert zudem gerne einmal über seltsame Satzstellungen oder Grammatik. Die Übersetzungsentscheidungen sind auch nicht immer das Gelbe vom Ei. Es wurde versucht, ein paar andere Sprachen mit unterzubringen, gerade wegen dem Mafia-Thema. An sich keine so verkehrte Idee, aber es liest sich leider nicht immer gut. Bei der Grimm Famiglia hat man sich dazu entschieden, ein wenig Deutsch dazwischenzumischen und trotzdem wurde der Name Hameln zu Hamelin umgeändert. Andersen wurde, aus welchem Grund auch immer, zu Anderson. Da es sich hierbei um eine Anspielung auf Hans Christian Andersen handelt, ergibt die Änderung null Sinn.
Fazit
Es ist schwer Ozmafia!! weiterzuempfehlen. An sich ist es ein nettes Otome für zwischendurch mit einigen liebenswerten Charakteren und unterhaltsamen Dialogen, aber leider sind nicht alle Routen gut geschrieben. Vor allem die selten dämliche Heldin macht urplötzliche Persönlichkeitsveränderungen durch, die man nicht wirklich versteht und dann passieren romantische Beziehungen gerne einfach so, von einem Moment auf den anderen. Dazu wirken Szenen oft zufällig und nichtssagend. Man könnte diese in beliebiger Reihenfolge in das Spiel setzen, ohne dass es auffällt. In Kombination mit dem Zwischenbildschirm, der viel zu oft auftritt, und dem Umstand, dass man immer und immer wieder einen Charakter auswählen muss, nimmt es merklich die Motivation, lange an einem Stück zu lesen.
Auch in Sachen Übersetzung kann es nicht vollends überzeugen. So lesen sich so einige Sätze recht komisch und es wurden seltsame Entscheidungen getroffen. Wer auf der Suche nach einem spannenden und durchgehend guten Otome ist, der ist hier leider fehl am Platz und sollte lieber zu Titeln wie Sweet Fuse oder Code: Realize greifen. Ozmafia!! hat zwar einen gewissen Charme, sehr hübsche Zeichnungen und ein paar lohnenswerte Momente, aber insgesamt ist es eher enttäuschend. Sehr schade übrigens, dass man sich nicht dazu entschieden hat, die PlayStation-Vita-Version zu lokalisieren, weil diese viele Verbesserungen aufweist und dazu noch eine vollständige Sprachausgabe hat.
Ozmafia!! bietet lediglich englische Bildschirmtexte und eine japanische Synchronisation an. Es ist zudem nur digital erhältlich.
Story: Zeigt interessante Ansätze, aber setzt mehr auf kleine, zusammenhanglose Szenen. Interessante Informationen kommen nur langsam, durch mehrmaliges Spielen, zum Vorschein. Die Qualität der Routen variiert leider sehr…
Gameplay: Kein wirkliches Gameplay, nur durch Texte klicken und die eine oder andere Entscheidung treffen, um die verschiedenen Enden zu sehen.
Grafik: Sehr einfach gehalten, mit hübschen Artworks und Hintergründen in Aquarell-/Pastelloptik.
Sound: Bis auf das Titellied, was in zig Variationen gespielt wird, gibt es nur wenige Lieder, die wirklich positiv auffallen.
Sonstiges: Nur zu zirka 75 Prozent synchronisiert, es fehlen Funktionen, die man in einem Otome erwartet (zum Beispiel eine Leiste, die die Zuneigung anzeigt).