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Angeschaut! Blue Submarine No. 6

Das Animationsstudio Gonzo genießt heute kein hohes Ansehen mehr. Bis vor einigen Jahren brachte Gonzo aber einige interessante Animes hervor und leistete auch ein wenig Pionierarbeit. Blue Submarine No. 6 ist das erste Werk des Studios und zugleich einer der ersten komplett am Computer entstandenen Animes.

Die vierteilige OVA wurde zwischen 1998 und 2000 veröffentlicht. Episodisch ist aber nur die Veröffentlichung, die tatsächliche Handlung fühlt sich eher wie ein Film an und Regisseur Mahiro Maeda selbst nennt Blue Submarine No. 6 sein erstes Langfilm-Projekt.

Eldenring Rectangle

nipponart hat den Anime nun erstmals in Deutschland auf Blu-ray veröffentlicht.

Über Blue Submarine No. 6

Wie viele Werke dieser Zeit spielt Blue Submarine No. 6 in einer postapokalyptischen Welt. Das durch den Wissenschaftler Zorndyke verursachte Abschmelzen der Pole hat bereits eine Milliarde Todesopfer gefordert und die Zukunftsperspektiven sind nicht rosig. Große Teile der Erde sind nun im Wasser versunken und das Meer wird von Chimären bevölkert – Kreaturen, die Zorndyne erschaffen hat.

Blue Submarine No. 6 Screenshot 3
U-Boot-Schlachten unter Wasser

Die Umweltorganisation Ao, der Zorndyne einst selbst angehörte, unternimmt derweil alles, um den Plänen des Wissenschaftlers Einhalt zu gebieten. Für eine friedliche Lösung des Konflikts scheint es jedoch längst zu spät. Zu viele Menschen sind bereits getötet worden und viele Leute in Aos eigenen Reihen sind auf persönliche Rache aus.

Die Protagonisten von Blue Submarine No. 6 sind Mayumi Kino, eine junge Pilotin von Highspeed-Submarines, und Tetsu Hayami, ein hochbegabter Submariner, der sich drei Jahre vor Beginn der Handlung von Ao trennte.

Hayami ist letztlich eindeutig der wichtigere Charakter für die Handlung und die meisten interessanten Teile der Geschichte drehen sich auch um ihn. Abgesehen von Hayami, Kino und Zorndyke spielen die anderen Figuren eher eine Nebenrolle. Dies ist bei der Gesamtlaufzeit von etwa zwei Stunden aber verständlich.

Das Setting von Blue Submarine No. 6, die überflutete, zerstörte Erde, ist einer der stärksten Punkte des Animes. Ein beträchtlicher Teil der Handlung spielt sich unter Wasser ab, wo U-Boote gegen Meeresmonster kämpfen.

Die Handlung beginnt interessant zu werden, sobald sich die Kulturen vermischen: Hayami trifft eine Mutio – eine von Zorndyke erschaffene Mensch-Tier-Chimäre, die im Meer lebt. Obwohl die Mutio von Kino und den anderen Menschen als Monster angesehen werden, rettet Hayami eines der Wesen.
Diese Aktion scheint die Spirale von Hass und Tod ins Wanken zu bringen. Der Rest der Handlung dreht sich um das komplizierte Verhältnis zwischen Menschen und Chimären, den Lebewesen und der Natur und den Menschen untereinander.

Blue Submarine No. 6 Screenshot 1
Eine Mutio, eine Mensch-Tier-Chimäre

Positiv hervorzuheben ist neben Hayami auch Zorndyke als Charakter. Er ist kein klassischer Bösewicht und obwohl seine Motive letztlich schwammig bleiben, macht ihn seine bedachte, intelligente und unendlich erschöpfte Art zu einem einzigartigen Antagonisten.

Obwohl Blue Submarine No. 6 philosophische Züge aufweist, handelt es sich bei dem Anime letztlich um einen Unterhaltungsfilm – das war auch Maedas Priorität. Entsprechend setzt sich der Film ebenso sehr aus actionreichen Unterwasserschlachten zusammen wie aus persönlichen Gesprächen. Die Schlachten werden oft durch Jazz-Musik untermalt und wirken daher eher „cool“ als wirklich bedrohlich.

Der Anime verwendet eine Mischung aus klassischer 2D-Animation und 3D-Computergrafik. Zu der damaligen Zeit war das ein Experiment. Aus heutiger Sicht wirken die CG-Elemente natürlich wenig beeindruckend, denn in den letzten fünfzehn Jahren hat sich in dieser Hinsicht eine Menge getan. Diese Technologie erlaubte es Blue Submarine No. 6 aber bereits damals, einige sehr dynamische Action-Szenen zu erschaffen, die man in handgezeichneten Animes so nicht sieht.

Die deutsche Veröffentlichung

Die deutsche Veröffentlichung von Blue Submarine No. 6 verwendet die alte Synchronfassung von Aaron Films. Dieses Synchronstudio hat einen schlechten Ruf und diese Veröffentlichung zeigt, dass dieser nicht ungerechtfertigt ist.

Blue Submarine No. 6 Screenshot 2
So verschieden und doch so gleich?

Die Besetzung der Sprecher ist nicht unbedingt unpassend, aber die Synchronregie, die Lippensynchronität sowie die Leistungen der Sprecher selbst lassen sehr zu wünschen übrig. Die Vertonung leidet fast durchgehend unter entweder zu übertrieben oder zu wenig betonten Zeilen. Solide Sprecher sind eher die Ausnahme und leider ist mit Hayami auch eine der Hauptfiguren sehr schlecht vertont worden. Je dramatischer die Szenen werden, umso mehr versagt die deutsche Sprachfassung. Diese Vertonung kann wirklich niemandem empfohlen werden.

Erfreulicherweise trifft das nicht auf die Untertitel zu, die sind absolut in Ordnung. Die Übersetzung ist solide und – abgesehen von leichten Abweichungen – meist recht nah am japanischen Ton. Der Text liest sich flüssig und natürlich, die weißen Untertitel mit schwarzem Rand sind immer gut erkennbar. Lediglich die Vorschau-Abschnitte auf die nächste Folge sind nicht untertitelt und zwei bis drei gesprochene Zeilen (darunter eine wichtige) werden unterschlagen.

Das Bild liegt wie in der Originalfassung in einem einem 4:3-Seitenverhältnis vor und das HD-Remaster ist größtenteils gelungen. Hintergründe machen einen scharfen Eindruck und Nahaufnahmen wirken auch weitestgehend klar. Fernaufnahmen hingegen bleiben leider ziemlich verwaschen und den CG-Effekten merkt man

Das Cover des Digipacks
Das Cover des Digipacks

auch deutlich an, dass sie ursprünglich in SD vorlagen. Dennoch stellt die Blu-ray-Fassung eine deutliche Verbesserung gegenüber der existierenden SD-Version dar, auch was den Ton betrifft.

Das Hauptmenü ist schön gestaltet und mit dezenter Musik untermalt. Das Bonusmaterial besteht aus einem 17-minütigen Making-of und einem 20-minütigen Interview. Wer mehr über die Hintergründe der Produktion erfahren möchte, sollte sich die beiden Videos unbedingt ansehen, denn in ihnen verrät Mahiro Maeda eine Menge interessante Hintergrundinformationen.

Die Blu-ray befindet sich in einem robusten Digipack mit leicht ablösbarem FSK-Sticker. Die Wahl des Artworks von Range Murata auf der Vorderseite, das auch die japanische Blu-ray-Fassung ziert, ist fragwürdig und vermittelt ein völlig falsches Bild vom Anime. Ein schönes Extra ist ein kleines Booklet – leider etwas zu fest an die Innenseite des Digipacks geklebt –, das neben einem Vorwort von Mahiro Maeda Informationen über die Charaktere, die Welt und die Maschinen enthält. Eine Abbildung stellt die Beziehung der Charaktere zueinander übersichtlich dar, was dem Verständnis der Handlung zuträglich ist.

Fazit

Alles in allem handelt es sich bei Blue Submarine No. 6 um ein schönes, jedoch nicht perfektes Re-Release, das jedoch unter der schwachen deutschen Alt-Vertonung leidet. Dem Anime selbst merkt man sein Alter an, aber er bleibt durch das dichte Setting und den Verzicht von Schwarz-Weiß-Malerei interessant und ist auch heute noch durchaus sehenswert. Wir empfehlen Blue Submarine No. 6 denjenigen, die auf eine deutsche Vertonung verzichten können, sich an altersbedingt angestaubtem CGI nicht stören und Geschichten in postapokalyptischen Settings mögen.

Technische Daten & Extras

  • Episoden: 1-4
  • Laufzeit: 127 Minuten
  • Bild: High Definition, Bildformat 4:3
  • Audio: Japanisch (DTS-HDMA 5.1), Deutsch (DTS-HDMA 5.1)
  • Untertitel: Deutsch (weiße Schrift, schwarzer Rand)
  • Bonusmaterial: Making-of, Interview
  • Extras: robustes Digipack, dünnes Booklet
  • Altersfreigabe: ab 16

Bildmaterial © 1998 Satoru Ozawa – Bandai Visual – Toshiba EMI – Gonzo