Origin: Spirits of the Past (im Original: Giniro no Kami no Agito, also etwa: Agito mit den silbernen Haaren) ist ein Anime-Film aus dem Jahr 2006, der vom Hause Gonzo animiert wurde. Die Regie wurde von Keiichi Sugiyama geführt, dessen einziges Regiewerk dieser Film blieb. Nun veröffentlichte Universum Anime Origin erstmals auf Blu-Ray in Deutschland.
Die Geschichte vereint Elemente von Abenteuer, Steampunk, Fantasy und Science Fiction in sich und spielt in einer postapokalyptischen Welt, in der die Menschen vom Wald kontrolliert werden, der die Macht über die Wasserreserven hat. Schuld an dieser Veränderung tragen genetische Experimente in der Vergangenheit, die außer Kontrolle gerieten und die Pflanzen übermächtig werden ließen.
Der Protagonist Agito lebt in einer kleinen Stadt, die versucht, in Harmonie mit dem Wald zu leben. Auf einem seiner Abenteuer erweckt er versehentlich Toola, ein Mädchen aus der Vergangenheit, das in einer Art Kapsel in einen Tiefschlaf versetzt wurde. Während das Leben in der Stadt scheinbar friedlich zugeht, plant eine andere Nation, sich mit militärischer Gewalt gegen den Wald zu behaupten. In diesen Konflikt geraten auch Agito und Toola, die mit aller Kraft versuchen müssen, die Menschheit vor einem weiteren großen Fehler zu bewahren.
Die erste Hälfte des Films ist sehr von der mystischen Atmosphäre des Waldes und der postapokalyptischen Darstellung der Welt geprägt, in der die Menschen leben. Die Dramatik steht im Hintergrund, in diesem Teil überwiegt die Einführung und das Abenteuer.
Die zweite Hälfte hingegen wird stark von Action dominiert, die Geschichte wird dramatischer und es gibt mehrere Kampfszenen. Dieser Schnitt gelingt nicht ganz so gut, weil einige Entwicklungen recht überhastet wirken. Auch wenn die Handlung auf dem Papier rund wirken mag, gibt es in der Ausführung ein paar Schwächen. Beispielsweise nimmt der Antagonist an, dass es so problemlos möglich ist, durch Zerstörung der aktuellen Pflanzenwelt die Welt in ihren Urzustand zurückzusetzen. Dabei wäre es doch naheliegend, wenn die Pflanzen auf die gleiche Weise nachwachsen würden. Über die Kriegsnation erfährt man leider auch sehr wenig.
Der Film ist insgesamt sehr handlungsgetrieben. Die Charaktere bewegen sich daher eher in ihren Rollen und haben selbst nicht viel Persönlichkeit oder Entwicklung. Das ist im Rahmen des Films aber ausreichend. Mit 94 Minuten besitzt Origin eine angenehme Länge und wird in dieser Zeit auch niemals langweilig.
Was ohne jeden Zweifel überzeugt, sind die künstlerische Ausarbeitung des Settings und die wunderschöne Mythologie, die der Anime aufbaut. Die meisten Szenen werden von detaillierten, malerischen Hintergründen geziert und das Zusammenspiel von Mensch und Wald ist faszinierend, besonders dann, wenn die körperliche Verbindung von Menschen und Bäumen demonstriert wird. Die Hintergrundgeschichte der Welt ist schön ausgearbeitet. Die Bilder, die man besonders in der ersten Hälfte des Films vor sich sieht, laden sehr zum Träumen ein.
Nicht so überzeugend ist leider die CGI-Animation der Maschinen. Es gibt Szenen, in denen auch ordentliches CGI verwendet wird, aber die Kampfmaschinen heben sich zu sehr von der handgezeichneten Animation ab. Auch die Kampfszenen wirken nicht sonderlich mitreißend. Dem Film fehlt es nicht an Budget, aber bisweilen ist die Regie von Schwächen gezeichnet. Das Opening, das eher ein Musikvideo als alles andere ist, macht einen etwas übertriebenen Eindruck.
Musikalisch ist der Film sehr gelungen. KOKIA singt die beiden wunderschönen Lieder „Chouwa Oto: With Reflection“ und „Ai no Melody“ und auch der Soundtrack kann sich hören lassen. Ebenfalls überzeugend sind die japanischen Synchronsprecher, die in vielen Szenen durch sehr nuanciertes Sprechen sehr viel zur Stimmung beitragen.
Die deutsche Vertonung ist gut, jedoch nicht herausragend. Mit Ozan Ünal als Agito und Marie Bierstedt als Toola wurden im Anime-Bereich erfahrene, aber dennoch eher unverbrauchte Sprecher engagiert, die der Synchronfassung einen professionellen Eindruck verleihen, insgesamt aber etwas „normaler“ als ihre japanischen Pendante wirken. Zu loben ist auch das deutsche Skript, das abgesehen vom langweilig klingenden Begriff „verbessertes Wesen“ stets gut und natürlich klingt.
Im Vergleich zur DVD-Fassung bietet die Blu-Ray ein erheblich besseres Bild. Im Falle von Origin – Spirits of the Past kann man von einem rundum gelungenem Remaster sprechen – sowohl die Animation als auch die Hintergründe wirken sehr klar, weshalb ein Kauf sich auch für Fans des Films, die bereits die DVD-Fassung besitzen, lohnen kann.
Auch das Bonusmaterial kann sich sehen lassen. Auf der Disc befinden sich:
- Der Wunsch nach einem außergewöhnlichen Look (16 Minuten)
- Harmonie von Bild und Ton (8 Minuten)
- Premiere in Japan und dann – nach Asien (11 Minuten)
- Interview mit den japanischen Synchronsprechern (7 Minuten)
- Interview mit Produzent Kajita Koji und Regisseur Sugiyama (8 Minuten)
- Original japanische Kino-Trailer (4 Minuten)
- Original japanische TV-Spots
- Universum Anime Trailer-Show
Die ersten drei Videos lassen sich gut als „Making of“ zusammenfassen. In diesen Videos bekommt man zahlreiche Einblicke in die Produktion aus der Sicht vieler Mitwirkender. Auch die beiden Interviews sind durchaus sehenswert, wenn man Interesse an einem Blick hinter die Kulissen hat. Die Menge an Bonusmaterial ist auf jeden Fall vorbildlich, und dazu ist das Material noch sehr gelungen.
Allgemeine Daten:
- Laufzeit: ca. 94 Minuten
- Bildseitenformat: 16:9 – 1.77:1
- Bildauflösung: 1920 x 1080 Pixel
- Ton: Japanisch (DTS-HD 5.1), Deutsch (DTS-HD 5.1)
- Untertitel: Deutsch (weiße Schrift, schwarzer Rand)
Fazit: Origin – Spirits of the Past ist ein Film mit einem außerordentlich interessanten Konzept. Bei der Umsetzung finden sich leider in der zweiten Hälfte einige Schwächen, aber allein wegen des wunderschönen und grafisch fantastisch repräsentierten Settings lohnt es sich, den Film zumindest einmal zu sehen. Hinzu kommt, dass die Veröffentlichung in puncto Remaster, deutscher Lokalisierung und Bonusmaterial wirklich sehr gelungen ist.

