In der Videospielwelt sind sogenannte Crossover keine Rarität mehr. In Zeiten steigender Entwicklungs- und Marketingkosten werden Publisher immer öfters dazu getrieben, beliebte Marken zu kombinieren, um eine größere Käuferbasis zu erreichen. Und womit kann man eine bereits bekannte, aber weltweit moderat große, Marke besser kombinieren als mit einer Maschine zum Gelddrucken? Namentlich Minecraft. Mit dem simplen Bauklotz-Prinzip wurden unzählige Spieler vor die verschiedensten Bildschirme gelockt und eine Fanbase geschaffen, die groß genug ist, um jeden anderen Publisher eifersüchtig zu machen.
Mit Dragon Quest XI, welches bereits am fernen Horizont sichtbar ist, stellt sich für Square Enix natürlich die Frage, wie man, nach langjähriger West-Abstinenz, die Aufmerksamkeit der Spieler wieder auf diese Marke lenken kann. Daher gibt es neben den Remakes von Dragon Quest VII und VIII sowie den Musou-Ablegern Dragon Quest Heroes und dem Nachfolger nun auch die logische Schlussfolgerung aus dem ersten Absatz: Dragon Quest Builders. Dabei handelt es sich um die Kombination beider Marken, die sich sowohl inhaltlich als auch spielerisch auf Sonys aktuellen Plattformen ergänzen.
Wer jetzt befürchtet, dass die geliebte Rollenspiel-Marke einfach an andere Genres verkauft wird, der irrt sich. Denn einer der Gründe, wieso ich den Controller beim Spielen der Demo nicht aus der Hand legen konnte, war der unglaublich süße Charme, den sowohl die Charaktere als auch die Welt versprühen. Wie gewohnt zeichnet sich mal wieder Akira Toriyama für das Charakter-Design verantwortlich und mit einer süßen Knuddel-Optik wurden die Designs in richtigem 3D in die Bauklotz-Welt verfrachtet. Auch wenn man denkt, dies könnte einen zu starken Kontrast zueinander darstellen, so bilden die warme Farbpalette und weitere organisch gebaute Objekte in der Welt, wie Bäume oder Monster, eine Art Brücke zwischen den beiden unterschiedlichen Stilen und lassen das ganze Bild harmonischer wirken.
Doch nun wieder zwei Schritte zurück. Zu Beginn der Demo findet sich der Held oder die Heldin in einer kleinen Höhle wieder. Dort ertönt eine Stimme, die den Charakter, der selbstverständlich an Amnesie leidet, durch verschiedene Tutorials führt, um aus der Höhle zu entkommen. Dabei lernt man zu Beginn unnötigerweise, wie man sich mit den beiden Analog-Sticks bewegt, die Kamera rotieren lässt und, in gewöhnlicher Minecraft-Manier, Erde mit einem Stock zu verprügeln und sich diese in die Taschen zu stecken, damit sie später verwendet werden kann, um sich aus der Gefangenschaft zu befreien. Die Steuerung klappt hierbei ziemlich gut, bis es an der Zeit ist, die einzelnen Erd-Blöcke präzise zu platzieren. Es braucht eine kurze Zeit, bis man mit dem rechten Stick den genauen Ort markiert hat, wo der Block hingehört. Mit einer Maus würde dies wesentlich schneller vonstatten gehen. Aber Übung macht auch hier den Meister und wer bereits hunderte Bauklötze geschlagen, geklaut und relokalisiert hat, dem geht dieser Vorgang auch mit einem Controller locker von der Hand.
Draußen angekommen, erhält man von der mysteriösen Stimme ein Banner, welches aufgestellt werden muss, um eine neue Stadt zu gründen und reisenden Individuen anzuzeigen, dass hier eine neue Gesellschaft entsteht. Diese werden dann im neu eroberten Gebiet sesshaft und bieten neue Quests an wie zum Beispiel das Bauen von schönen Unterkünften oder die Beschaffung von Nahrung. Anscheinend wurden diese NPCs nie mit der hohen Kunst des „Mit einem Stock Herumfuchtelns“ bekannt gemacht. Aber die Nahrung ist nicht nur für die Nebencharaktere wichtig. Eine kleine Brot-Anzeige gibt an, wie satt beziehungsweise hungrig der Charakter ist. Somit hat man immer einen Blick auf die eigene Ausdauer, die im besten Fall immer voll sein sollte.
Bei der ganzen Arbeit ist natürlich eines besonders wichtig: das Crafting-System. Das Herzblut von Minecraft spielt bei Dragon Quest Builders ebenfalls eine sehr große Rolle. So kann man sich aus mehreren Stöcken, die man in der Wildnis eingesammelt hat, eine stärkere Waffe oder die für einen Wohnraum benötigten Türen, Fackeln und Betten bauen. Auch heilende Items gilt es erst einmal am Lagerfeuer aus gesammelten Pflanzen und Blumen herzustellen. Diese sind besonders dann nötig, wenn man sich bei einem tiefen Sturz oder einem weniger erfolgreichen Kampf gegen die typischen und beliebten Dragon-Quest-Monster verletzt hat.
Hat man nun mit seinem Stock, viel Erde und dem Crafting-System eine Unterkunft gebaut und für genug Essen gesorgt, so endet die Demo auch schon wieder. Und alles, was einem nach diesen wenigen Minuten bleibt, ist die Lust auf mehr. Selbst jetzt noch wünsche ich mir, wieder in diese Welt einzutauchen, nur um mit den Blöcken interessante und besonders lustige Motive und Gebäude zu bauen, in denen sich mehr und mehr NPCs sammeln, die mich weiter und weiter zur Erkundung treiben und Sachen gebaut haben wollen.
Mit Minecraft konnte ich persönlich nie viel anfangen. Mir hat immer ein roter Faden gefehlt, die Menüs waren mir zu vollgestopft und die Welt wirkte kalt und ein wenig zu fremd. Diesen Problemen geht Dragon Quest Builders gekonnt aus dem Weg, indem eine richtige Story geboten wird sowie die Dragon-Quest-Optik, die sowohl im Kontrast zu den Blöcken steht, als auch ein wenig darin steckt. Es hat tatsächlich ein wenig gedauert, bis ich herausgefunden habe, wieso ich nach der Demo so gerne wieder spielen wollte. Der Charme, den die Entwickler auf dem Bildschirm eingefangen haben, hat etwas ganz Besonderes an sich. Nicht nur die Knuddel-Optik, die Simplizität der Menüs und Gameplay-Elemente, sondern auch die Items und Monster, die direkt aus dem Dragon-Quest-Universum entnommen wurden, versprühen Wärme und ein Gefühl der Verbundenheit, welches jedoch nur Fans der Reihe spüren werden.
Wie sich die Geschichte in der finalen Fassung entwickelt und wie lange das Spielprinzip fesseln kann, weiß ich noch nicht, aber zumindest für heute freue ich mich sehr auf den Release von Dragon Quest Builders und natürlich auf die einmalige Möglichkeit, die ein oder andere Obszönität im Dragon-Quest-Stil auf den Bildschirm zu zaubern.