Die E3 ist zu Ende und viele Neuigkeiten durften Videospielliebhaber bestaunen. Der große Trubel um die Messe hat allerdings auch zur Folge gehabt, dass man Neuveröffentlichungen in dieser Woche nicht unbedingt mitbekommen hat.
Am 13. Juni hatten wir da eine zu verzeichnen, denn Nintendo und Level-5 gingen mit einem neuen Inazuma-Eleven-Spiel, in den Versionen „Licht“ und „Schatten“, auf Käuferfang. Ganze drei Jahre nach dem Japan-Release von Inazuma Eleven GO, kommen nun auch wir Europäer in den Genuss des 3DS-Fussball-RPGs. Mit dem „GO“-Zusatz macht die Serie nicht nur den Sprung vom Nintendo DS auf den Nintendo 3DS, sondern beschreibt auch den Beginn einer neuen Generation von Fußballspielern.
Der Wechsel auf den nächsten Handheld verlief reibungslos, soviel sei verraten. Doch ob die Serie nach bereits drei Ablegern noch zu überzeugen weiß und welche Neuerungen Inazuma Eleven GO mit sich bringt, erfahrt ihr in unserem Test.
Der Neue steht auf Fussball
Inazuma Eleven GO beginnt mit Arion Sherwind, der als neuer Schüler an die Raimon Junior High kommt. Die Schule erlangte durch ihre Fußballmannschaft Ruhm und Ehre und auch Arions Wunsch ist es, ein Teil des Raimon-Teams zu werden. Schnell stellt sich aber heraus, dass sich einiges geändert hat. Fußballspiele werden von der Organisation namens Fifth Sector gesteuert und Ergebnisse manipuliert, um Zucht und Ordnung in der Fußballwelt zu bewahren. Auch das ehemalige Weltklasseteam der Raimon muss sich diesen Regulierungen unterwerfen, was zur Folge hat, dass ein Großteil der Spieler kaum noch Gefallen am Fußballspielen findet.
Arion und sein Freund Jean-Pierre wollen sich das jedoch nicht gefallen lassen und lehnen sich mit der Hilfe ihres neuen Trainers dagegen. Bald steht auch die Mannschaft hinter ihnen und die Revolution gegen Fifth Sector beginnt. Entgegen der vorgefertigten Ergebnisse von Fifth Sector, will die Mannschaft der Raimon Junior High nun das Saint’s-Way-Fußballturnier gewinnen und dem regulierten Fußball ein Ende setzen.
Neben dem storyrelevanten Saint’s-Way-Turnier, warten noch weitere Begegnungen, die mitunter versionsexklusiv sind. Mehr als 1.000 Spieler können rekrutiert werden und ein Mehrspielermodus, lokal oder online, hält den Spieler auch nach der Story am Ball. Der Verlauf der Story ist zum Leidtragen älterer Spieler noch kindgerechter gestaltet worden, und nimmt den Spieler mehr als an eine Hand. Ständig wird eingeblendet, was man als nächstes zu tun hat und stört somit den Spielfluss enorm. Ein wenig mehr Vertrauen in die Aufmerksamkeit der Spieler hätte nicht geschadet.
Stylus in die Hand und losgekickt
Kenner des Fußball-RPGs finden sich auch in GO sehr schnell zurecht. Spieler können durch Ausrüstungsgegenstände, wie Fußballschuhen oder Handschuhen, aufgebessert werden und steigen nach Fußballspielen in ihrem Level auf. Hatte man es zu Nintendo-DS-Zeiten noch mit Zufallskämpfen, die durch ein 4-gegen-4-Fußballspiel bestritten wurden, zu tun, so setzt man in GO auf 5-gegen-5-Partien. Ausgelöst werden diese diesmal aber nicht zufällig, sondern erst, wenn man die betreffende Person anspricht. Nach einem siegreichen Match, welches je nachdem, durch ein Tor, einer Ballabnahme oder Ballbehauptung erreicht werden kann, erhält man neben Erfahrung, auch Elan- und Teamgeistpunkte. Elanpunkte dienen als Währung, durch die man Gegenstände erstehen kann. Teamgeistpunkte braucht man zum Abwerben verschiedener Spieler.
Das Abwerben der Spieler erfolgt in Inazuma Eleven GO auch ein wenig anders, als bekannt. Zum Einen besteht die Möglichkeit, dass man Spieler nach einem Fußballspiel erhält, zum Anderen erfolgt das Abwerben durch sogenannte Kicker-Karten, die man bei bestimmten Händlern gegen Teamgeistpunkte erhält. Diese Karten enthalten bestimmte Voraussetzungen, die man erfüllen muss, damit sich der Spieler dem Team anschließt. Meist sind das Items, die man besitzen muss, bereits rekrutierte Spieler, oder aber auch Fotos von bestimmten Orten im Spiel. Ein wenig seltsam ist es, dass abgeworbene Spieler trotzdem noch als Gegner auftreten.
Während man sich in den 5-gegen-5-Partien frei in seinen Aktionen ist, so bekommt man in den Story-Spielen oft Aufgaben während der Spiele gestellt. In den großen 11-gegen-11-Spielen muss man nun zum Beispiel den Ball erobern, oder mit einem bestimmten Spieler einen Punkt auf dem Spielfeld erreichen. Dies hat zwar alles seinen storytechnischen Sinn, zerstückelt das Spiel aber stark, so dass man meist keine komplette Spielzeit selber spielen kann. Später kann man diese Partien ohne die angesprochenen Aufgaben wiederholen.
Ob 5 gegen 5, oder in den Story-Spielen 11 gegen 11, gespielt wird mit dem Stylus. Man zeichnet die Laufwege und drückt auf den Bildschirm, um zu schießen oder zu passen. Neu in Inazuma Eleven GO ist, dass man durch das Drücken auf einen gegnerischen Spieler, Druck auf diesen ausüben kann, um leichter an den Ball zu kommen. Auch ein frei im Feld liegender Ball kann angetippt werden, so dass sich mehr Spieler auf diesen stürzen. An der Seite des Bildschirms findet man noch die Optionen, die das Menü aufzurufen, einen Kampfgeist beschwören, oder eine Teamtaktik umsetzen. Diese Optionen muss man allerdings erst im Laufe des Spiels freischalten.
Über das Menü kann man im eigentlichen Fußballspiel, Auswechslungen vornehmen und angeschlagene Spieler mit Items heilen. Der Kampfgeist ist ebenfalls ein neues Feature im 3DS-Inazuma. Bis zu drei Kampfgeister können in einem Spiel beschworen werden. Diese steigern die Werte des jeweiligen Spielers enorm und machen ihn quasi unangreifbar. Die einzige effektive Methode, um einen Spieler mit Kampfgeist zu stoppen ist ein weiterer Kampfgeist. Treffen zwei Spieler mit Kampfgeist aufeinander, kommt es zu einem kurzen Duell, in dem die elementaren Wechselwirkungen von Bedeutung sind. Der Kampfgeist bleibt jedoch nicht bis zum Abpfiff auf dem Platz, denn ist seine Energie aufgebraucht, so verschwindet dieser wieder. Energie verbraucht der Kampfgeist mit jeder Bewegung und jeder Technik.
Das gilt natürlich auch für die normalen Spieler, die im Laufe des Fußballspiels an Energie verlieren. Diese kann man durch gewisse Items wieder auffrischen, um dem Spieler wieder mehr Puste zu verleihen. Die speziellen Pass- und Schusstechniken, die Inazuma Eleven erst ausmachen, verbrauchen Technikpunkte. Diesmal können diese Inazuma-Techniken allerdings auch aufgelevelt werden, welches nach mehrmaliger Benutzung von selbst geschieht.
Zu guter Letzt, gibt es noch gesonderte Punkte, die für das Ausführen der Teamtaktiken dienen. Teamtaktiken sind quasi Inazuma-Techniken, an denen mehrere Spieler beteiligt sind. Mit diesen kann man in brenzligen Situationen, schnell ans andere Ende des Spielfelds gelangen, um sich den entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Die Punkte, die dafür benötigt werden, sind allerdings begrenzt, so dass man sparsam damit umgehen muss. Später ist es möglich, neue Trainer auszuwählen, welche Auswirkung auf die maximale Anzahl der Taktikpunkte haben.
Abseits der Fußballspiele findet man die lebenswichtigen Erholungspunkte, welche dem Team wieder volle Stärke verleihen. Des weiteren befinden sich Sondertrainingspunkte auf der Karte, an denen man bestimmte Attribute gegen Elan trainieren kann. Versteckte Schatztruhen und jede Menge NPCs zum kurzen Fußball-Smalltalk füllen den Rest der Inazuma-Welt.
Vor einem Spiel kann man Teameinstellungen jeglicher Art vornehmen und Aufstellung und Taktik bestimmen. Inazuma Eleven GO ermöglicht es sogar den Torjubel zu bearbeiten. Der Mehrspielermodus rundet das Spielgeschehen ab.
Der Ball ist rund
Mit dem Sprung auf Nintendo 3DS kommt natürlich zwangsläufig eine grafische Anpassung. So auch in Inazuma Eleven GO, was nun grafisch an den Wii-Teil anknüpft. In GO setzt man mehr auf die Interaktion der Spieler und setzt diese mit großen Ingame-Portraits in Szene. Das eigentliche Spielgeschehen beschränkt sich hingegen weiterhin auf das Wesentliche, um den Bildschirm nicht zu voll zu packen. Ein paar Filmsequenzen im Anime-Look runden das Ganze ab. Alles in Allem eine solide Präsentation.
Nintendo hat sich diesmal wieder nicht lumpen lassen, eine komplette deutsche Synchronisation anzubieten. Diese schwankt zwar qualitativ sehr, aber das liegt wohl auch an den sehr jungen Sprechern. Da man mit dem 3DS-Teil noch stärker auf das jüngere Publikum abgezielt hat, kann man auch keine japanische Synchro erwarten, zumal man Namen und Begriffe komplett aus dem Englischen ableitet.
Wie schlägt sich die neue Generation?
Inazuma Eleven GO schafft den Sprung nahezu unbeschadet. Am Gameplay wurde ein wenig gewerkelt, bleibt aber schlussendlich seinen Wurzeln treu. Problematisch ist, dass man nach drei Inazuma-Spielen kaum noch etwas Innovatives an dem Fußball-RPG findet. Hat man es mit den Teilen 1-3 noch mit der selben Truppe zu tun, die einem mehr oder weniger ans Herz wuchs, so kommt GO mit einem komplett neuen Cast daher, den man erst kennenlernen muss. Dies fällt schwer, wenn man spielerisch kaum neues zu bieten bekommt.
Ein Manko für ältere Spieler ist die starke Auslegung für Kinder. Die ständigen Erklärungen sind nervig und bringen oft dazu, einfach alle Dialoge wegzudrücken, da man ja eh alles eingeblendet bekommt. Der Spielfluss wird dadurch stark gedämpft und ebenfalls der Spielspaß. Ein weiterer Rückschritt, der mit der kindgerechten Umsetzung zusammenhängt ist, dass man durch das neue Feature der Kampfgeister noch weniger Herausforderung in den Spielen hat. Sieht es mal schlecht aus, setzt man den Kampfgeist ein und sichert sich so garantiert ein bis zwei Tore.
Inazuma Eleven war innovativ zu seiner Zeit und konnte somit viele ansprechen. Aus der Sicht eines RPG-Fans ist die Luft allerdings nun raus. Wer noch nie einen Inazuma-Titel gespielt hat, der kann getrost zu GO greifen, auch wenn die DS-Spiele den sympathischeren Cast und den besseren Spielfluss bieten. Alle anderen sollten es sich zweimal überlegen, ob sie Inazuma Eleven GO eine Chance geben.
Story: Simpel und durchschaubar. Ständige Einblendungen dämpfen den Spielfluss
Gameplay: Fußballspiele ersetzen Kämpfe, erweiterte Stylus-Funktionen, Kampfgeister machen brenzlige Situationen zum Kinderspiel, Abwerben von Spielern durch Kicker-Karten, Story-Spiele können wiederholt werden, um Items zu sammeln
Grafik: solide 3DS-Grafik, Spielgeschehen beschränkt sich aufs Wesentliche
Sound: komplett deutsche Synchronisation mit Qualitätsmängeln
Sonstige: Mehr als 1.000 Spieler, Mehrspielermodus online und lokal, zwei Versionen mit unterschiedlichen Teams und Spielern