Ja, Senran Kagura: Shinovi Versus wirbt hauptsächlich mit den weiblichen sekundären Geschlechtsmerkmalen. Doch wer nun einen langweiligen Catfight ohne Sinn und Verstand erwartet, der wird hier eine große Überraschung erfahren. Denn nach Akibas Trip und vor Freedom Wars wartet noch eine weitere kleine japanische Perle auf alle PlayStation-Vita-Besitzer. Inklusive intuitiver Touchscreennutzung.
Eine Zusammenfassung von Senran Kagura: Shinovi Versus‘ Geschichte ist schnell getan. In einem fernen Land streben 20 Frauen dasselbe Ziel an: ihre persönliche Ninja-Schule an die Spitze zu treiben. Je fünf Schüler gehören zu einer angesehenen Schule und in 25 Missionen entfaltet sich die ganze Geschichte um je eine davon. Hier erfährt man Vieles über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft jeder Schule.
Wem das nicht genug ist, der hat die Möglichkeit in fünf persönlichen Missionen ein wenig mehr über jede Kämpferin zu erfahren. Diese könnten unterschiedlicher gar nicht sein. Alle Stereotypen, die Japan zu bieten hat, findet man hier. Die stille Introvertierte, das schüchterne Schulmädchen, die verrückte Ömmelsüchtige und viele mehr. Einige kämpfen mit verdrängten Erinnerungen von geliebten Personen und andere wiederum wollen unbedingt eine Sushirollenparty schmeißen. Japanischer kann es kaum werden.
Alles in allem beeindruckt Senran Kagura: Shinovi Versus mit seinem großen und runden Aufgebot an Charakteren. Sowohl die Haupt- als auch die Nebenmissionen sind witzig, unterhaltsam und teilweise auch tragisch und traurig. Das führt selbstverständlich zu einem Konflikt. Man wartet darauf, mit halbnackten Ninjas ein Kampffeld nieder zu mähen und plötzlich wird man mit Mord, Trauer und Depression konfrontiert. Der Ton wechselt ein bisschen zu schnell, um angenehm auf der Brust zu liegen, aber wer sich darauf einlässt, wird nicht enttäuscht werden und seinen Spaß damit haben.
Was jedoch unglaublich enttäuschend ist, ist die Tatsache, dass der Großteil dieser Geschichte als weißer Text auf einem schwarzen Bildschirm präsentiert wird. Das wirkt bei all den Möglichkeiten, welche den Entwicklern zur Verfügung standen, wie eine maßlose Verschwendung. Einige Textzeilen werden von schönen Artworks oder Charaktermodellen begleitet, doch das passiert viel zu selten. Die ganzen schwarzen Bildschirme und langen Texte vermiesen die Story und verleiten dazu, alle Dialoge zu überspringen. Ganz besonders, wenn sich dieses Spiel zum 40. Mal wiederholt
Wer der japanischen oder englischen Sprache nicht mächtig ist, der wird einiges verpassen. Deutsche Texte wird es leider ebenso wenig geben, wie eine deutsche Sprachausgabe. Wie es in letzter Zeit häufig der Fall ist, bietet Senran Kagura: Shinovi Versus eine rein japanische Sprachausgabe und dazu englische Texte. Fans des Originals freut es und alle anderen können sich an der schönen visuellen Arbeit erfreuen.
Diese ist den Entwicklern unglaublich gut gelungen. In bestem Cel Shading wurden die handgezeichneten Ninjas auf den kleinen Bildschirm übertragen. Scharfe Kanten und runde Formen stehen im schönen Wechselspiel miteinander. Die strahlenden Umgebungen werden nur von den Charaktermodellen übertroffen. Zwar sind die Kampfareale nicht besonders weitläufig, aber das, was man sehen kann, ist wirklich gelungen – sowohl von der Grafik her als auch vom Design.
Bei den 20 Mädchen gibt es ebenso absolut nichts zu beanstanden. Jede hat ein ganz eigenes Design und strahlt vor mehr oder weniger eindeutigen Details. Besonders lobenswert ist auch die Physik geworden. Das dramatische Auf und Ab ist immer wieder ein wahres Fest und selbst im größten Getümmel fällt dies noch positiv auf.
Soundtechnisch gibt es auch nicht viel zu bemängeln. Wie bereits erwähnt, werden nur die japanischen Originalstimmen angeboten. Diese sind selbstverständlich quietschig, hoch, laut und eben absolut japanisch. Wem das schon immer ein Dorn im Ohr war, der wird hier ebenfalls nicht das Glück finden. Wer das jedoch gewohnt ist, der wird mit talentierten Sprechern und einer perfekt passenden Sprachausgabe belohnt.
Was für diese gilt, gilt auch für die Musik. Sie passt perfekt zum Geschehen, ist aber absolut japanisch – und was so japanisch ist, ist gewöhnungsbedürftig. Dennoch haben die Entwickler bei der Grafik und dem Sound nichts anbrennen lassen. PlayStation-Vita-Besitzer können sich freuen.
Der wohl stärkste Punkt von Senran Kagura: Shinovi Versus ist das Gameplay. Hier wird ein richtig motivierendes Kampfsystem geboten, das sehr von der Dynasty-Warriors-Reihe inspiriert ist. Auf verschiedenen Kampfarenen erscheinen Horden von Feinden und die gilt es mit voller Jutsukraft zu vernichten. Hat man eine Horde erledigt, erscheint entweder sofort die nächste oder erst nach ein paar Metern. Nach etwa vier Siegen wartet noch ein Bosskampf und das war es dann. Jede einzelne Mission läuft genau so ab. Nach 100 Missionen wünscht man sich zwar etwas Abwechslung, aber trotzdem macht jede Mission und jeder Sieg unglaublich viel Spaß. Dies liegt hauptsächlich daran, dass jedes der 20 Mädchen sich komplett anders spielt. Namen erspare ich euch hier mal, da ich mir nach zehn Stunden Spielzeit auch nur einen merken konnte.
Einige Mädchen benutzen Fernkampfwaffen wie Regenschirme oder alte Gewehre, andere benutzen herkömmliche Waffen wie Schwerter oder Messer. Tolle Präsentation und ein Haufen Spielspaß werden hier geboten.
Gekämpft wird mit den vier heiligen Tasten: schwacher Angriff, starker Angriff, Ausweichen und Springen. Dabei muss man sich auf jedes Mädchen einlassen, um das Beste aus der Mission zu holen. Ebenfalls wichtig sind die zwei Modi und die zwei Spezialattacken, die jedes Mädchen besitzt. Jedes mal die neuen Animationen und Angriffe zu erleben ist wirklich grandios. Zum Ende eines Kampfes wird man nicht nur mit Erfahrungspunkten belohnt, sondern auch dafür, wie man gekämpft hat. Hier kommen verschiedene Leisten ins Spiel, die anscheinend keinen überaus großen Einfluss auf das Gameplay haben.
Leider sind so gut wie alle Kämpfe nicht besonders schwierig. Hier offenbart sich ein großer Fehler, der den Entwicklern passiert ist. Senran Kagura: Shinovi Versus ist viel zu leicht. Bei den ganzen massigen Semmeln haben es die Entwickler tatsächlich geschafft, jede Herausforderung aus dem Spiel zu nehmen. Alle Missionen lassen sich ohne Probleme mit der Bestnote bestehen. Dazu ist nur simples Buttonmashing nötig.
Ganz schnell hat man jeden Charakter auf Level 50 gebracht und spätestens ab diesem Zeitpunkt ist man übermächtig. Und selbst, wenn man den Schwierigkeitsgrad bei den Missionen hochschraubt, ist keinerlei Mühe notwendig. Daher dauert es auch nicht besonders lange, bis man das Maximum in allen Missionen erreicht hat. Doch selbst, wenn das Spiel zu einfach ist, so wird man definitiv seinen Spaß mit den 20 unterschiedlichen Kämpferinnen haben haben.
Abseits von den Schlachtfeldern, gibt es einiges zu entdecken. So besitzt jede Schule ihre eigene Basis, von der aus die Mädchen verschiedene Optionen zur Auswahl haben. Sie können ihre Erfolge begutachten, shoppen gehen, an der Unterhöschen-Lotterie teilnehmen und sich natürlich umziehen. Was genau in der Umkleidekabine gemacht werden kann soll eine kleine Überraschung bleiben.
In Senran Kagura: Shinovi Versus steht sexy Unterwäsche auf der Tagesordnung, denn den Großteil ihrer Kämpfe bestreiten die Mädchen nur mit dem Nötigsten. Hier ist die Auswahl groß. Alle Farben und Formen werden geboten. Die besten Teile gibt es jedoch in der Lotterie zu gewinnen. Lässt man ein bisschen Geld springen, darf man dann auf einen hohen Wert auf der Sexy-Skala hoffen. Je höher dieser Wert ist, desto seltener und besser ist das gewonnene Stück.
Zum Freispielen gibt es auch einiges. Neben weiteren Kleidungsstücken gibt es noch Artworks, Musikstücke und Erzählerstimmen. Zwar müssen diese Sachen im Laden gekauft werden, doch in den Missionen wird man mit Geld praktisch übergossen.
Nun mal aber weg von Grafik, Sound und Gameplay. Dieser Absatz ist einem einzigen Punkt gewidmet, der den größten Teil des Spiels einnimmt. Es geht um die Ladezeiten. In Senran Kagura: Shinovi Versus nehmen sie katastrophale Ausmaße an. Vor und nach jedem Dialog, vor und nach jedem Kampf, vor und nach jedem Besuch in der Basis. Das wäre nicht so schrecklich, wenn nicht jeder Ladebildschirm ungefähr eine halbe Minute in Anspruch nehmen würde. Vor und nach den Missionen wäre auch dies noch zu verkraften, aber vor und nach simplen schwarzen Bildschirmen mit weißem Text, ist einfach unmöglich.
Ich weiß nicht, was die Entwickler hier gemacht haben, aber von den eigenen Spielstunden kann man mindestens 50 Prozent streichen. Es gibt viele Missionen, die nur zwei bis fünf Sekunden in Anspruch nehmen und dafür hat man dann über 60 Sekunden Ladezeit. Selbst ein paar schöne Artworks oder Übungsspiele ala Bayonetta auf den Ladebildschirmen hätte alles so viel besser gemacht, aber dafür hat irgendwas anscheinend nicht gereicht. Zu schade. Bei all den hübschen Mädchen wäre hier viel Material drin gewesen.
Senran Kagura: Shinovi Versus ist ein wahres Ninja-Fest. Und dazu noch ein richtig gutes Spiel. Die Geschichten sind vielzählig und abwechslungsreich, das Kampfsystem macht unheimlich viel Spaß, den vielen Mädchen mit ihren verschiedenen Kampfstilen zuzusehen auch und abseits von den Arenen gibt es einiges mit den Quarktüten anzufangen. Verpackt wird alles in schöner Optik, toller Physik und purem japanischen Sound. Hier muss jeder japanophiler PlayStation-Vita-Besitzer zugreifen, auch wenn das Spiel etwas zu einfach und die Ladezeiten katastrophal lang geworden sind. Ein Blick in den Onlinemodus lohnt sich ebenfalls. Hier liegt die wahre Herausforderung.
Story: Mord, Depression und Sushirollen. Japanischer wird es wohl kaum. Trotzdem gibt es viel zu entdecken, auch wenn der Ton des Spiels durch verschiedene Erzählungen stockt.
Grafik: Lob an die Entwickler. Die Umgebungen sehen lebendig aus, sind schön designt und auch die Mädchen sehen grandios aus.
Sound: Auch hier wird tief in die japanische Trickkiste gegriffen. Gewohnt fantastische Sprecher treffen auf einen gewohnt verrückten Soundtrack.
Gameplay: Schnelles, spaßiges und motivierendes Kampfsystem, das unglaublich von den 20 spielbaren Mädchen profitiert. Zwar fehlt die Herausforderung, aber das tut dem Spielspaß keinen Abbruch.
Sonstiges: Wunderbare Touchscreennutzung, verschiedene Onlinemodi und einige Aktionen abseits der Arena stehen unmöglichen Ladezeiten und zu kurzer Spielzeit entgegen.