Kurz nach dem Ende von Ghost in the Shell: Stand Alone Complex folgte im Jahr 2004 bereits eine Fortsetzung mit dem Titel Ghost in the Shell: S.A.C. 2nd GIG. Diese Fortsetzung schließt an die Ereignisse der ersten Staffel an und behandelt die gleichen Protagonisten.
Nipponart hat heute die Blu-ray-Box zur zweiten Staffel auf Deutsch veröffentlicht; damit können Fans nun die gesamte Serie in guter Bildqualität genießen. Da die Veröffentlichung der der ersten Staffel sehr ähnlich ist, werden wir nur kurz darauf eingehen und uns stärker dem Inhalt des Animes widmen.
Wie auch die erste Staffel wurde 2nd GIG im untypischen Format von zwei Folgen zu Beginn jedes Monats veröffentlicht. Vorher konnten diese in „Stand Alone“- und „Complex“-Episoden unterteilt werden, in der zweiten Staffel gibt es sogar drei Arten von Folgen:
- Individual-Folgen befassen sich mit der Haupthandlung um Hideo Kuze und die Individual Eleven
- Dividual-Folgen drehen sich um Kazundo Gouda
- Dual-Folgen stehen für sich
Wirklich episodische Folgen gibt es nur noch wenige, die Mehrheit ist zumindest ein bisschen in die Handlung integriert. Damit einher geht auch, dass die tatsächliche Haupthandlung länger und komplexer als im Vorgänger ist.
Im Zentrum der Handlung steht das Flüchtlingsproblem Japans: Das Land hat nach dem vierten Weltkrieg für den Aufbau mehrere Millionen Ausländer in das Land gelassen, die nun jedoch unter schlechten Bedingungen in abgetrennten Gebieten leben und nur wenige Rechte haben. Verschiedene Leute, darunter der spätere Flüchtlingsführer Hideo Kuze, sehen es als ihr Ziel an, diese Menschen zu befreien.
Neben Hideo Kuze spielt Kazundo Gouda, Vorsteher des japanischen Nachrichtendienstes, eine zentrale Rolle für die Handlung. Er verfolgt offenbar seine eigenen Ziele. Sektion 9 findet sich zwischen diesen beiden Parteien wieder und muss herausfinden, was Kuzes und Goudas überhaupt erreichen wollen.
Das Setting hat noch immer eine bedeutsame Rolle für die Handlung, statt der Erforschung der Cyberpunk-Elemente und der moralischen Konsequenzen steht in der zweiten Staffel aber stärker die Politik im Vordergrund. Die Manipulation der Massen durch die Medien ist ein wichtiges Thema; umso bedrohlicher wird die Situation, weil jeden Moment ein Aufstand oder ein Bürgerkrieg in Japan eskalieren könnte.
Einige Charaktere, über die man bisher noch wenig erfahren hat, werden in 2nd GIG genauer beleuchtet, darunter Aramaki, Borma und Paz. Am meisten Zeit wird aber weiterhin Motoko und Batou gewidmet. Diesmal erfährt man mehr über Motokos Vergangenheit, wenn auch auf eine sehr subtile und ebenso gelungene Weise.
Ein Lob verdient die zweite Staffel definitiv für die Darstellung des Charakters Hideo Kuze. Auch wenn er augenscheinlich ein Antagonist ist, werden seine Vergangenheit, seine Motive und sein Wirken genau beleuchtet. Stellenweise sympathisiert der Zuschauer sogar sehr mit ihm und seinem Bestreben. Sektion 9 ist nicht per se sein Gegner, sie wollen lediglich eine Katastrophe verhindern, die Japan zu ereilen droht.
Weniger nachvollziehbar dargestellt hingegen ist Gouda, dessen Ziele sich im Verlauf der Serie zwar offenbaren, der aber stets ans unsympathisch dargestellt wird. Schnell merkt der Zuschauer, dass man ihm nicht trauen kann. Was er tatsächlich vorhat, enthüllt sich allerdings erst Stück für Stück, und das macht die Angelegenheit spannender.
Dennoch spielt sich die Handlung der zweiten Staffel erheblich langsamer ab. Die meisten Folgen haben etwas mit dem Flüchtlingsproblem zu tun, die Handlung wird aber nie so mitreißend wie das Finale des Vorgängers. Das liegt vielleicht daran, dass es nur drei komplett unabhängige Folgen gibt, der Rest ist handlungsrelevant. Dadurch wird die Handlung zwar komplexer, aber auch ein wenig träger: Es passiert zwar ständig etwas, doch beeindrucken können nur die wirklich wichtigen Momente.
Das Finale ist dennoch gelungen inszeniert worden. Man muss jedoch aufmerksam sein, um den Ereignissen folgen zu können. Wer aufpasst, wird ganz am Ende mit einer besonderen Überraschung belohnt werden – eine, die durchaus emotionale Wirkung entfaltet.
Die deutsche Umsetzung
Die Qualität des Remasters, die Verpackung und das Bonusmaterial entsprechen weitestgehend denen der ersten Staffel. Die HD-Bilder wirken größtenteils klar und abgesehen davon, dass die Kantenglättung manchmal stärker hätte ausfallen können, gibt es nichts zu beanstanden. Als Bonusmaterial gibt es erneut zahlreiche Interviews, die dem Zuschauer einen tiefen Einblick in die Produktion und die Hintergründe der Serie ermöglichen; auch über die Geschichte erfährt man auf diese Weise noch ein bisschen mehr.
Wie auch die erste Staffel wird 2nd GIG in einem „Nova-Schuber“ ausgliefert, das ein Digipack mit vier Discs enthält. Auch diesmal liegt wieder ein dünnes Booklet dabei, das jedoch nicht ganz so viel Mehrwert bietet. Interessant sind aber die Hinweise auf Popkultur-Referenzen, die dem durchschnittlichen Zuschauer in der Serie sonst entgangen wären.
Die deutsche Vertonung ist erneut hervorragend, auch die Sprecher der neuen Charaktere Kuze und Gouda blühen in ihren Rollen auf. Etwas unangenehm fällt auf, dass japanische Ortsnamen und Begriffe nicht immer korrekt ausgesprochen werden. Das wäre weniger schlimm, wenn es nicht so inkonsistent wäre: Der Name „Kuze“ oder der Ort „Dejima“ werden von Sprecher zu Sprecher anders betont, was leicht negativ auffällt.
Fazit
Ghost in the Shell: S.A.C. 2nd GIG ist ein weiterer Ausflug in die cyborgisierte Zukunftswelt, der sich diesmal besonders auf die politische und gesellschaftliche Ebene konzentriert. Animation und Musik sind weiterhin fantastisch, die Handlung selbst aber langsamer als in der ersten Staffel. Deshalb kommen die Höhepunkte nicht ganz so gut zur Geltung, unterm Strich handelt es sich aber dennoch um eine gelungene Fortsetzung, die ihr Geld allemal wert ist.
Die Fortsetzung „Solid State Society“ wurde übrigens im März erstmals in Deutschland veröffentlicht. Leider konnten für diesen Film nicht die ursprünglichen Sprecher der Serie engagiert werden. Für Fans von Ghost in the Shell oder Anhänger des O-Tons wird sich ein Blick aber dennoch lohnen.
Technische Daten & Extras
- Laufzeit: ca. 650 Minuten
- Format: 16:9 / 1080p High Definition
- Ton: Japanisch (DTS-HDMA 5.1), Deutsch (DTS-HDMA 5.1)
- Untertitel: Deutsch (weiße Schrift, schwarzer Rand)
- Extras: Trailer, Blank Endings, zahlreiche Interviews, informatives Booklet
- Sonstiges: 26 Miniepisoden „Der Alltag der Tachikoma“
- Verpackung: Schuber, Digipack, ablösbarer FSK-Aufkleber (nicht jedoch auf dem Digipack)