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Im Test! Titan Souls

Auch wenn der Name von Titan Souls darauf hindeutet, dass es sich um einen Ableger der Souls-Spiele handelt, hat das von Acid Nerve entwickelte Top-Down-Adventure bis auf die Frequenz, in der der Spieler ins Gras beißt, wenig mit den Souls-Spielen zutun. Die Idee hinter dem von Devolver Digital herausgegebenen Action-Adventure entstand im Rahmen des bereits über ein Jahr vergangenen Ludus Dare Game Jam. Ziel war es, innerhalb weniger Tage ein Spiel unter dem Motto „You Only Get One“ zu entwickeln und zu präsentieren. Auf die Augen gab es am Ende einen Kampf zwischen einer verhältnismäßig mickrigen Pixelfigur und einem Titanen: ein Endgegner, ein Pfeil, eine Aufgabe – den einen, schwachen Punkt des Gegners treffen.

Titan Souls_20150420193957Selbstverständlich hat sich seit dem Ludum Dare Game Jam einiges getan: neben einer FullHD-Auflösung mit 60 Bildern pro Sekunde wartet Titan Souls mit einer komplett neuen Engine, Animationen und Soundtrack auf. Selbstredend wurde auch das Gegnerkontingent erweitert. Ob Titan Souls das Ding zum Titanenjäger hat oder leichte Beute ist, lest ihr in unserem Test!

Die Geschichte zu Titan Souls ist so komplex wie sie nicht existent ist. Der Protagonist, namenlos, findet sich in einem Umfeld wieder, welches entfernt an Maya-Ruinen erinnert. Nach einer kurzen, interaktiven Erklärung zur Steuerung besteht die Möglichkeit, die Region zu erkunden, wobei schnell wird klar, dass die einzige Möglichkeit voranzuschreiten durch die noch verschlossenen Türen führt. Hinter jeder dieser Türen, welche sich durch einen Schuss mit dem Pfeil öffnen lassen, verbirgt sich einer von insgesamt über zwanzig Titanen.

„Die Komplexität der Geschichte finden Spieler in der Steuerung wieder.“

Die Komplexität der Geschichte finden Spieler in der Steuerung wieder. Während ein Button für den Pfeil zuständig ist, welcher, nachdem er geschossen wurde wieder herangezogen werden kann wie ein Jedi-Schwert, rollt sich der Protagonist bei Betätigung des anderen Buttons. Hält man letzteren gedrückt, läuft die kleine Pixelfigur schneller als gewöhnlich, was Ausweichmanöver begünstigen soll. Erwähnenswert ist, dass nach der Rolle wenige Sekunden vergehen müssen, bevor ihr erneut ausweichen könnt. Angriffen von Titanen, welche teilweise ein Viertel des gesamten Bildschirms einnehmen, mit einem so stark limitierten Inventar an Möglichkeiten auszuweichen, ist die größte Genugtuung, die Titan Souls dem Spieler bietet.

Es steht außer Frage, dass der Fokus des Pixelabenteuers auf dem Vernichten der zahlreichen Titanen liegt. Das ganze Morden wird durch das eine oder andere Rätsel aufgelockert, welche hinsichtlich ihrer Frequenz leider zu wünschen übrig lassen. Eröffnet sich durch das Lösen eines Rätsel das Tor zum Glück durch welches die Halle des Titanen betreten wird, könnt ihr euch darauf einstellen, den Weg vom zuletzt berührten Checkpoint-Podest zur Halle des Titanen zu gehen, denn schon Matthias Claudius wusste: der Tod ist gewiss, die Stunde ungewiss.

„Schon Matthias Claudius wusste: der Tod ist gewiss, die Stunde ungewiss.“

Fast alle Bossgegner schlummern im Moment, in dem der Spieler die Halle betritt, friedlich und werden erst mit einem Schuss aus eurem magischen Bogen aufgeweckt. Dann heißt es schnell sein: Pfeil ansaugen, wegrollen, ausweichen, Richtung wechseln und erst die Priorität auf das eigene Leben setzen. Erst nachdem die Schwachstelle des Gegners ermittelt ist, lohnt es sich die Sehne des Bogens zu spannen. Besagte Schwachstellen lassen sich meist nach der ersten Offensivaktion der Gegner erspähen und so liegt es nur noch am handwerklichen Geschick, die Seele des Titanen einzukassieren.

Titan Souls_20150420205313Bis das Kleinhirn die Bewegungsprogramme abgespeichert hat, vergehen allerdings einige Tode und wäre die Landschaft üppiger, gäbe es Schatzkisten, Geheimnisse oder auch nur einen Hauch von Grund, das Umfeld zu erforschen, wären die Tode um ein Vielfaches einfacher zu verkraften. Wie bereits erwähnt, ist der Tod gewiss, lediglich der Zeitpunkt ist variabel und das gilt auch für eure Widersacher – habt ihr fünf, zehn oder zwanzig Minuten schweißtreibender Arbeit hinter euch, glühen die Fingerkuppen, folgt die Belohnung: eine Animation, wie der für außenstehende geschlechtlos erscheinende Hauptcharakter die Seele des Titanen in sich aufnimmt. Die Kontrolle über den Charakter wiedererlangt, sucht man vergeblich nach Veränderungen. Keine neuen Fähigkeiten, keine neuen Waffen, keine neuen Bewegungen: nach wie vor stehen ein Pfeil und eine Rolle zur Verfügung, um das eine Ziel zu erreichen.

Titan Souls_20150420225628Begleitet wird das Abenteuer von einem ambitionierten Soundtrack, in dem jedes Musikstück passend gewählt ist. Beim Durchstreifen der adretten Spielwelt, welche im Pixelgewand zu überzeugen weiß, unterstreichen ruhige Stücke das Gefühl der Einsamkeit. Werden die Hallen der Titanen betreten, nimmt das Spiel durch temporeiche Musik auch hörbar an Fahrt auf. Visuell machen Spielwelt und Widersacher, auch wenn hier kein Rad neu erfunden wird, einen ordentlichen Eindruck. Der Grafikstil ist passend gewählt, das Schlachten und Morden läuft, wie erwartet, absolut flüssig und ohne Einbrüche mit 60 Bildern pro Sekunde.

Für Langzeitmotivation soll der berühmt-berüchtigte „New Game Plus“-Modus sorgen: wem der erste Durchgang, der bei fähigen Seelenjägern zwischen drei und vier Stunden in Anspruch nimmt, nicht genug ist, hat die Möglichkeit die Titanen noch einmal ohne die Möglichkeit auf das Wegrollen und mit nur einem Leben zu bezwingen.

Fazit

Für die ersten 90 Minuten geht das System voll auf: ein Pfeil, ein Leben, ein Ziel, spannende Atmosphäre. Auch kommt Titan Souls untermalt von herausragender, auf die jeweilige Situation zugeschnittener Musik daher. Wehrmutstropfen stellen fehlender Tiefgang und Bezug zur Hauptfigur dar und nach dem x-ten Ableben wird deutlich, wie inhaltslos die sonst stimmungsvolle und hübsche Spielwelt tatsächlich ist.

„Für die ersten 90 Minuten geht das System voll auf.“

Dass ein Entwicklungsprozess des Protagonisten gänzlich ausbleibt, begünstigt die durch tausend Tode ausgelöste Frustration und das Geschehen auflockernde und erfrischende Rätsel kommen leider zu kurz. Erfahrene Jäger im Besitz des Adlerauges erreichen sicher nach wenigen Stunden den Abspann, während bei mit Holzpfeil bewaffneten Anfänger-Abenteurern das Schicksal ungewiss ist.

Story: Tiefgang bleibt hier Fremdwort. Eine Story im Sinne einer Geschichte ist nicht existent: laufen, rollen, schießen und töten ist hier Phase. Hier wäre mehr möglich gewesen!

Grafik: FullHD-Auflösung, 60 Bilder pro Sekunde, eine liebevoll gestaltete Spielwelt im Pixelgewand mit Widersachern, welchen es nicht an Details fehlt.

Sound: Die Soundkulisse setzt sich aus zu jedem Anlass passenden Stücken und präzisen Soundeffekten zusammen. Eine Sprachausgabe gibt es nicht.

Gameplay: Die Zwei-Knopf-Steuerung, welche lediglich laufen, schießen und rollen zulässt, ist präzise. Das Bezwingen der Titanen erfordert mehr handwerkliches Geschick als geistige Überlegenheit.

Sonstiges: Der Stoff aus dem Nervenzusammenbrüche sind! Spieler mit schwachen Nerven und/oder Herz sollten sich wo anders umschauen. Speicherstände können dank Cross-Save-Funktion zwischen PlayStation 4 und PlayStation Vita auch mitgenommen werden.

geschrieben von awake

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