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Im Test! Citizens of Earth

Bilder, die uns durch knallige Farben und comicartiger Gestaltung an EarthBound erinnern, eine humorvolle Skizzierung der Charaktere sowie eine Handlung, die durch Überspitzung bereits im Voraus einige Lacher versprach – dieses Paket sollte mittels Kickstarter finanziert werden. Die Kampagne startete im September 2013, als Team stand Eden Industries hinter dem Werk.

Am 20. Oktober musste der Indie-Entwickler den Spendern mitteilen, dass die geplante Finanzierung nicht erreicht wurde. Die Idee drohte zu scheitern, doch es gab eine Rettung von außen. Atlus nahm sich diesem Rollenspiel an und sorgte nicht nur für die Weiterentwicklung, sondern auch für die Veröffentlichung auf mehreren Systemen, die zuvor als unterschiedliche Ziele für das Projekt angedacht waren.

Seit Ende Januar ist Citizens of Earth für Nintendo 3DS, Wii U, PCs (Steam), PlayStation Vita und PlayStation 4 erhältlich. Neuwahlen haben dem Titel ein neues Leben geschenkt, aber wurde diese Chance auch genutzt? Verkörpert das Rollenspiel einen erfolgreichen Wahlkampf oder sollte der Titel in Pension gehen? Wir haben das nostalgisch wirkende Abenteuer für euch auf PlayStation 4 getestet und unsere Konsole mit den hohen Anforderungen gequält.

Einmal der Vize-Präsident der Welt sein

Diese Bürger müssen Gewalt überzeugt werden, damit sie euren Posten akzeptieren.
Diese Bürger müssen Gewalt überzeugt werden, damit sie euren Posten akzeptieren.

Seit gestern seid ihr der Vize-Präsident der Welt. Der Wahlkampf war mit Sicherheit eine Anstrengung für euren Körper und Geist, denn ihr erwacht mit eurem teuren Anzug im Bett. Eure Mutter weckt euch wie jeden Tag, als wäret ihr immer noch der kleine Junge, der gleich zum Schulbus rennen muss. Diese Zeiten sind nun vorbei, denn nun dürft ihr über das Schicksal der Welt bestimmen.

Euer Bruder, der für einen Express-Versand arbeitet, gratuliert euch stolz mit einem Geschenk, das sich als kleiner Computer entpuppt, mit dem ihr Zugriff auf das Menü erhaltet. Energisch verlasst ihr das Haus, denn schließlich ist heute der erste Arbeitstag als Vize-Präsident. Als ihr das Haus verlasst, werdet ihr schon von den ersten Demonstranten niedergeschlagen. Die Leute sind mit dem Ergebnis der Wahl nicht zufrieden.

Gemeinsam mit eurer Familie prügelt ihr den Menschen Vernunft ein. Doch wer ist für die Demo verantwortlich? Und wieso befinden sich sehr viele Leute im Moonbucks, die in dem Café eine besondere Mischung trinken? Nicht zu vergessen, die Monster, die euch außerhalb der Stadt angreifen und Telefone auf ihren Köpfen tragen. Was ist über Nacht in eurer Heimatstadt passiert?

Ihr wittert eine Bedrohung für die Welt, die ihr natürlich bekämpfen wollt, ohne euch die Hände schmutzig zu machen, denn schließlich seid ihr der Vize-Präsident. Also begebt ihr euch auf eine Reise und versammelt dabei unterschiedliche Bürger, die folgsam auf eure Befehle für Recht und Ordnung kämpfen.

Willkommen in der Welt von Citizens of Earth!

Freiheit für den Spieler, auch wenn’s mal wieder länger dauert

Mobile Hirsche oder Telefon für Waldbewohner?
Mobile Hirsche oder Telefon für Waldbewohner?

Wenn ihr auf der Suche nach einem klassischen Rollenspiel seid und euch abgefahrene Ideen sowie Gestaltungen nicht abschrecken, dann seid ihr erst einmal bei Citizens of Earth an der richtigen Adresse. Sehr schnell werden euch die überspitzen Figuren und die schräge Gestaltung der Monster ins Auge fallen.

Aus der Vogelperspektive habt ihr einen Blick auf die comicartige Landschaft, die ihr ziemlich frei erkunden dürft. Die meisten Gebäude sind für eure Gruppe betretbar, wobei ihr verschiedene Objekte (wie Bücheregale oder Schränke) untersuchen könnt, um Gegenstände zu finden oder Erfahrungspunkte zu gewinnen.

Hierbei wird euch zu Beginn bei der Erforschung schon ein Manko des Spiels auffallen. Sobald ihr durch eine Tür schreitet oder ein Gebäude/Karte verlasst, begrüßt euch ein Ladebildschirm, der einige Sekunden der Spielzeit einnimmt. Zwar erwähnt diese Anzeige euer nächstes Ziel, sodass ihr nach einer längeren Spielpause sofort informiert seid, aber die Häufigkeit des Ladens unterbricht den Spielfluss und verwandelt eine kurz geplante Tour in ein aufgestautes Erlebnis. Sobald ihr das Stockwerk wechselt, unterbricht die Funktion der automatischen Speicherung das Geschehen für einige Sekunden. Es ist möglich, diese Aktion zu deaktivieren.

Die ersten Schritte werden durch Barrikaden eingegrenzt, sodass ihr in Ruhe ein Gefühl für das System entwickeln könnt. Habt ihr die ersten Aufgaben gemeistert, die euch vom Spiel immer als Aufträge vorgegeben werden, dürft ihr weitere Gegenden nach eurem Belieben erkunden und in die offene Spielwelt eintauchen.

EarthBound: Kampfsystem mit psychedelischen Effekten

Da ihr der Vize-Präsident der Welt seid, wollt ihr euch natürlich nicht die Finger schmutzig machen, wenn sich Mini-Panzer, Pfadfinder, Demonstranten oder Wildtiere mit einem Telefon auf dem Kopf in den Weg stellen. Aus diesem Grund kämpfen die Bürger der Welt für euch gegen diese Bestien. Bis zu drei Mitglieder befinden sich in der aktuellen Gruppe, die mit ihren individuellen Fähigkeiten auf eure Befehle gehorchen.

Dieser Hintergrund ist noch ziemlich ruhig gestaltet.
Dieser Hintergrund ist noch ziemlich ruhig gestaltet.

Auf den Karten bewegen sich die Monster sichtbar. Gerät euer Team in ihre Nähe, werden die Feinde euch spontan verfolgen, bis es zu einer Begegnung kommt, die anschließend das Gefecht auslöst. Während ihr in Sicherheit am linken Rand des Bildschirms verweilt, befinden sich drei aktive Bürger in der vorderen Linie. Jede Einheit verfügt über eine Lebens-und Energieanzeige. Ihr gebt die Kommandos, die von den tapferen Recken brav ausgeführt werden.

Mit diesen Fertigkeiten erzeugen sie Schaden, verhängen negative Zustände oder heilen ihre Verbündeten. Je nach Fähigkeit wird die Energie der Bürger verbraucht oder aufgebaut. Zudem besitzen die Monster sowie die Charaktere elementare Eigenschaften, auf deren Zusammenspiel ihr achten solltet.

Sobald ein Feind vernichtet wurde, erhalten die aktiven Mitglieder sofort Erfahrungspunkte. Durch dieses System steigen die Figuren inmitten einer Schlacht auf. Als Belohnung werden ihre Lebenspunkte komplett geheilt und zudem verstärken die Bürger gegenseitig bestimmte Statuswerte.

Die Effekte im Kampf werden durch sehr einfache Animationen präsentiert. Die wichtigen Ereignisse werden in einer Textbox festgehalten. Sehr überraschend ist die deutsche Übersetzung der ganzen Texte. Leider wirkt die Translation an einigen Stellen holprig und ist auch mit Fehlern versehen, die an identischen Stellen auftauchen.

Sobald ein Teilnehmer im Kampf geheilt wird, hält die Textbox diese Aktion auf Englisch fest. Rekrutiert ihr einen weiteren Bürger, wird diese Tätigkeit von einem Satz begleitet, der grammatikalisch eine Katastrophe ist. Diese Ausreißer, die leider ziemlich häufig im Spiel vorkommen, sind sehr schade, weil sich auf der anderen Seite die Übertragung der Namen für die Monster oder der Einsatz von Redewendungen sehr humorvoll lesen.

Sehr auffällig sind die Hintergründe, die euch in den Gefechten begrüßen. Habt ihr das Rollenspiel EarthBound gespielt, werden euch die psychedelischen Farben sehr vertraut sein. Die Muster und ihre Kolorierung werden sehr oft gewechselt, auch während einer Auseinandersetzung nehmen diese immer wieder eine andere Gestalt an.

Ganz eindeutig, so sehen Bodybuilder aus!
Ganz eindeutig, so sehen Bodybuilder aus!

Da die Stufe der Monster von außen nicht sichtbar ist, kann es in der freien Spielwelt durchaus passieren, dass ein Gegner attackiert wird, der für eure Gruppe zu stark ist. In diesem Fall besteht die Chance auf eine Flucht oder die Möglichkeit, das Team neu zu erstellen.

Die Verwendung von Gegenständen ist in den Kämpfen möglich. Sofern ihr euch durch einen Dungeon kämpft, werden die Gegner nicht direkt generiert, sodass ihr in Ruhe die Umgebung erkunden könnt. Durch einen Befehl stürzen sich die drei aktiven Bürger eurer Gruppe, die immer sichtbar hinter dem Vize-Präsidenten laufen, auf einen Feind.

Gelingt euch dabei ein Überraschungsangriff, wird dieser augenblicklich auf der Karte vernichtet, wodurch ihr jedoch einen sehr hohen Malus auf die Erfahrungspunkte erhaltet.
Im Normalfall bekommen nur die Mitglieder, die in einem Gefecht eingesetzt werden, die begehrten Erfahrungspunkte. Wenn euch die Auseinandersetzungen durch ihre Länge nerven, kann die Gruppe rennen, doch durch die Schlange an Figuren hinter der Hauptfigur ist es nicht immer möglich, allen Feinden aus dem Weg zu gehen.

Suikoden:…sie alle zu finden…und ewig zu binden

Zu Beginn werdet ihr von der Mutter und dem Bruder begleitet, doch sehr schnell wird euch klar, dass ihr mit einer kleinen Gruppen den Weltfrieden nicht herstellen könnt. Aus diesem Grund stehen 40 unterschiedliche Bürger zur Auswahl, die ihr alle rekrutieren dürft, sofern diese euch begleiten wollen.

Auf der Karte sind sie sehr auffällig markiert und durch ihre Charakterisierung sind sie nicht zu übersehen. Die Entwickler haben sich eine große Bandbreite einfallen lassen, wobei die Mehrheit überspitzt bestimmte Berufe darstellt. Ob Pilot, Autoverkäufer, Wetteransagerin, Musiker, Obdachloser, Katzendame, Feuerwehrmann, Polizist, der Fantasie wurden keine Grenzen gesetzt.

Die Truppe der Helden aus der Neuzeit.
Die Truppe der Helden aus der Neuzeit.

Im Prinzip ist es möglich, das Abenteuer mit einer geringen Auswahl zu spielen, denn wenn eure Gruppe ordentlich trainiert ist, macht ihr jeden Bossgegner schnell zur Strecke. Dennoch hängen einige Einstellungen von diesen Leuten ab. Die Bürger kämpfen nicht nur für euch, sondern sie besitzen alle ein besonderes Talent.

Der Bruder bestellt Gegenstände über den Versand-Express, der Feuerwehrmann rettet euch aus ausweglosen Situationen, die Piloten sorgt für eine Schnellreise, das Maskottchen ändert den Schwierigkeitsgrad, der Lehrer trainiert die selten genutzte Mitglieder und die Imkerin verstellt den Zoom.

Wollt ihr diese Bequemlichkeiten nicht missen, dann bleibt euch nicht viel übrig, als die Bürger zu finden. Jedoch ist es nicht immer mit einem Gespräch getan. Oft müsst ihr einen Auftrag erfüllen, ein Minispiel gewinnen oder die Person an einem bestimmten Ort erneut ansprechen. Hierdurch entfaltet sich erst die Welt aus Citizens of Earth.

Ohne meinen Minicomputer mache ich nichts

Das Menü wird über einen Minicomputer gesteuert. Durch den Aufruf wird das Spielgeschehen angehalten, sodass ihr in Ruhe Einstellungen vornehmen könnt. Per Knopfdruck wechselt ihr die Gruppenmitglieder, betrachtet ihre Werte, lest euch eine E-Mail durch oder werft einen Blick auf die Agenda. Unter diesem Punkt werden alle Aufträge gespeichert. Zwar werden die Aufgaben in drei Bereiche unterteilt, nur gibt es keine Unterordnung, sodass ihr immer manuell suchen müsst, wenn ihr die Bedingungen zu einem bestimmten Ziel erfahren wollt.

Noch folgen euch nur enge Vertraute. Dieser Status muss sich ändern!
Noch folgen euch nur enge Vertraute. Dieser Status muss sich ändern!

Desweiteren steht euch eine Karte zur Verfügung. Diese hält mit Markierungen wichtige Sachen für euch fest, nur kann man den Überblick leider nicht zoomen. Ein weiteres Manko ist die Tatsache, dass in besonderen Verliesen keine Übersicht zur Verfügung steht, sodass man an diesen Orten die Orientierung verlieren kann.

Die verschiedenen Verbindungen zwischen den Gebieten sind nicht namentlich aufgezeichnet. Trotz der ausführlichen Legende ist die Karte nicht immer sehr hilfreich. Vor allem dann nicht, wenn ihr den kleinen Marker für eure Gruppe unter allen anderen Zeichen sucht. Positiv ist zu erwähnen, dass jederzeit der Spielstand gesichert werden kann. Aus diesem Grund eignet sich das Abenteuer auch optimal für einen Handheld.

Die Bugs oder: Ich brauche mehr Insektenspray

Ein Spiel mit einer offenen Welt ist sicherlich immer sehr anfällig für Fehler und dieser Fall trifft leider auch auf Citizens of Earth zu. Als Muster stand uns die Version für PlayStation 4 zur Verfügung, die während des Spielens einwandfrei lief. Doch lauscht man den Stimmen anderer Spieler, dann sorgen die Bugs für Freezes an bestimmten Stellen oder Glitches für Abkürzungen, wobei der Rückweg zur richtigen Stelle innerhalb der Handlung sich manches Mal verschließt.

Die Entwickler sind bereits informiert und je nach Version sollen schon die ersten Aktualisierungen erhältlich sein. Vor allem die Fassung für PCs soll extrem stark von den Fehlern betroffen sein. Die Edition für PlayStation Vita soll gelegentlich ruckeln, auch davon haben wir während unserer Erkundung nichts gemerkt.

Testet dieser Apotheker ein Produkt, welches die Abnahme von Gewicht erleichtert?
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Das eigentliche Hauptspiel bietet eine Spielzeit von 25 bis 35 Stunden, je nachdem, ob ihr direkt die nächsten Ziele ansteuert. Kümmert ihr euch stattdessen um die Bürger, erhöht sich die Spielzeit enorm. Zudem entscheidet ihr, ob ihr die Leute parallel zur Geschichte einsammelt oder diese schon frühzeitig in das Team holt.

Die Grafik ist kunterbunt und trotz der einfachen Darstellung mit vielen Details versehen. Sehr fantasievoll sind die Sprites der Monster, über die auffälligen Hintergründe des Kampfbildschirms haben wir bereits geschrieben. Natürlich sollte euch dieser klassische Stil gefallen, denn ansonsten wird euch das Abenteuer keinen großen Spaß bereiten. Einige Abschnitte flimmern, sobald der Bildschirm bewegt wird.

Auch die Musik erinnert uns an die vergangene Zeit. Allerdings bleiben die ausgewählten Stücke nicht lange im Ohr. Der solide Soundtrack untermalt das Geschehen, ohne nervig zu klingen, aber auch ohne einen nennenswerten Eindruck zu hinterlassen. Das Spiel ist mit einer ordentlichen Sprachausgabe versehen.

Die Bürger der Welt und ihre Macken

Für ein humorvolles Abenteuer zwischendurch ist Citizens of Earth ein guter Vertreter als klassisches Rollenspiel. Auch wenn uns die Bilder auf den ersten Blick an EarthBound erinnern, dieses Abenteuer erreicht die Originalität des Klassikers nicht, sondern sollte eher als eine Hommage angesehen werden. Nicht jedem von euch wird der gebotene Humor ansprechen. Dieser wird auch weniger in den Gesprächen verdeutlicht, sondern findet seinen Platz in der Gestaltung der Figuren und in den Kämpfen.

Es wird auch nicht die Handlung sein, die ziemlich banal präsentiert wird, die euch an den Bildschirm fesselt, sondern die Spielmechanik und das Einsammeln der verschiedenen Bürger machen den Reiz an dem Spiel aus. Vor allem die verschiedenen Aufgaben, um die Leute in das Team zu holen, werden euch für einige Stunden unterhalten.

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Story: banale Geschichte um den Weltfrieden, wird von humorvollen Stellen verstärkt, dient mehr zur seichten Unterhaltung.

Gameplay: rundenbasiertes Kampfsystem, 40 verschiedene Charaktere mit individuellen Fähigkeiten und Talenten, die auch außerhalb der Schlacht eingesetzt werden können, um das Spielerlebnis zu vereinfachen, sehr auffällige Ladezeiten

Grafik: kunterbunt, comicartig, mit überspitzten Charakteren, Monster fantasievoll gestaltet, Einsatz von psychedelischen Effekten.

Soundtrack: solide gehalten, saubere Sprachausgabe, ohne herausstechenden Titel.

Sonstiges: New-Game-Plus-Funktion, freie Spielwelt, noch trüben Bugs den Spielspaß, deutsche Bildschirmtexte.

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