Seit dem 30. September ist Tokyo Xanadu in Japan erhältlich. Ein PlayStation-Vita-Action-Rollenspiel, das von vielen Fans des Entwicklers Falcom schon sehnlichst erwartet wurde. Das zeigen auch die Verkaufszahlen der ersten Woche, denn die sind mit fast 89.000 verkauften Einheiten recht solide. Auch wenn es durch die Namensgebung danach aussieht, hat Tokyo Xanadu rein gar nichts mit der restlichen Xanadu-Reihe zu tun und stellt eine komplett neue IP dar. Ich habe mir die Limited Edition des Spieles vorbestellt, die Dienstag endlich bei mir eintrudelte und mir einmal den Anfang angesehen.
Die Handlung findet in der fiktiven Stadt Morimiya statt, die am Rande Tokios liegt. Oberschüler Kou Tokisaka sieht eines Abends, wie seine Klassenkameradin Asuka Hiiragi von zwei Rowdys angemacht wird und versucht ihr zu Hilfe zu eilen. In diesem Moment entsteht ein roter Riss aus dem Nichts, der sich zu einer unheimlich aussehenden Tür formt und alle Anwesenden mit sich reißt.
Kou findet sich alleine in einer Dungeon-ähnlichen Umgebung wieder und versteht nicht, was passiert ist. Nach einer Weile des Umherirrens findet er endlich Asuka, umzingelt von grotesk aussehenden Kreaturen, die er in seinem Leben noch nie gesehen hat. Noch bevor er irgend etwas tun kann, lässt sie plötzlich ein Schwert erscheinen und besiegt die Monster mit Leichtigkeit. Daraufhin verzerrt sich die Realität ein weiteres Mal und sie sind zurück in Tokio. Natürlich versucht Kou sogleich zu fragen, was das Ganze zu bedeuten hatte, kommt aber nicht weit, weil seine Klassenkameradin ihr Xiphone (etwas ähnliches wie ein Smartphone) hervor holt und ihn durch eine Art Zauber bewusstlos werden lässt.
Unser Protagonist erwacht am nächsten Tag in seinem Bett. Zwar wundert er sich, dass er in seiner Schuluniform geschlafen hat, kann sich aber nicht an die Geschehnisse des letzten Abends erinnern. Er geht wie gewohnt zur Schule und unterhält sich mit seinen Freunden, nur beim Anblick von Asuka kehren die Erinnerungen stückchenweise zurück.
Schon bald ereignet sich der nächste seltsame Vorfall. Kous Kindheitsfreundin Shiori Kurashiki fühlt sich seit einiger Zeit beobachtet, wenn sie alleine ist und erkennt schließlich, dass ihr Verfolger ein riesiges Monster ist! Als sie versucht vor diesem zu fliehen, wird sie durch eine auftauchende rote Tür gezogen. Kou versucht sie zu retten und eilt ihr hinterher. Allerdings wird er in der neuen labyrinthartigen Gegend von kleinen Monstern angegriffen, gegen die er wehrlos ist. Zwar taucht auch Asuka sogleich auf, aber sie sind beide schnell umzingelt.
In diesem Moment bleibt die Zeit stehen und ein kleines, geheimnisvolles Mädchen verleiht Kou die Kraft, ein Soul Device als Verteidigungsmöglichkeit zu nutzen. Die gleiche Fähigkeit wie Asuka sie besitzt, nur hat seine Waffe eine andere Form. Mit der neu gewonnenen Kraft bittet er Asuka darum, mit ihm zusammenzuarbeiten, damit sie gemeinsam Shiori vor den Monstern retten können.
Wer jetzt denkt, die Handlung klingt typisch Anime, der liegt dabei gar nicht so daneben. Die beschriebenen Ereignisse könnten klischeehafter nicht sein und es handelt sich hierbei um ein typisches Schulsetting mit übernatürlichen Elementen, mitsamt einer Zwischenwelt und Oberschüler, die gegen Monster in den Kampf ziehen. Auch die Charaktere machen bislang keinen kreativen Eindruck und sind alle schon einmal da gewesen.
Kou ist der normale Oberschüler, dessen Eltern zurzeit im Ausland arbeiten. Er wird von seiner Kindheitsfreundin geweckt, geht täglich zusammen mit ihr zur Schule und eines Tages findet er heraus, dass er eine besondere Kraft besitzt. Asuka hingegen ist fast schon zu perfekt. Sie hat einige Zeit in den Vereinigten Staaten verbracht und besucht nun wieder eine japanische Schule. Die Jungs fliegen regelrecht auf sie und sie sieht nicht nur gut aus, sondern hat auch noch gute Noten. Wenn das noch nicht genug ist: Das Mitglied einer sehr bekannten Idol-Gruppe besucht ebenfalls Kous Schule…
Dazu kommt, dass der gleiche Zeichner wie in The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel verwendet wurde und sich die Figuren etwas ähnlich sehen. Laut Falcom wurde das Setting und die Gestaltung des Spieles von den jüngeren Mitarbeitern des Teams übernommen und es macht den Eindruck, als würden sie auch auf eine jüngere Spielerschaft hinzielen. Wer sich bei Trails of Cold Steel wohlgefühlt hat, wird es sicherlich auch bei Tokyo Xanadu tun. Es wurde nicht nur die gleiche Engine benutzt, was sich schnell anhand der 3D-Modelle und dem Aussehen des Spieles erkennen lässt, sondern es ist auch reichlich Werbung dafür vorhanden. Erkundet man die Stadt, so wird man in Läden nicht selten von Büchern, Postern, Aufstellern und sogar kompletten Minispielen begrüßt, die Trails of Cold Steels Hauptcharaktere Rean und Alisa enthalten. Zudem gibt es einen beliebten Magical Girl Anime namens Magical Alisa.
Aufgeteilt ist das Spiel in Kapitel, die Eventszenen, Gespräche, einen Free-Time-Part und einen Dungeon-Part enthalten. Nach der Schule kann man sich mit Kou frei bewegen und bestimmte Gegenden der Stadt erkunden. Hierbei trifft man auf allerhand NPC, die sogar Gespräche mit ihm anfangen. Ein Großteil der Schüler und Lehrer werden in Kous Freundesliste auf der Xiphone App NiAR hinzugefügt, wo man ihr Profil und weitere Informationen ansehen kann. Es lohnt sich regelmäßig mit diesen zu reden, denn sie haben oftmals etwas Neues zu sagen und kommen mit eigener Persönlichkeit und Design daher. Für Kenner von The Legend of Heroes: Trails in the Sky ist so etwas kein Neufeld, denn Falcom beweist auch in dieser Reihe, dass sie gut darin sind, interessante NPC zu gestalten und lassen mit diesen kleinere Geschichten erzählen.
Dafür gilt es auch immer mal wieder nachzusehen, ob NPC vielleicht Aufträge für Kou haben. Dadurch gibt es nicht nur mehr Informationen, sondern auch Belohnungen. NiAR verfügt nicht nur über eine Freundesliste, sondern man kann darüber auch Voice Mails empfangen, die in der App gespeichert werden. Zudem stellt es eine Art Lexikon für das Spiel dar. Gefundene Bücher, Rezepte, die Zusammenfassung der einzelnen Kapitel, Ergebnisse der Dungeon und Informationen der Feinde. Hier ist alles nachschlagbar.
Den ersten Dungeon bestreitet man mit Kou und Asuka und kann zwischen diesen frei hin und her wechseln. Beide verfügen über ein jeweils anderes Element. Um gezielt den Schwachpunkt der Gegner auszunutzen, wird man also mit beiden spielen müssen. Das Kampfsystem ist ähnlich wie Ys oder Nayuta no Kiseki actionbasierend. Hierbei ist man nicht nur in der Lage normale Angriffe und Combos auszuführen, sondern kann auch weiter entfernte Feinde mit Magie ausschalten. Letzteres zehrt allerdings an einer Leiste, die sich erst wieder auffüllen muss.
Springen und zur Seite wegrollen helfen dabei, möglichen Angriffen auszuweichen und jeder Charakter verfügt über einen Spezial Angriff, der ordentlich Schaden austeilt. Im ersten Dungeon fühlt sich alles noch recht simpel an. Der Weg ist eher geradelinig, die Schalter um Türen zu öffnen sind schnell zu finden und ansonsten ist es nur einfaches Durchrennen und nebenbei Kisten und Schatztruhen zerstören. Monster treten in keiner Vielzahl auf und sind nicht schwer zu erledigen. Vielleicht ändert dies einer der höheren Schwierigkeitsgrade, aber da ich auf Normal spiele, kann ich dies nicht beurteilen.
Vor einem Endgegner werden die Leistungen des Spielers bewertet und entsprechend ein Rang vergeben. Hierbei zählen Dinge wie Zeit, genommener Schaden, erledigte Monster und gefundene Schatztruhen.
Der erste Endgegner war auch keine wirkliche Herausforderung, weil man dessen Angriffsmuster leicht durchschauen konnte, so habe ich den Kampf ohne Schaden zu nehmen abschließen können. Wahrscheinlich wird sich dies bei späteren Bossen ändern. Gleiches gilt hoffentlich für das Dungeon-Design. Manchmal hat man nur leider das Gefühl, dass der wirkliche Feind die Kamera ist. Sie lässt sich frei bewegen, aber sorgt vor allem für Probleme, wenn man sich für längere Zeit auf einen stärkeren Feind konzentrieren muss.
Bei der musikalischen Untermalung gibt es bislang nichts zu meckern und auch die Grafik ist für Vita-Verhältnisse hübsch mitanzusehen. Falcom hat zudem viel Wert auf die Gestaltung der Gegenden der Stadt, Hintergründe und die Charaktere gelegt. Die 3D-Modelle bewegen zum Beispiel beim Sprechen ihre Münder. NPC sind dagegen mit allerhand Dingen beschäftigt und stehen meist nicht nur blöd herum. Ein Mädchen im Krankenzimmer ist zum Beispiel am Stricken und ein Mann in der Stadt ist dabei, Taschentücher zu verteilen.
Weitere Funktionen des Spieles konnte ich bislang noch nicht testen, da ich mich momentan erst im zweiten Kapitel befinde. Ich kann aber sagen, dass das Spiel trotz klischeehafter Handlung und Charakteren jetzt schon viel Spaß bringt und teils sogar etwas an Persona 3 und 4 erinnert – im positiven Sinne. Da es sich hierbei um einen Titel von Falcom handelt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass spätere Teile des Spieles mit Twists und weniger klischeehaften Inhalten daherkommen werden. Ich freue mich auf jeden Fall schon darauf, weiterzuspielen.
Wer vor hat, Tokyo Xanadu zu importieren, sollte sich im Klaren sein, dass das Spiel sehr textlastig ist und nicht immer einfaches Japanisch verwendet. Der erste Action-Part, mit Gegner und Endgegner, kam für mich erst nach fast drei Stunden Spielzeit und dauerte nur 15 Minuten an. Dabei habe ich mir sogar zu viel Zeit gelassen, was sich negativ auf meinen Dungeon-Rang ausgewirkt hat. Vielleicht haben wir ja Glück und können uns bald auf eine Ankündigung für den Westen freuen. Die Chancen, dass XSEED Tokyo Xanadu in den Westen bringt, stehen nämlich gar nicht so schlecht.
geschrieben von Justy