Die Mystery-Dungeon-Serie unterteilt sich in fünf unterschiedliche Gruppen, zu denen die Reihe Shiren the Wanderer sowie Ableger von Final Fantasy (Chocobo-Serie), Dragon Quest, Pokémon und individuelle Titel gehören. Im Westen vermag die Serie, mit der Ausnahme der Pokémon-Mystery-Dungeon-Spiele, nicht allzu bekannt sein. Vertrauter ist dagegen der Name des Dungeon Crawler Etrian Odyssey.
Spike Chunsoft und Atlus haben sich für ein gemeinsames Projekt zusammengeschlossen und Elemente aus den beiden Hauptreihen miteinander kombiniert. Das Ergebnis heißt Etrian Mystery Dungeon. Seit heute ist die Mischung aus Dungeon Crawler und Roguelike in Nordamerika für Nintendo 3DS im Handel erhältlich.
Leider wurde das Abenteuer noch nicht für Europa angekündigt. Dennoch haben wir einen Blick auf das Abenteuer erlangen können und möchten euch von unseren Eindrücken erzählen, in der Hoffnung, dass dieses Spiel noch seinen Weg als Verkaufsversion nach Europa finden wird.
Die malerische Stadt und die geheimnisvollen Verliese
Die Stadt Aslarga ist ein wunderschöner Ort und für seine malerische Landschaft bekannt. Gekrönt wird die Anschaulichkeit durch die Präsenz von Amber Yggdrasil. Allerdings verweilen hier keine Menschen, die an diesem Platz ihren Ruhestand verbringen, sondern Abenteurer, die eine Herausforderung suchen.
Geheimnisvolle Verliese umgeben Aslarga, deren Erkundung noch in den Kinderschuhen steckt. Aus diesem Grund begeben sich viele Helden in die Stadt und solche, die es noch werden wollen.
Auch ihr steht noch am Anfang eurer Karriere, als ihr euch zum ersten Mal in ein solches Labyrinth begebt. Nicht nur Monster warten auf euch, sondern auch die mysteriöse Substanz Amber, die anscheinend eine Auswirkung auf die Lebewesen in den Verliesen hat.
Eure Aufgabe ist nicht nur die Erforschung der Labyrinthe, sondern ihr seid zudem für den Schutz von Aslarga zuständig. Die Wesen verbleiben nicht stur in den Verliesen, sondern starke Gegner versuchen, aus ihrem Gebiet zu entfliehen, um die Stadt zu zerstören. Werdet ihr die Geheimnisse der Labyrinthe lüften und die Bewohner, die euch mit ihren Mitteln unterstützen, vor den Gefahren bewahren?
Ein Labyrinth entsteht aus Zauberhand
Zu Beginn müsst ihr direkt beweisen, dass in euren Adern das Blut eines wahren Helden fließt. Ganz allein schlagt ihr euch durch das erste Verlies und seid dabei auf eure anfänglichen Fähigkeiten angewiesen. Das erste Abenteuer dient gleichzeitig als Tutorial und macht euch mit den Elementen aus dem Spiel vertraut.
An dieser Stelle wird euch bereits ein großer Unterschied zur Serie Etrian Odyssey auffallen. Die Reihe ist bekannt für die Funktion, dass man während der Erkundung eine eigene Karte zeichnet. In Etrian Mystery Dungeon wird diese Zeichnung automatisch von dem System übernommen.
Allerdings müsst ihr euch auch auf eine Gestaltung der Verliese einstellen, die immer vom Zufall generiert wird. Eine Schicht in einem Labyrinth besteht aus mehreren Räumen, die durch enge Wege miteinander verbunden sind. Die Karte zeichnet das aktuelle Stockwerk sehr abstrakt, wobei die Orientierung nicht darunter leidet, da die Dungeons sehr einfach gebaut sind. Verschiedene Punkte verraten die Stellen, an denen sich Gegner oder ein Schatz befindet.
Habt ihr eine Etage komplett erkundet oder möchtet diese verlassen, bringen euch Stufen in das nächste oder auch in das letzte Geschoss. Der Weg in die oberen Stockwerke bleibt nicht versperrt. Solltet ihr allerdings sehr viel Zeit in einem Abschnitt verbringen, sorgt ein giftiger Nebel für ein schnelles Ende der aktuellen Reise.
Gefahren lauern an jeder Ecke
Die Gegner, deren Sprites wir aus der Serie Etrian Odyssey kennen, bewegen sich sichtbar in den Räumen der Verliese. Sobald sie euch sehen, reagieren sie auf eure Gruppe. Einige Monster greifen bereits aus der Ferne an, andere müssen sich erst einmal auf euch zu bewegen.
Je nach Figur, die in diesem Moment der Anführer der Party ist, muss es zu einem Kontakt mit dem Feind kommen, alternativ ist es euch auch möglich, aus einer sicheren Entfernung anzugreifen. Die Kämpfe laufen auf dem Feld rundenbasiert ab.
Nur wenn ihr euch bewegt oder eine Aktion tätigt, reagieren die Gegner mit ihrem Zug. Verharrt ihr in einer Position, dann halten auch die Monster ihre Stellung. Diese Pause gibt euch die Möglichkeit, eure nächste Runde in Ruhe zu planen. Am oberen Bildschirmrand seht ihr eine Anzeige für die Reihenfolge, in der die Feinde und die Mitglieder der Gruppe agieren.
Ihr steuert aktiv den Anführer, die restlichen Beteiligten werden von der KI übernommen. Die nicht aktiv kontrollierten Kameraden nutzen ihren normalen Angriff sowie ihre besonderen Fähigkeiten. Es ist jederzeit möglich, den Leiter des Teams zu wechseln.
Durch diese Entscheidung verliert ihr keinen Zug für das aktuelle Gefecht. Bewegt sich der Anführer, werden auch die anderen Mitglieder, sofern sie die Feinde erreichen, eine Attacke ausführen. In kritischen Fällen erlaubt euch das Spiel die direkte Kontrolle über die anderen Kameraden, sobald ihr einen Gegenstand einsetzen solltet oder auf einen Bossgegner trefft.
„Für einen schnelleren Zugang erstellt ihr für besondere Angriffe, die ihr oft verwendet, Abkürzungen über die Schultertasten.“
Neben den normalen Angriffen gibt es eine Leiste, die sich durch Attacken auflädt und nach einer gewissen Zeit den Zugriff auf „Blast Skills“ erlaubt. Hinter diesem Begriff verstecken sich Fähigkeiten, mit denen ihr der gesamten Gruppe einen Befehl erteilt oder die Gegner mit einer starken Technik attackiert. Über das Menü wählt ihr diese Fertigkeiten aus. Für einen schnelleren Zugang erstellt ihr für besondere Angriffe, die ihr oft verwendet, Abkürzungen über die Schultertasten.
Die Lebenspunkte des Anführers regenerieren sich automatisch, im Austausch für die Genesung sinkt allerdings das Sättigungsgefühl, welches als FP abgekürzt wird. Sobald das Völlegefühl komplett aufgebraucht wurde, schwindet die Lebensenergie des Anführers kontinuierlich bis zu seinem Tod.
Mit Brot oder Tränken könnt ihr diese Anzeige auffüllen. Bernsteinfarbene Felder sorgen ebenfalls für eine Erholung der Sättigung. In einer Notsituation wechselt ihr den Leiter der Gruppe, da jede Figur ihre individuelle Leiste für das Sättigungsgefühl hat.
Neben den vielen Feinden warten auch gefährliche Fallen auf das Team, die im Normalfall unsichtbar sind. Durch Gegenstände oder einer Fähigkeit, die später von einer Klasse erlernt werden kann, können diese Stellen aufgedeckt werden.
Vorher ist die Gefahr sehr groß, dass ein Mitglied in einen Hinterhalt tappt. Einige Tücken ziehen nur ein paar Lebenspunkte ab, aber andere teleportieren das Opfer an einen zufälligen Platz oder rufen eine große Horde an Feinden hervor.
Zu den weiteren Gefahren gehören die Räume, in denen sich zahlreiche Monster befinden, die auch Monster House genannt werden. Überleben eure Kämpfer die Begegnung, winken hilfreiche Belohnungen. Sterbt ihr während einer Erkundung, verliert ihr die gesammelten Gegenstände aus dem Inventar, einen Teil der Ausrüstung sowie euer Geld.
Ein Verlies verlasst ihr über ein Portal, das sich meistens auf der untersten Etage befindet und erst nach einem Bosskampf zu betreten ist. Ansonsten gibt es ein bestimmtes Objekt, welches euch die sofortige Flucht erlaubt, allerdings ist der Gegenstand sehr selten und nicht käuflich zu erwerben.
„Während ihr euch den Weg nach unten kämpft, versuchen diese Monster nach oben zu gelangen.“
Die andere Bedrohung geht von den D.O.E.s aus, die in der Serie Etrian Odyssey den F.O.E.s sehr ähnlich sind. Nur eine gut trainierte Gruppe sollte sich diesen Feinden stellen. Das Problem in diesem Spiel ist ihre ständige Bewegung. Während ihr euch den Weg nach unten kämpft, versuchen diese Monster nach oben zu gelangen. Auf einer übergreifenden Karte aller Etagen seht ihr, wo sich dieser Gegner derzeit aufhält. Gelangt ein D.O.E an die Oberfläche, attackiert er die Stadt. Einige Einrichtungen werden nach einem solchen Angriff für eine bestimmte Zeit unzugänglich für die Gruppe.
Um zu verhindern, dass ein solches Monster sein Ziel erreicht, baut ihr Festungen innerhalb des Verlieses. Ihre Erstellung kostet Geld, dafür eignet sich das Gebäude als Trainingsort für die Mitglieder, die derzeit nicht die Gruppe begleiten. Bis zu vier Einheiten finden ihren Platz in einer Festung.
Trifft ein D.O.E. auf eine unbemannte Einrichtung, vernichtet er diese, wird dabei aber in die Flucht geschlagen. Greift er eine Festung an, in der sich eure Kämpfer befinden, kommt es zu einer direkten Schlacht. Gelingt es euch, die aktive Gruppe gleichzeitig in diese Etage zu bringen, schließen sich die beiden Gruppen in diesem Kampf zusammen.
Freundlicher verlaufen dagegen die Begegnungen mit anderen Kämpfern, die sich nach eurem Wunsch auch anschließen oder euch manchmal einen Gegenstand schenken. Mit viel Glück trefft ihr in den Verliesen auf eine Händlerin, die euch mit einigen Objekten ausstattet oder eure gesammelten Sachen abkauft.
Die Macht steckt in der Vorbereitung
Bevor ihr einen Teil dieser Welt erkundet, solltet ihr eure Gruppe gut in Aslarga auf die bevorstehenden Strapazen vorbereiten. In der Gilde gestaltet ihr die Einheiten, wobei ihr die Klasse, den Namen und das Portrait bestimmt. Zur Auswahl stehen die Berufe Landsknecht, Runemaster, Protector, Dancer, Hexer, Gunner, Medic, Ninja, Sovereign und Wanderer. Jede Klasse verfügt über ihre individuellen Eigenschaften.
„Verlasst ihr ein Labyrinth, fällt die aktuelle Stufe nicht auf 1 zurück, sondern bleibt bestehen.“
Verlasst ihr ein Labyrinth, fällt die aktuelle Stufe nicht auf 1 zurück, sondern bleibt bestehen. Jeder besiegte Feind spendiert Erfahrungspunkte und nach einer Erhöhung der Stufe bestimmt ihr das Talent, welches verbessert werden soll. Im Hotel speichert ihr manuell den Fortschritt, der sich leider nur auf eine Datei bezieht. Zudem existiert an diesem Platz ein Lager, sodass ihr Geld sicher verwahren und das begrenzte Inventar ausräumen könnt. Die gesicherten Gegenstände stehen euch auch nach einer Niederlage zur Verfügung.
Die Monster hinterlassen in einigen Fällen Materialien, die ihr bei Chano Retail verkauft. Durch diesen Handel verdient ihr nicht nur Geld, sondern erweitert auch das Angebot der Waffen und Rüstungen, wobei die geforderten Zutaten bei Erwerb verbraucht werden.
Im Restaurant kann jedes Mitglied der Gruppe ein Gericht essen, bevor ein Labyrinth betreten wird. Die Speisen sorgen für eine Verbesserung bestimmter Statuswerte. Zudem werden an diesem Ort kleinere Aufgaben verteilt, die nach Erledigung euch mit Belohnungen und Erfahrungspunkten ausstatten.
Der Vorsteher der Stadt versorgt euch mit den Missionen, die sich mit dem Verlauf des Spiels beschäftigten und bietet die Möglichkeit, die anderen Einrichtungen mittels Geld auszubauen. Die Veränderungen sind leider nicht sichtbar, aber ihr bemerkt eine erhebliche Verbesserung des Angebotes und der Funktionen.
Die verschiedenen Gebäude der Stadt betretet ihr über ein Menü. Verlasst ihr den Ort, um ein Labyrinth zu erforschen, wählt ihr auf einer anderen Karte das Ziel ebenfalls über ein Menü aus. Das Inventar der Gegenstände, die ihr im Kampf verwendet, ist begrenzt. Sammelt ihr Materialien an Erntepunkten ein oder gewinnt diese nach einem Kampf, landen diese Objekte in einer anderen Lagerstätte.
Die Verzauberung der Musik
Durch den zufälligen Aufbau der Verliese wird die Gestaltung der Labyrinthe nie langweilig. Die Grundform mag sehr ähnlich sein, denn im Prinzip besteht die Etage eines Dungeons aus mehreren Räumen, die durch enge Pfade miteinander verbunden sind.Dennoch hat man sich mit den Details sehr viel Mühe gegeben. Die Sprites erkennen Spieler, die mit der Etrian-Odyssey-Serie vertraut sind, sehr schnell wieder. Auch die 3D-Charaktermodelle werden sehr liebevoll präsentiert. Die Animation der Zauber wirkt dagegen eher schwach.
Der Soundtrack besteht aus instrumentalen Stücken. In Aslarga spielt ein Lied, welches euch nach der Aufregung entspannen lässt. Die Musik in den Labyrinthen ist im Vergleich energischer. Leider gibt es keine Sprachausgabe, die Dialoge sind nicht vertont. Für die Hintergrundmusik hat man Remixe aus bekannten Liedern der Serie produziert.
Ein erfolgreiches Kapitel für zwei Serien
Die Entwickler Spike Chunsoft und Atlus haben mit Etrian Mystery Dungeon die besten Elemente aus zwei Serien miteinander kombiniert und ein aufregendes Abenteuer für Nintendo 3DS mit einer hohen Suchtgefahr erschaffen. Je nach eurem Belieben erkundet ihr ein Labyrinth, meistert eine Aufgabe,die je nach Mission auch verlangt, dass ihr nur eine Figur steuert, oder trainiert in einem Bereich, den ihr bereits erkundet habt.
Für eine gehörige Portion Spannung warten die gefährlichen D.O.E.s oder stärkere Versionen der Monster auf eure Gruppe, die ihr nur in Form eines eingespielten Teams erledigen könnt. Leider funktioniert die KI nicht immer einwandfrei. Gelegentlich verliert ein Mitglied den Anschluss an die Gruppe, was vor allem dann passieren kann, wenn der Anführer rennt. Manchmal stellen sich diese Charaktere auch nicht strategisch günstig in den Raum, sodass sich ihnen keine Möglichkeit bietet, die Feinde anzugreifen. In solchen Fällen solltet ihr kurzzeitig die Steuerung übernehmen oder versuchen, selbst eine andere Position einzunehmen.
„Wurde die Hauptgeschichte abgeschlossen, ist das Abenteuer noch lang nicht vorbei, sondern fängt für Liebhaber des Roguelike-Genres erst richtig an.“
Im Vergleich dazu arbeitet die KI im Hinblick auf die Heilung sehr gut mit. Selbst wenn sich die Kameraden in ganz verschiedenen Bereichen in einer Etage befinden, kann man sich auf den Medic verlassen. Die Geschichte ist nur ein Beiwerk zum Spiel wie in den ersten Teilen der Etrian-Odyssey-Reihe und ist nicht mit den Remakes zu vergleichen.
Die Einheiten der Gruppe führen keine Dialoge während des Abenteuers, es geht in diesem Spiel nur um die reine Erkundung. Wurde die Hauptgeschichte abgeschlossen, ist das Abenteuer noch lange nicht vorbei, sondern fängt für Liebhaber des Roguelike-Genres erst richtig an. Ab diesem Punkt öffnen sich neue Labyrinthe, die euch auf Stufe 1 schicken und die Mitnahme von Gegenständen verbieten.
Von der Schwierigkeitsstufe ist das Hauptspiel sehr ausgeglichen und eignet sich auch sehr gut für Neulinge. Kenner des Genres sind vielleicht unterfordert. Im Postgame erhöht sich die Schwierigkeit aufgrund der anderen Regeln in besonderen Verliesen. Für das eigentliche Abenteuer benötigt ihr etwa 15 bis 20 Stunden. Wer keine epische Handlung sucht, sondern Spaß daran hat, stundenlang Dungeons zu erkunden, neue Ausrüstung zu entdecken und aufzuwerten sowie eine Herausforderung braucht, ist mit Etrian Mystery Dungeon gut bedient.
Story: Geschichte besteht nur aus einer geringfügigen Handlung, die individuelle Erkundung steht eindeutig im Vordergrund, Gespräche gibt es nur zwischen NPCs und eurer Gruppe.
Gameplay: Mischung aus Dungeon Crawler und Roguelike, ihr steuert eine von vier Figuren aktiv, die restlichen werden von einer KI übernommen, die gute Dienste verrichtet, leider manchmal mit Aussetzern.
Grafik: Detaillierte Gestaltung der Labyrinthe, vertraute Monster aus Etrian Odyssey. Sehr schwache Animation der Zauber und speziellen Fähigkeiten.
Soundtrack: Instrumental gehalten und bietet Remixe bekannter Lieder aus der Etrian-Odyssey-Serie., Dialoge sind nicht vertont.
Sonstiges: Nach dem Hauptspiel werden weitere Labyrinthe freigeschaltet.
getestet von Pericci