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Angeschaut! Der Mohnblumenberg

Der Mohnblumenberg (Jap. Kokurikozaka Kara) ist der neuste hier verfügbare Film des Studio Ghibli, der unter der Führung von Goro Miyazaki entstand. Sein Vater Hayao Miyazaki schrieb an dem Drehbuch mit. Der Film basiert auf dem Manga mit demselben (japanischen) Namen. In Japan schon seit 2011 zu sehen, hatte der Mohnblumenberg in Deutschland erst im Sommer 2013 seine Kino-Premiere und ist nun auch auf DVD und Blu-Ray erhältlich.

mohnblumenberg-1Nach „Die Chroniken von Erdsee“ aus dem Jahr 2006, das von der Presse sehr schlecht bewertet wurde, ist „Der Mohnblumenberg“ Goro Miyazakis zweiter Film. Erfreulicherweise hat er in der Zwischenzeit viel dazugelernt, denn der Film ist nicht nur ganz anders, sondern wirkt auch wesentlich ausgereifter.

Die Handlung des Films spielt in einer der japanischen Hafenstadt Yokomana in den 60er Jahren. Das Setting wurde mit viel Liebe zum Detail umgesetzt – am Horizont sind ständig Schiffe auf dem Meer zu sehen und man findet zahlreiche populäre Lieder dieser Zeit im Film wieder, japanische und westliche. Die Geschichte selbst ist sehr bodenständig: Es geht um das tägliche Leben eines Mädchens namens Umi Matsuzaki und den Kampf der örtlichen Schüler, das alte Clubraum-Gebäude der Schule, liebevoll nach französischem Vorbild „Quartier Latin“ getauft, vor dem Abriss zu retten.

Die allgemein recht sorglose Geschichte nimmt aber bisweilen auch ernstere Züge an. Umis Vater, der Kapitän eines Schiffs während des Koreakriegs, kehrte niemals zurück, doch Umi hisst noch immer jeden Morgen die Flaggen mit dem Signal für eine „sichere Reise“ vor ihrem Haus auf dem Mohnblumenberg. Auch eine kleine Liebesgeschichte Teil der Handlung, und der Plot kann bisweilen mit Überraschungen aufwarten.

Umis Schulleben wird mit sehr viel Witz und Charme gezeigt. Die Präsentation ist bunt und unheimlich lebendig, auf die Darstellung des verstaubten und vollgestopften alten Clubgebäudes und der dazugehörigen Clubs wurde besonders viel Wert gelegt. Die Interaktionen zwischen den Schülern wirken wie aus dem Leben gegriffen.

Schulleben, Familienleben, Liebesleben – der Mohnblumenberg stellt viele Aspekte der Jugend facettenreich dar und versprüht eine positive Nostalgie, die man auch fühlen kann, ohne alt zu sein oder aus den 60er-Jahren zu stammen.

mohnblumenberg-2Auch audiovisuell kann der Film auf ganzer Linie überzeugen. Das liebenswürdige Charakterdesign ist sehr ghiblitypisch, die Hintergründe sehen wunderschön aus und die Animation ist sehr flüssig und lebensnah. Die Musik komponierte Satoshi Takabe, der durch passende Instrumentenwahl und bisweilen jazzige Stücke perfekt die Atmosphäre des Films trifft. Besonders erwähnenswert ist das wunderschöne Ending-Lied „Sayanara no Natsu“ (Sommer des Abschieds), das durch durch das Erklingen eines Schiffshorns eingeleitet wird und von Aoi Teshima gesungen wurde. Auch darüber hinaus finden sich auf dem Soundtrack einige gesungene Stücke wieder – historische Stücke wie Originalwerke.

Erwähnt werden sollte allerdings, dass Der Mohnblumenberg trotz seiner familienfreundlichen Aufmachung kein Kinderfilm ist – einige der behandelten Themen sprechen eher ein jugendliches und erwachsenes Publikum an. Es handelt sich natürlich auch nicht um ein episches Fantasy-Abenteuer im Stil von Prinzessin Mononoke, sondern einfach nur um ein schönes Alltags- und Jugenddrama.

Fazit Film: Der Mohnblumenberg überzeugt durch seine Lebendigkeit, seinen Charme, die wunderschöne Darstellung des Yokohamas der 60er-Jahre, durch eine sehr kurzweilige Handlung, einfühlsame Charakterisierung und eine schöne Liebesgeschichte. Goro Miyazaki hat hier ganz anderen Grund betreten – und mit Erfolg. Diesen Film schaut man mit einem Lächeln auf den Lippen, und man verlässt ihn vielleicht mit ein bisschen Fernweh. Und ist glücklich dabei.

Der folgende Teil bezieht sich auf die Blu-Ray, ist aber zu gewissen Teilen auch auf die DVD-Version anwendbar.

Filmdaten:

  • Länge Hauptfilm: 91 Minuten
  • Länge Bonusmaterial: 195 Minuten
  • Bild: 1,85:1 (1080p/24)
  • Sprache & Ton: Deutsch o. Japanisch, jeweils DTS-HD Master Audio 5.0
  • Untertitel: Deutsch
  • Regionalcode: B

Deutsche und Japanische Sprachausgabe:

Mit Laura Maire als Umi und Tim Schwarzmaier als Shun werden die beiden Hauptrollen von erfahrenen Sprechern übernommen. Die beiden sind in ihren Rollen sehr überzeugend und meistern auch schwierigere Szenen. Die Besetzung ist insgesamt sehr gelungen. Die meisten Sprecher – darunter einige bekannte – machen ihre Arbeit ausgesprochen gut. Die Sprecher der jüngeren Kinder kommen nicht immer ganz glaubwürdig herüber. Das deutsche Skript wirkt sprachlich größtenteils natürlich, selbst bei den schwer übersetzbaren japanischen Ausdrucksweisen, bisweilen gibt es kleinere Schwächen. Die japanischen Namen wurden beibehalten. Umi erhielt im Deutschen zusätzlich den Spitznamen „Meer“ (vermutlich als Ersatz für „Umi-chan“) – eine kreative, aber etwas riskante Lösung, die zwar die Bedeutung ihres Namens (Umi = Meer) vermittelt, aber zunächst verwirrt, weil der Zuschauer nicht sofort merkt, wer gemeint ist.

Die japanische Fassung ist perfekt besetzt und die Sprecher wirken sehr überzeugend. Aus kulturellen Gründen wirkt diese Fassung ein ganzes Stück authentischer. Aber auch die deutsche Sprachfassung kann als sehr gelungen bezeichnet werden und ist durchaus empfehlenswert.

Bild & Klang:

Das Bild ist scharf, die Farben wirken kräftig. Auch in Bewegung bleibt das Bild scharf, Schlieren gibt es keine. Der Ton wirkt den ganzen Film über klar, die Lautstärkeverhältnisse zwischen Sprache, Soundeffekten und Musik sind angemessen.

Untertitel:

Weiße Schrift, schwarze Ränder, angenehme Größe. Neben der Sprache wurden auch die japanischen Lieder größtenteils mit deutschen Unteriteln versehen. Die Opening-Credits sind ebenfalls untertitelt, die Credits im Abspann allerdings nicht. Eine zweite Untertitelspur enthält nur die Untertitel der Lieder und Schrift.

Verpackung: Wie bei den anderen Ghibli-Blu-Rays ein schmaler Pappschuber im markanten und minimalistischen Design.

Menü: Schlicht, übersichtlich, intuitiv, ohne Musik, aber dafür mit Soundkulisse.

Extras:

  • Storyboards zum kompletten Film
  • Interview mit Goro Miyazaki
  • Musikvideo „Sayonara no Natsu“
  • Pressekonferenz und Titelsong-Ankündigung
  • Yokohama „Gestern und heute“
  • Deutscher Kinotrailer
  • drei Japanische Original-Trailer & zwölf TV-Spots
  • Studio Ghibli Trailershow (Arrietty, Ponyo, Chichiro, Laputa, Totoro)

Fazit Blu-Ray: Deutsche Sprachausgabe, Bild, Ton und Menü können überzeugen. Die extrem umfangreichen Bonusmaterialien können sich ebenfalls sehen lassen und sorgen für ein guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Auch die Blu-Ray-Umsetzung von Universum Anime bekommt also eine volle Empfehlung.

Bilder DVD & BD:

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