Ich muss gestehen, dass Nippon Ichis neustes Projekt htoL#NiQ Hotaru no Nikki ein wenig an mir vorbeigegangen ist und ich erst wirklich darauf aufmerksam wurde, als es einige Tage nach Release die Hauptseite des japanischen PlayStation Stores schmückte. Da nur die limitierte Edition eine Retail-Version des Spieles enthielt und diese mittlerweile zu unfairen Preisen angeboten wird, habe ich ausnahmsweise zur Download-Version gegriffen und mich direkt in die niedliche Mion verliebt.
Wenn ihr Hotaru no Nikki das erste Mal startet, werdet ihr ohne Intro oder großem Vorwort ins Spielgeschehen geworfen, nachdem ihr auf dem Touchscreen „Touch Start“ berührt. Ihr seht ein Mädchen auf einem Tisch liegen, umgeben von Schläuchen und Steingerümpel im Dämmerlicht. Das ganze wird von einer angenehmen, aber gleichzeitig unheimlichen Musik untermalt. Ein grün leuchtendes Wesen, das stark an eine Fee aus den The-Legend-of-Zelda-Spielen erinnert, kommt nach einigen Sekunden ins Bild geschwebt und weckt das Mädchen auf. Nachdem es sich etwas irritiert umsieht, erscheint eine erste Erklärung auf den Bildschirm.
Wir erfahren, dass das Mädchen Mion heißt und das schwebende Wesen ein Glühwürmchen ist. Mithilfe des Touchscreens steuern wir ab sofort das kleine Glühwürmchen und Mion wird diesem überall hin folgen. Der nächste Text sagt, dass wir versuchen sollen, durch die Tür das Zimmer zu verlassen.
Ein eingeblendetes Artwork zeigt uns, dass wir uns irgendwo in einer Art Ruine befinden. Im Anschluss folgt ein einfaches Tutorial-Level, in denen das Spiel uns mit der Bedienung vertraut macht. Es reicht aus, eine Stelle des Touchscreens zu berühren und schon fliegt das Glühwürmchen in die entsprechende Richtung. Mion geht sogleich hinterher. Wenn wir Mion jetzt eine Leiter hinaufklettern lassen wollen, dann müssen wir sie unterhalb dieser führen und dann das Glühwürmchen nach oben lenken.
Dummerweise trägt der Stahlträger, den Mion versucht zu überqueren ihr Gewicht nicht und so fällt sie zusammen mit einer kleinen Holzkiste herunter. Um weiterzukommen, muss die Kiste auf die rechte Seite geschoben werden. Dies macht Mion automatisch, wenn ihr sie in die entsprechende Richtung lenkt. Damit sie die Holzkiste wieder loslässt, müsst ihr einfach nur das Glüchwürmchen nach unten führen.
Sobald ein grün leuchtendes Symbol auf den Bildschirm erscheint, kann Mion eine Aktion ausführen – zum Beispiel einen Schalter umlegen, um Wege begehbar zu machen oder Maschinen ein- oder auszuschalten.
Am Ende der Ebene sehen wir einen Pflanzenspross. Dies sind Fragmente von Mions Erinnerungen, die es zu sammeln gilt. Wenn wir es berühren, wechselt der Bildschirm und die Grafik des Spieles gleich mit. Man fühlt sich in die SNES-Zeit zurückversetzt und bekommt entsprechende Musik präsentiert. Mion lässt sich innerhalb der Erinnerungen selbst mit dem Touchscreen steuern und ihr könnt Leute ansprechen sowie Gegenstände berühren. Lauft ihr gegen eine Person, dann wird ein Symbol über ihren Kopf eingeblendet anstelle eines Textes – zum Beispiel eine Note oder ein kleines Herz. Eure Aufgabe in der ersten Erinnerung ist es, dem Hund das Stofftier zu bringen, danach findet ihr euch sogleich in der düsteren Ruine wieder.
Im nächsten Level wird uns das Schattenglühwürmchen vorgestellt, dass sich mithilfe des Rückseiten-Touchpads bewegen lässt. Tippt das Touchpad einmal an und ihr wechselt in den Schattenmodus. Das violette Glühwürmchen kann sich frei in den Schatten bewegen und bestimmte Aktionen ausführen, die nur in diesem Modus möglich sind. So können wir nun das Seil antippen, das eine kaputte Windmühle verbindet. Diese kippt dann um und bildet eine Brücke für Mion zum Weitergehen. Ab hier sei schon einmal als kleine Warnung gesagt: Das Spiel ist erbarmungslos und grausam zu der armen Mion und jeder kleine Fehltritt kann ihr Ende bedeuten. Es reicht schon, mithilfe des Schattenglühwürmchens Kisten auf den Boden fallen zu lassen. Wenn Mion direkt darunter steht, dann läuft sie nicht weg, sondern wird von den Kisten erschlagen. In solchen Fällen geht es an der Stelle weiter, wo das Spiel zuletzt automatisch gespeichert hat und dies tut es nach jeder Passage, die überwunden wurde.
Am Ende eines Levels erfolgt ein Bosskampf. Der erste Bossgegner ist ein riesiger Schatten, der Mion zu verfolgen beginnt und ihr müsst dafür sorgen, dass sie nicht von diesem gefressen wird. Das Geschehen wirkt fast schon wie ein Survival Horror.
Die Anfangsebenen sind allerdings noch relativ einfach und leicht zu bewältigen. Richtig frustrierend wird es erst ab Ebene 2, wenn Kreissägen, riesige Zahnräder und bösartige Schatten sich Mion in den Weg stellen. Dazu kommen Geschicklichkeitsübungen, in denen ihr zum Beispiel das Glühwürmchen durch ein Labyrinth führen müsst, ohne die Wände zu berühren. Das Problem ist, dass die reine Touchscreenbedienung das Spiel noch unfairer und frustrierender gestaltet, als es eigentlich ist. In komplizierteren Passagen, bei denen ihr genau aufpassen müsst, ist euch oftmals euer Finger im Weg und es ist auch leicht einmal passiert, dass das Glühwürmchen in die falsche Richtung gelenkt wird, ohne es zu wollen. Eine zusätzliche Tastenbedienung mit anzubieten, hätte dem Spiel sicherlich gut getan.
Beendete Ebenen lassen sich im Startmenü noch einmal spielen, außerdem könnt ihr euch auch die gefundenen Erinnerungen so oft ansehen, wie ihr wollt.
Nippon Ichi hat einige kreative Ideen in das Spiel einfließen lassen, die das Vorankommen alles andere als einfach gestalten und der armen Mion zahlreiche Tode bescheren. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass Hotaru no Nikki ein D-Rating (17+) erhalten hat.
Das Interessante an der Sache ist, dass alles ohne Worte funktioniert. So werden kaum Japanischkenntnisse benötigt, um sich zurechtzufinden. Wer nicht zu einem Import greifen möchte, kann auch auf die Westversion von Hotaru no Nikki warten, die NISA vor einiger Zeit angekündigt hat. Es handelt sich dabei allerdings nur um eine Download-Version.
Mir persönlich gefällt Hotaru no Nikki bislang, auch wenn es mit knackigen Passagen gespickt ist und es oftmals viele Versuche braucht, bis man Mion sicher weiterbringt. Viel mehr mag ich auch gar nicht über das Spiel erzählen, da ich nicht die Herausforderungen vorweg nehmen will, die euch in den anderen Ebenen erwarten. Es wird auf jeden Fall noch sehr spaßig.