Mit der Monster-Hunter-Reihe schaffte Capcom ein spaßiges Grindfest, welches viele Spieler hunderte Stunden und einiges an Geld für die verschiedenen Ableger kostete. Mittlerweile gibt es einige Nachahmer der Formel, welche die Monster-Hunter-Reihe prägte und auch Square Enix hat sich nun der Idee angenommen. Das Ergebnis ist Final Fantasy Explorers, in welchem ihr mit bis zu drei weiteren Freunden auf die Jagd nach Monstern gehen könnt. Doch passt das Final-Fantasy-Universum und das Gameplay von Monster Hunter überhaupt zusammen?
Auf ins Abenteuer!
Die Welt von Final Fantasy Explorers ist voll mit den sogenannten Explorer, welche universelle Abenteurer sind. Mithilfe der Kraft von Kristallen können sie in verschiedene Rollen schlüpfen. Zu Beginn des Spieles erstellt ihr euch euren eigenen Explorer, mit welchem ihr die zahlreichen kommenden Stunden verbringen werdet. Aber keine Angst: Das Aussehen ist nicht endgültig und kann später geändert werden.
Ist der Charakter erschaffen, geht die Geschichte des Spieles auch schon los: Ihr landet auf der Insel Amostra und helft den dort ansässigen Bewohnern, den großen Kristall zu finden und die unbekannten Gebiete zu erkunden. Jedoch müsst ihr euch den Respekt der Bewohner erst durch das Absolvieren von Quests verdienen. Je mehr Jobs ihr erledigt, umso weiter dürft ihr in das Innere der Insel vordringen und weitere Gebiete erkunden. Da die Gebiete jedoch recht groß sind und ihr im späteren Verlauf einiges an Laufwegen zurücklegen müsstet, um in entferntere Gebiete zu kommen, könnt ihr euch mithilfe eines Luftschiffes an gewisse Knotenpunkte bringen lassen.
Die Qual der Job-Wahl
In Final Fantasy Explorers könnt ihr in die Rollen von zahlreichen Job-Klassen schlüpfen. Ob Knight, Black Mage, Ninja oder Bard: Ihr könnt quasi in alle bekannten Klassen der Final-Fantasy-Reihe schlüpfen. Diese kommen mit bekannten, teilweise aber auch neuen Angriffen daher und spielen sich sehr unterschiedlich. Als Magier könnt ihr ein wenig Abstand nehmen und mit euren magischen Attacken loslegen, während ihr als Nahkämpfer natürlich etwas näher ans Geschehen heran müsst. Es gibt verschiedene Waffenarten, welche dann immer nur jeweils von bestimmten Klassen getragen werden können. Als White Mage könnt ihr also kein normales Schwert ausrüsten, als Knight jedoch schon. Praktisch: Ihr könnt zwischen jeder Quest die Job-Klasse wechseln, um ein wenig Abwechslung hineinzubringen. Damit ihr beim Wechseln nicht immer eure Fähigkeiten und Ausrüstungsgegenstände neu anlegen müsst, könnt ihr die aktuellen Einstellungen eures Charakters speichern und beim Zurückwechseln auf eine Klasse wieder laden. Dies macht das Experimentieren mit anderen Klassen deutlich angenehmer.
Jede Klasse kann, wie schon beschrieben, im Laufe des Spieles neue Fähigkeiten, oder Abilities, erlernen. Dies geschieht über den großen Kristall in der Mitte des Dorfes, welches quasi als Ausgangsort für alle Sachen im Spiel dient. Um neue Fähigkeiten zu kaufen, benötigt ihr Kristallpunkte, welche durch das Absolvieren von Quests erlangt werden können. Sind sie gekauft, können sie oft sogar von mehreren Klassen genutzt werden. Rüstet ihr beispielsweise als Knight einen Magie-Spruch aus, wird er deutlich mehr „Load“-Punkte fressen, als es bei einem Magier der Fall wäre. Die Load-Punkte dienen als Limitierung und jede Fähigkeit besitzt ihren eigenen Wert. Der Sinn dahinter ist quasi, dass ihr euch vor allem im späteren Spielverlauf nicht nur mit massiven Attacken, sondern auch ein wenig mit taktisch nützlichen Fähigkeiten ausrüstet. Die Fähigkeiten selbst können übrigens auch weiter aufgewertet werden, doch dazu später mehr.
Im eben angesprochenen Dorf gibt es viele nützliche Dinge, welche ihr als Explorer definitiv gebrauchen werdet. Beispielsweise nehmt ihr hier die Quests entgegen, welche in Main- und Subquests unterteilt sind. Die Subquests erledigt ihr quasi nebenbei und diese stellen oft ein „Führe dies aus“ oder „Bekämpfe 5 Monster dieser Art“ dar. Die Main-Quests zielen meist auch darauf ab, dass ihr ein bestimmtes Monster oder mehrere Feinde einer Art besiegt. Durch das Abschließen der Main-Quests führt ihr die, zugegeben sehr dünne, Geschichte des Spieles voran. Erfüllt ihr eine Aufgabe, erhaltet ihr oft nicht nur Geld, sondern auch Kristallpunkte und Materialien, welche für das Erschaffen von neuen Gegenständen genutzt werden können.
Im Dorf findet ihr nämlich einen Schmied, welchem ihr eure gesammelten Gegenstände bringen und daraus Waffen und Ausrüstung schmieden lassen könnt. Auch ist es möglich, eure bereits vorhandenen (oder eben neu geschmiedeten) Items zu verbessern, indem ihr Materialien dafür opfert. Im späteren Spielverlauf wird es natürlich immer schwieriger, die neuen Waffen zu schmieden, da die dafür benötigten Gegenstände deutlich seltener werden. Das bedeutet also, dass ihr oft gegen dieselben Feinde kämpfen müsst, bis diese endlich das gewünschte Item fallen lassen. Die besonders seltenen Gegenstände werden dann unter anderem auch dafür genutzt, um die Ausrüstungsgegenstände bekannter Final-Fantasy-Helden schmieden zu können. Wenn ihr wollt, könnt ihr euch also das Outfit von Cloud Strife aus Final Fantasy VII oder von Yuna aus Final Fantasy X überstreifen.
Neben der Möglichkeit, euch Ausrüstung zu schmieden, könnt ihr auch ein wenig im Item-Laden shoppen und Heilgegenstände kaufen. Hier gibt es sogar zwei verschiedene Läden: Im normalen Item-Shop könnt ihr für euer Geld ganz normal unbegrenzt viele Items kaufen, beim Mogry-Shop hingegen ist es möglich, immer einen Gegenstand mithilfe von Spielmünzen zu kaufen. Die Spielmünzen sammelt ihr mithilfe eures 3DS und nur selten hatte ich einen so sinnvollen Nutzen für die sonst so selten genutzten Elemente des Handheld. Gerade zu Spielbeginn hilft es sehr, dass ihr mithilfe der Münzen euch Heilgegenstände kaufen könnt.
Ein sehr wichtiges Spielelement für den Singleplayer ist die Möglichkeit, sogenannte Monster-Atmalith zu erhalten. Diese bekommt ihr zufällig nachdem ihr ein wildes Monster besiegt habt und könnt diese dann nutzen, um sie als Partner zu gewinnen. Im Dorf könnt ihr aus dem Atmalith ein euch freundlich gestimmtes Monster schaffen, welches euch auf eure Reisen begleitet. Anders als euer Hauptcharakter, welcher keine Erfahrungspunkte sammelt und somit nicht im Level aufsteigt, ist genau dies bei den Monstern möglich. Je höher das Level, desto stärker sind eure Kumpanen logischerweise. Ob ihr also einen Chocobo, einen Kaktor oder drei Goblins mit euch nehmt, ist euch überlassen. Jedoch gibt es manche Monster, welche zwei Plätze der Monsterkapazität einnehmen, aber deren Stärke macht dies definitiv wieder wett. Jedes Monster verfügt übrigens über einen Spezialangriff, welchen ihr im Kampf durch Knopfdruck auf dem Touchscreen eures 3DS aktivieren könnt.
Mächtige Wesen schließen sich euch an
Nicht nur normale Monster können von euch gefangen werden, sondern auch die Macht der sogenannten Eidolons könnt ihr für euch nutzen, wenn auch auf andere Art und Weise als bei den normalen Monstern. Bei den Eidolons handelt es sich um serientypische Beschwörungsmonster wie Shiva, Odin oder Bahamut und stellen hier meist die Boss-Gegner dar. Habt ihr es geschafft, ein Eidolon auf einen geringen HP-Wert zu bringen, könnt ihr es in einen Magicite sperren. Diese könnt ihr ausrüsten und künftig im Trance-Zustand nutzen.
Der Trance-Zustand ist verfügbar, sobald ihr die dazugehörige Leiste durch Kämpfen aufgefüllt habt. Das Betreten dieses Zustandes heilt euch nicht nur komplett, sondern gibt euch oft die Möglichkeit, den Angriff des momentan von euch getragenen Magicite-Monsters zu aktivieren. Ganz besonders sind jedoch die Kristalle von Helden aus vergangenen Final-Fantasy-Teilen: Rüstet ihr diese aus, verwandelt sich euer Charakter im Trance-Zustand in genau diese Figur. So könnt ihr also quasi kurzzeitig als Lightning oder Terra kämpfen. Zwar wechselt nur das Aussehen und ihr nutzt weiterhin eure bekannten Angriffe, aber auch die Helden haben, wie die Eidolon, eine spezielle Attacke, welche während des Trance-Zustandes verfügbar werden kann.
Das Kampfsystem von Final Fantasy Explorers ist recht simpel. Auf Knopfdruck habt ihr einen normalen Angriff, ihr könnt rennen und mithilfe höchstens acht ausgerüsteter Abilities ordentlich Schaden anrichten. Der Einsatz der Fähigkeiten kostet jedoch AP, Ability Points, welche entweder durch Abwarten (was im Kampf eher schlecht funktioniert), ein Item oder durch das Nutzen des normalen Angriffes wiederhergestellt werden. Während ihr kämpft, steigt im oberen linken Bereich eure Resonanz, welche bei Anstieg euch immer stärkere Crystal Surges ermöglicht. Hierbei handelt es sich um Fähigkeiten, welche mehr oder weniger zufällig ausgewählt werden und verschiedene Boni mit sich bringen.
Es gibt zahlreiche Effekte, beispielsweise können eure Angriffe das Feuer-Element besitzen, ihr saugt dem Feind mit jedem Angriff Energie ab oder alle Attacken enden mit kritischem Schaden. Diese Verbesserung gilt für alle Teammitglieder, welche bei Aktivierung in eurer Nähe waren und hält nur für eine kurze Zeit, wird außerdem beim Wechseln eines Areales beendet. Nutzt ihr während eines Crystal Surges bestimmte Abilities, könnt ihr diese modifizieren. Das bedeutet im Klartext: Nutzt ihr beispielsweise während eines Feuer-Element-Surge eine Ability, könnt ihr sie künftig neu ausrüsten und dann immer ein wenig Feuer-Schaden zusätzlich machen. So passt ihr eure Abilities eurem Spielstil an.
Wenn ihr einen normalen Nintendo 3DS oder einen Nintendo 2DS besitzt, dann dürfte euch die Steuerung nicht wirklich glücklich machen. Der Grund: Ihr müsst zum Rennen den B-Knopf drücken, was im Kampf ein Ausweichen schwierig macht, wenn ihr gerade Fähigkeiten auswählt. Außerdem ist die Kamera-Steuerung ein schwererer Kampf als ein Boss in Bloodborne. Besitzt ihr jedoch ein Circle Pad Pro oder einen New Nintendo 3DS, dann spielt sich Final Fantasy Explorers einfach hervorragend, dank den zusätzlichen Tasten und des C-Sticks, welcher für die Kamera-Steuerung genutzt werden kann.
Da Final Fantasy Explorers vor allem darauf ausgelegt ist, oft und immer wieder erneut gegen dieselben Bosse zu kämpfen, könnt ihr euch mit bis zu drei Freunden für das Erledigen von Quests zusammentun. Im Grunde ist es sogar möglich, das gesamte Spiel von Anfang bis Ende mit seinen Freunden durchzuspielen. Dies funktioniert lokal sowie online grundsätzlich ohne Probleme. Jedoch kommt es mit weiteren Spielern teilweise zu noch mehr Slowdowns in der Framerate.
Habt ihr keine Freunde zur Hand, die das Spiel ebenfalls besitzen, könnt ihr mit fremden Spielern auf die Jagd gehen. Nützlich ist hierbei auch, dass ihr beim Erstellen eines Raumes angeben könnt, was euer Ziel ist: Materialjagd, Monsterjagd oder das Vorantreiben der Story. Somit trefft ihr also immer genau auf die Spieler, welche dieselben Ziele haben wie ihr. Um wenigstens ein wenig miteinander kommunizieren zu können, gibt es den Quickchat. In diesem ist es möglich, vorgefertigte Befehle oder Hinweise auf Knopfdruck euren Freunden zuzusenden. Die vorgefertigten Befehle sind hierbei schon sehr nützlich, wer jedoch seinen eigenen Stil hineinbringen möchte, kann diese abändern. Bleibt aber immer schön freundlich!
Beeindruckende Grafik, weniger beeindruckender Soundtrack
Grafisch macht Final Fantasy Explorers mal mehr, mal weniger etwas her. Die normalen Areale sind abwechslungsreich und hübsch. Die Verbindungsgebiete, welche ihr zwischen den großen Arealen betretet, jedoch weniger. Diese werden immer zufällig generiert und dienen eher dazu, die Welt etwas größer zu gestalten. Auch wenn die Effekte im Spiel sehr hübsch anzusehen sind, so bricht die Framerate gerade bei manchen Bosskämpfen dann doch öfters mal ein. Genau deswegen besitzt der Titel auch keinen 3D-Effekt, da es dort wohl zu noch stärkeren Einbrüchen kommen würde.
An ältere Soundtracks der Final-Fantasy-Reihe kommt Explorers musikalisch nicht heran, das ändert aber nichts daran, dass es dennoch hübsche Musikstücke gibt. Die Kampfmusik ist flott und motiviert, besonders in den Bosskämpfen macht der musikalische Aspekt alles richtig. Jedoch gibt es hier keine einprägsamen Melodien wie in den „normalen“ Ablegern der Final-Fantasy-Reihe.
Wem die Tatsache, dass man viele Monster oft besiegen muss, um alle gewünschten Gegenstände zu bekommen, nicht reicht, der kann auch auf Titel-Jagd gehen. Hierfür gibt es zahlreiche Aufgaben, die ihr erledigen müsst, um alle Titel zu erlangen. Man kann sie quasi als die Achievements von Explorers sehen, auch wenn sie keinen wirklichen Nutzen haben. Ihr könnt euch mit dem freigeschalteten Titel auf eurer Jägerlizenz brüsten, das war es aber auch schon.
Um wirklich alle Funktionen von Nintendo 3DS zu nutzen, abgesehen vom 3D-Effekt, bietet euch Final Fantasy Explorers auch eine StreetPass-Funktion. Damit könnt ihr die Jäger-Lizenzen aller Spieler, die ihr getroffen oder mit denen ihr online gespielt habt, sammeln. Damit ist es dann möglich, so ziemlich alle Informationen über sie herauszufinden: Welche Ausrüstung sie nutzen, welche Monster sie im Team haben, welche Titel sie erlangt haben, welche Rolle sie im Kampf meistens übernehmen und vieles mehr. Nichts Überwältigendes, aber ein nettes, kleines Feature.
Final Fantasy Explorers ist ein tolles Spiel, aber ich muss zugeben, dass ich wohl auf einem normalen Nintendo 3DS deutlich weniger Spaß gehabt hätte. Es war aber auch bei Monster Hunter schon so, dass die Tasten des normalen Handheld im Grunde nicht wirklich ausreichend sind. Ihr solltet also definitiv zweimal den Kauf überlegen, falls ihr keinen New 3DS oder kein Circle Pad Pro besitzt. Im Großen und Ganzen ist Final Fantasy Explorers ein deutlich actionlastigeres Spiel, als es die doch recht langsame Monster-Hunter-Reihe ist. Ihr werdet dutzende Stunden in den Titel investieren müssen, wenn ihr die besten Ausrüstungsgegenstände haben und alle Titel erlangen wollt. Man sollte also definitiv dazu bereit sein, dieselben Bosse immer und immer wieder zu bekämpfen, denn das ist die Grundessenz des Spieles: Grinden, bis der Arzt kommt. Hinzu kommt massig Fanservice für Anhänger der Reihe, welcher jedoch für diejenigen, welche nie etwas mit den Spielen zu tun hatten, komplett egal sein dürfte. Auch Anspielungen in den Quest-Beschreibungen dürften den einen oder anderen Fan zum Schmunzeln bringen.
Story: Als einer von zahlreichen Explorern bereist ihr die Insel Amostra und helft den Bewohnern dabei, den großen Kristall auf der Insel zu finden.
Gameplay: In 21 verschiedenen Job-Klassen geht ihr auf die Jagd nach Monstern und zahlreichen Materialien, damit ihr euch neue Ausrüstungsgegenstände basteln und schwerere Quests angehen könnt
Grafik: Kein 3D-Effekt, dafür aber sehr schicke Umgebungen und Effekte. Toll animierte Boss-Monster, welche leider die Framerate manchmal einbrechen lassen
Sound: Tolle Melodien, welche jedoch nicht lange in eurem Gedächtnis bleiben werden. Keine Sprachausgabe, nur kurze Samples beim Ansprechen eines NPC.
Sonstiges: Bis zu vier Spieler können gleichzeitig lokal oder online miteinander spielen, StreetPass-Funktion, Spiel komplett auf Englisch.
geschrieben von Eric