In Japan ist das Phänomen Puzzle & Dragons längst ein gefeierter Hit mit Suchtpotential des aufstrebenden Entwicklers GungHo Online Entertainment, zumeist als Mobiletitel. Die Serie, bestehend aus einer Komposition aus Puzzle, Rollenspiel und Pokémon, fasste schnell Fuß, sodass binnen kürzester Zeit der Genremischling auch andere Plattformen eroberte und diverse Kollaborationen ans Tageslicht brachte.
So brachte man einerseits einen Ableger namens Puzzle & Dragons Z für Nintendo 3DS heraus und gemeinsam mit Nintendo selbst arbeitete man zudem an der Kollaboration mit dem weltbekannten Klempner Mario höchstpersönlich in Puzzle & Dragons: Super Mario Bros. Edition. Als Einstieg erhält Europa gleich beide Titel auf einem Modul mit Puzzle & Dragons Z + Puzzle & Dragons Super Mario Bros. Edition. Ob dies auch hierzulande für einen Bombenerfolg ausreicht, erfahrt ihr in unserem Test!
Die Handlung – weder Puzzle noch Drache
Die Handlung ist in beiden Spielen denkbar einfach gehalten. Der Plot in Puzzle & Dragons: Super Mario Bros. Edition entspricht der Grundformel der Reihe um den berühmten Klempner. Im Pilzkönigreich tauchen plötzlich Sphären auf, doch ehe Mario diese erforschen kann, wird Prinzessin Peach abermals von Erzfeind Bowser in die weite Ferne entführt. Zu allem Überfluss weiß Bowsers Hofmagier Kamek die Macht der Sphären zu nutzen und so werden Mario und seinen Kumpanen stets Steine in den Weg gelegt, nicht nur im metaphorischen Sinne. Kurioserweise wissen nach der Entführung die Toads bestens Bescheid über die Sphären im Spiel. Vom Erkunder zum Lehrling macht ihr euch zuerst als Mini-Mario auf, um Prinzessin Peach abermals aus den Fängen der Reptilien zu retten.
In Puzzle & Dragons Z lernt ihr hingegen ein gänzlich anderes Setting kennen, das auch dem Titel deutlich gerechter wird. In der Welt Dragomessia leben Menschen und Drachen in Koexistenz miteinander, dabei werden die fünf Drachengötter als Leitfiguren gesehen. Als Protagonist wollt ihr natürlich ebenfalls den berühmten Drachenwächtern angehören, welche die Macht der Sphären beherrschen. Dafür legt ihr eines Tages gemeinsam mit eurem Freund in eurer Heimat, der Stadt Zed City, die entsprechende Prüfung im hochmodernen Rangerzentrum ab, wo ihr eure Karriere beginnt.
„Die Handlung ist nahezu irrelevant“
Um die Dramatik zu erhöhen, droht die Zerstörung der Welt, indem die mysteriöse Organisation namens Paradox die Wirkung der Siegel stört, welche die Welt zusammenhalten. Dies führt dazu, dass viele Landteile sich in Form von Puzzleteilen in die Luft begeben und so unerreichbar sind. Glücklicherweise erscheint zur selben Zeit ein kleiner Drache mit Amnesie, der dennoch die Lösung aller Probleme zu kennen scheint. Wohin wird euch aber eure Reise letztlich führen?
Insgesamt wirken die Handlungen am ehesten als Bindeglied zwischen den einzelnen Dungeons als irgendetwas anderes. Selbst scheinbar wichtige Autoritätspersonen benehmen sich seltenst wie solche. Die Geschichte versucht anstatt einer interessanten Handlung mit schwacher Komik zu punkten, was in den meisten Fällen aber in ein müdes Lächeln mündet. Selbstverständlich muss auch bedacht werden, dass das Spielprinzip grundlegend auf ein breites Publikum abzielt und daher unter anderem auch für ein jüngeres Publikum entsprechend angepasst werden muss, nichtsdestotrotz schadet die nahezu irrelevant erscheinende Geschichte mehr dem Gesamtbild anstatt dieses gelungen wirken zu lassen. Selbst klassische Monstersammler wie Pokémon oder Dragon Quest Monsters können zumindest Plots anbieten, die akzeptabel sind.
Bewegen anstatt tauschen
Im Gegensatz zur Handlung bietet die Spielmechanik eine gänzlich andere Erfahrung. Geboten wird eine gekonnte Mischung aus Mobile-Game und Monster Breeder. Den größten Teil der Zeit im Spiel verbringt man in Dungeons und dort ausschließlich damit, mindestens drei Sphären einer Farbe entweder horizontal oder vertikal aneinanderzureihen.
Dies geschieht jedoch nicht durch den Tausch von zwei nebeneinander liegenden Blöcken wie in vielen Puzzlespielen aus der Neuzeit, sondern dadurch, dass ihr eine beliebige Sphäre mit einem Zug quer durch das Spielfeld zieht, bis die eben beschriebene Grundbedingung erfüllt ist. Dabei verläuft alles in Runden, was dem gesamten Spiel doch einen gewissen RPG-Charakter verleiht. Erst bei der Bewegung einer Sphäre fängt ein Zeitlimit an, bis dahin hat man alle Zeit der Welt, um sich den eigenen Zug durch den Kopf gehen zu lassen.
Trotz des zuerst einfachen Spielprinzips ist dieser Schritt essenziell, denn eine Aneinanderreihung von mindestens drei Sphären erfüllt zwar die Grundaufforderung, jedoch ist es mit dieser nicht getan. Da man eine Kugel eine bestimmte Zeit frei bewegen kann, sollte man diese auch bewusst nutzen und durch die Verschiebung möglichst viele Aneinanderreihungen bilden, um dementsprechend Combos auszulösen. Ein einzelner Angriff mag zwar einen gewissen Schaden anrichten, erst mit Combos wird aber das Spielsystem vollständig ausgenutzt, denn mit jedem Kettenglied einer Combo werden Angriffe um ein Vielfaches erhöht.
Ein weiteres Element der Spielmechanik sind die Attribute der Sphären und der Teammitglieder. So greifen nur Teammitglieder an, deren Attribut auch in der Combo aktiviert wird. Besitzt man also ausschließlich Teammitglieder des Attributs Feuer, können diese nur angreifen, wenn die Combo mindestens eine Aneinanderreihung von Feuersphären enthält. Des Weiteren reagieren die Attribute in zwei verschiedenen Konstellationen miteinander. Einerseits bilden Feuer, Wasser und Wald eine Dreieinigkeit, andererseits reagieren Licht und Dunkelheit empfindlich aufeinander. Da man grundsätzlich auf jede Sphärenart im Spiel gleichermaßen stoßen kann, ist es ratsam, eine Gruppe zu bilden, die sämtliche Attribute abdeckt, um möglichst regelmäßig angreifen zu können. Im späteren Spielverlauf stößt man auch auf Teammitglieder, die mehreren Attributen angehören, was die Gruppenzusammenstellung deutlich erleichtert.
„Das Fundament für Europa ist gelegt“
Im Verlauf der Kämpfe füllt sich auch die Anzeige für Fähigkeiten. Jedes Teammitglied verfügt über eine Fähigkeit, die ganz unterschiedlich ausfallen kann. So kann etwa massiver Schaden ausgeteilt werden oder aber die Sphären eines Attributs wandeln sich in ein anderes um. Des Weiteren löst auch der Anführer eines Teams automatisch eine Fähigkeit aus, welche in der Regel unterstützend wirkt. Vor jedem Dungeon ist außerdem ein zusätzlicher Helfer auszuwählen, der einen Dungeon lang als Teammitglied aushilft und mit einer weiteren hilfreichen Fähigkeit daherkommt.
Das ganze Micromanagement um die Gruppenzusammenstellung und die Fähigkeiten ist tatsächlich auch notwendig, da der Schwierigkeitsgrad trotz des einfachen Spielprinzips doch formidabel ansteigen kann, was die beiden Spiele deutlich interessanter macht. Dungeons müssen aber nicht nur fordernde Kämpfe beinhalten. Mitunter gibt auch Weggabelungen. Die Entscheidung bei diesen wird durch die Sphärenart, die aneinandergereiht wird, entschieden. Ferner trifft man auch auf Schatztruhen, die sich unter variierenden Bedingungen öffnen lassen und zusätzliche Schätze gewähren.
Durch das Bestreiten der Dungeons bringt man nicht nur die magere Handlung voran, sondern erhält viel wertvollere Items, mitunter Eier, aus denen im virtuellen Brutkasten neue Verbündete schlüpfen. Weiterhin können im zentralen Dreh- und Angelpunkt Verbündete ohne Nutzen für die Hauptgruppe geopfert werden, damit die Mitglieder dieser mehr Erfahrung erhalten. Der Großteil an Verbündeten lässt sich durch diverse Gegenstände auch fortentwickeln, ebenso lassen sich auf ähnliche Weise schlummernde Kräfte von Gruppenmitgliedern erwecken.
Insgesamt ist die Spielmechanik von Puzzle & Dragons Z weiter ausgebaut als in Puzzle & Dragons: Super Mario Bros. Edition. So schließen sich im letzteren Titel Verbündete direkt nach Dungeons an und während im originalen Spiel von Gungho Online Entertainment durch Relikte kein Ende für Dungeons existiert, fehlt dieser Modus in der Kollaboration, genauso wie die Interaktionen via StreetPass.
Gegensätze ziehen sich an
Ganz ohne Hintergedanken entstand wohl die Kombination beider Titel nicht. Während Puzzle & Dragons Z in einem modernen Setting spielt und man etwas nüchterner mit Farben umgeht, wirkt das bunte Abenteuer im Pilzkönigreich in Puzzle & Dragons: Super Mario Bros. Edition wie eine seltsame Traumwelt mit surrealem Ambiente. Auch musikalische Unterschiede sind zu verzeichnen. So ist die Musik in der Kollaboration stets fröhlich in ihrer Natur, während das originale Spiel mit Rock daherkommt. Zu loben ist auch die deutsche Lokalisierung des Titels.
Das Rundumpaket
Puzzle & Dragons Z + Puzzle & Dragons Super Mario Bros. Edition ist ein grundsolides Paket zur Einführung der in Japan längst populären Reihe in Europa. Vorteilhaft ist, dass sich beide enthaltenen Titel gut ergänzen, sodass der Spielspaß nicht nur von kurzer Dauer sein muss. Insgesamt ist die einfache Spielmechanik, die nichtsdestotrotz durch ihr Micromanagement brilliert, weitaus interessanter als die lächerlich flache Handlung. Am ehesten eignet sich dieses Doppelpack für Spieler, die eine neue Erfahrung im Bereich der Puzzle- oder Rollenspiele suchen und ihren Fokus auf Action anstatt Komplexität setzen. Ob sich Puzzle & Dragons auch in Europa durchsetzen wird, bleibt noch abzuwarten, doch die bunten Sphären legen ein festes Fundament für die Reihe in Europa.
Story: Kaum erwähnenswert, nur Vorwand für Gameplay.
Gameplay: Einfach zu lernender Puzzlespaß, viel Micromanagement möglich.
Grafik: Kontrast zwischen unheimlich bunt und simplen Farbtönen.
Sound: Angenehmer Mix aus Rock und fröhlichen Tönen.
Sonstiges: Deutsche Lokalisierung vorhanden.