Mit diesem Crossover hätte wohl niemand so schnell gerechnet, als es auf der E3 2015 im Nintendo Digital Event angekündigt wurde: Mario & Luigi: Paper Jam Bros.. Das neueste Abenteuer im Pilzkönigreich bestreiten Mario und Luigi nämlich nicht alleine, sondern sie treffen auf Paper Mario und erkunden dabei nicht nur die dreidimensionale Welt. Können die Entwickler von Alpha Dream damit an die Qualität der Vorgänger anknüpfen?
Die nächste Frage, die sich ganz zu Beginn stellt, liegt nahe: Wieso? Kein geringerer als Luigi ist nämlich schuld daran, dass sich die beiden Welten verbinden. In einem dunklen Abstellraum in Prinzessin Peachs Schloss entdeckt er ein mysteriöses Buch, das das Paper-Mario-Universum entfesselt. Plötzlich tummeln sich überall zweidimensionale Gumbas, Koopas und Shy Guys im Pilzkönigreich. Doch nicht nur die Handlager des Schurken Bowser haben es aus dem Buch herausgeschafft, der Bösewicht selbst und sein Sohn Bowser Jr. führen in dieser Welt alles andere als Gutes im Schilde.
Im Schloss versucht Prinzessin Peach unterdessen, sich einen Reim auf die herumirrenden Papier-Toads zu machen. Mario & Luigi: Paper Jam Bros. besticht vor allem durch die charmanten Interaktionen der Figuren, die Fans der Mario-&-Luigi-Reihe gewöhnt sein dürften und mich mehr als nur ein einziges Mal zum Schmunzeln gebracht haben. Die Verbindung der beiden unterschiedlichen Welten garantiert unterhaltsame Momente, in denen sich beispielsweise die beiden Bowser darum streiten, wer das Sagen hat oder Mario und Luigi das erste Mal auf Paper Mario treffen.
Leider kann Mario & Luigi: Paper Jam Bros. in Bezug auf die Handlung nicht so sehr punkten. Die Story ist sehr einfach gestrickt – die beiden Prinzessinnen Peach aus den Klauen der Bowser befreien – und das Spielziel besteht darin, durch verschiedene Gebiete zu reisen und am Ende in Bowsers Schloss anzukommen. Es handelt sich eben um eine „klassische Mario-Story“, die sehr vorhersehbar abläuft und sich gerne ein Beispiel an der Mario-&-Luigi-Reihe oder den ersten Paper-Mario-Teilen für die Heimkonsole hätte nehmen können.
Nichtsdestotrotz kommen Mario- und RPG-Fans auf ihre Kosten, denn Paper Mario passt als dritter Mitstreiter perfekt zum altbekannten Duo. Es fühlt sich so an, als wäre der Mario aus Papier schon immer mit von der Partie gewesen, sowohl beim Erkunden der Gebiete als auch im Kampf gegen Bowsers Schergen (aus Papier). Wie in den Mario-&-Luigi-Spielen auch, lässt sich jeder Charakter mit einem bestimmten Knopf steuern: Mario mit A, Luigi mit B und Paper Mario mit Y.
Die bunte Oberwelt besteht dieses Mal auch aus Papier-Elementen wie Karton-Bäume oder Pappmaché-Blumen, die aus dem Paper-Mario-Universum stammen. Die Erforschung der Areale macht Spaß, vor allem das Rätseln und das Entdecken von kleinen Geheimnissen. Manchmal gilt es stellenweise, sogar Plattformer-Abschnitte zu meistern. Hier kommen unter anderem die Fähigkeiten der Charaktere zum Einsatz, die mit der Zeit freigeschaltet werden. Der Dreifach-Hammer kann zum Beispiel große Blöcke aus dem Weg räumen, Paper Mario kann in seiner 2D-Papier-Form durch Spalten in Wände schlüpfen oder sich in einen Papierflieger verwandeln.
Im Kampf ergibt die Zusammenarbeit als Trio ebenfalls Sinn. Die Kampfmechanik bietet eine ausgewogene Abwechslung aus alten und neuen Elementen und orientiert sich stark an der Mario-&-Luigi-Reihe. Die dafür typischen Sprung- und Hammer-Kommandos dürfen hier nicht fehlen, die Mario und Luigi jeweils mit A und B ausführen können. Paper Mario setzt allerdings auf Papier-Kopien von sich selbst, mit denen er seine Angriffe und Verteidigung verstärken kann. Diese Taktik nutzen ebenfalls Papier-Gegner, die ab und an neben normalen Gegnern auftauchen. Wenn Papier-Mario angegriffen wird, stecken seine Kopien den Schaden ein. Je mehr Kopien bei einer Attacke seinerseits vorhanden sind, desto verheerender wird der Angriff für die Feinde.
Die Trio-Angriffe, bei denen sich Mario, Luigi und Paper Mario zusammentun, sind besonders starke Attacken, die bei der Ausführung gutes Timing abverlangen. Wie auch die normalen Aktionen wie Angriffe, Verteidigen oder Ausweichen werden sie mit einem rechtzeitigen Knopfdruck verstärkt, beziehungsweise überhaupt korrekt ausgeführt. Mit den altbekannten Bruderattacken hat man zusätzlich eine große Auswahl an Kampfoptionen, was den Kämpfen eine ordentliche Taktik-Komponente verleiht. Man sollte Mario & Luigi: Paper Jam Bros. bezüglich des Schwierigkeitsgrades jedoch keineswegs unterschätzen, denn vor allem bei Bosskämpfen kommt man oft genug ins Schwitzen.
Eine weitere Neuerung stellen die Kampfkarten dar, die man im Laufe des Spiels sammelt und während des Kampfes auf dem Touchscreen einsetzt. Sie aktivieren Effekte wie Heilung, Extra-Schaden, mehr Erfahrung oder Münzen nach dem Kampf und vieles mehr. Die Karten kann man im Laden der Toads kaufen oder im Kampf gewinnen und sich anschließend nach eigenen Bedürfnissen verschiedene Decks zusammenstellen. Mit amiibo-Figuren können zusätzliche Spezialkarten freigeschaltet werden, wobei man jeweils nur eine Karte auf einem amiibo speichern kann. Die Kampfkarten bringen ein weiteres strategisches Element ins Spiel, die amiibo-Funktion ist nicht extrem nützlich und manchmal eher umständlich.
Zwischendurch gibt es in Mario & Luigi: Paper Jam Bros. immer wieder Kämpfe mit riesigen Papierfiguren aus dem (Paper-)Mario-Universum. Als gänzlich neues Spielelement bringen sie frischen Wind ins Gameplay und laufen anders als die normalen Kämpfe in Echtzeit ab. Die Figuren werden von einer Gruppe von Toads durch die Kampfarena getragen und die Aufgabe des Spielers besteht darin, die gegnerische, riesige Pappfigur auszuknocken. Wer die Angriffsmuster des Gegners beobachtet, wird schnell den richtigen Zeitpunkt für Angriffe, Sprints und Konter finden. Wenn die eigene Figur erschöpft ist, muss sie in einem bestimmten Bereich wieder aufgeladen werden, der sich als kleines Rhythmusspiel entpuppt.
Die Kombination aus altbewährten Gameplay-Elementen und neuen Mechaniken macht Mario & Luigi: Paper Jam Bros. zu einem Rollenspiel, bei dem sich vor allem Mario-&-Luigi-Fans sofort wie zuhause fühlen werden. Auf der anderen Seite ist dieses Spiel der wohl zugänglichste Teil der Reihe, den ich auch Neueinsteigern ans Herz legen würde. Es gibt keine Geschichte aus Vorgängern, mit der man vertraut sein sollte und die vielen (überspringbaren) Erklärungen und Tutorials führen an die verschiedenen Spielmechaniken heran.
Wenn Mario & Luigi: Paper Jam Bros. auch keine herausragende Story bietet, glänzt es doch insbesondere mit der liebevollen Aufmachung in Verbindung mit dem unverwechselbaren Charme der Charaktere. Die Dialoge sind witzig, die Areale sind hübsch gestaltet und die Vermischung der beiden Welten geht nahtlos ineinander über. Die Grafik ist typisch bunt für Nintendo-Spiele, die 2D- und 3D-Elemente sind allesamt gut gelungen und sind einfach schön anzusehen. Was den Sound betrifft, setzt Nintendo ebenfalls auf die altbewährte Formel: Passende, verspielte Themes für die Charaktere, Kämpfe und Gebiete mit Ohrwurmcharakter.
Das allein kann jedoch nicht über die wenig spannende Handlung hinwegtrösten, denn lediglich Gebiet für Gebiet nach einem bestimmten Muster zu durchqueren, um am Ende das Schloss zu finden, wird mit der Dauer eintönig. Das ausgefeilte, taktische Kampfsystem ist es, das Mario & Luigi: Paper Jam Bros. wirklich zu einem guten Rollenspiel macht. Durch Papier-Mario und die zweidimensionalen Gegner ergeben sich so viele neue Möglichkeiten in den rundenbasierten Kämpfen.
Story: Ganz nach der typischen Mario-Formel wird Prinzessin Peach von Bowser entführt. Und genauso Papier-Peach – ebenfalls vom König der Koopas und wiederum seiner Papier-Version. Mario, Luigi und Paper Mario eilen zur Rettung.
Grafik: Farbenfrohe, liebevoll gestaltete Charaktere und Gebiete. Der 3D-Effekt kommt besonders beim Erkunden gut zur Geltung.
Sound: Eingängige Melodien, die zu keinem Zeitpunkt aufdringlich wirken. Man ertappt sich schneller beim Mitsummen, als man denkt.
Gameplay: Erkunden und Kämpfen. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem ausgefeilten, rundenbasierten Kampfsystem.
Sonstiges: Jede Menge neuer Elemente laden auch Veteranen zu diesem Abenteuer im Pilzkönigreich ein.