Mit Corpse Party: Blood Drive erschien kürzlich der dritte Teil der Sachiko-Saga, der Horrortitel für PlayStation Vita schließt somit inhaltlich diese Trilogie ab. Ob Marvelous und dem Entwicklerstudio 5pb damit ein gelungener Abschluss geglückt ist oder ob die Türen zur Schule der Untoten, namentlich bekannt als „Heavenly Host Elementary School“, besser hätten geschlossen bleiben sollen, erfahrt ihr in unserem Test.
„Der Trilogie-Abschluss geht in die dritte Dimension“
Corpse Party: Blood Drive knüpft exakt zwei Monate nach den Ereignissen von Corpse Party: Book of Shadows an, welches seinerzeit bereits den Prolog zu Blood Drive einleitete. Protagonistin Ayumi, welche aufgrund ihrer Verletzungen die Zeit über im Krankenhaus verweilen und genesen musste, kann nun endlich wieder zurück. Zurück in eine Welt, die nicht weiß, welche Grausamkeiten sie und die anderen Überlebenden erlitten haben. Ayumi und der Rest der Bande trauern um Hinoe, Ayumis Schwester, und all ihre Freunde, die in den tragischen Ereignissen rund um das Buch der Schatten ums Leben gekommen sind und somit nicht nur aus dieser Welt, sondern auch aus den Gedächtnissen all jener getilgt wurden, die sie einst liebten.
Selbst der Gedanke, dass mit der Zerstörung der „Heavenly Host“-Grundschule alles vorbei ist und somit niemand mehr in diese schreckliche Dimension hineingezogen wird, lässt unsere Freunde nur schwer zur Ruhe kommen und tröstet diese auch nicht über deren schwere Verluste hinweg. Doch die nun zurückbekommene Ruhe erscheint trügerisch, überall in der Stadt häufen sich seltsame Todesfälle und Menschen beginnen zu verschwinden. Trauer vermischt sich mit Angst, einer Angst, die sich um den schwelenden Gedanken dreht, dass doch nicht alles vorbei ist, dass das Buch der Schatten immer noch existiert. Aus einer Vorahnung wird letztendlich Gewissheit und so begibt sich Ayumi wieder zurück nach Heavenly Host, um dessen tiefe Abgründe erneut zu ergründen.
5pb schafft es spielend, mit dem dritten Teil die losen Enden zwischen Corpse Party und Book of Shadows miteinander zu verknüpfen, um diese dann in Blood Drive zu einem Abschluss zu führen und dennoch muss man sagen, dass Neueinsteiger einen Blick in die vorhergehenden Teile riskieren sollten, da nicht alle Beziehungen und Verknüpfungen vollends zu verstehen sind.
„Licht und Schatten vereinen sich nicht nur im positiven Sinn“
Was dem geneigten Spieler sofort ins Auge sticht, ist das neue Gewand, in welchem sich Corpse Party: Blood Drive präsentiert. Der Entwickler hat sich beim dritten Teil für eine dreidimensionale Umgebung entschieden mit Chibi-ähnlichen Figuren. Das Aussehen der Figuren mag nicht jedem gefallen, da bei diesem knuffigen Look die obligatorische Frage aufkommt, ob man sich denn da überhaupt noch gruseln könne. Aber man kann. So niedlich die Figuren auch erscheinen mögen, so verstörend und bizarr interagieren diese teilweise mit anderen Personen und ihrer Umwelt.
Dazu trägt zum einen wieder das wirklich gute und vor allem teilweise verstörende Artdesign, zum anderen die wieder unglaublich gute japanische Sprachausgabe bei. Bei Letzterem ist das Spielen über Kopfhörer wieder sehr zu empfehlen. Durch den räumlichen Effekt klingt das Ganze noch verstörender, auch wenn es hie und da Aussetzer gibt, welche die Entfernung zwischen den Personen in den Gesprächen komisch erscheinen lassen. Nicht nur die Sprachausgabe ist unheimlich, dasselbe gilt für die Soundeffekte und die Musik, die den Spieler erschaudern lassen und der 3D-Umgebung Leben einflößen.
Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten und der Schatten breitet sich leider wie ein Mantel über die technischen Aspekte des Spieles aus. So ist man von Anfang an mit durchgängig langen Ladezeiten geplagt, die den Spielfluss doch sehr stören. Hinzu kommen die spürbaren Einbrüche der Bildrate, wenn man sich mit der Taschenlampe durch die dunklen Gänge bewegt oder vor den Phantomen Reißaus nehmen muss, was bei der doch etwas rustikalen Optik etwas verwundert. Das wäre allerdings alles noch irgendwo zu verschmerzen, würde der Titel nicht auch unter Stabilitätsproblemen leiden. Während unseres Tests ist das Spiel zeitweise abgestürzt, dies geschah zwar nur in den Menüs, aber es ist dennoch ärgerlich, wenn man eine Weile gespielt hat ohne zu speichern, hier sollte der Entwickler nachbessern.
War der vorherige Teil Corpse Party: Book of Shadows mehr ein Point-&-Click-Horror-Adventure mit Novel-Anteil, so hat man sich bei Blood Drive wieder mehr auf seine Wurzeln berufen. Im Prinzip wurde das Survival-System aus dem ersten Corpse Party von der zweiten in die dritte Dimension überführt und angepasst. Eure Figuren verfügen wieder über einen Lebensbalken, welcher in Mitleidenschaft gezogen wird, solltet ihr in eine der zahlreichen Fallen treten, welche über die ganze Schule verteilt sind. Natürlich sind Fallstricke, zerbrochenes Glas und andere statische Fallen nicht die einzigen Gefahren, die im Dunklen auf euch lauern.
Ab einem gewissen Zeitpunkt im Spiel jagen euch auch wieder Phantome durch das gesamte Anwesen und trachten euch an nach dem Leben. Glücklicherweise seid ihr nicht vollkommen wehrlos. So könnt ihr mit Talismanen, welche rar sind, nervige Zufallsphantome über die gesamte Spielzeit verbannen, aber auch gegen Phantome, die durch die Geschichte bedingt eine wichtige Rolle spielen, können diese eingesetzt werden, mit dem Unterschied, dass diese nur für eine kurze Zeit paralysiert werden. Wie erwähnt sind diese Talismane rar und meist gut versteckt, so bleibt euch nur noch die gute, alte Hasenfuß-Methode.
Sollte sich also ein Phantom bemerkbar machen und ihr seid ohne Talisman unterwegs, so wäre es gesünder, die Beine in die Hand zu nehmen und den nächsten Schrank aufzusuchen. Sobald ihr euch in einem Schrank versteckt habt, wechselt die Bildschirmanzeige und ihr seht einen pulsierenden Ring, der sich für den Spieler als Gefahrenradar herausstellt. Ist die Gefahr vorbei, kann man das Versteck wieder verlassen und sich wieder dem Ergründen der Geheimnisse widmen. Das Spiel selbst ist, wie seine Vorgänger auch, in einzelne Kapitel unterteilt, nach jedem Kapitel kehrt man zum Startbildschirm zurück und kann entweder das nächste Kapitel angehen oder das alte nochmals starten, um etwaige verpasste Gelegenheiten, wie die für das Spiel obligatorischen schlechten Enden, zu erspielen.
„Die technischen Aspekte vermögen nicht zu überzeugen“
Auch hier zeigt sich das Spiel wieder eher von seiner besseren Seite. So gibt es vieles zu entdecken und freizuschalten. Neben einer Galerie für Artworks und Musikstücke, gibt es auch eine Enzyklopädie, welche Charaktere, Organisationen und andere Teile des Spiels näher beleuchtet, teilweise über Corpse Party: Blood Drive hinaus. Eine nette, kleine Spielerei dreht sich um die Gespräche und Schreie, also im Prinzip um die gesamte verbale Kommunikation. So werden am Ende eines Kapitels die Sprachfiles in einem Rekorder gespeichert. Hier könnt ihr Gespräche zusammenstellen und abspielen lassen, aber, wie bereits erwähnt, mehr als eine nette Spielerei für zwischendurch ist dies nicht.
Da erscheinen die Soulful Testimonies schon wesentlich interessanter, denn dies sind kurze Impressionen der Synchronsprecher und durchaus hörenswert. Neben all diesen Dingen gibt es auch wieder die für die Serie typische Galerie der Todesopfer von Heavenly Host für all jene, die ihr Ende in der verfluchten Dimension gefunden haben und deren Namensschilder ihr wieder entdeckt habt. Diese sind hier mit einer kurzen Beschreibung ihres Ablebens abgelegt. Es gibt also viel zu tun in Heavenly Host und trotz der vielen kleinen Dinge, die es zu erspielen gilt, wird man sich hauptsächlich den verschiedenen Enden hinterher widmen. Neben dem typischen True End, welches nach jedem Kapitel winkt, gibt es auch wieder zahlreiche Abzweigungen zu entdecken, die euch ein vorzeitiges, grausames Ende bescheren. So ist zu sagen, dass in Sachen Umfang der Entwickler wieder punkten kann.
Letztendlich steht nun die Frage im Raum, ob man Corpse Party: Blood Drive empfehlen kann. Eine recht knifflige Frage, da das Spiel durchaus viele positive Züge hat und mit guter Sprachausgabe, Soundeffekten, Musik, einer guten Geschichte und einem recht hohen Umfang aufwarten kann. Auf der Gegenseite stehen hingegen die eher schlechte technische Umsetzung und die langen Ladezeiten. Fans der Reihe sollten auf jeden Fall einen Blick riskieren, da es sich zumindest schon aufgrund des Abschlusses der Saga lohnt, alle anderen sollten sich vorher überlegen, ob sie über die technischen Unzulänglichkeiten hinwegsehen können.
Story: Gelungener Abschluss der Trilogie. Außerdem verknüpft Entwickler 5pb die losen Fäden von Corpse Party und Book of Shadows und liefert dem Spieler mit Rückblenden und Enzyklopädie-Einträgen wichtige Informationen.
Gameplay: Traditionelles Survival-Gameplay mit Hide-&-Seek-Mechaniken und einem rudimentären Kampfsystem, mit welchem sich die Phantome verbannen lassen.
Sound: Glänzende japanische Sprachausgabe auf hohem Niveau, unterstützt durch clever einfließende Soundeffekte und einem ebenso beeindruckenden Soundtrack.
Grafik: Wechsel in die dritte Dimension, der aufgrund technischer Unzulänglichkeiten nicht wirklich geglückt ist. Trotz etwas rustikaler Grafikengine ist die Szenerie mit netten Details versehen worden.
Sonstiges: Liebevolle und zugleich bizarre Charaktere, die von jetzt auf gleich durchdrehen können. Galerie und Rekorder der Sprachfiles als Extras.
Geschrieben von Fayt