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Im Test! Tears to Tiara II: Heir of the Overlord

Fans japanischer Rollenspiele können sich in diesem Jahr wirklich nicht beschweren. Das Angebot für die verschiedenen Plattformen ist gewaltig, sodass man bisweilen überlegen muss, welches Spiel einen Weg in die hauseigene Sammlung findet. Zu Stoßzeiten verliert auch ein gut informierter Kunde den Überblick und dank der vielfältigen Palette kann es passieren, dass ein Titel innerhalb der großen Auswahl untergeht.

Tears to Tiara ist kein bekannter Name im Westen. In Japan erschien der Auftakt 2005 für PCs als Visual Novel, die sich an die erwachsene Gesellschaft richtet. Einige Jahre später erschienen Portierungen für PlayStation 3 und PlayStation Portable, die jedoch vom Inhalt zensiert wurden.

Der zweite Teil – Tears to Tiara II: Heir of the Overlord – spielt zwar in der identischen Welt, jedoch bietet er neue Charaktere und eine eigene Handlung. Überraschenderweise gelangte der Titel nach Europa und Nordamerika. Kann ein Rollenspiel, welches aus einer Mischung aus Visual Novel und Strategie besteht, überhaupt einen Platz auf den heimischen Spielkonsolen finden? Haben die Entwickler und Publisher ein Experiment gewagt, das uns in eine exotische Welt entführt oder droht eine verwüstete Lokalisierung? Für euch sind wir nach Hispania gereist, um Hamil mit seiner Rebellion gegen das Göttliche Imperium zu unterstützen.

Der ohnmächtige Anführer und seine Göttin

Hamil und Tarte, die Göttin und ihr Diener.
Hamil und Tarte, die Göttin und ihr Diener.

Das Leben für die Bevölkerung Hispanias ist ein täglicher Kampf. Hunger und schwere Arbeit bilden das Grundgerüst. Vor einigen Jahren war das Gebiet ein freies Land, nun leiden die Menschen unter den Einflüssen des Göttlichen Imperiums.

Jeden Tag sterben Menschen unter der Hand der grausamen Soldaten, die mit ihren Peitschen tödliche Wunden zufügen. In Baracken fristen sie ihr Dasein, gezwungen ohne ausreichende Verpflegung unter der sengenden Sonne zu arbeiten. Ihr geringes Eigentum wird ihnen genommen und hohe Steuern belasten die ohnehin schon leeren Taschen.

Der Protagonist Hamilcar (Hamil) ist der letzte Überlebende der Familie Barca. Er ist der Sohn eines Gouverneurs, der vor sieben Jahren eine Rebellion gegen die gewaltige Macht des Imperiums begann. Sein Aufstand endete mit seinem Tod und Hispanias Unterwerfung. Den Mitgliedern des Reiches ist der junge Mann ein Dorn im Auge.

Aus diesem Grund steht er unter strenger Beobachtung. Jeden Tag muss Hamil tatenlos zusehen, wie sein Volk unterdrückt und vernichtet wird. Er selbst besitzt keine Kraft, um in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Wie ein Feigling versteckt er sich und benimmt sich wie ein verträumter Trottel, obwohl eine geheime Armee hinter den Idealen seines Vaters steht.

Eines Tages trifft Hamil auf die Göttin Tarte, die seit der Antike verehrt wird. Durch das Wachstum des Göttlichen Imperiums, deren Mitglieder an den Gott Watos glauben, verliert sie ihr Ansehen in Hispania. Seit Urzeiten ist das Schicksal von Tartes Familie mit dem Haus Barca verbunden. Hamil gehört zu ihren ausgewählten Dienern und gemeinsam will sie mit ihm die Unabhängigkeit für das Land gewinnen.

Doch Hamil hat zu viel gesehen, musste zu viel Leid ertragen und will die letzten Krieger des Landes nicht durch diese Schlacht verlieren. Erst die drohende Vernichtung von Tarte und seines Volkes reißen den Helden aus seiner Welt. Dennoch ist nicht das Imperium der größte Feind Hamils, sondern das Biest, was in ihm lebt. Seine dunkle Seite lechzt nach Rache, Blut und Menschenfleisch. Wird der Dämon ihn und seine Freunde verschlingen oder wird Hamil die Kontrolle erlangen, um mit diesen Kräften über das Göttliche Imperium zu triumphieren?

In die Schlacht mit Schwert, Speer und Krallen

Nach vielen Textpassagen geht es zur Sache.
Nach vielen Textpassagen geht es zur Sache.

Auch wenn Tears to Tiara II: Heir of the Overlord als Strategie-Rollenspiel beschrieben wird, in erster Linie handelt es sich um eine Visual Novel. Das erste Kapitel beschreibt euch ausführlich die Situation des Landes, sowie die ersten Hauptcharaktere und den Beginn der Rebellion. Neben abgezählten Kämpfen erwarten euch fünf bis sechs Stunden, in denen ihr nur Texte lest.

Der erste Kampf entspricht keinem Tutorial, ihr seid auf euch allein gestellt. Allerdings unterscheiden sich die Grundeinstellungen nicht sehr von anderen Strategie-Rollenspielen. Die Schlachten finden auf unterschiedlichen Karten statt. Zu Beginn werden euch die Bedingungen für einen Sieg oder eine Niederlage aufgelistet. Anschließend bestimmt ihr die Einheiten, die ihr für die aktuelle Auseinandersetzung benötigt.

Vor jedem Kampf ist es möglich, Einkäufe über ein Menü zu tätigen, die Ausrüstung der Charaktere, sowie ihre Fähigkeiten anzupassen, die euch für das bevorstehende Geschehen einen Vorteil bringen. Der Elefant Noa wird euch immer begleiten, eine Unterstützung im Gefecht bieten und die Quadriga ziehen, in der sich weitere Einheiten befinden, die als Ersatz dienen. Die restlichen Felder, deren Anzahl sich an das Geschehen richtet, werden mit euren ausgesuchten Einheiten aufgefüllt.

Die erste Einheit, die auf dem Schlachtfeld platziert wird, bringt ihre Führungsfähigkeit in das Gefecht. Es handelt sich hierbei um unterstützende Fertigkeiten, welche eine positive Auswirkung auf den Anführer und Verbündete haben, die sich in seiner Nähe befinden. Jede Einheit besitzt eine andere Technik. Seid ihr mit euren Einstellungen zufrieden, startet die Auseinandersetzung, die immer mit euren Zügen beginnt. Erst wenn ihr alle Entscheidung getroffen habt, beendet ihr die Runde und die Phase des Gegners startet.

Jede Figur besitzt ihre vorgeschriebene Rolle, aus welcher die Ausrüstung und individuellen Fähigkeiten resultieren. Ein Wechsel der Klasse ist nicht möglich. Als Grundtypen setzt ihr Nahkämpfer, Schützen, Magier und wilde Tiere ein, wobei später zusätzliche Mitstreiter im Laden zum Verkauf stehen. Trifft eine Einheit in ihrem Radius auf einen Gegner, wählt ihr den Befehl für einen Angriff. Die Lebenspunkte der Feinde werden euch angezeigt.

Jeder Charakter kann Gegenstände verwenden. Zur Individualisierung stehen allen eine größere Bandbreite an Techniken zur Verfügung, sowie Fähigkeiten, die nur von bestimmten Kämpfern verwendet werden können. Die Göttin Tarte und Hamil erwecken ihre schlummernden Kräfte für zwei Runden. Sie verstärken ihre Statuswerte, um einen hohen Schaden zu erzielen.

Allerdings sind sie nach dieser Aktion für eine Runde sehr geschwächt und in dieser Situation ein leichtes Opfer für die Feinde. Da in Hamil eine Bestie ruht, besteht die Möglichkeit, dass seine Verwandlung schief läuft und er zu einem Berserker mutiert. In diesem Zustand greift er alles an, was sich in seiner Nähe befindet, darunter gehören auch seine Verbündeten.

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Der Elefant Noa dient als Reittier und zieht einen Wohnwagen.

Charis hat eine sehr spezielle Technik im Angebot. Das kleine Mädchen kann Monster zähmen. Diese Funktion läuft über ein Minispiel ab, was ein wenig an Unchained Blades erinnert. Möchtet ihr eine fremde Einheit zähmen, taucht ein Kreis auf, der in seinem Inneren eine blaue Färbung besitzt. Diese müsst ihr mit einem anderen Kreis treffen.

Die fremde Einheit unterstützt euch allerdings nur im aktuellen Gefecht. Einige Figuren können Bestien wie Elefanten, Greifen oder Leoparden reiten. Die berittenen Einheiten nutzen nur den physischen Angriff des Tieres, allerdings werden ihr Vorteile, wie eine größere Reichweite oder die Fähigkeit des Fliegens, genießen.

Die Art der Zauber beruht in diesem Spiel auf der Macht der Elemente. Ein Zyklus bestimmt, welches Element durch eine Begünstigung verstärkt wird. Der Mechanismus ändert sich und wird ständig auf dem Kampfbildschirm angezeigt. Zudem besitzt jedes Element unterschiedliche Attribute und wenn ihr euch mit der Lehre der Elemente auseinandersetzt, werdet ihr mit einem Vorteil eure Feinde vernichten, da jede Einheit zu einem bestimmten Element gehört.

Ebenso ist die Platzierung für den magischen Angriff wichtig. Dieser ist im ausgesuchten Gebiet in der Mitte sehr mächtig. Zu den Rändern hin wird der Zauber abgeschwächt, was im Hinblick für den taktischen Kampf ein wichtiges Wissen bildet. Die Magier und Schützen treffen mit ihren Attacken keine Verbündete, auch wenn diese im Weg stehen sollten.

Der kontrollierte Schutz der Schwachen

Eine weitere Besonderheit in Tears to Tiara II: Heir of the Overlord ist die sogenannte Kontrollzone (ZOC). Jede Einheit wird im Raster der Karte von diesem Bereich umgeben. Es ist nicht möglich, dieses Gebiet in einem Zug zu passieren. Somit kann ein Nahkämpfer einen Zauberer oder Schützen für diese Runde beschützen.

Mit den ausgeführten Angriffen bauen alle Einheiten den „Chain Stock“ auf, der Spezialangriffe erlaubt, sobald ein Balken komplett gefüllt ist. Für physische Attacken ist ein Folgeangriff möglich, der von euch aktiviert werden muss. In diesem Moment seht ihr einen roten Kreis und wenn euer Timing passt, greift die Figur mehrmals an. Die Magier verstärken durch die Quadrat-Taste ihre Zauber. Individuelle Techniken verbrauchen gegebenenfalls ebenfalls eine Leiste aus dem „Chain Stock“.

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Dank der Funktion Rewind könnt ihr Fehler beheben.

Im Verlauf der Geschichte bauen die Charaktere ein Vertrauen untereinander auf und an bestimmten Punkten werden „Joint Attacks“ freigeschaltet. An diesen Angriffen sind mehrere Einheiten beteiligt. Zuerst müssen je nach Team verschiedene Bedingungen erfüllt werden.

Auf der Karte erscheint eine Markierung, sobald eine gemeinsame Attacke ausgeführt werden kann. Es sind mächtige Techniken, die pro Gruppe nur einmal während einer Schlacht ausgeführt werden können.

Habt ihr einen taktischen Fehler begangen, erlaubt euch die Rewind-Funktion die Rückkehr zum Beginn einer Runde, die ihr schon gespielt habt. Dieses System wird euch aus brenzligen Situationen retten. Neben den Feinden warten auch Fallen auf alle Mitglieder des Gefechtes. Es gibt Bodenfallen, die den aktuellen Zug einer Einheit abbrechen oder Gefahren wie giftiger Nebel, der das ganze Feld beeinflusst.

Stirbt einer eurer Mitstreiter, wartet kein endgültiger Tod. Die betroffene Einheit wird nur für den aktuellen Kampf gesperrt. Zwischen den Schlachten, die für den Fortschritt der Geschichte geführt werden müssen, warten auch freie Gefechte auf der Karte, die ihr ab dem zweiten Kapitel besucht. An diesen Orten ist es problemlos möglich, die Einheiten zu trainieren.

Alle Figuren erhöhen ihre Stufe aktiv während einer Auseinandersetzung. Sobald ein Feind angegriffen oder ein Verbündeter unterstützt wurde, gewinnt man Punkte für die Erfahrung und für die Fähigkeiten. Anschließend kann es durchaus passieren, dass eine neue Technik erlernt oder die Stufe gesteigert wird. Nicht alle Fertigkeiten werden durch ein höheres Level verdient. Für bestimmte Fähigkeiten wird ein Buch benötigt, bevor die betroffene Einheit diese ausrüsten kann.

Der fahrende Händler als ständige Begleitung

In eurer Basis ist es jederzeit möglich, den Spielstand zu sichern, Einkäufe zu tätigen und die Ausrüstung der Figuren zu bestimmen. Im Verlauf der Handlung vergrößert sich das Angebot der Läden. Zudem ist es möglich, bestimmte Waffen und Rüstungen zu verstärken. Für diese Option werden Materialien benötigt, die ihr durch das Bezwingen der Gegner verdient.

Vor jeder Schlacht stellt ihr sorgsam das Team zusammen.
Vor jeder Schlacht stellt ihr sorgsam das Team zusammen.

Das Menü für den Kauf von Ausrüstungen ist vielleicht ein wenig unübersichtlich hinsichtlich der Steuerung geraten. Ihr arbeitet mit zwei Fenstern gleichzeitig und schaltet immer wieder um, damit ihr die Auswahl oder den Charakter wechseln könnt. Die Anzeigen sind informativ gestaltet. So habt ihr immer im Blick, inwieweit die Waffe oder Rüstung allgemein und bezogen auf die ausgesuchte Einheit als Verbesserung dient.

Der strategische Teil bietet die Möglichkeit, den Schwierigkeitsgrad anzupassen. Euch stehen drei Stufen zur Auswahl, die auch innerhalb eines Kampfes verändert werden können. Für Einsteiger ist der leichte Schwierigkeitsgrad optimal, um vor allem die Handlung zu genießen. Allerdings ist es auch hier wichtig, immer taktisch zu arbeiten, ansonsten sieht man auch in diesem Modus den Game-Over-Bildschirm.

Die Aufgaben sind sehr unterschiedlich gestaltet. Zu Beginn sind die Kämpfe nicht sehr anspruchsvoll. Diese Einstellung verändert sich mit dem Fortlauf der Geschichte und ab der Mitte merkt man den Anstieg der Schwierigkeit. Es ist nicht immer notwendig, alle Feinde auf der Karte zu töten. Manchmal müsst ihr Personen beschützen, einen bestimmten Gegner vernichten, fliehen, Fahnen sammeln oder Schalter umlegen.

Die Arenen unterscheiden sich in ihrem Aufbau, wobei man durchaus unterschiedliche Anhöhen vermisst. Zwar stehen die Feinde in einigen Schlachten auf einer erhöhten Position, doch man selbst kann daraus kaum einen Nutzen ziehen. Es gibt keine Option, die ein Klettern oder Springen ermöglicht. Dank der leichtgängigen Bewegung der Kamera bleibt kein Winkel verborgen.

Die Geschwindigkeit für die Kämpfe stellt ihr nach Belieben ein, die sehr zügig ausgewählt werden kann. Nach jeder Auseinandersetzung werden eure Fähigkeiten mit einem Rang bewertet. Je schlechter dieser ausfällt, umso besser fällt die Belohnung in Form von Ausrüstung und Büchern aus. Für ein gutes Ergebnis gibt es stattdessen mehr Materialien.

Die Geschichte der tausend Tränen

Wie zu Beginn schon erwähnt, erwartet euch eine ausführliche Geschichte, die aus stundenlangen Dialogen besteht. Wurde eine Episode erzählt, könnt ihr speichern oder brecht auf der Weltkarte in eine neue Schlacht auf. Der Autor legte großen Wert auf eine ausführliche Erzählung mit starken Charakteren.

Die Karte für das Abenteuer.
Die Karte für das Abenteuer.

Die Nebenfiguren tragen mit ihrer Rolle alle zur Handlung bei, es gibt in der Gruppe keine blasse Figur, die nur als stumme Begleitung dient. Vor allem ist der Verwandlung des Protagonisten Hamil ein herausragendes Erlebnis für den Spieler. Detailliert können wir auf das Thema nicht eingehen, da wir euch nicht die Überraschung verderben möchten.

Jedoch solltet ihr zuerst das komplette erste Kapitel spielen, bevor ihr euch eine Meinung über den Helden bildet. Das genannte Kapitel dient als eine große Einführung und wird euch mehrere Stunden mit lesen beschäftigen. Leider ist es nicht möglich, eine eigene Entscheidung im Spiel zu treffen.

Die Heldinnen stehen nicht für verschiedene Romanzen zur Auswahl, sondern ihr seid nur ein stiller Leser, ohne eine Option auf Selbstständigkeit. Die Geschichte birgt einen ernsten und politischen Hintergrund, was jedoch nicht heißt, dass jede Szene staubtrocken präsentiert wird. Es gibt auch heitere Momente für die Gruppe, die euch zum Schmunzeln oder Lachen bringen.

In den folgenden Episoden werden Dialoge immer noch eine sehr wichtige Rolle spielen, allerdings wird sich auch die Anzahl der Kämpfe vergrößern. Die Szenen sind alle auf Japanisch mit talentierten Synchronsprechern vertont, die Bildschirmtexte werden nur auf Englisch angeboten.

Exotische Klänge und die dunkle Seite der Engine

Beginnen wir mit einem großen Kritikpunkt, der ziemlich schnell in Tears to Tiara II: Heir of the Overlord auffällt. Es ist wohl keine große Überraschung, dass es sich hierbei um die grafische Darstellung handelt. Die Portraits der Hauptfiguren sind bezaubernd gezeichnet, leider bietet das Mienenspiel keine große Abwechslung.

Störender sind die Effekte und die 3D-Umgbung. Das Spiel von Licht und Schatten wird von der ausgewählten Engine sehr schlecht umgesetzt. Sobald die Kamera bewegt wird, entwickelt sich ein unübersichtliches Flimmern im Bereich der Kanten und Linien. Die Animationen sind altbacken, es gibt grafische Fehler, wenn Gegenstände aufeinander prallen.

Kein Badeurlaub ohne ungebetene Gäste.
Kein Badeurlaub ohne ungebetene Gäste.

Die 3D-Modelle der Figuren werden übermäßig verzerrt dargestellt. Sie besitzen einen großen Kopf und große Augen, im Gegensatz zu den kleinen Körpern. Die Bewegungen in den animierten Szenen wirken steif, hölzern und sind nicht mehr zeitgemäß.

Für andere Szenen wurden die Hintergründe gezeichnet und vielleicht hätten die Entwickler komplett in dieser Form arbeiten sollen. Einige Szenen wirken durch die auftretenden Fehler leider auch unfreiwillig komisch. Die CG-Bilder sind detailliert und wirken im Gegensatz zu der veralteten 3D-Umgebung bezaubernd.

Ganz anders klingt dagegen der Soundtrack aus dem Spiel. Zwar wurden viele Lieder aus dem ersten Teil übernommen, was uns vielleicht im Westen nicht sehr auffallen wird. Das Arrangement besteht aus einer vielfältigen Mischung aus exotischen Klängen, traurigen Balladen, aus starken Vocals und Stücken, die an Heldentaten und große Schlachten erinnern.

Das Lied, welches euch in allen Gefechten begleitet, wird euch auf den Kampf vorbereiten und als Unterstützung dienen. Sehr berührend ist „Tears to Tiara Victory Song (from Hispania)“, welches einer tragischen Szene noch mehr Gehalt gibt. Durch die Vermischung der gesungenen und der rein instrumentalen Stücke, die für jede Szene gewechselt werden, entfaltet sich eine reine Symphonie für die Ohren. In diesem Fall bekommt das Spiel einen ganz großen Pluspunkt.

Eine Krone für die Eroberung

Sicherlich ist Tears to Tiara II: Heir of the Overlord nicht für jeden Spieler geeignet. Wer größere Textmengen oder die nicht vorhandene Entscheidungsfreiheit scheut, der sollte einen Bogen um das Spiel machen, zumal es kein grafisches Wunderwerk ist. Doch wer sich gerne mit einer packenden Geschichte beschäftigt, die individuelle Persönlichkeiten mit eigenem Schicksal bietet, kann sich den Titel näher anschauen.

Es ist keine reine Visual Novel, denn es gilt über 40 Schlachten zu führen, die je nach Aufgabe eine Herausforderung bilden. Es nützt nichts, sich kopflos in einen Kampf zu stürzen, um die Gegner zu vernichten. Zwar werden verschiedene Schwierigkeitsstufen angeboten, jedoch verringern sich dadurch nur die Werte der Feinde, der Erhalt an Erfahrungspunkten und Geld. Die künstliche Intelligenz wird nicht beeinflusst und diese weiß genau, wo sich die schwachen Einheiten verbergen.

Durch die unterschiedlichen Areale (Wüste, Minen, Arenen, Wälder oder Gebirge) gibt es immer eine neue Umgebung für das Auge, sowie eine Vielfalt an Gegnern. Die Welt ist magisch, als Rassen existieren Elfen und Drachen, die schon vor langer Zeit vertrieben wurden. Einige Überbleibsel werdet ihr vielleicht auf eurem Abenteuer findet.

Die Handlung ist nicht immer vorhersehbar. Ob ein Feind wirklich euer Gegner ist, zeigt der weitere Verlauf der Reise. Die Beziehung zwischen Hamil und Tarte nimmt natürlich eine wichtige Position in der Handlung ein, aber sie gehört mehr zur tragischen als zur kitschigen Sorte. Insgesamt wird euch das Spiel über 40 Stunden unterhalten, sofern ihr die Texte nicht einfach überspringt.

Nach Abschluss wird ein Bonus-Verlies und die Funktion eines New Game + angeboten. Allerdings sind die Szenen im optionalen Verlies nicht vertont. Das Spiel bietet keine Möglichkeiten, ein Gebiet frei außerhalb eines Kampfes zu erkunden oder eine Stadt zu betreten. Die Weltkarte (die euch bekannt vorkommen dürfte) kontrolliert ihr über ein Menü, ebenso das Basislager. Es gibt nur die Auswahl zwischen dem Part einer Visual Novel und den strategischen Kämpfen.

Durch die stark präsentierte Handlung und den Soundtrack muss sich das Spiel nicht vor den anderen Vertretern seines Genres verstecken. Wenn ihr eine ausführliche Geschichte sucht, die im Kern mehr bietet als es zunächst den Anschein macht, sollte Tears to Tiara II: Heir of the Overlord einen Platz in eurer Sammlung findet. Vielleicht benötigt die Handlung bis zur Entfaltung etwas mehr Zeit als andere Spiele, doch wenn ihr geduldig an die Sache geht, werdet ihr mit einer imposanten Reise belohnt. Erwähnenswert ist die Anleitung der Verkaufsversion, die in deutscher Sprache ausführlich die Spielmechanik und die wichtigen Figuren beschreibt.

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Story: Der letzte Überlebende einer einst angesehenen Familie will gegen ein ganzes Reich für die Unabhängigkeit seines Volkes kämpfen. Mit starken Charakteren und tragischen Szenen ausgestattet.

Gameplay: Eine Mischung aus Visual Novel und Strategie-Rollenspiel. Lesen und taktisches Vorgehen stehen an der Tagesordnung.

Grafik: Wunderschöne 2D-Szenen, 3D-Modelle, Umgebung und Animationen wirken sehr altbacken, sehr schlechte Darstellung von Schatten, Effekten und Kanten.

Sound: Ein wunderbares Arrangement, abwechslungsreich, reicht von exotischen Klängen, heroischen Stücken bis zu berührenden Balladen.

Sonstiges: New Game +, Bonus-Dungeon, Schwierigkeitsgrad kann jederzeit geändert werden, Extras mit einer Galerie der CG-Bilder und Musikstücke