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Angeschaut! Terror in Tokio Vol. 1

Terror_in_Tokio_Vol_1_Szenenbilder_07.300dpiTerror in Tokio (jp.: Zankyou no Terror) ist das neuste Werk von Regisseur Shinichirou Watanabe, bekannt für Geniestreiche wie Cowboy Bebop und Samurai Champloo, das letztes Jahr im japanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Nun ist die erste Hälfte der Serie dank Universum Anime auch in Deutschland verfügbar, und die zweite Hälfte wird ebenfalls nicht lange auf sich warten lassen – am 10. Juli wird sie bereits  erscheinen.

Die Serie dreht sich, wie der Name bereits andeutet, um eine Gruppe von Terroristen in Tokio, die mit mysteriösen Botschaften ihre Anschläge ankündigen. Die Handlung folgt einerseits den beiden Jugendlichen Nine und Twelve, die hinter dieser Aktion stecken, und andererseits dem Detektiv Shibazaki, der den Fall aufklären will. Schnell wird klar, dass der Schlüssel zur Lösung des Rätsels in der Vergangenheit der Terroristen liegt – doch es gestaltet sich für Shibazaki als äußerst schwierig, mehr darüber in Erfahrung zu bringen.

Die beiden Terroristen-Protagonisten haben gegensätzliche Persönlichkeiten: „Ein Lächeln, so strahlend wie die Sonne an einem heißen Sommertag, und ein Mann mit Augen wie aus Eis“, beschreibt ein Mädchen namens Lisa die beiden passend. Auch Lisa hat mit Problemen zu kämpfen:  Mobbende Mitschüler sowie Probleme mit ihrer Mutter bringen sie schließlich dazu, von zuhause Reißaus zu nehmen und sich den beiden Jungen anzuschließen. Doch eine Frage stellt sich allen: Welches Ziel verfolgen Nine und Twelve mit ihren Anschlägen?

Terror_in_Tokio_Vol_1_Szenenbilder_03.300dpiTerror in Tokio bewegt sich fernab dessen, was heute Anime-Standard ist. Ernsthafte Geschichten in einem realistischen Setting sind ohnehin schon selten. Diese Serie hat aber zudem das Glück, von hervorragenden Künstlern und mit einem guten Budget umgesetzt worden zu sein. Um die sehr hochwertige Animation kümmerte sich das noch junge Studio MAPPA, das bereits Watanabes letztes Werk Sakamichi no Apollon -Kids on the Slope- umsetzte.

Ein ganz großes Lob gilt dem Soundtrack von Yoko Kanno. Dieser wurde, wie Kanno erklärte, schon zwei Jahre vor dem Start der Anime-Serie fertiggestellt. In diesem Fall gilt also: Die Musik entstand auf Grundlage der Konzepte, doch in Wirklichkeit richtet sich auch die Animation nach der Musik, nicht nur umgekehrt. Die Stücke selbst sind hochgradig individuell, wie es für Kannos Werke üblich ist, und wurden diesmal in Irland aufgenommen. Neben Liedern mit englischen Texten gibt es also auch irische, die teilweise sogar relevant für die Geschichte des Animes sind. Auffällig ist ohnehin die große Zahl an gesungenen Stücken, die sich erfreulicherweise alle nahtlos ins Geschehen einfügen.

Die Geschichte von Terror in Tokio ist nicht nur von der Idee her interessant, sondern auch sehr ansprechend präsentiert. Bild, Ton und Inhalt vermischen sich zu einem sehr ästhetischen Gesamtbild. So spannend die Grundidee allerdings auch ist, die Geschichte leidet unter zwei beträchtlichen Schwächen: Einerseits lenkt ein später auftauchender Charakter namens Five die Handlung in eine Richtung, die ihr absolut nicht gut tut, und andererseits bietet der Plot trotz vieler Höhepunkten und trotz des beeindruckenden Endes viele Logiklücken und die Charaktere handeln oft nicht ganz nachvollziehbar.

Das ändert jedoch nichts daran, dass Terror in Tokio ein sehr überdurchschnittlicher Anime ist, dem man zwar auf kritischer Ebene  durchaus einiges anlasten kann, der aber mindestens genauso viel wirklich richtig macht. Klar ist, dass die Serie, spätestens wenn am Ende der letzten Episode die Musik eingespielt wird, definitiv einen bleibenden Eindruck hinterlässt – etwas, das bei weitem nicht jeder Anime schafft.

Die deutsche Umsetzung

Terror_in_Tokio_Vol_1_Szenenbilder_02.300dpiVon Universum Anime ist man schon immer gute bis hervorragende Lokalisierungen gewohnt, und Terror in Tokio stellt keine Ausnahme dar. Die Nuancen des Originaltitels, der englisch etwa als „Terror in Resonance“ übersetzt werden kann und deutlich darauf anspielt, dass die Terroranschläge als Echo auf die Gesellschaft geschehen, gehen im deutschen Titel leider verloren. Dies ist aber einer der wenigen Kritikpunkte an der ansonsten hervorragenden Umsetzung.

Ein sehr glückliches Händchen hatte Universum Anime mit der Wahl der Sprecher. So wurden mit Julius Jellinek als Nine und Dirk Petrick als Twelve Stimmen ausgewählt, die ausgezeichnet zu den Persönlichkeiten der beiden Charaktere passen. Auch die übrigen Hauptcharaktere wurden sehr gut besetzt: Lisa Mitsching (wie passend) bringt Lisas Unsicherheit ausgezeichnet zur Geltung, Thomas Schmuckert meistert als Shibazaki seine Detektivrolle überzeugend und Anja Stadlober als Five kann im Gegensatz zur japanischen Sprecherin sogar die englischen Textpassagen authentisch herüberbringen.

In jedem Fall handelt es sich hier um einen Anime, den man sich bedenkenlos auch auf Deutsch ansehen kann. Wer dennoch die Originalvertonung bevorzugt, kann zumindest auf ausgezeichnete Untertitel zurückgreifen, die durch ihre Farbgebung im für Universum Anime üblichen schwarz-weiß auch angenehm für die Augen sind. Auch die gelegentlichen englischen Dialoge sind deutsch untertitelt. Lieder werden nicht übersetzt, wichtige Schilder hingegen schon.

Terror_in_Tokio_Vol_1_Szenenbilder_09.300dpiQualitativ gibt es erhebliche visuelle Unterschiede zwischen DVD- und Blu-Ray-Fassung. Wer auf solche Feinheiten nicht viel Wert legt, kann bedenkenlos auch zur SD-Fassung greifen, doch jeder, der Blu-Rays abspielen kann, sollte die zusätzlichen zwei bis drei Euro investieren. Die DVD-Version ist auf einem HD-Fernseher nämlich des Öfteren von Problemen wie deutlich sichtbaren Kompressionsartefakten in dunklen Szenen oder unscharfen Konturen geplagt. Dies ist für Anime-DVDs nicht ungewöhnlich, fällt bei dieser Serie aber stärker ins Gewicht, weil sie visuell sehr viel hermacht. Über die Verpackung können wir leider nichts schreiben, denn für diese Rezension lag uns nur der Datenträger vor. Bemerkenswert ist aber in jedem Fall das ungewöhnliche, minimalistische Cover-Artwork.

Extras gibt es abgesehen vom textlosen Opening und Ending leider keine. Dafür ist allerdings der Preis mehr als fair: 28 Euro kostet die erste Hälfte der 11-teiligen Serie – ein so hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis gibt es im Bereich neuer Serien nur bei Universum Anime.

Fazit: Terror in Tokio erzählt eine ausgesprochen spannende und für aktuelle Anime-Serien ungewöhnliche Geschichte, die zwar im späteren Verlauf von einigen inhaltlichen Schwächen geprägt ist, dafür aber durch viele Höhepunkte entschädigen kann. Mit ihrer realistischen Optik und der fantastischen musikalischen Untermalung hebt sich die Serien gelungen von anderen Animes ab.

Erfreulicherweise ist die deutsche Umsetzung beinahe makellos, und das hervorragende Preis-Leistungsverhältnis verdient großes Lob. Jeder Anime-Fan, dem die Serie interessant erscheint, sollte über einen Kauf nachdenken, um nicht nur die Serie selbst, sondern auch qualitative und preiswerte Veröffentlichungen von Universum Anime, die in letzter Zeit nur zögerlich an Serien arbeiten, zu unterstützen.

Allgemeine Daten:

  • Laufzeit: 137 Minuten
  • Datenträger: 1
  • Episodenzahl: 6 (von insgesamt 11)
  • Ton DVD: Japanisch (Dolby Digital 2.0), Deutsch (Dolby Digital 2.0)
  • Ton Blu-Ray: Japanisch (DTS-HD 2.0), Deutsch (DTS-HD 2.0)
  • Untertitel: Deutsch (weiße Schrift, schwarzer Rand)

Wer sich einen ersten Eindruck verschaffen will, dem empfehlen wir einen Blick auf den deutschen Trailer:

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