
„Was schenke ich nur meiner Oma?!“ Diese oder eine ähnliche Frage werden sich gerade wieder viele Menschen stellen, denn Weihnachten steht vor der Tür. Und da dieser Umstand wohl kaum jemandem entgangen sein wird, bieten die hiesigen Kaufmänner ihre Waren feil, damit die zu beschenkende Familie frohlocke… ok, das läuft etwas aus dem Ruder. Nichtsdestotrotz nutzt auch Splendid Film die Weihnachtsunruhen und veröffentlicht zur gegebenen Stunde die Rurouni-Kenshin-Trilogie neu.
Was vor knapp einem Jahr noch als limitierte Edition erhältlich war, kommt nun in einer schnörkellosen Box auf Blu-ray und erstmals auch DVD. Ob eure Oma an der Live-Action-Umsetzung der beliebten Anime- und Manga-Serie ihren Gefallen haben wird, oder ob Keishi Otomos Werk besser in eurem Regal einen Platz verdient hat, wird euch der folgende Text auch nicht beantworten. Einen kleinen Überblick könnt ihr euch dennoch sicherlich verschaffen.

Eine Ära geht zu Ende
Rurouni Kenshin beginnt auf dem Schlachtfeld. Die Bakumatsu-Ära steht vor ihrem Ende und eine letzte Schlacht sorgt für den letztendlich in die Geschichte eingegangenen Startschuss in die Periode des Umbruchs, die Meiji-Restauration. Der äußerst geschickte Attentäter Hitokiri Battosai schwor sich infolgedessen, nie wieder einen Menschen zu töten und legte sein Schwert auf dem Kampfplatz nieder.

Einige Zeit später reist Battosai, der sich nun Himura Kenshin nennt, durch die Lande. Mit seinem neuen Schwert, welches eine umgekehrte Klinge besitzt und somit keine Schnitte zufügen kann, trifft er auf die junge Dojo-Betreiberin Kaoru. Eine Verwechslung später und ein Überfall danach entschließt sich Kenshin, vorerst bei Kaoru zu bleiben, denn ein Opium-Ring hat es auf das Dojo abgesehen. Als sich nun noch die Ärztin Megumi aus den Fängen der Opium-Gangster befreien kann und zu der Truppe stößt, nimmt die Geschichte ihren unausweichlichen Lauf.
Dies ein kleiner Einblick in den ersten Film der Trilogie, welcher bereits 2012 in den japanischen Kinos sein Debüt feierte. Der große Erfolg des Films spornte die Produktionsfirma so sehr an, dass man kurz darauf Nachfolger plante.
Der enorme Erfolg ist wohl nicht nur der guten Optik und den filmtechnischen Feinheiten zu verdanken, denn gerade in Fan-Kreisen wird Rurouni Kenshin als äußerst gelungene Umsetzung des Originalstoffs gesehen. Die Schauspieler um Hauptdarsteller Sato Takeru setzen die Charaktere wirklich exzellent in Szene. Man merkt die Anime/Manga-Herkunft in den kleinen Slapstick-Momenten, wahrt aber stets die Ernsthaftigkeit der Lage und bringt das Action-Spektakel mit einem gewissen Hang zur Charakterentwicklung professionell auf den Punkt. Im August 2014 durfte man sich auf die Fortsetzung freuen, welche die Handlung des zweiten Arc des Anime in einem Zweiteiler interpretiert.
In Kyoto brodelt es
Kaorus Dojo erstrahlt in neuem Glanz, was vor allem auch an Kenshins Anwesenheit liegen dürfte. Die Truppe um den friedliebenden Samurai ahnt nichts Schlimmes, als plötzlich Offizielle der Meiji-Regierung vor der Tür stehen.
Ein besonders übler Vertreter der Gattung Mensch treibt in Kyotos Unterwelt sein Unwesen und die Regierung ist durch die Lage überfordert. Kenshin soll sich der Sache annehmen und nach einem feigen Attentat auf den Frieden im Land packt ihn seine Samurai-Ehre. Kenshin macht sich allein auf den Weg nach Kyoto, um Shishio Makoto zu stellen, welcher für die Unruhen verantwortlich ist. Im Laufe der Geschichte trifft Kenshin auf neue Verbündete und auch seine alten Freunde müssen sich in den Kampf begeben.
Um nichts vorwegzunehmen, bleibt es bei diesen Sätzen zur Handlung. Wie bereits erwähnt, schließt diese Handlung erst nach dem dritten Film ab, sodass man sich auf einen hartnäckigen Gegner einstellen kann.

Mit unverändertem Cast setzt man auch die zwei Nachfolger um. Das Motto „never change a winning team“ trägt auch hier Früchte und die schauspielerische Leistung bleibt auf einem sehr guten Niveau. Fujiwara Tatsuya spielt hier den Shishio Makoto in einer mehr als kaltblütigen und erschreckenden Art, die man besonders hervorheben darf. Der Zweiteiler weiß gerade mit dem Bösewicht zu überzeugen, doch auch die anderen Charaktere bleiben nicht blass. Charakterentwicklung und ruhigere Szenen stehen auch hier genauso im Vordergrund wie geballte Action-Szenen. Auch die musikalische Untermalung schmiegt sich hier sehr schön den Situationen an.
Die Rurouni-Kenshin-Trilogie weiß in der Gänze zu überzeugen. Die Schauspieler machen eine gute Figur und die Originalcharaktere werden gut in Szene gesetzt. In puncto Anime-Adaptionen macht man den Japanern halt nichts vor. Schwertkämpfe oder Kampfküste sind obendrein ein Steckenpferd der asiatischen Filmemacher und so hatte man hier perfekte Voraussetzungen, ein gelungenes Werk auf die Leinwand und nun letztendlich in der Neuveröffentlichung auf Blu-ray und DVD zu bringen.
Wer auf schwertlastige Action-Streifen steht oder sich nach guten Anime-Adaptionen sehnt, der sollte ruhig einen Blick riskieren. Rurouni Kenshin weiß hingegen auch von der Charakterseite her zu überzeugen. Hier ist kaum ein Charakter schwach ausgearbeitet, jeder zeigt seine Eigenarten beim ersten Auftreten und bleibt dem bis zum Schluss treu. Von Slapstick über interessante Hintergrundgeschichten bis hin zu guten Action-Szenen wird hier ein gelungenes Gespann von drei Filmen geboten.
Splendid Film veröffentlichte am 27. November alle drei Rurouni-Kenshin-Filme als Box auf Blu-ray oder DVD. Neben der Originaltonspur auf Japanisch gibt es noch circa drei Stunden Bonusmaterial in Form von Making-ofs, Interviews und Trailern.
Eure Oma wird sich freuen… oder auch jemand anderes!