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Angeschaut! Noragami Vol. 1

Zu den beliebtesten Anime des vergangenen Jahres darf sich wohl die Serie Noragami zählen, die von Januar 2014 bis März 2014 im japanischen TV ausgestrahlt wurde. Der Anime basiert auf der gleichnamigen Fantasy-Manga-Reihe von Adachitoka, die seit Dezember 2010 im Weekly Shōnen Magazine von Kodansha erscheint. Der in Wiesbaden ansässige Publisher KSM hat sich der Serie angenommen und veröffentlicht die aus zwölf Episoden bestehende erste Staffel seit Mitte Oktober auf insgesamt zwei DVDs beziehungsweise Blu-rays. Ich habe mir Volume 1 von Noragami in der Blu-ray-Fassung angeschaut und verrate euch nun, ob sich der Kauf lohnt.

Noragami Tomone
Yato und Tomone, die genug von dem streunenden Gott hat.

Noragami ist ein japanisches Wort, das übersetzt „streunender Gott“ bedeutet. Und genau das ist Hauptcharakter Yato nämlich auch. Ein obdachloser Gott, dessen Traum es ist, eines Tages einen eigenen Tempel zu besitzen. Dafür fehlt ihm aber die nötige Bekanntheit und auch das Geld. Um dies zu ändern, macht er sich selbst zum Liefergott und nimmt für fünf lausige Yen jeden Auftrag an, den er von den Menschen bekommt.

Eldenring Rectangle

Dabei ist es egal, ob es darum geht, eine vermisste Katze zu finden oder das Badezimmer eines jungen Mannes zu reinigen. Das Ganze läuft aber nicht so, wie sich das Yato vorgestellt hat. Tomone, sein Gotteswerkzeug, hält es nämlich nicht mehr bei ihm aus und kündigt. Ein Gotteswerkzeug, auch Shinki genannt, entsteht aus der Seele eines verstorbenen Menschen, nachdem ein Gott sie zu seinem Diener erklärt hat. Ein Shinki besitzt seine frühere menschliche Gestalt, kann von seinem Herrn und Meister aber auch in eine Waffe verwandelt werden.

Eines Tages macht Yato Bekanntschaft mit Hiyori Iki, als diese ihn davor bewahrt, von einem Bus überfahren zu werden. Dummerweise wird sie stattdessen von dem Fahrzeug erfasst und landet daraufhin im Krankenhaus. Wie durch ein Wunder übersteht sie den Unfall nahezu unverletzt, ganz ohne Folgen bleibt die Sache jedoch nicht. Plötzlich ist Hiyori kein normaler Mensch mehr, sondern Halb-Mensch und Halb-Ayakashi. Ayakashi sind eine Art Dämon, die aus den Gefühlen und Ängsten der Menschen geboren werden. Sie haben viele unterschiedliche Größen und Formen. Mal sind sie ganz klein, niedlich und unscheinbar, ein andermal sind sie riesig und greifen sofort an.

Noragami Hiyori
Wenn Hiyori in ihrer Ayakashi-Form ist, besitzt sie einen katzenähnlichen Schwanz.

Da Yato indirekt an Hiyors Verfassung Schuld ist, bittet sie ihn darum, sich ihrer Situation anzunehmen. Kein Problem für den Liefergott, solange er nur seine fünf Yen bekommt. Doch bevor er Hiyori helfen kann, braucht er zunächst ein neues Shinki. Es dauert nicht lange, bis er die Seele eines verstorbenen Teenagers findet und diese zu seinem Diener mit dem Namen Yukine erklärt.

Im Kampf erweist sich Yukine als äußerst praktisch, da er sich in ein langes Schwert verwandeln kann. Yato ist natürlich nicht der einzige Gott, der in Noragami sein Unwesen treibt. In den sechs Episoden von Volume 1 werdet ihr mit weiteren Gottheiten Bekanntschaft machen. Dazu gehören Kofuku Ebisu, die Göttin der Armut, sowie die Kriegsgöttin Bishamon. Mit Letzterer ist nicht zu spaßen, immerhin ist sie auf der Suche nach Yato, weil sie sich geschworen hat, ihn zu töten.

Noragami bietet eine gute Mischung aus Comedy, Action und Drama. Obwohl der Humor in den sechs Episoden allgegenwärtig ist und sich oft in überspitzen Gesichtsausdrücken und Darstellungen der Charaktere zeigt, wirkt er an keiner Stelle deplatziert. Während die ersten beiden Episoden noch verstärkt auf Komik setzen, zeigt Noragami bereits in Episode drei, dass es auch ernste und traurige Facetten vorzuweisen hat. Dazu trägt vor allem Yukine bei, der erst noch verstehen muss, was es heißt, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden.

Insgesamt sind die sechs Episoden sehr kurzweilig und wissen stets gut zu unterhalten. Die Interaktion zwischen den Charakteren ist glaubhaft dargestellt und ihre Handlungen sind die meiste Zeit über nachvollziehbar. Auch die einzelnen Hintergrundgeschichten der Figuren wissen zu überzeugen, vor allem der sonst so fröhliche und gut gelaunte Yato scheint eine interessante Vergangenheit und das ein oder andere Geheimnis zu haben. Glücklicherweise erfährt man aber immer nur einen Bruchteil, sodass die Spannung auf die restlichen Episoden von Noragami aufrechterhalten wird.

Yukine wird von Yato zu seinem Shinki erklärt
Yukine wird von Yato zu seinem neuen Shinki erklärt

Produziert wurde der Anime vom renommierten Studio BONES, das sich unter anderem auch für die Serie Fullmetal Alchemist: Brotherhood verantwortlich zeigte, die ebenfalls bei KSM erscheint. Die Animationen können sich sehen lassen und liegen merklich über dem Durchschnitt. Noragami ist sehr detailreich und hochwertig gezeichnet, was sich verstärkt an den Hintergründen bemerkbar macht. Natürlich gibt es auch vereinzelte Szenen, die einmal nicht ganz so schön aussehen, allerdings kommt dies heutzutage auch noch in den besten Serien vor. Die Action-Szenen wissen zu überzeugen und können mit tollen Kamerafahrten und verschiedenen Perspektiven punkten. Unterlegt wird das Ganze mit einem stimmigen und modernen Soundtrack.

Für die japanische Version hat man sich sehr bekannte Sprecher vor das Mikrofon geholt. Yato wird von Hiroshi Kamiya gesprochen, den man zum Beispiel auch als Trafalger Law in One Piece hören kann. Maaya Uchida (Rikka Takanashi in Love; Chunibyou and Other Delusions) leiht Hiyori ihre Simme und Yukine wird von Yuuki Kaji, vor allem bekannt als Eren Jaeger in Attack on Titan, vertont. In weiteren Rollen sind unter anderem Aki Toyosaki (Yui Hirasawa in K-ON!) als Kofuku und Miyuki Sawashira (Kurapika in Hunter x Hunter 2011) als Bishamon zu hören.

Mal sind die Ayakashi ganz klein und recht harmlos...
Mal sind die Ayakashi ganz klein und recht harmlos…

Die deutsche Synchronisation, die vom Studio DMT Hamburg angefertigt wurde, kann sich ebenfalls hören lassen und muss sich nicht vor dem Original verstecken. Die Hauptcharaktere Yato und Hiyori wurden mit Asad Schwarz, den man als Tamaki Souh in Ouran Highschool Host Club hören kann, respektive Julia Fölster (Hinata Hyuga in Naruto) besetzt, die ihre Sache wirklich gut machen und glücklicherweise noch recht unverbraucht im Bereich Anime sind. Tobias Diakow (Yukio Okumura in Blue Exorcist) macht seinen Job als Yukine ebenfalls gut, klingt stimmlich aber einen Ticken zu alt für den Charakter.

Die Nebencharaktere wurden zum Großteil auch gut getroffen und bieten in den ersten sechs Folgen eigentlich kaum Grund zur Beanstandung. Suffixe wie –san oder-chan werden auch in der deutschen Synchronisation benutzt, sind aber nicht durchgehend zu hören. Einen kleinen Wermutstropfen bringt die deutsche Version dennoch mit sich, denn ab und zu sind Laute oder Schreie nicht synchronisiert worden, sondern im japanischen Originalton zu hören. Dies sollte in der heutigen Zeit eigentlich nicht mehr vorkommen.

...ein andermal sind die groß und gefährlich.
…ein andermal sind die groß und gefährlich.

Der größte Kritikpunkt an der deutschen Version liegt jedoch bei den Untertiteln, denn hier handelt es sich um Dubtitel, was Fans, die Anime gerne im Original mit Untertiteln schauen, weniger gefallen dürfte. Das heißt, die Untertitel sind keine originalgetreuen Übersetzungen des japanischen Skripts, sondern sie entsprechen 1:1 der deutschen Synchronisation, die ja oftmals etwas freier und ausfüllender ist als das Original. Die Untertitel sind in Weiß gehalten und mit einem kleinen, schwarzen Rand versehen, sodass sie die meiste Zeit über gut lesbar bleiben.

Als physische Boni liegen Volume 1 von Noragami eine 5-Yen-Münze und ein Booklet bei. Auf der Disk selbst sind als Extras das Opening „Goya no Machiawase“ von Hello Sleepwalkers und das Ending „Heart Realize“ von Tia ohne Credits, japanische TV-Spots und eine Bildergalerie enthalten.

Fazit

Die ersten sechs Episoden von Noragami erfinden das Rad zwar nicht gänzlich neu, heben sich aber durch ihre interessanten Charaktere, die einem schnell ans Herz wachsen können, angenehm vom heutigen Einheitsbrei ab. Studio BONES liefert einen ordentlichen Mix aus Comedy, Drama und Action ab, der sich auch audiovisuell sehen lassen kann. Die japanische Synchronisation punktet mit vielen bekannten und beliebten Sprechern, die deutsche Fassung wartet dafür mit recht unverbrauchten, aber zum Großteil passenden und überzeugenden Sprechern auf. Wer über die Dubtitel hinwegsehen kann, sollte auf jeden Fall über einen Kauf nachdenken. Ich für meinen Teil hatte großen Spaß mit Volume 1 und freue mich bereits auf die restlichen sechs Episoden von Noragami. In Japan läuft derweil bereits die zweite Staffel mit dem Titel Noragami Aragoto im japanischen TV, die bereits von KSM lizenziert wurde und Ende 2016 beziehungsweise Anfang 2017 hierzulande erscheinen soll.

Technische Daten & Extras

  • Laufzeit: ca. 150 Minuten
  • Format: 16:9 – 1.77:1
  • Ton: Japanisch (DTS-HD 2.0), Deutsch (DTS-HD 5.1)
  • Untertitel: Deutsch (weiße Schrift, schwarzer Rand)
  • Extras: 5-Yen-Münze (Limited Edition), Booklet, japanische TV-Spots, Bildergalerie, Creditless Opening & Ending
  • Verpackung: Digipack im transparenten Kunststoff-Zierschuber mit J-Card, auf der Außenverpackung keine FSK-Angabe