Nach Theatrhythm Final Fantasy Curtain Call und Senran Kagura: Bon Appetit wartet nun ein weiterer Rhythmus-Leckerbissen in diesem Herbst auf uns. Sega schickt mit Hatsune Miku: Project Diva F 2nd seine kleine blauhaarige Pop-Diva auf eine zweite musikalische Reise um die Welt. Wo der erste Teil damals noch ausschließlich digital zu erwerben war, hat es dieser nun auch in Retailform in die Läden geschafft. Doch kann sich dieses, zutiefst japanische Werk auf PlayStation 3 und PlayStation Vita mit seiner Konkurrenz messen? Und ist der Sprung vom ersten zum zweiten Teil groß genug? Hier findet ihr es heraus.
Bevor es nun in die Details geht, sollte eines klar gestellt werden. Wie schon bei Project Diva F, ist die Musik ungemein gewöhnungsbedürftig und extrem japanisch. Viele Menschen können diesem Vocaloid-Stil nichts abgewinnen und ob ihr dazu gehört, wisst ihr erst, wenn ihr euch vorher einige Hörproben zu Gemüte führt. Die Abwechslung ist zwar mit Europop, Jazz und einigen weiteren Genres groß, doch die synthetischen Stimmen verändern sich nicht.
Nun ans Eingemachte. Eine Art Storymodus wie bei einigen Konkurrenten hat Hatsune Miku: Project Diva F 2nd nicht zu bieten. Hier taucht man sofort in die Lieder ein. Im Hauptmenü wird eine Vielzahl von Möglichkeiten geboten, Zeit mit der Diva zu verbringen. Will man sich nicht vom Wesentlichen ablenken lassen, so beginnt man mit „Play“.
Hier muss man sich nun entscheiden, ob man mit dem Tutorial beginnen will oder nicht. Das Tutorial sollte man sich aber nicht entgehen lassen. Es ist den Entwicklern fantastisch gelungen. Mit dem allseits beliebten „Ievan-Polkka“ erklärt die kleine Lauch-Miku jeden wichtigen Schritt und um zu beweisen, dass man auch aufmerksam bei der Sache ist, wird das auch getestet.
Nach dem Tutorial sollte man in der Lage sein, die Lieder im Easy-Modus problemlos zu meistern. Am Anfang hat man nur eine Handvoll Lieder zur Auswahl. Spielt man eines dieser Lieder durch, wird ein neues freigeschaltet. Am Ende hat man etwa 40 Lieder gesammelt, die alle in vier verschiedenen Schwierigkeitsgraden spielbar sind. Es fängt bei easy an, geht über normal und hard, bis hin zu extreme. Und wenn da extreme steht, dann meinen die Entwickler auch extreme.
Hatsune Miku: Project Diva F 2nd ist eines der forderndsten Rhythmusspiele auf dem Markt. Selbst bei normal braucht man häufig mehr als einen Versuch, um die Lieder erfolgreich zu beenden. Versucht man es auf hard oder gar extreme, so wird man schnell mal entmutigt – Doch davon darf man sich nicht unterkriegen lassen. Wie bei so vielen Rhythmusspielen, macht erst die Übung den Meister. Die Lernkurve bei diesem Spiel ist wirklich spürbar. Mit jedem weiteren Durchgang wird man besser. Das erkennt man besonders an den Graphen, die man sich nach den Liedern ansehen kann. Zwar benötigt der extreme-Modus eine gewisse Obsession, aber wenn man es hier mal geschafft hat, dann freut man sich umso mehr.
Am Gameplay hat sich seit dem ersten Teil nicht viel verändert. Die Aktionstasten tauchen kreuz und quer auf dem Bildschirm auf und die gilt es im richtigen Moment zu drücken. Auch die langen und die Spezialnoten finden wieder ihren Weg in das Spiel. Die Kombination dieser Noten funktioniert fließend und macht den süchtigmachenden Charme des Spiels aus. Leider finden auch die Stern-Noten wieder ihren Einzug. Diese lassen sich zwar auf verschiedene Weisen betätigen, wie zum Beispiel per Touchscreen oder per Stick, aber richtig organisch in das Geschehen wollen sie sich nicht einbinden. Sie wirken wie eine Art Fremdkörper und lassen sich etwas unangenehmer auslösen als all die anderen Noten. Speziell in den höheren Schwierigkeitsgraden führen diese Noten zu einigen Frustmomenten.
Trifft man jedoch eine Note im richtigen Zeitpunkt, so erhält man je nach Präzision ein Miss, Bad, Safe, Good oder Cool. Schafft man es, eine Reihe der letzten beiden zu erreichen, so steigt die Komboleiste. Je größer die Zahl ist, desto mehr Punkte bekommt man. Und je nachdem, wie viele Punkte man am Ende eines Liedes hat, desto mehr Inhalte werden freigeschaltet. Dazu gehören Möbel, Lieder, Kleidung und vieles mehr.
Wer Project Diva F damals gespielt hat, der wird sich an das zweischneidige Schwert der Musikvideos erinnern. Auch diese haben es in den aktuellen Ableger geschafft. Während man sich auf das Timing und die richtigen Noten konzentriert, läuft im Hintergrund ein äußerst aufwendig erstelltes Musikvideo ab. Diese Videos sehen einfach fantastisch aus. Regie, Aufmachung, Effekte und Farben sind ungewöhnlich zusammen komponiert und stellen so einen wahren Augenschmaus dar, sowohl für die große Konsole als auch für den kleinen Handheld. Daher ist es eine wahre Freude, sich die Videos separat im Theater anzusehen, um sie dabei auch genießen zu können.
Denn: während des Gameplays kann man sich absolut nicht auf das Hintergrundgeschehen konzentrieren. Vielmehr lenken die Videos mit ihren ganzen bunten Effekten, komplexen Choreografien, schnellen Schnitten und plötzlichen Einblendungen von den Noten ab, die ebenfalls wild verstreut im Millisekundentakt auf dem Bildschirm auftauchen. Zwar schafft man es, nach einiger Zeit, die Videos im Kopf auszublenden und sich auf die Noten zu konzentrieren, aber es kommt manchmal trotzdem zur visuellen Überladung, die speziell auf PlayStation 3 äußert störend ist.
An sich hat sich seit dem letzten Teil jedoch sehr viel in Sachen Grafik getan. Die Entwickler haben mehr Zeit und Finesse in die Menüs und Details investiert, sodass das Gesamtbild wesentlich runder erscheint.
Die Auswahl der Lieder ist mit 40 Stücken nicht sehr groß ausgefallen, hinzu kommt noch, dass viele Vocaloid-Spiele zuvor mit besseren Tracklisten punkten konnten, aber nichtsdestotrotz wird man stundenlang Spaß mit der Auswahl haben. Außerdem sind auch einige starke Ohrwürmer dabei, die man sich, zum Glück, auch separat im Theater anhören kann. Vielleicht wird so der ein oder andere neue Vocaloid-Fan geboren. Die Chancen stehen nicht schlecht.
Was jetzt Hatsune Miku: Project Diva F 2nd von der Konkurrenz in diesem Jahr abgrenzt und das Spiel zu etwas besonderem macht, ist das Gesamtpaket, in dem es geliefert wird. Neben den eigentlichen Liedern gibt es noch sehr viel zu tun und zu entdecken.
So besitzt das Spiel einen komplexen Editor, der kostenlos im PlayStation Store heruntergeladen werden kann. Doch Vorsicht: Dieser Editor ist über 500 Megabyte groß und kann bei PlayStation Vita sehr viel Platz auf dem Datenträger einnehmen. Um sich jedoch komplett mit diesem Editor wohl zu fühlen, sind mehrere Stunden Experimente von Nöten. Wer sich jedoch die Zeit nimmt, der hat eine unglaublich starkes Werkzeug zur Hand. Die Mühe, welche die Entwickler in den Editor investiert haben, ist deutlich zu spüren.
Für alle jene, die sich die Zeit nicht nehmen können, stehen die User-Tracks zum Download zur Verfügung. Leider ist es wegen Copyright nicht möglich außerhalb Japans einige Lieder zu downloaden, dennoch ist die Auswahl groß.
Auch der Diva-Room mit all seinen Extras ist wieder mit von der Partie. Hier kann man sich seine persönliche Vocaloid-Wohnung mit verschiedenen Möbeln einrichten, die Bewohner streicheln, piecken und belästigen, sowie diese nach Belieben Umziehen. Die Möglichkeiten sind hier noch wesentlich vielfältiger als noch bei Hatsune Miku: Project Diva F.
Hinzu kommt die Option, Augmented-Reality-Konzerte abzuhalten, welche nur etwas für wirkliche Hardcore-Fans ist, aber einmal für die Erfahrung genutzt werden sollte. Ebenfalls mit von der Partie ist ein Portrait-Editor, mit dem man wirklich sehr großen, ungezogenen Spaß haben kann.
Das Herz von Hatsune Miku: Project Diva F 2nd liegt nicht nur in den unglaublich schönen und aufwendig produzierten Liedern, die wahres Ohrwurm-Potential offenbaren, und ihren Videos, sondern auch in dem hohen Schwierigkeitsgrad, der immer weiter bis zum Erfolg treibt. Der ganze Rest, wie zum Beispiel der komplexe Editor, der Diva-Room, der Portrait-Editor und die Augmented-Reality-Konzerte sind eine willkommene Erweiterung, aber es handelt sich eben nur um Zusatz. Im Kern-Gameplay hat sich seit dem letzten Teil nicht viel getan. Die Stärken und Schwächen wurden komplett übernommen, nur in einem wesentlich schöneren Gewand und mit mehr Extras. Letztendlich sollte noch gesagt werden, dass die PlayStation-Vita-Version, dank des kleineren Bildschirms, wesentlich besser für das schnelle und Präzise Gameplay geeignet ist.
Story: Da es sich hier um ein reines Rhythmusspiel handelt bleibt diese Rubrik wohl frei.
Grafik: Wunderschöne und aufwendig erstellte Musikvideos, die vor Kreativität und Farbenpracht erstrahlen, zieren den Bildschirm. Dazu kommen schöne Menüs und viel Liebe zum Detail.
Sound: Insgesamt werden 40 Lieder aus vielen verschiedenen Genres geboten. Hinzu kommen die vielen von Usern erstellten Tracks. Zwar gewöhnungsbedürftig, aber Ohrwürmer garantiert.
Gameplay: Schnelles, buntes und ungemein forderndes Rhythmusspiel! Für Spielspaß und Motivation ist gesorgt, aber auch für Frust in den höheren Schwierigkeitsgraden.
Sonstiges: Vier verschiedene Schwierigkeitsgrade, ein komplexer Editor, der bekannte Diva-Room, AR-Konzerte und weitere kleine Überraschungen warten hier.
Von uns getestet: PlayStation-Vita-Version